Warum ist Deutschland so arm geworden?

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Warum ist Deutschland so arm geworden?

Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort! Üblich ist es, nur auf die Politik und die Politiker der letzten Jahrzehnte mit dem nackten Finger zu zeigen, z. B.:

Wenn ich mir die Entscheidungen insbesondere unserer politischen Führung der letzten paar Jahrzehnte so Revue passieren lasse und wie alles, von Infrastruktur bis hin zur Lebensqualität gerade von Rentnern, die ihr Leben lang sich den Buckel krumm geackert haben, dann beantwortet sich die Frage von ganz allein.

Politische Führung – da wird gerne aus Unkenntnis undifferenziert dahergeschwatzt. Denn mit unserem deutschen Föderalsystem wissen sehr viele Menschen nichts mehr anzufangen. Kennzeichnend für dieses politische System ist nämlich die weitgehende Freiheit politischen Handelns auf der Ebene des Bundes, von 16 Bundesländern und zahlreichen Kommunen. Die Verantwortlichkeiten der politischen Führung verteilen sich folglich auf viele Führungsgruppierungen und -persönlichkeiten! Die politische Führung, der gerade unzufriedene Wutbürger alle Verantwortung für tatsächliche und eingebildete Missstände unterschieben, gibt es also nicht!

Völlig außer Acht gelassen wird bei solchen Hasstiraden gegen Politiker der Umstand, dass es Institutionen und Gruppierungen gibt, die ohne direkte Einwirkung der Politik und relativ selbständig Entscheidungen treffen. Zu nennen ist insbesondere die Wirtschaft und ihre Exponenten, die gerne wenig Lohn zahlen – entsprechend gering fallen später auch Renten aus - und lieber viel Gewinn machen. An Beispielen von VW oder Thyssen-Krupp, um nur diese zu nennen, erkennt man, dass höchstbezahlte Manager die Zeichen der Zeit nicht erkannt, ihre Produktion nicht an die Bedürfnisse der Zeit angepasst haben und bei finanziellen Schieflagen nur ein Rezept kennen: hohe Bonuszahlungen für sich, Dividenden für die Aktionäre und Entlassung von Arbeitnehmern oder mindestens Leistungskürzungen. Die entlassenen Arbeitnehmer und ihre Familien fallen unfreiwillig der Staatskasse zur Last. Der Wirtschaftsjounalist Günter Ogger hat es in den frühen 1990er Jahren trefflich in einen Buchtitel gefasst: Nieten in Nadelstreifen. Die Bürgerschaft im Lande strebt seit langer Zeit danach, möglichst wenig zu arbeiten, ohne aber Lohneinbußen hinnehmen zu wollen. Finanzielle Belastungen für den Staat zu tragen stößt auf Ablehnung, zugleich aber werden Anforderungen an die Politik gestellt, eine umfangreiche Daseinsvorsorge für alle Lebenslagen sicherzustellen. Nicht umsonst ist der Sozialetat der größte Einzeletat im Bundeshaushalt! Und große Teile der jungen Generation, die heranwächst, ist schon mit der Schule überfordert und schaudert davor, ein Leben lang täglich mindestens 8 Stunden zu schuften, sondern will ihr Leben in Freiheit und Freizeit genießen, ohne sich Gedanken zu machen, wer das finanzieren soll. Diese wenigen plakativen Hinweise müssen genügen. Klar wird: Der gegenwärtige Zustand Deutschlands hat viele Mütter und Väter, eben nicht nur die Politik, die ohne Frage auch Fehlentscheidungen getroffen hat, trifft und immer treffen wird! Beispiele genug wurden in anderen Beiträgen aufgezählt.

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Da gibt es viele Gründe:

Zum einen hat man aufkommende Probleme, z.b. im Wirtschafts- und Gesundheitssektor, jahrelang ignoriert und z.b. den sozialen Wohnungsbau heruntergefahren.

Daneben war es nur eine Frage, das bei der internationallen Ungleichheit, die Wirtschaft irgendwnann großflächig abwandert.
Die ansteigenden Energiepreise haben das natürlich beschleunigt.

