Warum ist die katholische Kirche unter anderen Christen oft verhasst?

11 Antworten

Meines Erachtens gibt es verschiedene Punkte.

  • Das Verhältnis ist in beide Richtungen nicht gut, die katholische Kirche hat bis ins 20. Jahrhundert die Meinung vertreten, es gebe nur eine wahre Kirche Christi, und das sei sie selbst. Alle die von der römischen Lehre abwichen, seien Schismatiker, Ketzer, Häretiker etc., und außerhalb der römisch-katholischen Kirche könne es kein Heil geben. Das hat sich dann gerade mit dem 2. Vatikanischen Konzil etwas gewandelt, erstmals wurde anerkannt, dass auch andere Konfessionen Kirche seien könnten – unter bestimmten, engen Voraussetzungen, u.a. die sogenannte ununterbrochene Weihelinie der Apostolischen Sukzession, die die evangelischen Freikirchen regelmäßig nicht erfüllen (können und wollen).
  • Alle Kirchen sind natürlich grundsätzlich davon überzeugt, dass ihr Verstöndnis von Jesus Christus, vom Evangelium und vom Glauben richtig sei – sonst würden sie es ja nicht lehren, sondern ändern. Nun stimmen aber nicht alle Lehren der Konfessionen überein, sondern widersprechen sich zum Teil deutlich, und römisch-katholisch und evangelische Freikirchen streiten an eher vielen Punkten: Bedeutung des Abendmahls, Form des Gottesdienstes und ob das wichtig sei, Amtsverständnis, Aufbau der Kirche etc.
  • Auch die Organisation ist schon alleine ein riesiger Unterschied, der auch von der Mentalität nicht gut zusammen passt: Die römisch-katholische Kirche zentral organisiert und der Papst kann so ziemlich jede Entscheidung letztinstanzlich und eigenverantwortlich in jedes Bistum und sogar eine einzelne Gemeinde hinein von oben herab fällen. Dazu eine riesige, weltweite Organisation von 24 Rituskirchen, 2945 Bistümern und ca. 1,3 Millionen Gläubigen. In vielen Ländern ist oder war die römisch-katholische Kirche auch (faktisch) Staatskirche. Die Freikirchen beziehen sich auch gerade darauf, dass sie sich frei vom staatlichen Einfluss halten, sie sind deutlich kleiner, betonen oft die Verantwortung und Eigenständigkeit jeder Gemeinde und wenn es eine gemeinsame Entscheidung für die ganze (jeweilige) Freikirche gibt, dann wird sie in einer Versammlung oder von einem Beauftragtengremium wie einer gewählten Synode gefällt.

Bei der Frage, wer die Bibel besser auslegt, geben sich beide Seiten m.E. nicht viel, auch in der römisch-katholischen Kirche wird die historisch-kritische Bibelauslegung noch von vielen nicht als angemessen angesehen.

Aber: Trotz all dieser Differenzen, vor Ort in der örtlichen Ökumene funktioniert es oftmals ordentlich. Zwar wird oft die Beteiligung von römisch-katholischer Gemeinde und einer Gemeinde der jeweiligen evangelischen Landeskirche als ausreichend angenommen, aber gerade wenn sich die Gemeindeleiter vor Ort kennen und miteinander zurecht kommen, dann kann es auch völlig selbstverständlich sein, dass die methodistische Pastorin oder ein baptistischer Pastor oder (in neuester Zeit) ein neuapostolischer Ältester beim ökumenischen Gottesdienst mitwirkt. (Und ich persönlich hoffe dann noch darauf, dass – disclaimer – eine alt-katholische Pfarrerin oder ein alt-katholischer Priester im Ehrenamt vor Ort ist und auch mitmacht.

Normalerweise erlebe ich es umgekehrt. Alle Nicht-Katholiken werden von katholischen Gläubigen ausgegrenzt. Dies mit der Meinung, alle Kirchen, neben der katholischen, wären keine "richtigen" christlichen Kirchen. Vielleicht noch mit Ausnahme der Orthodoxen.

Wenn Du so etwas von Freikirchlern vernimmst, dann haben diese Jesus nicht verstanden. Da kennen sie das wichtigste Gebot von ihm nicht: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst."

Man darf in der Christenheit gegenteiliger Meinung sein, aber nie in der Art, wie Du es geschildert hast.

Noch ein Nachtrag.

Dort wo ich lebe, konnte ich feststellen, dass das Verhältnis zwischen katholischen Gläubigen und Freikirchlern gut gewesen ist. Das "Problem" war in einem Fall der katholische Pfarrer. Er hat jeden Kontakt zu den Freikirchengemeinden kategorisch abgelehnt. Mit "meiner" alten Gemeinde, evangelisch-reformiert, hat die Ökumene gut funktioniert. Bei der neuen Gemeinde, an einem anderen Ort, wird sie auch gut gelebt, ebenso der Kontakt der katholischen Kirchgemeinde zu der einzigen freikirchlichen Gemeinde.

PMeindl  19.05.2022, 22:20

Ich bin selbst Freikirchler und stimme Dir voll und ganz zu.

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Es liegt an Vielem. Zum einen beten sie Maria an, was vielen nicht gefällt. Die Ikone könnte man als Götzendienst betrachten. Im Vatikan werden regelmäßig Homo-Partys gefeiert. Die Bibel kritisiert Homosexualität bedingungslos und radikal. Das ist keine Interpretation. Außerdem machen Gerüchte Kreise, dass da Kinder missbraucht werden.

Eben die modernen Bewegungen mit gleichgeschl. Ehe usw. wird von der Kath. Kirche unterstützt. Nicht nur toleriert, sondern man kann sich als dort taufen lassen. Gibt bestimmt noch vieles mehr, ich kenn mich damit auch nicht so gut aus.

Die katholische Kirche ist in erster Linie eine politische Institution.

Gott, Jesus und den Glauben braucht man aber nicht institutionell verwalten!

Ich glaube nicht, dass man allgemein sagen kann, dass Freikirchen die Bibel wörtlich nehmen, manche bestimmt, ja, aber sicherlich nicht alle...

Ein wesentlicher Grund aus meiner Sicht, der gegen die katholische Kirche spricht, sind schlicht die Fakten der massiven historischen Verbrechen. Bis in die heutige Zeit rein mit Missbrauch etc., Ablasshandel, Verschachern von Reliquien..., von der Inquisition und den Kreuzzügen ganz zu schweigen, aber man distanziert sich sogar viel zu wenig von früheren kapitalen Fehlern.

Und ich mag sie nicht für ihren Dogmatismus, dem sturen Beharren auf früher gebildeten Ansichten, mit sehr wenig bzw. nur sehr langsamer Weiterentwicklung.

Aber ich würde nie sagen im Vatikan würde der Teufel regieren o. ä. - z. B. macht die katholische Kirche ja auch viele sehr gute Sachen etwa im Bereich Sozialarbeit. Und natürlich gibt es auch gute Christen i. d. katholischen Kirche.

Hessen001 
Fragesteller
 04.05.2022, 22:41

Dogmatismus gibt's in der Kirche aber schon lange nicht mehr...

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oaush  19.05.2022, 22:04
@Hessen001

Haben Sie diese Aussage vorher mit Ludwig Kardinal Müller abgestimmt? Mein Eindruck ist, der würde sich dogmatisch(!) dagegen verwehren, dass die Kirche den Dogmen entsagen dürfte.

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PMeindl  19.05.2022, 22:21
@Hessen001

Ach, wo....Sämtliche Aussagen über Maria sind Dogmen!

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