Vorname Fürchtegott - wie käme der heute an?

Kind wird ausgegrenzt. 85%
Gesellschaft steht diesem Namen neutral gegenüber. 11%
Gesellschaft mag den Namen "Fürchtegott". 4%

46 Stimmen

14 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Kind wird ausgegrenzt.

Es gibt auch den Namen 'Traugott'. Alte Namen, die heute einen schweren Stand haben dürften in der mehr und mehr bornierten und bekloppten Gesellschaft...

Gruß Fantho

Kind wird ausgegrenzt.

Ich glaube nicht, dass ich mein Kind so nennen würde. Mal davon abgesehen, dass ich auch nicht fromm genug für so einen Namen bin.

Meine beiden Jungs sind "bunt" und Du darfst mir glauben, dass ich weiß, was mobbing bedeutet. Meine beiden sind aber schon bald 30 und ich bin sehr sicher, dass das mobbing in den letzten 20 Jahren eher zugenommen hat.

Ja, vielleicht ist das wirklich ein schöner Name. Und vielleicht sollte man ja auch "drüberstehen". Aber wenn am Ende die Kinder die Zeche zahlen sollen, dann bin ich dagegen.

Der Bub muss ja deswegen nicht gleich "Kevin" heißen.

Kommt sicher auf das Milieu an. Es mag Freidenker in urbanen Milieus geben, die ihren Kindern solche und ähnlich archaische Vornamen geben und sich gegenseitig darin zu übertreffen versuchen, so dass am Ende Klein-Fürchtegott auf Klein-Dagobert, Klein-Heribald (ich kannte einen Heribald, der war aber Jahrgang 1929), Klein-Gotthold, den kleinen Wulfdieter und den kleinen Traugott treffen wird, sobald es in den Kindergarten geht ... und die Mamas heißen Isabell oder Melanie oder Anna-Lena oder so^^ nun denn.

  • Unter normalen Umständen in einer bürgerlichen Siedlung, wo Kinder heute vielleicht Max oder Jakob heißen oder Emilia oder Sophia, dürfte ein Fürchtegott zumindest mal vom Ding her auffallen, weil der Name anders ist - ob er deswegen gehänselt wird, hängt aber auch immer vom Umfeld ab und von den Eltern und Lehrern, wie die darauf eingehen oder nicht. Kinder machen es oft den "Alten" nach -----> und wenn Fürchtegott immer so betont wird oder eine Sonderrolle aufgrund seines Namens kriegt oder man permanent drauf rumreitet und sich alle drüber echauffieren, wie man einem Kind so einen Namen geben kann, dann wird er sicherlich alsbald damit aufgezogen und ggf. gemobbt. Wenn er aber einfach nur so genannt und gerufen wird, ohne dass jemand auf den Namen groß eingeht, etabliert sich der Name und wird keine Rolle spielen.

Dazu sei gesagt: In meinem Jahrgang gab es einige Leute mit sehr alten oder auch speziellen Vornamen, die damals nicht gebräuchlich waren, z.B. Kurt, Gernot, Klemens oder auch Wjatscheslaw sowie Mädchen namens Gudrun und Erika - die wurden nie der Namen wegen gemobbt, Gudrun und Erika waren sogar echt cool und viel cooler als viele andere Mädchen, mit denen habe ich heute noch Kontakt. Ein paar Jahre über mir war an der Schule auch ein Engelbert, der ca. Anfang der 80er geboren wurde - das war kein Problem, selbst der sehr peinliche und damals erfolgreiche Schlagersänger gleichen Namens wurde nicht zum Mobbing genutzt. Auf den Namen wurde nie rumgeritten, das war halt einfach so, dass sie so hießen. Das Schicksal meinte es nur mit einer Belinda (sollte man meinen, das geht doch eher in Richtung typisch 80er/90er) nicht so gut, auf deren Namen pausenlos rumgeritten wurde (die war auch bestenfalls eine zickige debile Diva) und deren Name von vielen verballhornt wurde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

vanOoijen 
Beitragsersteller
 04.06.2024, 23:43
und die Mamas heißen Isabell oder Melanie

Diese Namen sind bei den Damen meiner Generation echt sehr verbreitet.

Mit Melanies und Isabells hatte ich schon was... 🙄😁

Anna-Lena war nicht dabei.

