Warum heißt es Homophobie und nicht Homosexualitätsphobie?
"Gleichheitsphobie" - das macht doch keinen Sinn.
5 Antworten
aus dem selben Grund aus welchem manche jungen Menschen heutzutage rumrennen und "no Homo" rufen, wenn sie eine gleichgeschlechtliche Person (aus welchem Grund auch immer) berühren (was zwar einfach nur lächerlich ist, aber das ist ne andere Sache). es hat sich sprachlich einfach so eingebürgert und Menschen ändern nicht gerne, was sie kennen.
Deine Kritik ist richtig, dieser Begriff hat sich als solcher einfach nur etabliert:
Der Terminus "Homophobie" wurde 1966/67 von dem Psychotherapeuten George Weinberg eingeführt und seither verwendet:
Meistens wird das Wort als Zusammensetzung aus den griechischen Wörtern homós „gleich“ und Phobie „Furcht“ verwendet. Nach den Erinnerungen des US-amerikanischen Psychotherapeuten George Weinberg dachte er im September 1965 bei der Vorbereitung eines Vortrages auf einer Veranstaltung der East Coast Homophile Organizations (ECHO) über die Tatsache nach, dass viele heterosexuelle Psychoanalytiker, wenn sie außerhalb des klinischen Umfeldes mit Homosexuellen zusammen sind, starke persönliche negative Reaktionen zeigen, und es kam ihm die Idee, dass man dies als Phobie beschreiben könne.[4]
„Ich prägte das Wort ‚homophobia‘, um auszudrücken, dass es eine Furcht vor Homosexuellen war … Es war eine Furcht vor Homosexuellen, die mit einer Furcht vor Verseuchung verbunden zu sein schien, einer Furcht davor, die Dinge, für die man kämpfte – Heim und Familie – abzuwerten. Es war eine religiöse Furcht und es hatte zu großer Unmenschlichkeit geführt, wie es die Furcht immer macht.“
– George Weinberg: im Interview mit Gregory M. Herek am 30. Oktober 1998[4]
Nach eigenen Aussagen begann er das Wort etwa ab 1966 oder 1967,[4] nach Jack Nichols’ Aussagen ab 1967,[6] zu verwenden.
Quelle: https://anthrowiki.at/Homophobie
Klar macht es genau genommen keinen Sinn...
...das korrekte Wort ist aber sehr sperrig und wird daher verkürzt wie von einigen auch schon das Wort Homosexueller...
Ob (sprachlich) gut oder schlecht oder (negativ) konnotiert, es ist Alltagspraxis...
Aus dem gleichen Grund aus dem ein Zitronenfalter keine Zitronen faltet.
Oder Hydrophobie nicht die Angst von Öl gegenüber Wasser beschreibt.
Es heißt Homophobie, weil der Forscher, der sich mit dem Feld befasst hat ein Wort brauchte das es beschreibt und nicht unnötig kompliziert ist. Durch die Verwendung des Wortes hat sich der Sinn erschlossen, so das heute jeder weiß was gemeint ist, wenn man von Homophobie spricht.
So wie man wissen kann (das mag jetzt vielleicht regional unterschiedlich sein) das man beim Bäcker Schweineöhrchen bekommt, und dass das weder Ohren noch vom Schwein sind.
Ja und den sinnvollen Inhalt erhalten sie durch ihre Verwendung und nicht ihre Wortherkunft.
Das Wort Handy hat seinen Ursprung im Englischen und bedeutet handlich/parktisch. Im Englischen wird das Wort auch nicht für ein Mobiltelefon verwendet, sondern das Wort Mobil.
Trotzdem weiß durch seine häufige Verwendung jeder was mit Handy gemeint ist.
Was Wort Pferd sagt ja auch nur etwas aus, weil man es für das entsprechende Huftier verwendet. Das Wort hat ja nur eine sinnvolle Bedeutung durch seine Anwendung und die Verknüpfung die durch Lernen dazu hergestellt wird.
