Waren die meisten Afghanen gegen die damalige kommunistische Herrschaft in Afghanistan Aufgrund des Kommunismus an sich oder wegen dem Säkularismus?
Und haben die Austständischen (Mujahideen) im Sowjet-Afghanistan Konflikt gegen die Sowjetunion gekämpft weil sie an sich antikommunistisch waren oder war ihr Problem vorallem die Trennung zwischen Staat und Religion Aufgrund des Marxismus-Leninismus?
3 Antworten
Morgen Blueorange25,
das ist eine sehr interessante und komplexe Frage, die mehrere Ebenen hat. Kurz zusammengefasst:
- Gegen die kommunistische Herrschaft – warum?
- Die Mehrheit der Afghanen lehnte die kommunistische Regierung (die Demokratische Volkspartei Afghanistans, DVPA) aus verschiedenen Gründen ab:
- Säkularismus und Sozialreformen: Die kommunistische Regierung führte viele radikale Reformen ein, z.B. Landreformen, Frauenrechte, Abschaffung von traditionellen Strukturen, die oft als Eingriffe in die Religion und traditionelle Lebensweise gesehen wurden. Das stieß auf massiven Widerstand, da Afghanistan eine sehr konservative, stark religiös geprägte Gesellschaft war.
- Kommunismus an sich: Viele Afghanen lehnten auch das kommunistische System als ausländisches, ideologisch fremdes Modell ab, vor allem da es eng mit der sowjetischen Besatzung verbunden war.
- Mujahideen – warum haben sie gekämpft?
- Die Aufständischen, die Mujahideen, kämpften hauptsächlich aus folgenden Gründen:
- Religiöse Motivation: Sie sahen die kommunistische Regierung als gottlos und antireligiös an, besonders die Trennung von Staat und Religion (Säkularismus), die mit marxistisch-leninistischer Ideologie einherging. Die Verletzung islamischer Normen und das Eindringen staatlicher Gewalt in religiöse und traditionelle Bereiche war ein zentraler Konfliktpunkt.
- Antikommunismus: Viele Mujahideen waren grundsätzlich antikommunistisch, da sie den Kommunismus als eine fremde Ideologie betrachteten, die das afghanische Gesellschaftssystem zerstört.
- Nationalismus und Widerstand gegen die sowjetische Besatzung: Der Kampf war auch ein Freiheitskampf gegen eine ausländische Besatzungsmacht, die Sowjetunion.
Fazit: Die Ablehnung der kommunistischen Herrschaft war also nicht nur eine reine ideologische Abneigung gegen den Kommunismus, sondern vor allem auch eine Abwehr gegen die säkularen Reformen, die das traditionelle, religiös geprägte Leben bedrohten. Die Mujahideen waren deshalb gleichzeitig antikommunistisch und verteidigten das religiöse und traditionelle Gesellschaftsmodell Afghanistans gegen die sowjetische Besatzung und die kommunistische Ideologie.
Die meisten Afghanen hatten überhaupt keine Ahnung davon, was Marxismus eigentlich ist. Die haben das gemacht, was man ihnen in der Moschee gesagt hat. Dort haben sie gehört, dass ihr Gott keinen anderen Gott duldet und Marx und Lenin waren nun mal die Götter der Kommunisten. Außerdem hatten die Russen ihr Land besetzt. Wer will schon unter Besatzern leben? Die Gründe für den Kampf sind also sehr viel einfacher, wenn man sich in die Denkweise des einfachen Volkes hineinversetzt. Dazu kommt der Gruppendruck der Familie und der Druck des Clans.
Das Beziehungsgeflecht ist in Afghanistan ein ganz anderes als hier. Dort gab es keinen so ausgeprägten Individualismus wie hier. Dort hat man das gemacht, was das Familienoberhaupt gesagt hat. Sich zu weigern wäre undenkbar. So gab es dort schon immer eine sehr straffe Hirarchie. Der Clanchef hat gesagt, wo es lang geht und die Familienoberhäupter haben den Befehl weiter gegeben.
Im Grunde war das bereits eine fertige militärische Organisation. Das wird aus westlicher Sicht gern übersehen. Dort glaubt man, dass die Afghanen sich frei für den Kampf entschieden haben. Das ist aber falsch. Die waren gezwungen zu kämpfen.
Auf der einen Seite durch die Hirarchie, und auf der anderen Seite durch die Religion. Denn in der Moschee wurde ihnen Angst gemacht, dass Gott alles sieht. Er sieht bis in ihr Herz und kennt ihre geheimsten Gedanken. Damit hat man sie zu glühenden Anhängern gemacht und die haben noch nicht einmal gemerkt, wie sehr man sie manipuliert hat.
Dazu kam dann der Hass, der immer größer wurde, je mehr der eigenen Kameraden den Russen zum Opfer fielen. Zusammen mit der Aussicht auf einen Platz im Paradies, brauchte es nicht viel, die Männer bei der Stange zu halten.
Ob nun der Sekuklarismus oder der Kommunismus den Ausschlag gaben, spielt keine Rolle. Es ging um die Macht im Land. "Wir gegen die anderen!" Deine Frage ist zwar sehr interessant, aber ich denke, darüber haben sich noch nicht einmal die Bosse Gedanken gemacht. Die Clanchefs und der Islam bildeten eine Einheit. Zusammen waren sie eine Macht. Die Kommunisten haben diese Macht bedroht. Das war der Grund für den Krieg.
Patricharat
Kultur
Religion
Die drei Hauptthemen waren dafür verantwortlich. In den grossen Städten waren die kommunistischen Vorstellungen deshalb viel beliebter als auf dem Lande. Manche arrangierten sich auch mit den neuen Machthabern. Das ging in den Städten wesentlich besser als ausserhalb.