Die Intention der Frage ist aber eine andere. Ich weiß auch, dass Friedrich und Konstantin in sowohl linksgrünen wie auch konservativen Bildungsbürgerkreisen wieder en Vogue sind.

Traugott und Fürchtegott aber bestimmt nicht, ebensowenig Helmut oder Friedhelm.

Ich habe den fürchterlichen Namen ausgewählt weil er eben plakativ ist und am besten beweist was ich meine. Wenn muslimische Eltern nicht gerade den Namen "Dschihad/Jihad" auswählen, sondern zum Beispiel "Ramasan" ist das heute in Deutschland ganz normal. Das ist ein erzkonservativer Name der "Fastenzeit, Strenge und Härte gegenüber sich selbst" bedeutet.

Das ist akzeptiert.

Was ist also die stärkere und vitalere Kultur und wer ist dekadent, wenn eine deutsche Mutter es heute unmöglich findet Ihrem süßen kleinen Baby harte deutsche Männernamen wie "Fürchtegott", "Ekkehart" oder "Wernherr" zu geben?

Der Erfinder der Mondrakete und det V2 war nämlich kein schlaffer "Werner", sondern der schrieb sich "Wernherr von Braun".

Ich frage mich warum dieses deutsche Selbstverständnis verschwunden ist, während andere Nationen ihren Kindern weiter die traditionellen Namen geben.

Nur so weicher Kram ist geblieben. Die harten Namen und die ertkonservativ-religiösen Namen sind nicht nur verschwunden: 80% hier sagen ein Deutscher in Deutschland wird heutzutage deswegen ausgegrenzt und sie finden das okay und normal.

Und genau darum ging es mir mit dieser Frage von Beginn an.

rotesand  04.06.2024, 23:53
@vanOoijen
Diese Namen sind bei den Damen meiner Generation echt sehr verbreitet.
Mit Melanies und Isabells hatte ich schon was... 

Geht mir genauso^^ mit einer der beiden war ich längere Zeit zusammen & die andere war ein leger-cooler Jugendschwarm, die immer sehr gut angezogen war und immer freundlich schon morgens auf dem Parkplatz... die hatte oft so ein tolles Shirt an, das aussah wie ein braunes T-Shirt über einem weißen Langarmshirt & wunderschöne Haare plus Brille.. die war super ;-)

Danke ansonsten für deinen Kommentar; jetzt weiß ich, was du meinst.

Ich frage mich warum dieses deutsche Selbstverständnis verschwunden ist, während andere Nationen ihren Kindern weiter die traditionellen Namen geben.

In Deutschland muss vieles "cool" sein und Namen wie Wernher (an Wernher von Braun erinnere ich mich), Ekkehardt, Engelbert, Friedbert, Reingardt, Gotthard, Traugott, Fürchtegott usw. klingen nicht weich, lieblich, modisch, cool, mild, locker, amimäßig oder retromäßig, sondern hart, martialisch, direkt, teutonisch, was auch immer ------> jedenfalls nicht sanft, süß, nett, *sophisticated* ... was auch immer... und sind allein deswegen außen vor. Die Bedeutung dieser alten Namen kennt von den heutigen Melanies, Isabells und Anna-Lenas sowieso niemand, dafür klingen Ben und Mia so niedlich und süß und vor allem schnellschnellschnell, denn bevor man Wernher betont oder Dietger oder Fürchtegott, sagt man lieber Ben oder Mia oder ähnliche "Lallnamen", zu denen ich mal einen sehr galligen, aber im Grunde sehr treffenden Essay gelesen habe.

Nur so weicher Kram ist geblieben. Die harten Namen und die ertkonservativ-religiösen Namen sind nicht nur verschwunden: 80% hier sagen ein Deutscher in Deutschland wird heutzutage deswegen ausgegrenzt und sie finden das okay und normal.

Die harten Namen werden nicht wegen ihrer Bedeutung - wie gesagt, die historischen Bedeutungen der Namen oder gar etwaige Leitgestalten wie Wernher von Braun oder Meister Eckhart oder von mir aus den Heiligen Wigbert kennen Melanie, Isabell und Anna-Lena nicht mehr - verpönt oder auch ausgegrenzt, sondern weil sie keine Coolness versprühen und auch nicht als "retromäßig" cool gelten.

