Warum finde ich fast keine richtigen Freunde auf der Arbeit (Behindertenwerkstatt)?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich kann das nachempfinden. Ich arbeite ebenfalls in einer WfbM und muss leider sagen, dass das Interesse untereinander kaum da ist. Seit Corona kam es zu verstärkten Kontaktbeschränkungen. Ob ein Ende der Maßnahmen zu mehr. Selbst Smalltalks sind eher die Ausnahme.

Das liegt u.a. daran, dass wir nicht wenige Drogenabhängige haben, die 24/7 abgeschossen sind. Bei manchen anderen merke ich, dass sie sich mit ihrer Lebensrealität nicht abgefunden haben. Die träumen dann von dies und das.

Generell sind Beziehungen unter Psychisch Kranken schwierig, wenn einer oder beide nicht beziehungsfähig sind. Ich war etwa ein Jahr mit jemanden sehr eng befreundet, der soziale Phobie hat. Der Typ ist aber von der Sorte "nicht therapierbar". Seine Paranoia traf eines Tages mich. Danach musste ich die Beziehung abbrechen.

Mir fällt es selbst schwer dir einen guten Rat zu geben. Eine Selbsthilfegruppe ist vielleicht eine Idee, auch wenn die sich wegen der Pandemie auch gerade nicht treffen. Ansonsten suche dir ein Hobby (das du dir leisten kannst) und suche Gleichgesinnte, was hoffentlich nach Corona wieder leichter wird.

Mit Hilfe eines Therapeuten solltest du auch an sozialer Kompetenz gewinnen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das ist das Problem auch mit Selbsthilfegruppen: die anderen haben genug eigene Probleme und man zieht sich schnell gegenseitig runter wenn man dieselben Probleme hat...

Psychisch Kranke verstehen zwar u.U. andere Kranke besser, aber können ihnen halt auch nicht helfen...

Und Mitleid... ist total überbewertet. Muss niemand haben. Schon garnicht jemand, der auch nicht gerade einen Bilderbuchstart ins irdische Leben bekam... Der hat nämlich genug eigenes Leid an dem er zu knabbern hat.

Such Dir Freunde, die entweder keine oder zumindest andere Probleme haben als Du... Und geh ihnen nicht mit Deinen Problemen auf den Senkel. Deine Probleme sind beim Psychologen und Arzt gut aufgehoben.

Freundschaft sollte nicht zu Therapiezwecken missbraucht werden.

Auch bei gesunden Arbeitnehmern ist es unüblich, Freunde im Kollegenkreis zu suchen... weil man nunmal nach Feierabend die Arbeit in der Firma lassen möchte. Aber das wird schwierig wenn man mit Kollegen noch nach Feierabend abhängt...

Die besten Quellen für neue und gute Freunde sind Vereine und Glaubensgemeinden... Und die Nachbarn in der Straße, in der man wohnt. Die trifft man ja auch regelmäßig im Supermarkt oder an der Tankstelle oder wo auch immer im Alltag... 😉

warehouse14

Superbeowulf  17.07.2022, 07:59

Das "sollte" Imho nicht der Sinn einer Selbsthilfegruppe sein.

Meine Selbsthilfegruppe, die auch moderiert wird, war durch und durch konstruktiv. Leider konnte ich sie dank Corona nur einmal besuchen, weshalb ich kein Gesamturteil bieten kann.

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Geber, Gönner, Helfer, zum Erfreuen waren schon immer rar. Die Stecknadeln im grossen Heuhaufen, die die bequemen Vorteilwoller sind.

Heu gibt es massenhaft.

Du musst mehr suchen. Ärger dich nicht. Lern draus und geh immer gleich weiter, wenn kein Dank kommt. Wahre Freunde sind sehr rar.

Superbeowulf  17.07.2022, 07:49

Für den Anfang müssen das nicht schon Freundschaften sein. Bekannte, mit denen man gemeinsame Interessen teilt, das reicht schon Mal.

Mit Menschen ohne Psychische Erkrankungen würde ich das Thema so weit wie möglich vermeiden. Ich habe die Erfahrung gemacht und auch andere Betroffene: Sobald Begriffe oder Themen wie "Psychiatrie" oder "Psychisch Krank" oder Synonyme dazu, ist man diesen Kontakt sehr los.

In meiner Online-Gruppe habe ich Mal wegen des Grundes meines Klinikaufenthalt gesagt, es sei etwas seelisches. Mir kam eine angewiderte Reaktion entgegen.

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Kanimose  17.07.2022, 07:59
@Superbeowulf

..... seelisches. Mir kam eine angewiderte Reaktion entgegen.

Dann kann man gleich weitergehn. Denn solche Schubladendenker sind Egozentriker, die eh nur immer, für ihren Vorteil, ausnutzen können. Die braucht man nicht. Taugt nichts, no Liebe. Egos können nicht geben, gönnen. Wenn, dann geben sie nur berechnend, um mehr zu bekommen. (Was nicht glücklich macht, kann weg.)

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Du bist da nicht der einzige Mensch mit Problemen. Sie sehen auch nur sich selbst, so wie du, haben vllt ähnliche Erwartungen und Ansprüche und wollen nur zugehört und verstanden werden.

Da aber jeder in dem "ich-modus" gefangen ist und nur sich und seine eigene Geschichten im Kopf hat, die es zu verarbeiten gilt, ist niemand wirklich im "Freundschaftsmodus".

Jeder von euch will einen Menschen, der sich eure Probleme anhört und für euch da ist. Nur wie ist es umgekehrt? Nein, dafür hat niemand den Nerv oder die Kraft zu.

Du bräuchtest eher eine stabilere Person außerhalb deines derzeitigen Umfeldes. Einen professionellen Therapeuten z.B.

Nach der Aufarbeitung deiner Probleme hast du es einfacher, Freundschaften zu knüpfen (bestenfalls keine, die dich runterziehen).

Superbeowulf  17.07.2022, 07:52

Anders gesagt, Grundsätzlich sollte man seine Freunde, Bekannten und Kollegen nicht als seelischen Mülleimer benutzen. Das hat dann auch nichts mit konstruktiver Problemlösung zu tun.

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Yuena  17.07.2022, 07:56
@Superbeowulf

Man kann Freunden schon etwas anvertrauen, was einen belastet.

Aber ständig und quasi die Freunde als Ersatz für einen Therapeuten zu nehmen halte ich für äußerst egoistisch und fahrlässig.

Zum Einen haben auch die Freunde ihre Bedürfnisse und Probleme und zum Anderen ist es auch selbst schädigend, denn kein guter Freund der Welt kann einen Therapeuten ersetzen, der einem hilft, mit dem Leben, was man führt, klarzukommen und diverse Traumata zu bewältigen.

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Superbeowulf  17.07.2022, 08:04
@Yuena

In einer Therapie arbeitet man (für gewöhnlich) Sachorientiert.

Bei einem seelischen Mülleimer lässt derjenige immer nur Wasserstandsmeldungen ab (Mir geht es schlecht, ich habe Schulden, ich bin so einsam usw.), ohne zu sagen was man dagegen unternehmen könnte.

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