Warum kann man eine andere Zivilisation im Weltraum nicht finden obwohl wir ausreichend Technik zur Verfügung haben?

16 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Man sollte nicht vergessen, dass interstellare Entfernungen zu groß sind, als dass von halbwegs habitablen Planeten anderer Sterne deren Bewohner mit uns kommunizieren können - die technisch bevölkerten Raumzeit-Blasen liegen zu weit auseinander, dh die zeitlichen Distanzen sind wesentlich größer als die technischen Lebensdauern von Spezies. Die Lichtgeschwindigkeit ist einfach zu langsam und kann nicht überschritten werden. Das Michelson-Morley-Experiment hat das falsifiziert. Es hat vielleicht welche gegeben oder wird sie noch geben, aber kaum gleichzeitig in kommunizierbarer Entfernung, und außerhalb kommunizierbarer Entfernung erreicht eine Nachricht von einer zur anderen die andere kaum vor deren Ende, und wenn doch, dann ist niemand mehr da um die Antwort zu hören. Das kann also schon physikalisch von Seiten der Speziellen Relativitätstheorie und statistisch vor dem Alter des Universums kaum sein.

Wir suchen seit noch nicht einmal 70 (!) Jahren (zum Vergleich: schriftlich niedergelegte Kommunikation gibt es - selbst, wenn man großzügig ist und die Höhlenmalereien der Urmenschen mit einbezieht - seit etwa 32.000 Jahre; bei einem geschätzten Auftreten der ersten Vertreter des Homo sapiens vor etwa 200.000 Jahren), ob "da draußen" etwas ist. (SETI begann um 1960 oder so). Das ist praktisch, in galaktischen Relationen, gemessen, seit noch nicht einmal einer Minute.

Um Erfolg zu haben - dass wir also eine Sendung a) empfangen und b) als künstlich erkennen - müssten die Absender mehr oder weniger einen Richtstrahl aufs Sonnensystem richten, sonst fasert jede Sendung so weit aus, dass sie vermutlich im interstellaren Rauschen untergeht. Außerdem dürften sie nicht allzuweit weg beheimatet sein - sie müssten praktisch in unserer unmittelbaren kosmischen Nachbarschaft leben. (Immer unter der Voraussetzung, dass die Absender einen ähnlichen technologischen Stand haben wie die Menschheit und ähnlich neugierig sind wie die Menschen. Ist der aber höher oder niedriger als der Stand der Menschheit (oder, aus welchen Gründen auch immer, nicht an der Erforschung des Alls interessiert) - was durchaus möglich ist - sind überhaupt keine Vorhersagen mehr möglich.)

Dass wir auf andere Weise Welten entdecken, deren Atmosphärenzusammensetzung auf Leben hinweist (Etwa durch das Webb-Teleskop) halte ich aktuell für deutlich wahrscheinlicher als das Auffangen einer künstlich erzeugten Sendung mit extrasolarem Ursprung, die wir eindeutig als künstlich identifizieren können.

Wir werden das auch in 1000 Jahren nicht schaffen mit einer anderen Zivilisation in Kontakt zu kommen.

Warum?

Deine Grundannahme ist falsch ---- Es gibt keine Technik (und es wird voraussichtlich auch nie eine Technik geben), die das ermöglichen würde.

Es gibt zwar über 100 Milliarden Sterne in unserer Milchstraße, aber andererseits ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass sich in einem Sonnensystem intelligentes Leben entwickelt. Beste Schätzungen kommen (können aber auch um den Faktor 100 zu hoch oder zu niedrig sein) auf etwa 1 Zivilisation pro Galaxie.

Bei mindestens 200 Milliarden Galaxien allein in dem von uns sichtbaren Teil des Universums, gibt es da viel Platz und viele Möglichkeiten für viele Zivilisationen.

Aber schon die nächste größere Galaxie = Andromeda-Galaxie, ist ca. 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Da ist jede Form von Kontakt absolut unmöglich.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Milliarden von Kilometern... Aus Sicht eines Menschen eine gewaltige Distanz. Im Verhältnis zur größere des Weltraumes wäre es eher so, wie die Distanzt vom Schlafzimmer bis zur Haustür in einer Wohnung.

Nach Milliarden von Kilometern ist man ja noch nichtmal unbedingt außerhalb des Sonnensystemes.

Technisch sind wir nicht annähernd in der Lage selbst die nächstgelegensten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems so hochauflösend abzubilden, dass man künstlich geschaffene Strukturen erkennen könnte. Man kann höchsten das Spektrum der Atmosphäre einigermaßen untersuchen und versuchen aus der Zusammensetzung grobe Rückschlüsse auf Prozesse auf dem Planeten zu ziehen.

Die Außerirdischen müssten also aktive Signale versenden, um auf sich aufmerksam zu machen. Und je weiter sie weg sind, desto stärker müsste diese Sendeleistung sein, damit bei uns noch irgendetwas ankommt, was nicht im Rauschen der vielen anderen Signale des Weltraumes untergeht.

Und dann ist es eine Sache des Timings. Wir selbst senden und empfangen ja auch erst seit rund seit gut 100 Jahren, könnten also auch erst im Umkreis von 100 Lichtjahren bermerkt worden sein. Und dass ja nicht gezielt, sondern einfach das was bei Radio und TV etc. so in den Weltraum abstrahlt. Alles ziemlich schwach.

Wenn man bedenkt, dass die Menschheit (Home Sapiens) erst seit rund 300.000 Jahren existiert ist das gerademal ein Wimpernschlag. Und in anbetracht des Alters der Erde (rund 4 Mrd. Jahre), ist es noch viel unbedeutender. Das was wir hier senden gleicht eher dem ersten kleinen Wimmern eines Neugeborenen. Und davon nimmt ja auch nur ein sehr kleinen Umfeld notiz und nicht sofort alle auf der Erde.

Und jetzt bräuchte es den wahsinnigen Zufall, dass sich irgendwo und irgendwann eine Zivilisation entwickelt hat, die so nahe gelegen ist oder so stark sendet, dass wir eine Chance hätten die Signale zu empfangen.

Ich bin auch davon überzeugt, dass wir nicht die einzigen intelligenten Lebewesen sind. Ich halte es aber für unwahrscheilich anderes intelligetes Leben entdecken zu können. Selbst wenn wir uns technisch weiter entwickeln und auch die nächsten 1000 Jahre Augen und Ohren offen halten. Die Abstände (zeitlich wie räumlich) im Weltall sind einfach zu gigantisch.

Vielleicht hätte man in den letzten 4 Mrd. Jahren mal Signale empfangen können. Und dann verstummte die sendende Zivilisation und wir haben sie quasi nur "knapp" um ein paar Millionen Jahre verpasst. Vielleicht sind andere Zivilisationen auch gerade erst soweit wie wir und es braucht noch tausende oder millionen Jahre bis aufgrund der Entfernung die Signale bei uns ankommen. Denn schneller als das Licht können sie nicht reisen.

Vielleicht sind auch schon Signale da, wir sind aber technisch nicht in der Lage sie zu erkennen.

Oder kurz gesagt: Die Suche ist alles andere als einfach und gleicht eher der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, wobei der Heuhaufen so groß wie eine ganze Stadt ist und wir nichtmal wissen, ob wirkich eine Nadel drin versteckt ist oder ob sie mal darin versteckt war oder ob sie erst noch darin versteckt werden wird.


Nussbecher  29.11.2024, 10:00

Sehr schöner Beitrag.

"Obwohl wir ausreichend Technik zur Verfügung haben"

Haben wir nicht :)