Warum argumentieren so viele Menschen mit einer ideologischen Sicht?

8 Antworten

Was dem einen Fakt ist, ist dem anderen Ideologie. Und umgekehrt. Wenn man der Sache genauer nach­geht, dann stellt man fast immer fest, daß die beiden Parteien sich über die Bedeutung eines Wortes nicht einig sind.

In Deinem Beispiel ist es offensichtlich, daß die beiden unterschiedliche Vorstellun­gen haben, was die Aussage Ich bin Deutscher wirklich bedeutet. Beide Seiten über­sehen dabei gerne, daß natürlich beide Standpunkte ideologisch sind, weil eine ideo­logie­freie Definition des Deutschseins gar nicht möglich ist.

  • Für die einen ist es ein bürokratisches Label, genauso wie „Einkommensteuer­klasse VIIa“; ob man dieses Label bekommt oder nicht, hängt nur von formalen Voraussetzungen ab, deren An- oder Abwesenheit leicht überprüft werden kann, und ob man Deutscher ist oder nicht, sagt wenig über ein Individuum aus, son­dern nur darüber, wie es von der Obrigkeit eingestuft wird. Deutscher zu sein ist also eine Relation zwischen einem Individuum um dem deutschen Staat: Wenn der sagt, Du bist es, dann bist Du es, und sonst nicht.
  • Für die anderen ist Deutschsein dagegen ein Attribut des Individuums, hängt also nur von den individuellen Eigenschaften des Betreffenden ab. Welche Eigenschaf­ten, ist nicht klar; es kommen genetische, kulturelle oder psychologische in Be­tracht, und ich glaube, die meisten sehen das wie eine medizinische Diagnose in der Art von: Wer mindestens 7 von 10 Kriterien erfüllt, gilt als diagnostiziert.

Wenn man aber keine gemeinsame Sprache spricht, ist es schwer, konstruktiv zu diskutieren.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Menschen sind Tribalisten. Dem Stamm und seinen Mitgliedern, in diesem Fall Deutschland und Deutsche, werden verschiedene Merkmale von der Gruppe selber und extern zugeschrieben.

Je mehr Kriterien man erfüllt, desto mehr wird man von der Ingroup akzeptiert. Ein Stück Papier ist dabei relativ unwichtig.

Darunter fällt auch das Aussehen.

Deswegen funktionieren auch Multi-Kulti Gemeinschaften meist nicht. Juristisch gehören sie vllt zum gleichen Stamm, aber sie sehen sich nicht als Mitglieder der gleichen Gruppe und bleiben eher unter sich.

Deswegen gibt es entweder die Möglichkeit eine komplett neue Identität für diese Gemeinschaft zu entwickeln oder die kleineren Gruppen, müssen die Eigenschaften der dominanten Gruppe annehmen. Sonst bleiben diese immer getrennt.

Warum argumentieren so viele Menschen mit ideologischen Ansichten.

Das ist nicht ideologisch. Das Gegenteil ist ideologisch.

Wer einen deutschen Pass hat, ist deutscher Staatsbürger, aber nur dann ein Deutscher, wenn er sich vollständig integriert hat. Das trifft auf viele Migranten mit deutscher Staatsbürgerschaft nicht zu.

Was du hier beschreibst ist die Pest des Nationalismus und Rassismus. Das hat leider duch die AFD massiv zugenommen. Es ist das Spiel mit den Ängsten und Emotionen. Allerdings gibt es leider das Phänomen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse von der Politik und den Medien total ignoriert werden. Z.B. bei Klimaschutz, Migration, Drogenpolitik etc etc Es ist unfassbar, dass viele Politiker lieber Ängste erzeugen anstatt Probleme zu lösen. Vielleicht wäre eine Regierung von Experten besser für uns alle.


SchakKlusoh  11.02.2025, 22:41

Du übertreibst.

catxy  11.02.2025, 23:07
@SchakKlusoh

Ja, das wird mir schon mein ganzes Leben vorgeworfen. Lange hatte ich die Hoffnung ich übertreibe, bis jetzt alles Schlag auf Schlag eintrifft (AFD, Merz, Trump – Faschismus 2.0). Das hat seine Gründe u.a. in unserer Politik und Medienberichterstattung.

