Unsicherheit Galopp bei bestimmtem Pferd?

6 Antworten

Jeder geht etwas anders mit seiner Angst um.

Einen Auslöser gibts ja scheinbar mit dem Vorfall mit dem Geräusch. Damit hast du schonmal einen guten Punkt.

Dem einen helfen da positive Erfahrungen, andere sind glücklich mit Atemübungen , Situationsanalysen, oder anderen Aufgaben. Muss man eben gucken, was passt.

Was du auf jeden Fall machen solltest: Der Reitlehrer davon berichten, dass du seit diesem aktuellen Vorfall mit den anderen ein mulmiges Gefühl hast. Nur, wenn die andere Person davon weiß, kann sie auch darauf eingehen.

Es kann auch helfen, ein paar Mal zum Galoppieren an die Longe genommen zu werden, um wieder sicherer zu werden.

Was genau funktioniert, muss man genauer betrachten - aber sowas ist nicht kostenlos. (und ja, ich habe eine Ausbildung in dem Bereich und helfe Angstreitern ;) )

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin
LenaGroupie 
Fragesteller
 01.02.2024, 14:03

Vielen Dank. Atemübung und Ängstebewältigung sind an sich Themen, die ich super beherrsche. Aus beruflichen sowie persönlichen Hintergründen.

Trotzdem ist es eben ein Unterschied, wenn man selbst betroffen ist, eben weil einem eine objektive Sicht fehlt. Noch dazu ist die Angst beim Reiten auch eher speziell. Vermutlich weil sie eben nicht ganz irrational ist - Gefahren sind immer da.

Die Reitlehrerin weiß davon. Sie weiß von dem Vorfall mit dem anderen Pferd und dass mich diese Situation in ihren Reitstunden noch mehr daran erinnern. Sie unterstützt mich auch, wo es geht und will mich auf keinen Fall zwingen.

Das mit der Longe ist eine Sache, die wir auch mal besprochen haben. Einfach, weil ich mich dann noch mehr auf mich fokussieren kann. Waren uns aber beide unsicher, ob das hilft.

Tatsächlich habe ich ganz vage auch schon über solche speziellen Trainer nachgedacht. Einfach weil ich weiß, dass es mir hilft, wenn jemand Ahnung davon hat und daher auch mal meine Komfortzone etwas ausreizen könnte. So jemanden in meiner Umgebung zu finden, könnte aber wirklich schwierig werden. Immerhin wäre es wichtig, wenn diese Person mit mir auf diesem Pferd arbeiten kann - und nicht auf einem anderen, da das ja nicht das Problem ist.

2

Erst mal: du hast die falschen Bilder im Kopf. Dafür gibt es außer Atemübungen und solchen Sachen auch spezielle Ansätze für Reiter, in denen du lernst, deine Gedanken auf das zu richten, was du kannst und was du willst, statt dich mit Befürchtungen rum zu plagen. (Zum Beispiel Wolfgang Rust; kannst mal googeln)

Als zweites: Du siehst eine reale Gefahr - warum? Ist dieses Pferd wirklich gefährlich, dann reite eben ein anderes. Wenn du in dieser Reitschule weniger gut aufgehoben bist als im täglichen Straßenverkehr, wechsle die Reitschule. In einem ordentlichen Reitunterricht auf einem passenden Pferd sollte die Unfallgefahr nicht größer sein als auf einem Fahrrad. Und ja, ein Pferd kann erschrecken - aber glaub mir, Radfahren ist trotzdem gefährlicher…

Und Last but Not least: Du bist kein Profi, und es ist absolut nicht nötig, dass du jedes Pferd reiten kannst. Zwar ist es wünschenswert, möglichst viel Erfahrung auf unterschiedlichen Pferden zu sammeln, aber wenn man einem Pferd (bzw einem bestimmten Typ von Pferd) nicht vertraut, reitet man eben (zumindest einige Zeitlang) andere. Irgendwann wird man vielleicht neugierig, es mit dem „gruseligen“ noch mal zu versuchen. Aber das dann vielleicht im Sommer, wenn die meisten Pferde ohnehin freundlicher, und man selber fitter ist.

Die Zeiten, wo der Reitunterricht immer etwas militärisches an sich hatte, sind ja vorbei. Kein „Vogel friss oder stirb“ ist angesagt, sondern es soll Spaß machen. Un dazu gehört. Dass man sich sicher fühlt.