Dem würde ich nur bedingt zustimmen. Auch ein/e vielbenutzte/s Wort/Phrase kann inhaltsleer, ja völlig sinnfrei sein (Ölkrise, Krieg gegen den Terror, Phallozentrismus, legaler Mord, Logozentrismus, Dekonstruktion)
Ich sehe da keinen Widerspruch.
Worte bekommen ihre Bedeutung ja dennoch durch ihre Verwendung.
Habe mit den ganzen Wort ein Problem, da es irreführend klingt.
Ich bevorzuge daher "Homofeindlichkeit".
Ich finde da klingt das Homo aber schon sehr abwertend in dieser Homofeindlichkeit.
Da wäre das Wort Gleichgeschlechtlichliebendfeindlich schon etwas genauer.
Begriffe können generell unterschiedlich definiert und verstanden werden. Und Lexika/Wörterbücher sind immer nur beschreibend (descriptive) und nicht vorschreibend (prescriptive).
Erschwert wird das in diesem Fall durch -phobie.
Viel schlimmer ist es noch beim Wort transphob.
"Ich bin nicht transphob, ich sehe eine trans Frau bloß nicht als Frau an."
Ich weiß nicht genau worauf du hinauswillst, weil ich die Parallele zu homophob nicht sehe. Es geht ja nicht darum, ob sich das Wort "homophob" sich zu der allgemein bekannten Definition analysieren lässt, sondern darum ob es Sinn macht den definierten Zustand anders zu benennen.
Wenn es Ukrainekritker oder Ukrainerhasser gibt, dann gibt es dafür vielleicht auch ein entsprechendes Wort oder man muss es eben noch erfinden.
Ein komplexer Zustand wie eine Phobie lässt sich doch allgemein nicht mit einem einfach Wort beschreiben. Es gehört immer Hintergrundwissen dazu. Und das ist doch durch die Definition gegeben.
OK, aber 'jeder darf' macht keinen Sinn, dann haben wir keine gemeinsame Sprache mehr. Klar darf jeder, aber dann kann er sich doch auch nicht wundern, wenn man ihn nicht versteht.
Allerdings geht es ja nicht um die Definition eines Wortes, sondern um einen definierten Zustand und mit welchem Wort man diesen beschreibt.
Also eigentlich gibt es keine andere Definition.
Also den Zustand "Abneigung oder Feindseligkeit gegen homosexuelle Personen" kann man üblicherweise mit dem Wort homophob beschreiben.
Wenn die Definition nicht genau zutrifft, dann muss man es eben ausführlicher beschreiben. Ich denke nicht, das man für für jeden Zustand ein eigenes Wort schöpfen kann. Man kann es grob umreißen und bei bedarf weiter ausführen.
Also wenn man keine Abneigung oder Feindseligkeit hat, was dann?
Doch, jeder darf und kann. Das ist auch in der Wissenschaft so, zB beim Wort "Rassismus":
In der Wissenschaft existieren heute verschiedene Definitionen des Begriffs Rassismus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rassismus
Darum ist es in besseren Diskussionen und Literatur üblich, dass man die verwendeten Wörter definiert bzw beschreibt.
Und dann wird über den Sachverhalt diskutiert. Über Definition zu diskutieren ist sinnlos und führt nur zu Dictionary Wars, in denen jede Seite ihre bevorzugten Definitionen zitiert.
wenn man keine Abneigung oder Feindseligkeit hat, was dann?
Es gibt zig Motive und Verhaltensweisen.
Und diese erfrage und hinterfrage ich beim Diskutieren.
Aber man stelle sich mal ähnliche Wortbildungen vor Pädophobie --> Ablehnung von Pädophilie, Zoophobie --> Ablehnung von sex mit Tieren. Das macht doch keinen sinn. Man kann ein Pferd ein Haus nennen, oder Eine Mauer ein Auto. Aber Worte sind eben nicht nur bloße Symbole, die von der Realität abgekapselt sind. Sie müssen auch einen sinnvollen Inhalt besitzen.