SchakKlusoh  12.02.2025, 23:24
@catxy

Das trifft nicht auf einen Schlag ein.

Was haben Ronald Reagan, Helmut Kohl, Maggie Thatcher, François Mitterand und viele andere westliche Staatsoberhäupter gemeinsam? Sie sind auf einen Kerl namens Milton Friedman hereingefallen und haben ihre Wirtschafts- und Sozialpolitik nach dem Neoliberalismus gestaltet.

Der Ausdruck Neoliberalismus entwickelte sich in den 1990er Jahren aber auch zu einem politischen Schlagwort, das eine Wirtschaftspolitik mit folgenden Merkmalen bezeichnet: Intensivierung des Wettbewerbs durch Deregulierung, Durchsetzung des Freihandels und der Finanzglobalisierung, Limitierung des Deficit spending bzw. Austeritätspolitik sowie Verringerung der Rolle des Staates durch Privatisierung und Reduktion der Bürokratie. Kritiker sehen darin eine Schwächung sozialer Gerechtigkeit und demokratischer Politikgestaltung infolge der Dominanz eines ökonomischen Rationalitätsverständnisses.

https://de.wikipedia.org/wiki/Neoliberalismus

Das hat in der Folge viele Sozialverlierer entstehen lassen, die sich von der Politik nicht mehr gehört, gesehen, vertreten und beschützt fühlen

Das Du juristisch Recht hast, unbezweifelt. Das das ganze Bild ist, nein. Ein Volk, eine Republik, ein Staat definiert sich nicht nur über Gesetze. Du wirst auch nie ein „echter Spanier“ werden, auch wenn Du Deinen Pass hast.
Durch unsere Geschichte haben wir ein sehr zersplittertes Bild unserer Identität, die einen hätten uns am liebsten wieder als gefürchtete Kriegsmacht gesehen, anderen ist schon die Deutschlandfahne beim Fussball Zuviel.
Wenn jemand Seine Unterlagen hat, sich aber mit unserer Gesellschaft, dem Rechtssystem, den geltenden Werten nicht identifiziert und hier nur lebt und versucht, vielleicht in seiner nationalen Blase in einer Parallelwelt zu leben, dann kann seine juristische Bezeichnung sein, wie sie will, ein Teil unserer Bevölkerung als Gemeinschaft ist er nicht. Zumal viele ja bei Gelegenheit stets ihre andere Herkunft betonen, wenn sie z. B. Stolz auf ihr Ursprungsland sind.


LianNelson 
Beitragsersteller
 24.05.2024, 12:01

Ich werde nie ein echter Spanier werden? Ich habe die spanische Staatsbürgerschaft und meine vorfahren kommen aus Spanien. Wobei das mit vorfahren nichts zu tun hat.

LianNelson 
Beitragsersteller
 24.05.2024, 12:02

Ich finde es fragwürdig, dass so viele Menschen Fakten mit Meinungen widerlegen wollen.

RheumaBaer  24.05.2024, 14:03
@LianNelson

och sag mal, was ist denn? Ist Dir deine juristische Wahrheit, die nicht das ganze Bild ist , so wichtig? Ich hab Recht, ich ich ich? Möchtest Du mit dem Füßchen aufstampfen, hilft Dir das? Deine Aussage ist ein Teil des Gesamtbildes, mehr nicht. So.

LianNelson 
Beitragsersteller
 24.05.2024, 14:07
@RheumaBaer

Wenn jemand die deutsche Staatsbürgerschaft hat und sagt "ich bin deutscher" und ein anderer sagt, nein du bist nicht deutscher weil du ausländische Wurzeln hast! Dan stimmt das doch nicht. Juristisch gesehen ist man mit der deutschen Staatsbürgerschaft deutscher, deswegen kann sich jeder mit der deutschen Staatsbürgerschaft aks deutscher bezeichnen. Menschen können ihm widersprechen, trotzdem ändert es nichts daran das er deutscher ist.