Ja, nur der Titel „Pastor/Pastorin“ ist in der Alt-Katholischen Kirche unüblich. Bei uns heißen die Geistlichen nach der Weihe Priester bzw. Priesterin. Wer (mit bestimmter Zusatzausbildung) auch eine Gemeinde leitet, ist dann Pfarrer bzw. Pfarrerin. Das eine ist eben das geistliche Amt, das andere die „Verwaltungsaufgabe“.

Geistliche dürfen auch heiraten – unabhängig davon, ob sie Mann oder Frau sind, und es ist auch egal, ob sie einen Mann oder eine Frau heiraten wollen.

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Meines Wissen (bin selbst auch Alt-Katholik) versteht die Römisch-Katholische Kirche es so, dass die Feier der Eucharistie ein Zeichen der Kirchengemeinschaft sei, darum könnten nur die Mitglieder der Römisch-Katholischen Kirche an einer Römisch-Katholischen Eucharistie teilnehmen bzw. würden sich Menschen anderer Konfessionen durch die Teilnahme selbst zu Mitgliedern der RKK erklären.

Es gab zwar mal einen Text der Deutschen Bischofskonferenz (rk) und des deutschen Alt-Katholischen Bistums von 1973, der u.a. eine gegenseitige Zulassung zu Eucharistie, Buße und Krankensalbung vorsah, der aber auch nach der Einarbeitung von römischen Bedingungen nie durch den Vatikan ratifiziert (fachlich genauer: promulgiert) wurde, der also für die RKK nicht gültig ist.

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Frauen können längst die Priesterinnenweihe empfangen, sogar Bischöfin werden. Nicht in der Römisch-Katholischen Kirche, aber u.a. bei einigen Anglikanischen Kirchen, der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Schweden und bei fast allen altkatholischen Kirchen der Utrechter Union. Die altkatholische Kirche Österreichs hat seit Juni 2023 als bisher erste eine Bischöfin, der deutsche alt-katholische Bischof schon seit drei Jahren eine Generalvikarin als Stellvertreterin.

Natürlich gibt es auch noch viele protestantische Kirchen, in denen alle geistlichen Ämter auch Frauen offenstehen, aber die sprechen nicht von einer „Weihe“, sondern von einer Ordination oder Beauftragung. Ich habe mich hier darum auf ein paar Beispiele beschränkt, mit den wir Alt-Katholiken in voller Kirchengemeinschaft stehen.

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Die alt-katholische Gemeinde auf Nordstrand wurde in der Tat 1654 gegründet – lange bevor es „alt-katholisch“ überhaupt gab:

Um die Nordseeküste vor Sturmfluten zu schützen, brauchte der Herzog von Schleswig Deichbauer, und die fand er in den Niederlanden. Die wollten aber nur ihre Heimat verlassen, wenn sie ihren jeweiligen Glauben mitnehmen konnten. So entstand z.B. das multireligöse Friedrichstadt. Und so kamen eben auch 1654 Katholiken aus der Gegend von Utrecht nach Nordstrand und gründeten dort eine eigene Gemeinde. Da es kein katholisches Bistum* in Norddeutschland gab, und weil man lange auch noch bei der niederländischen Sprache in der Gemeinde blieb, blieb die Verbindung zum Erzbistum Utrecht erhalten.

Wie @josef050153 schon schrieb, kam es dann aber 1723 (vor 300 Jahren) zu einem Bruch des Erzbistums mit dem Papst. Die Katholiken an der schleswig-holsteinischen Westküste mussten sich damals entscheiden, ob sie weiter mit dem Papst verbunden bleiben wollten (wie die Friedrichstädter) oder ob sie es mit der „Römisch-katholischen Kirche der alt-bischöflichen Kleresei“ hielten – so der ursprüngliche offizielle Name der niederländischen altkatholischen Kirche. In Nordstrand blieb die Mehrheit mit dem jetzt altkatholischen Erzbistum Utrecht verbunden, so war dies die erste und für 150 Jahre die einzige altkatholische Kirche in Deutschland, aber zugehörig zu einem niederländischen Bistum.

Nach dem 1. Vatikanischen Konzil 1870 entstand dann auch hierzulande eine altkatholische Kirche: 1873, vor 150 Jahren wurde mit Joseph Hubert Reinkens der erste Bischof des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland gewählt und geweiht. Danach dauerte es aber noch einmal etwa 50 Jahre, bis Nordstrand vom Erzbistum Utrecht in das deutsche Bistum wechselte.