Gleichzeitig wird auch mit dem vorhandene Geld nicht effizient zum Wohle der Bevölkerung gewirtschaftet, sondern jeder der kann bedient sich daran.

Weniger Einnahmen und schlechtes Wirtschaften mit diesen führt dann dazu, dass für viele Dinge kein Geld mehr da ist.

Ich bin bei der Frage oft ratlos und denke, dass entweder die Schere immer weiter aufgeht und / oder zusätzlich auf zu hohem Niveau gejammert wird.

Mit den Restaurants habe ich festgestellt; Erschwinglicher Mittagstisch ist eingestellt, Öffnungszeiten nur noch zwischen 18:00 und 22:30 Uhr, Preise deutlich angehoben -> trotzdem ausgebucht.
Wenn Mittagstisch angeboten wird dann sitzen da vor allem Rentner.

Es werden viel recht neue und teure Fahrzeuge gefahren - ob die Eigentum oder geleast, ist natürlich unklar.

Es wird wie verrückt Urlaub gebucht/gemacht.

Jeder hat großen Smart-TV. Es gibt verbreitet teure Smartphones. Kaffeevollautomat ist fast Standard.

Und auf der anderen Seite kommen die Tafeln nicht mehr nach.

Die Ampel hat den Wirtschaftsstandort Deutschland abgewirtschaftet. Wegen zu hoher Energiepreise wandern viele Firmen ins Ausland oder gehen in die Insolvenz. Auch der private Konsum stockt wegen der hohen Energiepreise und Angst vor Arbeitslosigkeit. Anstatt die verbleibenden Steuereinnahmen in die Infrastruktur zu stecken, wird Geld im Ausland verpulvert oder in die Rüstungsindustrie gesteckt.

Wo in Deutschland warst du? Berlin? Frankfurt?
Hier in Bayern kann ich deiner Behauptung nicht zustimmen. Ich lebe im Raum Augsburg und kann mich weder selbst beklagen, noch behaupten dass es hier viel Armut gibt. Die meisten hier haben schöne Häuser oder zumindest passable Wohnungen, die meisten können sich Autofahren leisten, nicht wenige fahren sogar teure Autos, selbst Sozialhilfeempfängern geht es einigermaßen gut. Besonders schmutzig ist es hier auch nicht, in Augsburg gibt es auch ein paar schlechtere Viertel, aber so wirklich dreckig wie ich es in Frankfurt gesehen habe ist es hier nirgends. Und in den Vorstädten wie Gersthofen, Stadtbergen, Neusäß oder Friedberg und sowie in sämtlichen Landorten ist es so sauber dass du von der Straße essen kannst. Obdachlose gibt es in Augsburg schon, aber gemessen an der Gesamtbevölkerung von Augsburg sind das nur verschwindend wenige.

Und was definierst du als stabile Infrastruktur? Stromausfälle kommen hier ein bis zwei mal im Jahrzehnt vor, wenn überhaupt und sind meistens nach wenigen Minuten behoben. Das Internet ist im Vergleich zu anderen Ländern langsamer reicht für den Privatgebrauch am locker aus. Hier in Augsburg wir gerade eines der modernsten Krankenhäuser Europas hochgezogen und der Augsburger Hbf wurde komplett umgebaut. Öffentliche Verkehrsmittel und Eisenbahnbetrieb sind hier besser als in fast allen Ländern der Welt. Der Straßenverkehr funktioniert auch einigermaßen, die Brücke über den Lech ist vor einigen Jahren neu gebaut worden und soweit stabil. In den Stoßzeiten kann es allerdings zu Staus kommen. Die Kriminalitätsrate ist hier niedrig, gerade Mal etwas höher als in Prag und Prag gilt es sehr sichere Stadt. Leider ist sie in den letzten Jahren aber etwas gestiegen.

Natürlich ist hier nicht alles Top und die Menschen spüren die Explosion der Lebenshaltungskosten seit Beginn des Ukraine-Krieges schon. Aber verarmt ist Bayern noch lange nicht und die Infrastruktur ist in Bayern vielleicht nicht Weltklasse aber auch nicht besonders schlecht. In anderen Teilen Deutschlands wie Berlin, NRW oder Frankfurt kann es natürlich anders aussehen.