Warum gibt es wieder so viel Hass gegen Juden?

3 Antworten

Juden haben sich nach der Zerstörung des letzten Tempels in Jerusalem und dem kaiserlichen Verbot, sich in Judäa niederlassen zu dürfen, im Wesentlichen in der Diaspora in eigenen Gemeinden organisiert.

Sie waren also immer wahrnehmbar als eigenständige Gruppe.

Wenn es ein Problem gab (z.B. eine Seuche ausbrach oder die Ernte ausfiel), verfiel man immer rasch auf die Idee, daran seien die Juden schuld. Man suchte einfach einen Sündenbock und nahm eine beliebige Gruppe von Aussenseitern.

Besonders viel Animositäten entstanden, weil es früher Christen aus religiösen Gründen verboten war, Zinsen zu verlangen. Juden kannten kein solches Verbot.

Wollte also ein Christ einen Kredit aufnehmen, war er gezwungen, das bei einem Juden zu tun.

Niemand ist gern ein Schuldner und abhängig von jemand anderem. Und dazu waren ja die Juden "Sünder", weil sie Zinsen verlangten (anscheinend fragte sich niemand, ob er denn nicht auch mitschuldig sei, schliesslich verlangte ja er den Kredit!).

Die entsprechenden Juden wurden aber durch diese Bankgeschäfte auch sehr reich. Und das war natürlich erst recht ein Grund, sie zu hassen.

Alle diese Animositäten wurden bis in die moderne Zeit weitergetragen. Heute ist der Staat Israel oft ein Grund, Juden pauschal zu verurteilen (als ob jeder einzelne Jude an den Fehlern der israelischen Regierung schuld wäre).

Es bleibt wohl ein schwieriges Thema, da zum Beispiel auch Bilder und Berichte von ultraorthodoxen Juden den falschen Eindruck vermitteln, das sei die Art, wie die Mehrheit der Juden lebe und denke.


Steffile  06.02.2024, 07:04

Das sind alles Rechtfertigungen, aber nicht die Gruende. Schliesslich gab es Antisemitismus genauso wenn sich Juden assimiliert haben wie wenn sie sich abgeschottet haben, und als sie reich waren genauso wie wenn sie stinkarm waren.

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LastDayofEden  06.02.2024, 07:09
@Steffile

Was sind denn die Gründe?

Juden, die sich assimiliert haben, wurden natürlich nicht mehr diskriminiert. Denn dann waren sie ja gar nicht mehr als Juden erkennbar.

Gerade im Mittelalter haben viele die jüdischen Gemeinschaften verlassen. Der häufigste Grund war wohl Armut.

Auch heute gibt es zahllose Menschen, die ethnisch Juden sind, aber nicht als solche wahrgenommen werden, weil sie nur der Abstammung nach Juden sind (z.B..in Tschtschenien).

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Steffile  06.02.2024, 08:44
@LastDayofEden
Juden, die sich assimiliert haben, wurden natürlich nicht mehr diskriminiert. 

Oh doch - denk an die NS Zeit. Oder heute.

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LastDayofEden  06.02.2024, 09:03
@Steffile

In der NS-Zeit wurden in der Regel Leute verfolgt, deren Eltern, Grosseltern oder sonstigen Verwandten jüdisch waren oder jüdische Namen trugen.

Leute aber, deren Vorfahren bereits im Mittelalter Christen geheiratet und ihre jüdischen Namen abgelegt hatten, konnten ja gar nicht verfolgt werden, weil sie ja nicht einmal selber wissen konnten, ob sie weit zurück jüdische Vorfahren hatten.

Dasselbe gilt natrlich heute. Da müsste man wirklich weit zurückforschen!

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Der Hauptgrund ist der Nahost-Konflikt.

Weil vor allem Muslime nicht zwischen Juden und Israelis unterscheiden.

Seit der Gründung Israels (nach dem Teilungsbeschluss der UN-Vollversammlung) und den drei verlorenen Kriegen arabischer Armeen gegen Israel, gibt es immer wieder weltweit grössere Attentate und unzählige kleinere Gewalttaten gegen Juden.

Die Muslime sind über die Geschichte der Juden auch sehr schlecht informiert. Wissen nichts oder nur wenig über den Holocaust. Wissen wenig über die Geschichte des jüdischen Volkes im arabischen Raum. Wissen nicht, dass über 1/4 aller Israelis arabische Muslime sind. Wissen nicht, dass 40.000 Palästinenser bis zum 7. Oktober dieses Jahres in Israel gearbeitet haben.