Also: Die Jahreszahlen sind alle richtig – aber es ist eben etwas kompliziert.

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In der österreichischen altkatholischen Kirche wurde Ende Juni 2023 zum ersten Mal eine Frau zur Bischöfin geweiht. In der deutschen alt-katholischen Kirche ist Stellvertreterin des Bischofs Generalvikarin Anja Goller. Zwar sind nur 3 von etwa 50 Pfarrstellen mit Pfarrerinnen besetzt, aber bei den ehrenamtlichen Geistlichen ist etwa ein Zehntel weiblich. Wir (ich bin selbst auch alt-katholisch) sind noch nicht so weit, wie wir gerne wären, aber wir sind immerhin auf dem Weg.

Seit letztem Jahr sind jetzt auch in der altkatholischen Kirche Tschechiens alle geistlichen Ämter Frauen wie Männern geöffnet, nur die polnische Schwesterkirche verzichtet noch weiter auf die Weihe von Frauen.

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Mal abgesehen davon, dass Syrien nicht ausschließlich muslimisch ist – ein gutes Viertel ist christlich, drusisch oder religionsfrei –, es wäre gut den Süddeutsche-Artikel selbst zu lesen, bevor man sich darüber aufregt: Der Autor stellt nämlich in seiner Kolumne überhaupt keine Forderungen auf, sondern schildert völlig wertfrei, wie unterschiedlich die Kultur aus der er stammt tickt, verglichen mit dem deutschen Alltag. Und gerade beim Essen gibt es viele kulturelle Unterschiede, die auch nichts mit Religion zu tun haben müssen: Meines Wissens ist es in Frankreich wie in Japan ziemlich verpönt, im Gehen zu Essen – allerdings greift auch dort die To-Go-Mentalität allmählich immer mehr um sich. In Japan ist ja auch das Schlürfen bei bestimmten Gerichten Standard – und von Martin Luther soll der Spruch „warum rülpset und furzet ihr nicht? Hat es euch nicht geschmecket?“ Da wären wir heutigen Menschen wohl doch eher befremdet.

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Jesus Christus war ein Jude, der von den Römern am Kreuz hingerichtet wurde. Insofern ist beides richtig, dass es älter als das Christentum ist, und dass es zum Symbol des Christentums wurde, weil sich dort am Kreuz eben das irdische Schicksal des Christus erfüllte, und es gleichzeitig aber eben nicht das Ende bedeutete, denn nach Karfreitag – der Kreuzigung und dem Tod – kommt der Ostermorgen, die Auferstehung, das Überwinden des Todes.

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Gott ist größer als unser menschliches Herz, darum vermögen wir als Individuum es gar nicht, Gott umfassend zu verstehen. Darum sehe ich es auch gar nicht als Konkurrenz oder als Widerspruch an, sondern in vielen Fällen als Bereicherung, als Erweiterung meiner kleinen Sicht, wenn andere Christen eine andere Sicht auf den Glauben haben. Das heißt eben nicht, dass ich meine Sicht deswegen aufgebe, sondern ich hoffe darauf, dass wir eben weil wir verschiedene Menschen mit verschiedenen Hintergründen und verschiedenen Gaben sind, einfach verschiedene Aspekte Gottes von unserer jeweiligen Perspektive aus etwas besser oder etwas schlechter wahrnehmen können.

Es gibt so viele Wege zu Gott wie Menschen, und natürlich sieht auf jedem Weg das Ziel etwas anders aus.

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Weil Gott nach dem christlichen Glauben eben kein über-mächtiger Gott (mehr) sein wollte, sondern auf Augenhöhe mit dem Menschen sein will.

Für mich ist das auch eine mögliche Erklärung, warum die Fürbitten aller Menschen für Frieden auf Erden nicht Gehör finden, bzw. genauer warum diese Fürbitten nicht einfach per Fingerschnipps durch Gott erfüllt werden: Durch die Geburt Jesu hat sich Gott seiner Allmacht entkleidet und die Verantwortung in die Hände von uns Menschen gelegt. Die wichtigsten göttlichen Gaben Jesu – Liebe, Tapferkeit, Mitgefühl – haben wir alle auch mitgegeben bekommen, und darum können wir für Gottes Reich auf Erden sorgen. Wir müssen es „nur“ versuchen.