Damit stehen sie aber auch auf einer Stufe mit weitaus "moderneren" und weitaus weniger "martialischen" Namen wie Roland, Manfred, Holger, Dieter, Joachim, Jürgen, Arno, Armin oder Bernd. Die werden genauso "verpönt", weil sie einfach nicht "cool" und nicht "süß" ... oder *sophisticated* sind. Ich denke, dass dieser Punkt der "wunde Punkt" dabei ist.

vanOoijen 
Beitragsersteller
 05.06.2024, 00:20
@rotesand

Ich gehe morgen noch ausführlicher auf Deinen interessanten Kommentar ein, den ich mit großer Freude gelesen habe.

Für den Moment sollten die Slogans ausreichen: "Let's make Eckhardt sexy again!" oder "Let's make Ramasan look damn uncool!"

rotesand  05.06.2024, 08:59
@vanOoijen
Für den Moment sollten die Slogans ausreichen: "Let's make Eckhardt sexy again!" oder "Let's make Ramasan look damn uncool!"

Melli und Issi nicht zu vergessen, nur echt mit "Kurzarm über Langarm" und immer guter Laune - klingt deutlich cooler als Heaven, Summer oder irgendwelche kitschigen Fantasie-Kreationen oder aber die vierte Marie in einer Klasse. Die Namen etwa unserer Generation hatten schon was! Mich erinnert das an Götz Alsmanns Hymne "Ich sing für Gertrud", die ich schon beim ersten Hören grandios fand und treffend. Einer der wenigen Momente, in denen ich den ZDF-Fernsehgarten musikalisch für niveauvoll hielt...!

Ich habe mich gefreut und freue mich auf den weiteren Austausch sehr.

rotesand  05.06.2024, 09:15
@rotesand

Einer meiner besten Lehrer hieß übrigens Reinhard - auf den passte die sehr schöne Bedeutung des Namens ("der gute Ratgeber, der Ratvolle") exzellent. Reinhard war ein sehr unkonventioneller Lehrer, der stark rauchte, Techno (!) hörte, gern feierte, starken Dialekt sprach (er kam ursprünglich aus Sachsen), einen fetten 5er BMW fuhr und immer irgendwie anders war, ungewöhnlich gebildet und immer für die Schüler da, dafür oft gegen seine Kollegen, die ihn bestenfalls achteten, aber oft ablehnten oder teilweise auch neideten, weil er so beliebt war bei allen Jugendlichen - mit ihm konnte man in der Oberstufe in manchen Bistros, in denen er oft war, obwohl schon weit über 50, prima einen "Drink kippen" und war mehr oder weniger beim Du, redete über Gott und die Welt, aber man wusste im Grunde doch immer, es ist unser Lehrer und eine Respektsperson. Reinhard hat nicht wie so viele Lehrer lächelnd so getan, als ob er Jugendliche verstehen würde - er tat es wirklich. Er hat uns Jugendliche auf dem Weg ins Erwachsenenleben so viele gute und vor allem ehrliche, gut gemeinte, manchmal knüppelhart formulierte und dabei oft sehr nachdenkliche Ratschläge gegeben, dass man ihm auch heute immer noch dafür danken kann und muss. Inzwischen ist er fast 80 und sieht noch genauso aus, fährt dieses Auto immer noch und nahm letztes Jahr am Klassentreffen teil. Reinhard ist super - und der Name passt einfach perfekt. Was ich damit sagen will: Diese Namen haben oft sehr schöne Bedeutungen mit liebevoller Bewandtnis - keine Form von martialischem Gedöns in Form von Krieg, Religion oder ggf. fundamentaler Tradition!

vanOoijen 
Beitragsersteller
 05.06.2024, 11:31
@rotesand

Dieser Reinhard wäre auch nach meinem Geschmack.

rotesand  05.06.2024, 13:23
@vanOoijen

Ja, er war und ist ausgezeichnet. Issi mochte ihn auch, Melli war nicht auf der Realschule :-)

vanOoijen 
Beitragsersteller
 05.06.2024, 15:11
@rotesand

Ich hatte auf der Abendschule den besten Deutschlehrer meines Lebens. Im Fachabitur hatte ich dann auch eine Eins als Endnote. Der verlegte seinen Unterricht auch manchmal ins Bistrot nebenan und wir tranken Bier - wir waren aber auch alle ü20 und wurden gesiezt.

