warum ist mein Welpe oft aggressiv ?

6 Antworten

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Kein Welpe ist aggressiv!

Mit den gerade 12 Wochen (3 Monate) ist dein Welpe wohl schon etwas früh (vermutlich 8 Woche) bei Euch angekommen.

Im Regelfall - wenn Welpen erst ab der 10. Woche, besser 12. Woche abgegeben werden - haben diese bei Mutter, Geschwistern und dem Züchter dann die perfekt fuktionierende Beisshemmung schon gelernt.

Ihr habt den ersten Fehler schon gemacht:

  • Raufspiele und Mensch als Geschwisterersatz

Den zweiten Fehler auch:

- Strafend zurechtweisen durch Niederdrücken, Schnauzgriff und laut böse werden

Nun müsst ihr Eure Fehler schon - und sehr behutsam korrigieren!!

Zur Erklärung:

Ein Mensch ist im Bauplan des Verhaltens durch Mutter Natur nicht vorgesehen - sondern andere Hunde, andere exakt gleich alte Welpen. An diesen lernt ein Welpe seine immer und jederzeit funktionierende Beisshemmung. Hunde und Welpen haben dickes Fell und dicke Haut, lose Haut noch dazu. Das eignet sich perfekt zum Körperliche Ertüchtigung im Raufspielen zu üben.....

Wird ein Welpe zu arg wird der Gegenüber quietschen - und schon ist das schönste Spiel beendet.... So geht das unter Hunden.

Der Mensch aber mit seiner dünnen, nackten Haut ist für solche Raufspiele viel zu empfindlich - der Welpe mit 8 Wochen ja so niedlich und schon geht Mensch auf die Aufforderung zum Spiel ala Hundewelpe - also Raufspiel (weil Beisshemmung muss ja gelernt werden) ein.

Dann kommt das Aua - weil Menschen ja gerne sich auch tapfer zeigen, im Kopf glauben immer siegen zu müssen - um dem Welpen keine Blöße zu zeigen - viel zu spät - Zack ist ein Loch in der Haut - das tut weh - nur weil Menschen ja Hominiden und keine Hunde sind - wird "gestraft" = der Welpe bekommt Angst und wird noch wilder....

So schaukelt sich das Ganze auf - bis zu dem was Du gerade erlebst

Dein Hund weiß aber überhaupt nicht dass er etwas falsch gemacht hat - du musst ihm das hundisch beibringen

Ab sofort:

  • geh auf keine einzige Spielaufforderung deines Welpen mehr ein !!
  • keinerlei Raufspiele mehr = leite Du Spiel auf Gegenstände um - deine Haut und Körper ist TABU!
  • wenn er dich auch nur mit den Zähnen berührt laut Schmerzensäusserungen von Dir geben, welche sich auch wie die eines Hundes anhören können. Zeig ihm wie weh das tut und wie empfindlich du bist!!
  • wende dich wenn dein Welpe Raufspiele sucht - SOFORT von ihm ab...bleib dabei ganz ruhig stehen, geh nicht auf den Boden zu ihm. Blick in die Ferne
  • lässt er nun von dir ab und dich in Ruhe und ist "frustriert" bietest du ihm ein Spielzeug an - als Belohung = dazu eignet sich der Ball sehr gut.
  • keine Rennspiele mit Ball, sondern rellere den Ball herum und sei so geschickt dass er ihn erst erwisch wenn er zum Beispiel um deine Beine herum geht, untendurch - obendrüber - so wird sein Spiel von deinen Körperteilen auf den Gegenstand umgelenkt
  • Macht er das bekommt er den Ball als Belohnung = keine Wiederholung, Spiel beendet bis du wieder beginnst zu spielen (zwei Bälle sind hier gut)

Kein Runterdrücken, keinen Schnauzgriff, nicht im Nacken halten = kein böses Wort!!!

Wenn du das durchziehst und dabei konsequent bleibst hat dein Hund innert zwei Tagen eine funktionierende Beisshemmung

Wenn ein Welpe in der Phase des Lernens der Beisshemmung vom Menschen menschgerecht "gestraft wird" kann er das nicht verstehen, bekommt Angst, verliert das Vertrauen und....beginnt um sein Leben zu kämpfen = das wirkt auf uns so als ob er immer wilder und aggressiver würde...(!)

