Warum ist meine Glückseligkeit immer nur von kurzer Dauer?
Ich war letzten Monat mit meinem Mann in Paris, dort war es wirklich schön und ich fühlte mich so unbeschwert. Dieses gute Gefühl hielt einen ganzen Monat lang an. Ich dachte mein jahrelanger Kampf mit meinen psychischen Problemen würde sich nach und nach legen. Es ging mir so gut wie noch nie. Doch heute hatte ich wieder einen Zusammenbruch, wie aus dem Nichts. Ich habe einiges schlimmes in meinem jungen Leben erlebt und merke erst jetzt im Erwachsenenalter wie sehr meine Persönlichkeit dadurch geprägt wurde und wie schwer die Folgen sich auf mein Leben auswirken. Ich fühle mich als hätte man mich kaputt gemacht und als könnte man mich nicht mehr reparieren. Durch die Therapie und den jahrelangen Kampf bessert sich alles zwar, aber das was passiert ist lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Ich kann nur lernen mich zu entlasten und das beste aus der Situation zu machen. Die Situation selbst ist aber, dass ich einen Knacks habe und ich meinen Charakter nicht gesund entwickeln konnte. Die Erfahrungen sind unumkehrbar und mit den Folgen muss ich mein Leben lang klar kommen. Das macht mich fertig. Ich gebe mein aller bestes, aber mein Verstand macht was er will und wirft mich zurück. Der Kampf kann nie aufhören. Das macht mich müde. Wie kann man mit sowas umgehen?
7 Antworten
Hallo,
so frei und unbeschwert wirst du natürlich nicht immer sein. Es wird dich immer irgendetwas an früher erinnern, ein Geruch, etwas, was du siehst und du wirst Zeiten haben, in denen du denkst, du kannst so nicht mehr weiter machen. Es wird immer wieder Höhen und Tiefen geben. Du hast in der Therapie gelernt, wie du damit umgehen kannst.
Ich kann dir erzählen, welche Erfahrungen ich damit gemacht habe. Habe auch viel erlebt, viel hinter mich gebracht. Ich weiß, dass es immer wieder Rückschläge gibt, aber es gibt auch Schritte nach vorne. Die wirst du auch erleben.
Nimm dir immer wieder einmal eine Auszeit, auch nur für dich allein. Tu dir etwas Gutes.
Liebe Grüße, RuthJo
Hatte selbst eine Psychose in 2016.
Ging bei mir damals sogar bis zum versuchten Suizid.
Gibt ein paar Sachen die helfen.
Finde deine Würde und dein Selbstwert.
Lerne dich selbst zu lieben.
Werde Authentisch (sei ehrlich zu den Menschen in deinem Umfeld und vor allem zu dir selber)
Beschäftige dich mit Emotionaler Intelligenz, lerne was das ist.
Reflektiere über alles was du tust.
Achsamkeitstraining ist auch extrem wertvoll.
Und Glück ist nichts was du erzeugen oder erschaffen kannst.
Es ist ein Nebenprodukt, wenn du das richtige tust.
Gib deinem Leben einen Zweck & Sinn (sonst machen das andere für dich).
Die Erfahrungen sind unumkehrbar und mit den Folgen muss ich mein Leben lang klar kommen.
Alles ist veränderlich.
Und du musst nichts.
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Ich gebe mein aller bestes, aber mein Verstand macht was er will und wirft mich zurück. Der Kampf kann nie aufhören.
Den Kampf kannst du gleich beenden. Besser ist es anzuerkennen und anzunehmen, dass dein Gehirn und deine Psyche Strategien entwickelt hat, die dir damals geholfen haben. Erkenne diese Leistung radikal an. Deine Psyche - als Du - hast eine Strategie gefunden, um damit weiterleben zu können. Das sollte man würdigen. Begegne dir in den schlechten Zeiten mit Nachsicht. Du musst dagegen nicht ankämpfen. Du bist richtig, so wie du bist. Du musst in nichts besser werden. So stehst du in schlechten Zeiten voller Empathie für dich an deiner Seite. Das darf unbedingt sein. Du darfst trauern. Kämpfe nicht gegen dich selbst. Umarme dich, du hast es geschafft.
Weil du die Geschichte, die du dir über dich selbst und über dein Leben erzählst, nicht unter Kontrolle hast und deine Gefühle von eben dieser dir selbst erzählten Geschichte abhängig machst.
Erzählst du dir die Geschichte aus Paris und Glücklichsein geht es dir gut.
Erzählst du dir die Geschichte von deiner Vergangenheit etc. geht es dir schlecht.
Entscheide, welche Geschichte du dir den ganzen Tag lang erzählst.
Das stimmt leider nicht. Könnte ich es so einfach durch Gedanken beeinflussen, wäre es schön.
Ich erzähle mir die Geschichte nicht. Wie aus dem Nichts kommt es plötzlich aus mir heraus. Der Tag kann super schön gewesen sein, ich bin total glücklich. Plötzlich wendet sich alles wie aus dem Nichts und es geht mir furchtbar. Ich kann es nicht kontrollieren.
Traumatische Erfahrungen haben eine andere Erinnerungsqualität als die üblichen täglichen Erfahrungen. Aber auch traumatische Erfahrungen lassen sich durch neue Erfahrungen abschwächen. Mit der Zeit werden sie dann immer weniger belastend. Der "Kampf" mit diesen Erfahrungen wird dadurch mit der Zeit immer leichter. Das sollte etwas Hoffnung machen. Mit Rückfällen muß man aber leider rechnen. Versuche dich vor allem an das Schöne zu erinnern, was du gerade letzthin mit deinem Mann erlebt hast. Dein Verhältnis zu ihm sollte deine Erinnerungen leiten. Gute Besserung!
P.S.: Die Frage der Überschrift beantwortet wohl der kleine Vers von N. Lenau:
"O Menschenherz, was ist dein Glück? Ein rätselhaft geborener und kaum gegrüßt, verlorener, unwiederholter Augenblick!"
Gruß von Littlethought.