Ich weiß noch was Herbert Pfeifenroth sagte: "Sie sind zwar ein arrogantes A.schloch, aber ich muss Ihnen trotzdem ne Eins geben".

Das habe ich ihm nicht übel genommen. Tatsächlich der beste Deutschlehrer meiner gesamten, sehr durchwachsenen Schullaufbahn. Die begann bis zur Mittelstufe auf dem Gymnasium, zog sich dann durch zwei verschiedene Realschulen und dann höhere Handelsschule, Berufsschule und besagte Abendschule neben Berufsschule und Ausbildung, weil mir nach einem Jahr klar war dass ich damit Intellektuell unterfordert war.

rotesand  05.06.2024, 15:27
@vanOoijen
Ich weiß noch was Herbert Pfeifenroth sagte: "Sie sind zwar ein arrogantes A.schloch, aber ich muss Ihnen trotzdem ne Eins geben".

Ich habe das Ähnliches erlebt bei einem Lehrer, der mich aufgrund meiner CDU-Mitgliedschaft und meiner Herkunft (Ausländerfamilie, gebildet, nicht arm, CDU, katholisch...) nicht besonders mochte, aber mit mir klarkommen musste, weil ich Klassensprecher, stellvertretender Stufensprecher und Pressewart der SMV gewesen bin und ein Schüler, der objektiv geachtet war. Er sagte mir am letzten Tag, er möge mich noch immer nicht, aber ich sei eine ehrliche Haut und das habe ihm durchaus imponiert. Er hat mir in der mündlichen Prüfung dann auch ohne zu zögern die bessere Note gemacht. Sympathisch war mir der Mann offen gesagt als Typ nicht und auch als Lehrer war er grenzwertig, konnte nicht gut erklären und war ungeduldig - aber er war offenbar doch in der Lage, am Ende über seinen Schatten zu springen. Das fand ich bemerkenswert.

Eine andere Lehrerin der Berufsschule meinte zu mir, dass sie am Anfang bei mir gedacht habe, es könne nicht sein, dass ein Schüler mit einem Audi 100 angefahren kommt und einen Samsonite Aktenkoffer benutzt - sie meinte, am Anfang habe sie gedacht, ich sei ein "widerlicher Großka...er", wurde aber schnell eines Besseren belehrt. So was behält man sich irgendwie im Gedächtnis.

Issi fand den Audi 100 übrigens cool und ist oft mitgefahren. Sie ging auf das WG, ich auf die Berufsschule und ich nahm sie, weil wir uns von der Realschule kannten, gelegentlich nachmittags mit. Es war ein Hochgenuss - vor allem, wenn sie dieses bestimmte Shirt trug und eine bestimmte Frisur hatte - und mit ihr konnte man immer niveauvoll und locker reden.

rotesand  05.06.2024, 15:39
@rotesand

Meine Favoriten für ein Mädchen wären Christina, Chiara oder Letizia gewesen. Es ist tatsächlich so, dass in gelegentlichen "Happy-Family-Gedanken", in denen ich mit meiner Jugendliebe zusammen wäre, die Tochter immer Chiara heißt und ein absolutes Papakind ist ;-)

Bei meiner früheren Freundin wäre ich damit nicht durchgekommen, ihr Favorit für eine Tochter wäre Aileen gewesen, dafür wären wir uns bei einem Jungen (Dominik) einig gewesen und so würde ich einen Jungen heute noch nennen.

Gesellschaft steht diesem Namen neutral gegenüber.

Der Name würde abgekürzt. Das Kind würde vermtl. Gotti gerufen.


vanOoijen 
Beitragsersteller
 04.06.2024, 18:58

John Gotti, wie der Mafiaboss?

Na besser als "Fürchti".

Jedenfalls hatten wir früher noch eisenharte Namen. Ich denke da auch an z.B. Ekkehart.

Bruno2308  04.06.2024, 19:01
@vanOoijen

Ja, wenn du gleich solche Geschütze auffährst, dann wäre "Fürchti" noch besser. xD

Kind wird ausgegrenzt.

Grundsätzlich ein sehr schöner Name, es ist jedoch mit Mobbing in der Schule zu rechnen.