Hunde, erwachsene - strafen in dieser Zeit NICHT ab, sondern wenden sich ab - ignorieren eisern, stehen auf und gehen...

Merke: Du bist kein Wurfgeschwister deines Welpen, kannst und sollst das auch nicht ersetzen

Viel Glück Euch Zweien ;o)))

kartoffelsirup  17.04.2012, 13:35

Ich drück dir mal schnell einen ganz fetten Daumen auf die Stirn :)

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tilkinski 
Fragesteller
 17.04.2012, 20:38
@kartoffelsirup

er ist mit 10 wochen zu uns gekommen : )

  • Strafend zurechtweisen durch Niederdrücken, Schnauzgriff und laut böse werden .. ich habe bis jetzt noch nichts gemacht weil ich sehr unsicher war , aber danke für die antwort, das hilft mir schon sehr weiter : ))
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es ist immer jemand da, wenn er spielen will.

Das erste, was du machst, ist diese Kette umzudrehen. Nicht einer von euch ist da, wenn der Hund spielen will, sondern der Hund ist da, sobald einer von euch spielen will. Ihr seid diejenigen, die das Spiel beginnen und es auch wieder beenden, nicht der Hund.

Mensch = Boss, Hund = nebensächlicher Krümel, der froh sein kann, wenn er beachtet wird. Klingt hart, macht sich aber besser als Hund = Boss, Mensch: "Oh, hoffentlich beißt er mich nicht wieder".

Welpen benutzen beim Spielen untereinander auch ihre Zähne. Das ist etwas völlig Normales - funktioniert aber mit der menschlichen Haut nicht so gut, weil die nicht darauf ausgelegt ist, von einem Scherengebiss bearbeitet zu werden. Das kann der Hund nicht wissen (der hat kein google), das müssen wir ihm beibringen.

In dem Moment, in dem der Hund aus deiner Sicht zu aggressiv wird, zu stark zubeißt oder was auch immer, ist das Spiel sofort unterbrochen. Das heißt, der Hund wird ignoriert (nicht anfassen, nicht ansprechen, nicht ansehen). Daraus zieht der Hund den einfachen aber effektiven Schluss: Normal spielen - geil; aggressiv werden - Spiel zu Ende??? (Hundeblick). Sobald der Hund sich in gewünschter Weise ruhig verhält, kannst du weiterspielen, wird er wieder zu aggressiv, wird das Spiel erneut unterbrochen. Bei vielen Hunden reicht das bereits, um ihm das zu verklickern.

Beobachte deinen Hund bei Spielen. Der richtige Moment zum Aufhören ist nicht erst, wenn er schon im Bein drinhängt, sondern wenn er zu sehr aufdreht, also zu wild wird.

Das Ignorieren muss absolut konsequent durchgezogen werden. Sämtlichen Kontakt, auch ein strenges Pfui oder Nein interpretieren die meisten Hunde auf diesem Erregungslevel völlig falsch. Genau so gut könntest du rufen: "Ja, Hasso! Fester, fester!" Also: Klappe halten, Spielzeug außer Reichweite, wegdrehen, ignorieren.

Bei einigen wenigen Hunden ist das Erregungslevel kontinuierlich so hoch, dass sie, sobald sie das nächste Mal ausgelassen spielen, erneut zu aggressiv werden. In dem Fall kann es helfen, den Hund nicht passiv durch Ignorieren, sondern aktiv durch einen Schnauzengriff zu bestrafen. Hierzu muss ich allerdings sagen, dass dieser Griff nicht einfach ist. Die Schnauze des Hundes wird mit einer Hand etwa eine Sekunde nicht zu locker, nicht zu fest zugedrückt. Manche Hunde jaulen dabei kurz auf. Die Schwierigkeit besteht darin, dass man die Schnauze nicht immer einwandfrei zu fassen kriegt und dass Hunde schnell lernen, diesem Griff auszuweichen. Mein Hund kennt diesen Griff bereits und es ist selbst mir schon fast unmöglich, ihn korrekt anzuwenden - das ist aber für gewöhnlich auch nicht mehr notwendig, mein Hund versteht die entsprechende Handhaltung meinerseits inzwischen als absolut letzte Warnung. Also dieser Griff hat es in sich...ich hoffe, dass du ihn nicht brauchst.

