Vermisst ihr die 80er/90er?
Ich finde heute ist alles so stimmungslos und steril im Vergleich zu früher. Und bevor ihr jetzt behauptet, dass sei nur Nostalgie. Nein. Das ist es nicht. Es ist einfach überhaupt nichts mehr verträumt. Noch nicht mal das Design. Und erst recht nicht in der Popmusik. Alle sind nüchtern, abgestumpft und abgeklärt. Klone. Stirnlocken-Jungs und Mittelscheitel-Glatthaar-Mädchen. Alle sagen und wollen das selbe, alle vertreten ähnliche Ansichten. Geknechtet von ihrer Social Media-Sucht, Zombies, die 10 Stunden am Tag in ihr Hypnose-Gerät starren.
Und dann ist auch noch die Welt klein geworden. Eindrücke werden einem durchs Internet vorweg genommen. Ultra HD Drohnenflüge über die spektakulärsten Landschaften.
In den 90ern war man viel uninformierter und ruhiger. Viel begeisterungsfähiger und neugieriger. Viel genügsamer und mehr im Kopf mit sich und im hier und jetzt.
Und es gab tolle aneckende kontroverse und skurrile Charaktere, denen man im Alltag begegnete. Völlig unangepasst. Komische Käuze. Spannende Ansichten. Ob politisch korrekt oder nicht korrekt, es juckte kaum einen. Es konnte eh nichts viral gehen. Was für tolle gesunde Umstände, damit sich interessante Menschen entwickeln. Halt richtige Typen, also Leute, die sich unabhängig entwickelt haben. Aber auch sehr provinziell sein konnten. Was aber auch wieder spannend war. Nicht so angepasste Klone, wie heute. Die Musik und die Filme waren eh geiler und Beziehungen entstanden zwischen Menschen, die sich wirklich liebten und nicht nur, um sich miteinander zu schmücken und ab und zu Sex zu haben. Und man trennte sich nicht, wenn mal etwas nicht passte in der Beziehung, so wie es heute oft geschieht, dank Dating App. Die Leute waren nicht so austauschbar, wie heute.
Früher gab es auch tolle Wohnzimmer. Das waren richtige atmosphärische Orte, die Wohnungen von anderen Leuten. Du konntest ganze Biografien nachempfinden als Gast. Die vorherigen Jahrzehnte und Trends wirkten viel länger nach. Küchen aus den 70ern in den 90ern. Die Einrichtungen war sooo unterschiedlich. Der Geruch war so unterschiedlich. Die Leute hatten früher teilweise noch ausgestopfte Hirschköpfe an der Wand und Kronleuchter vor ihre dunklen Eichenschrank hängen. Und das waren keine Rentner. Und das sollte auch nicht hip wirken, wie ein Stilbruch vielleicht. Nichts davon war hip, sowas war irrelevant. Dann bunte Küchen (Anfang 90er), graue Teppichböden, Tischlampen mit einem Porzellanfuss.
Heute ist einfach fast jeder gleich eingerichtet. In seiner weißen Ikea Klarlack-Küche und dem sterilen Wohnzimmer in weiß und grau. Da sitzen heute unsere Stirnlocken-Klone unter ihren LED-Lichterketten und hören belanglose Autotune-Assi Mucke und planen ihre Tiktok Karriere.
Ich vermisse irgendwie die 80er/90er Jahre.
9 Antworten
Und bevor ihr jetzt behauptet, dass sei nur Nostalgie. Nein. Das ist es nicht.
Doch das ist es schon.
Alles was Du so schreibst ist im Grunde eine Abfolge von Lebenssituationen die immer nur in die Zukunft führen kann und von da gibt es kein zurück, auch wenn man es vermisst. Das gehört zum Leben dazu. Das muss man nicht gut finden, ist aber nicht zu ändern was man einfach akzeptieren muss. Der Vergangenheit nachhängen, obwohl man sie auch nicht mehr verändern kann ist irreal.
Die Frage die Du gestellt hast hat sich wohl jeder schon gestellt, und sie wird in 20 Jahren auch wieder auftauchen, so wie es sie vor 40 Jahren auch schon gab.
Thats Live.
st eine Abfolge von Lebenssituationen…“? Hä?
Ich hatte befürchtet das Du es nicht verstehst, sondz hättest Du die Frage gar nicht gestellt.
Guck dir mal die Mode zwischen 1980 und 1990 an.
Dann könnte ich darüber genau so ein vernichtendes Urteil abgeben wie Du, ich kenne nämlich noch die Moder der 50er und 60er, dagegen waren die 80er und 90er schlicht dekadent. Ich mag sie nämlich nicht. Was aber nicht bedeutet dass ich sie ablehne, das ist der Lauf der Zeit und der ist nicht aufzuhalten und schon gar nicht zu verändern. Das hinterhertrauern bringt niemanden weiter, übrigens auch Dich nicht.