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Vier Punkte:

  • Es gibt kein echtes Portrait Jesu (auch wenn das Grabtuch von Turin für eines gehalten wurde), darum musste man etwas schöpfen, wenn man sich „ein Bild machen“ wollte.
  • Bilder – Zeichnungen/Malerei wie Skulpturen – waren in der Spätantike wie in weiten Teilen des Mittelalters sowieso nicht an ihren Gesichtszügen wiedererkennbare, konkrete Individuen, sondern wurden nur durch bestimmte Attribute oder durch die Szene, in der sie dargestellt wurden, erkennbar.
  • Die wenigsten Künstler, und noch weniger die Betrachter waren historisch gebildet oder viel in der Welt herumgekommen, so dass man auch schlicht nicht wusste, dass Menschen in anderen Weltgegenden anders aussahen oder in früheren Zeiten anders gekleidet waren, als man es aus der eigenen Umwelt kannte.
  • Laut dem biblischen Text im 1. Buch Mose, Kapitel 1 Vers 27 schuf Gott den Menschen „nach seinem Bild, als Bild Gottes“. Und der christliche Glaube beruht eben ganz stark darauf, dass sich Gott in Jesus auf Augenhöhe mit dem Menschen begeben hat. Darum war es, vermute ich, dann auch eine Form der Identifizierung, dass die Darstellung Jesu dem Menschen der jeweiligen Zeit ähnlich sah, denn die Ähnlichkeit Jesu mit dem Betrachter sollte betont werden.
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Kirche ist m.E. immer auch die Gemeinschaft aller Gläubigen, und darum bin ich auch schon vor zehn Jahren zur alt-katholischen Kirche übergetreten, bei der der Sensus Fidei eben durch eine Synode konstitutiv in die Leitung der Kirche eingebunden ist.

Mein Eindruck ist, dass einige Kritik am Synodalen Weg falsche Vorwürfe macht. So steht bei der abgebildeten Grafik, dass der SW Beschlüsse fassen wolle, die dem Glauben entgegen stünden. In der Präambel des SW steht dabei ausdrücklich, dass die Beschlüsse nicht verbindlich sind, und nur als Vorlagen für das Lehramt (=die Bischöfe in ihren Bistümern, der Papst auf Weltebene) zu verstehen sind. Und auch die, die sich im Rahmen des Synodalen Weges für Veränderungen einsetzen, tun dies aus ihrem tiefen Glauben heraus.

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Ich habe mein Englisch aufgebessert und Niederländisch überhaupt erst gelernt, indem ich Tageszeitungen oder Zeitschriften zu Themen, die mich interessieren, gekauft habe. Das hat den Vorteil, dass ich grob schon wusste, worum es jeweils ging. Und dann habe ich diese aktiv gelesen, d.h. [damals] mit einem Taschenwörterbuch in der Hand alle Vokabeln nachgeschlagen, die ich noch nicht kannte. Irgendwann waren die Begriffe, die ich noch nachschlagen wollte, immer öfter nicht in dem kleinen Wörterbuch zu finden, weil ich nur noch wirklich seltene Worte nachschlagen musste. Gut, dieses Erfolgserlebnis hat man nicht, wenn man statt des gedruckten und begrenzten Wörterbuchs eine Handy-App nimmt, aber der Lerneffekt stellt sich auch dabei ein.

Einziger Nachteil beim Französischen: Man lernt auf diese Weise hauptsächlich Vokabeln, nicht so sehr Grammatik, und die ist im Englischen und Niederländischen jedenfalls für deutsche Muttersprachler viel einfacher als bei der französischen Sprache.

Um sich in die Sprache reinzuhören, kann man sich auch Filme oder Fernsehserien auf Youtube ansehen – am besten, wenn man auch französische Untertitel (aber nicht unbedingt maschinell generierte) dazu einblenden kann. Dann kann man mitlesen, falls schnell gesprochen wird oder mit starkem Akzent. Untertitel auf deutsch helfen m.E. nicht so viel, weil man dann oft nur noch liest, und nicht mehr so aufmerksam zuhört.

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Statt die Lateinischen Buchstaben in die Kana zu basteln, kann man sich auch eine Eselsbrücke in Form eines Bildes bilden. Mein Japanisch-Lehrer hat das damals so gemacht, ich fürchte aber den Zettel habe ich nicht mehr. Ich versuche es zu beschreiben:

Das Zeichen ち erinnert mich an eine Kaffeemaschine – unten die Warmhalteplatte und oben die Tülle, durch die der Kaffe fließt. Ob es so eine Maschine wohl bei Tschibo gibt? Jedenfalls ist damit die Eselsbrücke zum Laut CHI gesetzt.