Alternative hierzu wäre, den Hund im Nackenfell zu packen und kurz niederzudrücken. Das ist oft einfacher zu realisieren als der Schnauzengriff, aber ebenso anspruchsvoll. Zwei Dinge darfst du dabei nämlich niemals tun: Du darfst den Hund nicht schütteln und du darfst ihn nicht auf den Rücken drehen. Beides wird oft noch empfohlen, ist als Strafe aber völlig kontraproduktiv, weil es für den Hund lebensbedrohliche Gesten sind, die ihn in Panik versetzen - und in Panik wirkt keine Strafe mehr.

Wie gesagt, ich hoffe, dass du die gesamte zweite Hälfte dieser Antwort nicht brauchst. Das ist nämlich nicht die feine englische Art der Hundeerziehung, sondern das sind wirksame Strafen für Härtefälle und die sollten nur zum Einsatz kommen, wenn auch ein Härtefall da ist.

LG und viel Erfolg, Maro95

Janill  16.04.2012, 20:03

DH! :)

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taigafee  17.04.2012, 06:14

maro, ich will ein kind von dir :-D. oder wenigstens ein autogramm :-)))

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YarlungTsangpo  17.04.2012, 11:43

Hallo Maro,

dein Beitrag ist zutreffend wenn ich das hier deutlich ausklammere:

Bei einigen wenigen Hunden ist das Erregungslevel kontinuierlich so hoch, dass sie, sobald sie das nächste Mal ausgelassen spielen, erneut zu aggressiv werden. In dem Fall kann es helfen, den Hund nicht passiv durch Ignorieren, sondern aktiv durch einen Schnauzengriff zu bestrafen. Hierzu muss ich allerdings sagen, dass dieser Griff nicht einfach ist. Die Schnauze des Hundes wird mit einer Hand etwa eine Sekunde nicht zu locker, nicht zu fest zugedrückt. Manche Hunde jaulen dabei kurz auf. Die Schwierigkeit besteht darin, dass man die Schnauze nicht immer einwandfrei zu fassen kriegt und dass Hunde schnell lernen, diesem Griff auszuweichen. Mein Hund kennt diesen Griff bereits und es ist selbst mir schon fast unmöglich, ihn korrekt anzuwenden - das ist aber für gewöhnlich auch nicht mehr notwendig, mein Hund versteht die entsprechende Handhaltung meinerseits inzwischen als absolut letzte Warnung. Also dieser Griff hat es in sich...ich hoffe, dass du ihn nicht brauchst. Alternative hierzu wäre, den Hund im Nackenfell zu packen und kurz niederzudrücken. Das ist oft einfacher zu realisieren als der Schnauzengriff, aber ebenso anspruchsvoll.

Ein derart behandelter Welpe - beginnt Angst zu haben und in der Folge noch "wilder zu werden"

Welpen haben spitze Milchzähne, damit sie sich in einem Ernstfall verteidigen können - und der ist mit obiger Behandlung eingetreten :-( Zudem erleidet die Beziehung mit dem Menschen durch solch eine Behandlung einen oft nicht wieder gut zu machenden Vertrauensverlust.

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Maro95  17.04.2012, 14:49
@YarlungTsangpo

Das kann ich so leider nicht nachvollziehen...

Ich hatte diesen Fall bei meinem Hund (der mit zehn Wochen zu uns kam) selber und ich habe ihm das so abgewöhnt, weil sämtliches Ignorieren bzw. Aufschreien völlig wirkungslos war - nur deshalb wage ich mich hier überhaupt an Themen wie den Schnauzengriff heran.

Ein derart behandelter Welpe - beginnt Angst zu haben und in der Folge noch "wilder zu werden"

Das kann ich aus der Erfahrung mit meinem Hund absolut nicht bestätigen - der Schnauzengriff markierte für meinen Hund eine Grenze, die er unter keinen Umständen zu überschreiten hatte. Und das verstand er auch recht schnell. Von Angst keine Spur, meine Emy ist sehr selbstbewusst und stur - ein Großer Schweizer eben. Unser Verhältnis ist gut, inzwischen ist sie gute eineinhalb Jahre, wir können Spiele jeglicher Art spielen und sie bleibt permanent auf einem Erregungslevel, das ich unter Kontrolle habe.

