Warum haben wir als Naturwesen eine Moral?

9 Antworten

aber ich finde, dass Argumente wie "Homosexualität kommt bei vielen anderen Wesen vor", kein Argument ist 

Selbstverständlich ist das ein Argument. Wie oft habe ich schon gehört, dass Homosexualität "unnatürlich" sei? Hier ist der Verweis auf andere Tierarten schlichtweg ein passendes Argument, das zeigt, dass Homosexualität eben sehr wohl natürlich ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mitglied des Cologne Center for Gender Studies
Aber die Natur hat doch keine Moral?

Deine Denke ist daneben. Der Mensch ist eben nicht nur physisch. Außerdem gibt es tatsächlich auch bei Tieren sowas wie Moral. Menschen können nur darüber nachdenken und bewußt danach streben. Außerdem besagt der Begriff "Natur" den du hier forcierst garnichts. Sehr richtig hast du erkannt, daß er i.d.R auch nicht zur Begründung von Verhaltensweisen herhalten kann.

Ich bin selber Homosexuell, aber ich finde, dass Argumente wie "Homosexualität kommt bei vielen anderen Wesen vor", kein Argument ist

Das ist primär ein Gegenargument zur absurden Aussage, Homosexualität sei unnatürlich. Dass es moralisch nicht verwerflich ist, lässt sich anders argumentieren, zB weil man damit niemanden schadet.

Moral ist nur eine Erfindung der Zivilisation. Seit es den Ackerbau gibt, orientieren sich die Menschen an Moral. Seit es den Ackerbau gibt, leben wir in größeren Gruppen zusammen. Vorher war Moral irrelevant, erst in der größeren Gruppe wurde Moral wichtig, um den Frieden in der Gruppe zu wahren.

Moral ist also ein Leitfaden, an den man sich hält, wenn man nicht aus der Rolle fallen will. Doch hat Moral einen Nachteil den man aber auch als Vorteil sehen kann. Sie ist das biegsamste "Material" auf diesem Planeten. Man kann sie an jede Situation anpassen und etwas sehr Schlechtes als sehr gut deklarieren und umgekehrt. Je nach Bedarf kann man die Moral immer wieder anpassen.

Noch vor wenigen Jahren war es moralisch vollkommen in Ordnung die eigene Nachbarin als Hexe bei der Inquisition anzuzeigen und sich an ihrem Scheiterhaufen die Hände zu wärmen, auf dem sie verbrannt wurde.

Ein paar Jahre später war es moralisch vollkommen in Ordnung einen Menschen als Juden anzuzeigen, wenn man ihn in seinem Versteck entdeckt hatte.

Moral ist also nichts woran man sich wirklich orientieren kann. Man kann sich nur seine eigene Moral basteln und sich einbilden, dass es der richtige Leitfaden wäre.

Tiere haben dieses Problem nicht. Sie handeln nicht nach einer Moral, sondern danach was ihnen angenehm oder unangenehm ist. Das ist viel einfacher.

180Grad  27.04.2022, 07:39

Shit, da schreib ich mir nen Wolf und in der Zeit haust du deinen total ähnlichen aber kürzeren Text vor mir raus :-D

Ich schließe mich dir an!

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der Mensch hat eine zweite Natur, neben der biologischen, die ist moralisch und die hebt ihn auch in eine Sonderstellung gegenüber allen anderen Tieren. Wir haben diese zweite Natur, weil wir soziale Wesen sind, Kulturwesen und unser soziales Handeln Rahmenbedingungen unterliegt (Normen). Wenn die Normen es nicht billigen, dass es Homosexualität gibt, dann wird sie z.B. unter Strafe gestellt und ist verpönt.

Das Fixieren auf die biologische Natur des Menschen, um Homosexualität abzulehnen "ist unnatürlich" oder zu legitimieren "machen andere Tiere auch", ignoriert die zweite Natur des Menschen. Oft wird die zweite Natur des Menschen auch versucht zu leugnen, indem die Menschen mit den Tieren versucht werden eins zu machen und Tiere als "nicht-menschliche Tiere" bezeichnet werden, um die untrennbare Nähe und vermeintliche Gleichheit zu unterstreichen. Hier wird die zweite Natur des Menschen versucht auszuradieren, absichtlich zu löschen.

Das funktioniert aber nicht. In seinen Normen, die sein soziales Handeln regeln, sollte Homosexualität als akzeptiert gelten. Dann braucht man sich nicht mehr an die Biologie zu klammern. Was, wie du schon sagst, keinen Sinn macht, denn wir können unsere Normen und somit auch die Moral frei gestalten, ganz unabhängig davon, was Tiere machen oder nicht machen. LG