に wurde zum Aschenbecher, in dem drei Zigarettenstummel – oder NI-kotinstängel liegen, ま der MA-st eines Segelschiffes. Dabei kommt es nicht sehr darauf an, dass das Bild gut passt, Hauptsache, Du kannst es Dir gut einprägen.

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Es tut mir sehr Leid, dass Du das erfahren hast. Wie schon jemand anders schrieb, so etwas ist Körperverletzung und gehört angezeigt, und eventuell solltest Du das auch noch machen, selbst wenn Du die Täter nur noch unzureichend beschreiben kannst. In einigen großen Städten gibt es spezielle Ansprechpersonen für die LGBTQ*-Szene bei der Polizei, vielleicht ja auch in Deiner Heimat.

Aber das wichtigste: Du bist normal, so wie Du bist – Deine Normalität halt, und das ist auch völlig in Ordnung so. Ja, leider, gibt es Menschen die einem das absprechen wollen. Meine Eltern hatten (vor fast 30 Jahren) auch Schwierigkeiten mit meinem Coming-out umzugehen, und waren zunächst sehr schockiert. Aber es wurde besser. Ich habe Ihnen Zeit gelassen, weil ich ja von mir selber wusste, wie lange ich gebraucht habe, mein Schwulsein zu akzeptieren. Und es wurde besser, und als ich Jahre später das erste Mal einen Freund mit nach Hause brachte, haben meine Eltern ihm noch im Flur das Du angeboten. Das war für mich vielleicht leichter, weil ich beim Coming-out schon 23 war und schon länger nicht mehr zu Hause lebte, aber ich bin zuversichtlich, auch für Dich wird es besser werden. Viel Glück und viel Liebe auf Deinem Weg!

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  1. Wer bereut und beichtet, dem und der wird vergeben.
  2. Laut dem zweiten Schöpfungsbericht in 1 Mose 1,27: „So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie.“ (Übersetzung Neues Leben) – also ist Gott (auch) weiblich.
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Grundsätzlich gilt, dass in Deutschland verfassungsfeindliche Organisationen, die also z.B. die Freiheitlich-demokratische Grundordnung ablehnen, und durch ein diktatorisches System ersetzen wollen, verboten sind. Mit dem Verbot einer verfassungsfeindlichen Organisation sind zugleich auch die Verwendung ihrer Symbole verboten, denn es würde keinen Sinn machen, die NSDAP zu verbieten, aber einem „lustigen Heimatabend unter dem Hakenkreuz“ erst nachweisen zu müssen, ob damit der Nationalsozialismus propagiert werden solle.Dies gilt im besonderen eben auch explizit für die NSDAP und die mit dem Hitler-Regime verbundenen Organisationen:

Unter dem Zeichen der Hakenkreuzflagge wurde ein mörderischer Angriffskrieg begonnen, verschiedene europäische Staaten direkt angegriffen, und darüber hinaus mit dem Holocaust an den europäischen Juden, den Verfolgungen, Inhaftierungen und massenweisen Tötungen von Sinti und Roman, von Kommunisten und Sozialisten, von Homosexuelle, von Zeugen Jehovas, von Deserteuren und anderen eines der größten oder das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte begangen.

Für dieses Zeichen gibt es nur noch eine legitime Verwendung: die der historischen Aufarbeitung. In einem Computerspiel, dass zum Beispiel ermöglicht, die Geschichte der studentischen Widerstandgruppe ‚Weiße Rose‘ um Sophie und Hans Scholl zu erleben, ist es darum völlig legitim, die Zeit des Nationalsozialismus inklusive der Hakenkreuz-Beflaggung öffentlicher Bauten etc. darzustellen.

Bei dem Egoshooter Wolfenstein wurde m.W. seinerzeit verneint, dass mit diesem Spiel eine historische Aufarbeitung erfolge, darum wurde das Spiel verboten und bundesweit beschlagnahmt. Das Verbot wurde zwar wohl späte wieder aufgehoben, weil die NS-Symbole nur auf Seiten der Feinde des Spielers zu finden waren, also nicht zur Identifikation taugten. Um sich trotzdem nicht dem Risiko eines solches Verbot auszusetzen, weichen manche Spieltitel auf Ersatzsymbole aus, wie im gezeigten Beispiel.