Doch, und Du wirst es nicht verhindern können, niemand kann das,
Weiß ich, aber das eine hat mit dem andern nichts zu tun,
Mich bringt etwas weiter, das ich geschafft habe (ich schaff das schon, ich schaff das schon. Ich schaff das ganz alleine.) Kennst du eventuell.
Trotzdem darf man auch mal zurückdenken, aber der Gedanke muss mich nicht weiterbringen. Kann aber ne Menge dazu tun, wie ich mich entwickle.
Zu den 80ern kann ich dir leider nichts aus eigener bewusster Erfahrung sagen, zu den 90ern dafür umso mehr und zu den frühen 2000ern auch, denn die waren schon ziemlich cool und angenehm, ohne dass ich sie vermissen würde... ich bin nicht so der Nostalgie-Typ, auch wenn ich mich als sehr geschichtsorientiert bezeichne & Zeitgeschichte als Hobby ernsthaft pflege. Jede Zeit hat ihr Schönes & manches kommt einem in Nachhinein auch schöner vor, wie dass es gewesen ist zum Zeitpunkt des Erlebens. Aber an sich muss ich sagen - doch, die 90er und die frühen 2000er waren schön!
In den 90ern war man viel uninformierter und ruhiger. Viel begeisterungsfähiger und neugieriger. Viel genügsamer und mehr im Kopf mit sich und im hier und jetzt.
Teilweise ja - wenn man aus den normalen Familien stammte, passt das. Wir haben nciht viel gebraucht, waren mit erstaunlich wenig zufrieden, waren ruhig, aber doch immer für Neues zu haben und wir waren zwar nicht cool - aber wir waren bodenständig. Diese Bodenständigkeit ging so weit, dass einige das Magazin "Spiesser", das es damals kostenlos in der Berufsschule gab und das auf hippe Großstadtkids aus wohlhabendem Haus geeicht gewesen zu sein schien, überfordert oder sogar verängstigt hat ... mir hat es auch nicht gefallen, mir war die Tageszeitung viel lieber oder Medizini oder so was in der Art. Stehe ich auch zu.
Aber wir hatten auch materialistische Eltern in unserem Jahrgang, deren Kinder waren nicht besser. Die hatten ein fettes Haus im Neubaugebiet, staffierten ihre Kinder mit teuren Sachen aus, brauchten immer den neuesten VW-Passat Kombi und dann den neuesten Sharan, sobald dieser in Mode kam (ab ca. Ende 90er), waren dauernd bei Mäcces oder sonntags in den teuren Lokalen auf den Dörfern nach dem Gotesdienst und im Urlaub und waren alles andere als dezent oder genügsam, dafür aber unglaublich steif und bieder und spießig - da waren die Mütter sonntags perfekt geschminkt mit Jeansjacke beim Kuchenverkauf anzutreffen von der Frauengemeinschaft, während die Väter alle fünf Jahre wieder auf einer anderen Liste (CDU oder Freie Wähler) in den Gemeinderat wollten und sich wunderten, weil sie niemand wählte ... und so weiter und sofort. Ich habe die aber schon damals in ihrer Spießigkeit durchschaut & als ich später dann immer wieder beruflich mit ihnen zu tun hatte, habe ich eine wie die andere gnadenlos auf die Schippe genommen ohne dass sie es gemerkt haben :-)
Und es gab tolle aneckende kontroverse und skurrile Charaktere, denen man im Alltag begegnete. Völlig unangepasst. Komische Käuze. Spannende Ansichten. Ob politisch korrekt oder nicht korrekt, es juckte kaum einen. Es konnte eh nichts viral gehen. Was für tolle gesunde Umstände, damit sich interessante Menschen entwickeln. Halt richtige Typen, also Leute, die sich unabhängig entwickelt haben. Aber auch sehr provinziell sein konnten. Was aber auch wieder spannend war. Nicht so angepasste Klone, wie heute. Die Musik und die Filme waren eh geiler und Beziehungen entstanden zwischen Menschen, die sich wirklich liebten und nicht nur, um sich miteinander zu schmücken und ab und zu Sex zu haben. Und man trennte sich nicht, wenn mal etwas nicht passte in der Beziehung, so wie es heute oft geschieht, dank Dating App. Die Leute waren nicht so austauschbar, wie heute.
