warum ist das schienennetz in deutschland so kaputt?

9 Antworten

Hallo,

in meiner Jugend stand "DB" noch für "Deutsche Bundesbahn". Das war ein staatliches Unternehmen, mit verbeamteten Lokführern und anderem verbeamtetem Personal. Deshalb gab es keine Streiks, Beamte dürfen bekanntlich nicht streiken. Und Beamte haben damals festgestellt, welche Strecken Erneuerung und Reparatur brauchten. Das war Staatsaufgabe und wurde dann gemacht. Ich erinnere mich auch noch an den damaligen Slogan der DB: "Alle reden vom Wetter, wir nicht!" weil es damals ganz normal war, dass Züge immer pünktlich fuhren, ganz egal, ob es 30 °C hatte oder ob heftiger Scheefall herrschte. Die Bevölkerung hätte es damals den Beamten nie verziehen, wenn aus solchen Gründen ein Zug unpünktlich gewesen wäre.

Irgendwann fand man dieses System ganz schlecht, die Gewinne waren zu niedrig. Deshalb war es ganz klar, dass das Ganze privatisiert werden musste, weil Beamte können das nicht. Nun haben wir eine Aktiengesellschaft, deren oberstes Ziel es ist, Gewinne zu erzielen. Kosten, die bei der Instandhaltung und Reparatur des Schienennetzes entstehen, schmäleren die Gewinne natürlich. Aber wir haben es geschafft, dass die Aktien satte Gewinne abwerfen, und deswegen ist natürlich alles viel besser.

Die Schweiz und Österreich investieren je Einwohner wesentlich mehr in den öffentlichen Verkehr als Deutschland. In der Schweiz haben die Bahnen einen sehr hohen Stellenwert, das haben viele Volksabstimmungen immer wieder bewiesen. Unsere drei neuen Alpentunnels wurden frist- und budgetgerecht gebaut und in Betrieb genommen. Deutschland ist und bleibt für mich ein Autoland, es reicht für mich hier bei GF die teilweise sehr unsachlichen Fragen und Antworten zu lesen.

Früher war das in D-land nicht anders. Es hiess sprichwörtlich "pünktlich wie die Eisenbahn". Aber dann wurden unterschiedliche Entscheidungen getroffen.

Deutschland hat seine Bundesbahn 1994 privatisiert. Mit dem Auftrag an einen Vorstand aus professionellen Managern statt aus Eisenbahnern, möglichst viel Gewinn zu erwirtschaften. Das gelang am Anfang auch. Und zwar vor allem durch Verkauf von allem und jedem und Abbau von Anlagen. Die kosten ja geld im Erhalt. Mittlerweile ist alles verkauft, was verkauft werden kann.

Deswegen fehlen heute überall Ausweichgleise, Signale, Lokomotiven, Waggons, Schneeschaufeln und was sonst alles.

Aber damals - und auch heute noch - herrscht ja die religiöse Überzeugung, dass Privatisierung alles besser macht als der Staat. Hans Werner von Sinnen erläutert es Dir in jeder Talkshow aufs Neue.

Österreich beschloss, sich erstmal das deutsche Experiment anzusehen. Und gewann über die Zeit keinen so guten Eindruck. Obwohl ja alles perfekt privatisiert ist.

Die Schweiz wollte auch privatisieren aber das Volk nicht. Es verbot in einer Volksabstimmung die Eisenbahnprivatisierung.

Deswegen haben diese beiden Länder nach wie vor Behördenbahnen. Ohne Gewinnauftrag und ohne Manager.

Nach der „Privatisierung“ Anfang der 1990er wurde nix investiert bzw nur das allernötigste und das dahinter wurde einfach vernachlässigt

aktuell bräuchte die DB pro Jahr grob 25Milliarden mehr und das auf zehn Jahre um wieder auf den Stand der Dinge zu kommen

Mojgen 
Fragesteller
 28.04.2024, 10:00

naja wir sind selbst schuld wegen dem kreuz auf dem zettel

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Von Experte Giovanni47 bestätigt

In Deutschland wurde deutlich zu wenig in den Ausbau und Erhalt des Schienennetzes investiert.

Das verhält sich in der Schweiz ganz anders, man ist dort zu Recht stolz auf ein gut funktionierendes Schienennetz.

Vermutlich verhält es sich in Österreich ähnlich.

Man kann im Geschäftsleben generell sagen, dass man auch spürbar investieren muss, sonst hat man einen raschen Wertverlust. Das kann man zum Beispiel auch gut in der Hotellerie beobachten.

Giovanni47  28.04.2024, 10:21

So ist es doch, vielen Dank. 😊😊👍👍👍

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