Ich finde das auch sehr richtig, man muss dem Hakenkreuz keine Bühne bereiten, und das Spiel wird ja nicht besser oder schlechter, wenn da ein anderes Kreuz hängt.

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Hast Du jeden Tag etwas anzuziehen, auch wenn ein Teil Deiner Klamotten in der Wäsche sind? Wenn ja, dann hast Du genug. Willst Du jeden Tag etwas anderes anziehen? Dann hast Du nie genug. Aber das wird teuer und ist eine ziemliche Verschwendung, wenn Du dann nach einem Jahr auch Sachen aussortierst, die Du vielleicht fast nie getragen hast. Gut, ich bin ein alter Knacker und muss mich und meine Kleidung nicht dem kritischen Auge von Mitschülern stellen, die vielleicht auch nur eigene Unsicherheiten dadurch kompensieren, dass sie an anderen Herummäkeln.

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Mein Glaube hat sich geändert deshalb bin ich ausgetreten

Die Antwort „Mein Glaube hat sich geändert“ trifft es eigentlich nicht so ganz – mir wurde aber immer mehr bewusst, dass ich mit meinem Glauben und als homosexueller Mann in der römisch-katholischen Kirche fehl am Platz war. Ich wollte trotzdem nicht ganz aus der Kirche austreten, und habe auch überlegt evangelisch zu werden. Dort bin ich seit dem auch gerne zu Gast, aber wurde aber im evangelischen Gottesdienst nie heimisch. Gottseidank (?!) habe ich dann die alt-katholische Kirche entdeckt, die katholische Gottesdienste feiert und trotzdem ein modernes Menschenbild hat: Auch verheiratete Männer und Frauen können Priester*in werden, das Scheitern eine Ehe wird akzeptiert, und lesbische oder schwule Paare haben schon damals eine Partnerschaftssegnung erhalten, heute wird weder im Kirchenrecht noch in der Zeremonie mehr unterschieden, ob eine Frau und ein Mann, zwei Männer oder zwei Frauen vor den Altar treten.

Und inzwischen bin gut zehn Jahre alt-katholisch und habe zunehmend das Gefühl, dass ich schon immer Alt-Katholik war, selbst als mir diese Kirche noch gar nicht bekannt war.

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Gruppen schöpfen ihre Regeln selbst. Die römisch-katholische Kirche hat seit 2000 Jahren nur Männer zu Priestern und Bischöfen geweiht, und der Papst ist zunächst einmal der Bischof von Rom mit einer historisch besonderen Rolle als Nachfolger Petri für die Leitung der Weltkirche – jedenfalls die römisch-katholische Weltkirche. Auch wenn es immer mehr Katholikinnen und Katholiken nicht nur, aber gerade auch in Deutschland gibt, die die Öffnung mindestens des Diakonats (wieder?) für Frauen fordern, die Lehre, die durch die Bischöfe und letztlich durch den Papst allein verantwortet wird, ist streng dagegen.

Das Hauptargument ist, dass es schon immer so war, und nach katholischer Lehre ist die Tradition neben der Bibel ein sehr wichtiges Element, aus dem die Lehre geschöpft wird. Ein zweites Argument ist, dass es keine biblischen Vorbilder gäbe. Das ist schon deutlich wackliger, denn. Maria aus Magdala wird ausdrücklich als Apostelin der Apostel bezeichnet, eine Apostelin Julia ist in einem der Briefe erwähnt (auch wenn die Kirche sie jahrhundertelang als „Apostel Junius“ übersetzt hat).

Papst Johannes Paul II. hatte einst geschrieben, dass die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen zu weihen. Sein Nachfolger Benedikt XVI. hat dann argumentiert, diese Äußerung sei als unfehlbares Dogma anzusehen, aber das ist schwer umstritten, ob die Formalien dafür wirklich erfüllt wurden.

Wie auch immer, Stand der Dinge ist aktuell weiter, dass in der römisch-katholischen Kirche nur römisch-katholische Männer zu Priestern geweiht werden. Theoretisch kann auch ein Laie (=Nicht-Priester) zum Papst gewählt werden, würde dann aber sofort zum Priester geweiht, weil die Priesterweihe Voraussetzung dazu ist, Bischof zu werden. Solange die römisch-katholische Kirche diese Regeln nicht ändert, wird keine Frau Päpstin werden können, und dass die Angehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche Voraussetzung ist, um ihr Oberhaupt werden zu können, ist nun wirklich keine unverhältnismäßige Voraussetzung (egal wie man zur Frauenweihe steht).

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