Kann ich so bestätigen, aber auch auf die frühen 2000er ausweiten. Wir waren total unpolitisch, man kannte allenfalls den Kanzler, den eigenen Ministerpräsidenten und noch 2-3 Minister, die man als in den Nachrichten sah und die man leicht wieder erkannt hat, etwa Hans Eichel oder Manfred Stolpe oder Heidemarie Wieczorek-Zeul (man wusste nicht wie sie aussah, aber ihren Namen kannte man halt, weil er auffällig war) - und man sprach kaum über Politik. Einzig "10 Jahre Deutsche Einheit" (das war Ende 1999) war so ein Thema, über das wir sprachen - und zwar ernsthaft und mit dem Gedankengang ... was war denn da eigentlich vorher und was war das für ein anderes Deutschland...?! Ich erinnere mich gut. Das hatte Niveau.
Mir gedenkt im Bezug auf echte Originale noch ein freakiger Typ, der immer Sakkos trug, einen alten Audi 80 (der ganz Kantige vor Baujahr 1986) in der unvorstellbaren Farbe "Portorosé-Metallic" fuhr und Anfang-Mitte der 2000er total an die ausklingenden 80er erinnerte, bei dem aber kam das super rüber und er kombinierte die Sachen toll. Ich weiß nicht, wie alt er war ... der sah älter aus, als er gewesen ist und wirkte viel reifer; vom Gefühl hätte ich aber gesagt, der war vielleicht fünf, maximal zehn Jahre älter als ich. Im Gesicht sah er noch jung aus, von der Schule her usw. kannte ich ihn jedoch nicht - er gehörte dazu, aber jetzt grad fällt mir auf, wie wenig ich über ihn weiß. Eventuell war er auch auf dem Gymnasium, ich weiß es nicht. Er sprach sehr "gewählt", das hob ihn ebenso ab, und kannte viele Zitate; er zitierte oft, er kam nicht altklug rüber, aber er hatte Charme, Profil und war sehr beliebt - es gab keinen, der ihn nicht gemocht hätte, auch weil er so ein lieber Kerl war, der dir sein letztes Hemd gegeben hätte - nur seinen Audi 80 hätte er nie verliehen, den fährt er bestimmt immer noch.
Heute würden sie ihn vielleicht auch "feiern", aber ich denke, das wäre viel oberflächlicher - denn damals lagen sie ihm ernsthaft zu Füßen. Ich habe es mal erlebt, wie er an einer Faschingsfeier aufkreuzte und eine ca. 16-Jährige ihn, der locker zehn Jahre alter war, ernsthaft ihren Freundinnen als den "coolsten Typen aus ihrer Stadt" vorstellte - das war ernst gemeint.
Früher gab es auch tolle Wohnzimmer. Das waren richtige atmosphärische Orte, die Wohnungen von anderen Leuten. Du konntest ganze Biografien nachempfinden als Gast. Die vorherigen Jahrzehnte und Trends wirkten viel länger nach. Küchen aus den 70ern in den 90ern. Die Einrichtungen war sooo unterschiedlich. Der Geruch war so unterschiedlich. Die Leute hatten früher teilweise noch ausgestopfte Hirschköpfe an der Wand und Kronleuchter vor ihre dunklen Eichenschrank hängen. Und das waren keine Rentner. Und das sollte auch nicht hip wirken, wie ein Stilbruch vielleicht. Nichts davon war hip, sowas war irrelevant. Dann bunte Küchen (Anfang 90er), graue Teppichböden, Tischlampen mit einem Porzellanfuss.
Ja, bei uns auch - es war so richtig gemütlich & da fanden die besten Debatten statt. Presseclub, Tagesschau, Holztisch mit Flieseneinlage, grauer Teppich (so Flokati war das bei uns), ZDF Hitparade mit Viktor Worms und Uwe Hübner, die ganzen Sendungen mit Dieter Thomas Heck... ZDF heute mit Peter Hahne und anschließend ein Spielfilm oder eine Serie. Das war schön!
https://www.youtube.com/watch?v=kbRDapA4JzI
https://www.youtube.com/watch?v=L1Dpb_c_6rs
https://www.youtube.com/watch?v=2cKMpYrep2U
https://www.youtube.com/watch?v=bVbVRZfaoEk
Ich habe das nie so ganz hinter mir gelassen, denn bei mir sieht's heute noch genauso aus, ich habe die Zinnsammlung, den Brockhaus, die tickende Wanduhr, einfach die ganze Einrichtung übernommen, die Schrankwand mit Minibar (ist gefüllt) ... weil ich das so mag. Selbst die Anlage ist noch da (Yamaha, geht noch, heute Bernhard Brink auf CD gehört) und das Beste ist ... wenn die Leute kommen, finden sie es gemütlich, begutachten sie die Bilder und Seidenmalerei und Zinn und es fallen Sätze wie ... ach guck an,d as hatten wir damals auch, schön, dass es das noch gibt oder sie sagen ... ich hab im Keller noch das Zinn von meinen Eltern, das würde ich dir gern schenken, weil ich sehe, du hast Spaß dran und pflegst dein Zeug. Denn bei mir ist ALLES sehr respektvoll gepflegt.