So sehr ich den friedlichen und hundegerechten Weg als erstes Mittel der Wahl schätze - ich behaupte, dass es Fälle gibt, in denen dieser Weg keinen Erfolg verspricht und dass man manchmal bereit sein muss, ihn zeitweilig zu verlassen.

@taigafee: Wie jetzt, noch nicht in den Wechseljahren?^^

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YarlungTsangpo  17.04.2012, 18:58
@Maro95

Hallo Maro,

Das was du beschreibst funktioniert nur bei speziellen, westlichen Hunderassen. Jenen welche darauf seit länger Zeit selektiert wurden mit dem Menschen eng zusammen zu arbeiten.

Alle anderen Hundetypen reagieren auf derartige Behandlung nicht wie gewünscht, sondern durch Verunsicherung noch wilder. Das gilt insbesondere fuer Hunderassen welche dem Urtyp entsprechen - oder an diese noch angelehnt sind.

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tilkinski 
Fragesteller
 17.04.2012, 20:45

Danke für die hilfreiche Antwort, aber ich weiß auch nicht so recht ob der Nackengriff, ... nicht zu grob ist ? :)

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Maro95  18.04.2012, 02:03
@tilkinski

Na bitte - damit kann ich schon viel eher etwas anfangen. Das ist doch gut, das merk ich mir, das leuchtet ein. Ich denke, als Abkömmling von Treiberhunden und erfolgreichen Zughund kann man den Großen Schweizer durchaus als solch eine "westliche" Rasse bezeichnen.

Wenn ich genauer drüber nachdenke, muss ich sogar sagen, dass mein Interesse eigentlich fast ausschließlich westlichen Rassen gilt... Afrikanische, asiatische oder nordische Rassen würden mir vermutlich nicht ins Haus kommen, Erfahrung mit ihne habe ich schon gar nicht...

@tilkinski: Nacken- und Schnauzengriff sind grob, keine Frage, deswegen sagte ich ja auch, dass du sie hoffentlich nicht brauchst - für gewöhnlich ist es wirklich so, dass eine konsequente Spielunterbrechung ausreicht, um einem Hund das zu verklickern. Ich habe nur eben selber die Erfahrung machen müssen, dass eine bewährte und bekannte Methode der Erziehung völlig wirkungslos bleibt - und da fühlt man sich echt von allen verlassen, deswegen habe ich dir das als "Notfallplan" mit dazugeschrieben.

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Neee, der ist nicht aggressiv sondern der will mit Dir ausdiskutieren wer stärker ist. Das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Diskutiere also mit. Auf youtube wirst Du das eine oder andere nützliche Video finden.

Ich war die Jüngste als wir einen Hund bekamen. Der stellte sich auf meine Schultern und ich fiel vor Schreck fast um. Also hat unser Vater beschlossen, erst wird der Hund erzogen. Und wenn er das einigermaßen ist dann dürfen wir uns in Ruhe mit Aufsicht aneinander gewöhnen. Der Hund und ich haben das akzeptiert. Wir waren später die dicksten Freunde. Dank der Erziehung von uns Beiden spielte Kraft dann auch keine so große Rolle mehr.

Wenn er nur spielen will und dabei zu grob wird, dann unterbrich sofort das Spiel und dreh dich vom Hund weg. Ignoriere ihn so lange, bis er sich wieder beruhigt hat. Mit der Zeit lernt er, sein Gebiss zu kontrollieren. Du solltest auch darauf achten, dass DU das Spiel beginnst und beendest und dich nicht nur nach den Launen deines Hundes richtest.

Solltest du aber wirklich das Gefühl haben, dass das schon kein Spiel mehr ist, dann such dir schnell einen kompetenten Hundetrainer, denn so ein Problem lässt sich schlecht per Ferndiagnose beheben.

Die Hundeschule ist gut für deinen Welpen, auch wenn ihr erst in einem Monat einen Platz habt.

Bis dahin - schau mal hier:

http://www.familienhundtraining.com/archiv/beisshemmung.html

Alles Gute für dich und den Kleinen. LG

taigafee  16.04.2012, 19:55

guter link!

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tilkinski 
Fragesteller
 17.04.2012, 20:42

DANKE , wirklich super website !! : )

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