Im weiteren sind es Personen ganz rechts im politischen Spektrum die seit der Judenverfolgung von Hitler Juden hassen.


tanztrainer1  08.02.2024, 15:42

In der PMK-Statistik sind aber immer noch bei den antisemitisch motivierten Straftaten die meisten dieser Taten den Rechtsextremen anzulasten. Weniger Straftaten in dieser Richtung begehen Linksextreme. Und antisemitisch motivierte Straftaten durch Muslime erscheinen zwar in dieser Statistik, es sind aber im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen ziemlich wenige.

Eine recht große Gruppe von Straftaten lassen sich aber gar nicht mehr in das "Rechts-Links-Schema" einordnen, zum Beispiel Straftaten im Zusammenhang mit den Demos gegen die Corona-Maßnahmen.

Allerdings wird sehr gerne im Zusammenhang mit dieser Statistik ziemlicher Unsinn behauptet.

Zum Beispiel, dass man Straftaten in diesem Bereich, die man nicht eindeutig zuordnen könnte, automatisch den Rechtsextremen anlasten würde. Das passiert wahrscheinlich nur in ganz seltenen Fällen.

Oder man behauptet, dass die meisten antisemitischen Straftaten durch Muslime begangen werden würden.

Zum Beispiel ist eine Demo gegen die Regierung Israels und für Palästina immer noch etwas ganz anderes, als wenn jemand schwer bewaffnet in eine Synagoge einzudringen versucht und weil das dann nicht klappt, einfach einige unbeteiligte Passanten erschießt, die "un-deutsch" aussehen (=> Stephan Balliet).

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Juden haben mit den zehn Geboten, die unsere westliche Gesellschaft untermauern, Konzepte wie die Wuerde des Einzelnen, Gleichheit und Gerechtigkeit in die Welt gebracht.

Antisemitismus ist eine Ablehnung dieser Werte, oder wie es Hi&&er ausdrueckte: "Das Gewissen ist eine juedische Erfindung, es ist ein Makel wie die Beschneidung.“

Heutzutage wird Antisemitismus von Akteuren geschuert, die die westliche Welt spalten und schwaechen wollen, Iran, Russland, Qatar - am Ende laeuft es immer auf Geld und Macht heraus.


GoriIIa  06.02.2024, 06:55
Juden haben mit den zehn Geboten, die unsere westliche Gesellschaft untermauern, Konzepte wie die Wuerde des Einzelnen, Gleichheit und Gerechtigkeit in die Welt gebracht.

Ja, wobei ich dies eher als ein Baustein von vielen ansehen würde.

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Steffile  06.02.2024, 07:01
@GoriIIa

Auf jeden Fall, aber ich denke darauf baut am Ende alles auf.

Schau doch mal wann Antisemitismus hochkommt: das ist immer wenn menschenfeindliche Werte durchgesetzt werden sollen. Bei den Nazis, im Mittelalter, bei den Islamisten... niemals wenn Freiheit und Menschenwuerde die fuehrenden Werte sind.

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ComradeAndrej 
Fragesteller
 06.02.2024, 15:39

Russland würde ich da nicht genau mit aufzählen Weil Russland eigentlich relativ stabile Beziehungen zu Israel hat

Aber Iran ist auf jeden Fall so ein Staat

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tanztrainer1  14.02.2024, 07:34
@ComradeAndrej

Warum leben dann so viele Juden in Israel, die aus Russland stammen. Immerhin ist das mit 25 % die größte Minderheit in Israel.

Sehr viele Juden in den USA haben Vorfahren, die bezüglich der vielen Pogrome aus Russland geflohen waren.

Ein bekanntes Beispiel: Der Großvater von Michael Douglas hieß Herschel Danielowitsch, der im heutigen Belarus geboren wurde.

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Steffile  14.02.2024, 11:23
@tanztrainer1

Es geht nicht um die russische Herkunft, sondern um das jetzige Regime, das sind doch ganz verschiedene Sachen.

Israel hatte lange stabile Verhaeltnisse mit Russland, hauptsaechlich wegen Koordination in Syrien. Aber das ist ziemlich versauert.

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