Heute ist einfach fast jeder gleich eingerichtet. In seiner weißen Ikea Klarlack-Küche und dem sterilen Wohnzimmer in weiß und grau. Da sitzen heute unsere Stirnlocken-Klone unter ihren LED-Lichterketten und hören belanglose Autotune-Assi Mucke und planen ihre Tiktok Karriere.
Das ist nicht meine Welt, aber ich weiß von einigen etwa Gleichaltrigen, die so hausen und ich finde das gruselig - aber ich weiß auch, dass es bei deren Eltern (oben geschilderte Zielgruppe) genauso aussieht und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm; von nix kommt halt nix, weder in den 90ern noch heute.
Machen wir einfach mal weiter so, ich mag mich und verändere mich nciht mehr und muss ganz ehrlich sagen ... ich habe die 90er zumindest in der Zeit vermisst, in der ich eine neuere Mercedes E-Klasse fuhr, mit der ich nie warm wurde, weil irgendwie das vertraute 90er-Gefühl nicht vorhanden war. Ich habe es tatsächlich geschafft, sie gegen einen 24 Jahre alten Siebener-BMW zu ersetzen (der mit den riesigen glatten Flächen wie so ein Möbelwagen; tolles Ding) und voilà, schon fahre ich wieder gern Auto und freue mich über Kleinigkeiten wie ein BMW-Händlerverzeichnis von 1999/2000. Froh zu sein bedarf es also wenig ... und es passt doch.
Du sprichst mir aus der Seele. Bin zwar 94 erst geboren, habe aber noch viel aus der Zeit mitbekommen und bin anders aufgewachsen als andere in meinem Jahrgang. Vermisse auch diese Zeiten.
Da gehe ich vollkommen mit dir konform.
Diese Zeit war einfach befruchtend, nicht langweilig, sehr lehrreich, abwechslungsreich, mit tolle Musik, tanzen, Diskotheken, und sehr vielen freundlichen Menschen, man wurde einfach akzeptiert und weniger angepöbelt nur, wenn die Klamotten nicht gepasst hätten oder die Haare, das ist ja heute gang und gäbe.
Irgendwie war das Miteinander unter Freunden auch nicht so aggressiv, leistungsorientiert, oder ausgerichtet auf Statussymbole, es gab mir individuelle Menschen, die ihren eigenen Kleidungsstil hatten, die tolerante waren, und auch die Gruppen miteinander gut ausgekommen sind.
Die Mode war auch vielfältig, und jeder hatte irgendwie auch andere Ideen sich zu kleiden, und ist diesen 08/15 Boom von heute ausgewichen.
Es gab noch ausgedruckte Bilder, entweder im Schuhkarton, oder im Album, es wurden so schöne Postkarten verschickt, und Briefe, es war irgendwie alles etwas persönlicher, und die Konversation lief auf persönlicher Ebene ab, und nicht über das Handy.
Diese Zeiten vermisse ich sehr.
Selbst wenn wieder irgendwas aus dieser Zeit modern werden wird, so haben sich die Menschen doch sehr verändert, und deshalb wird es nie mehr so sein wie in den 80er und 90er Jahren, man kann die Zeit einfach nicht zurückholen
Ich denke da ganz genauso.
Ich bin 87 geboren.
Heute ist einfach fast jeder gleich eingerichtet. In seiner weißen Ikea Klarlack-Küche und dem sterilen Wohnzimmer in weiß und grau. Da sitzen heute unsere Stirnlocken-Klone unter ihren LED-Lichterketten und hören belanglose Autotune-Assi Mucke und planen ihre Tiktok Karriere.
In solchen Wohnkrankenhäusern würde ich mich überhaupt gar nicht wohlfühlen.
Meine Wohnung habe ich eher "alt" eingerichtet:
Ich habe mir Kiefermöbel im Landhausstil von Ebay-Kleinanzeigen besorgt. Natürlich alles Echtholz - Billig zu haben, weil will ja keiner mehr.
Auf dem Boden ist Teppichboden in Beige.
Und an den Wänden viel Deko vom Flohmarkt und was sich so angesammelt hat übe rJahre.
Auch die Lampen sind alle alt. Allerdings sind LED-Leuchtmittel drin wegen der Kosten. Aber davon ist nichts zu sehen und natürlich nicht die kaltweiße Krankenhaus-Version und Lichterketten gibt es hier auch nicht.
Nä, da irrst du dich. „… ist eine Abfolge von Lebenssituationen…“? Hä? Ja du meinst wahrscheinlich die Zeit. Aber komisch umschrieben von dir. Und doch es hat sich sehr viel verändert. Guck dir mal die Mode zwischen 1980 und 1990 an. Was da alles passiert ist. Und dann zum Vergleich 2014 und 2024.