LenaGroupie 
Fragesteller
 01.02.2024, 20:08

Vielen Dank für deinen Input. Ich weiß, dass ich die falschen Bilder im Kopf habe und ich weiß in der Theorie wie man das Gehirn umprogrammiert. Ist nur bei sich selbst schwieriger 😅

ob Reiten sicherer ist als Fahrrad fahren weiß ich nicht. Aber ich stimme zu, dass Reiten kein hoch gefährlicher Sport ist. Mein Gedankengang kam eben daher, dass Pferde Lebewesen sind, die eben ihren eigenen Kopf haben. Sind also - egal wie ruhig sie sind - immer etwas “unberechenbar”. Eben weil auch mal ein ruhiges Pferd erschrecken und losrennen kann.

Im Reitstall selbst fühle ich mich sehr wohl. Gerade auch jetzt wo ich sehe, dass Unsicherheiten respektiert werden. Und ja, wenn ich es anspreche könnte ich auch ein anderes Pferd reiten. Aber an sich passt es auch zu mir und ich will dass es funktioniert. Mir ist bewusst, dass er nicht das Problem ist sondern eher ich.

Meine Bedenken sind auch, dass meine Unsicherheit mit ihm größer wird, wenn ich zeitweise auf ein anderes umsteige. Eben weil es so etwas wie Vermeidung ist. Wie stehst du dazu? Ich kann durchaus Vorteile sehen. Wenn ich weiterhin mit ihm reite und arbeite, baue ich im besten Fall Vertrauen auf. Andererseits habe ich da die Vermeidung bezüglich des Galoppierens, was sich ggf. auch generalisieren könnte.

0
Urlewas  01.02.2024, 22:43
@LenaGroupie

Vielleicht denkst du zuviel drüber nach? Zu viel „Küchenpsychologie“ im Kopf?

Ich bin ein sehr sicherheitsbewußter Mensch. Und ich habe in jungen etlichen verängstigten Reiterlein zu fröhlichem Reiten verholfen.
Ich selbst bin in der Jugend sehr viel runter gepurzelt - hat mir nichts ausgemacht. Seit ich über 20 Jahren Pause wieder angefangen habe zu reiten, brauche ich aber nun keine Abenteuer mehr, und setze mich nicht mehr auf Pferde, auf denen ich mich unsicher fühle. Vor einigen Wochen bin ich sogar mitten in der Reitstunde von einem Pferd abgestiegen. Ein Pferd, auf dem die jungen Mädels reiten, die bei weitem nicht so erfahren sind wie ich. Mir egal - ich hatte Angst bekommen, und auf dem Pferd ist Angst kein guter Begleiter. Ob ich jenes Pferd irgendwann mal wieder reiten werde , weiß ich noch. Im Moment jedenfalls erst mal nicht.

Wenn du auf anderen Pferden mehr Erfahrung und Sicherheit gewonnen hast, möchtest du es vielleicht mit dem momentan ungünstigen wieder versuchen. Meiner Erfahrung nach geht man lieber. 3 Sxhritte vor und 2 zurück, als sich zu überfordern. Denn Angst un Überforderung machen das Reiten tatsächlich gefährlich. Man sollte immer nur das tun, wobei man sich sicher fühlt.

In Momenten irrartionaler Angst mache ich mir klar, das mein können und wissen der Situation angemessen ist, und dass reiten eben nicht gefährlicher ist als irgendwas sonst auf der Welt - solange man seine eigenen Grenzen nicht überschreitet.

Und ja , Radfahren ist gefährlicher. Zum Vergleich : bei Veranstaltungen wie „Bike the Rock“ wird das naheliegende Krankenhaus vorher weitgehend mit leeren Betten ausgerüstet, weil der Rettungswagen etwa im Stundentakt Radfahrer anliefert. Bei Reitturnieren, und sogar bei Pferderennen dagegen steht der Erste Hilfe Wagen in der letzten Ecke, weil kein Mensch davon ausgeht, dass die Sanitäter mehr zu tun haben, als mal ein Pflaster abzugeben oder einem älteren Zuschauer den Blutdruck zu messen….

0

Du bist nicht alleine, diese Thematik haben durchaus viele Reiter. Genau das: an sich macht das Pferd nichts und es passiert auch nichts, aber der Reiter ist in seiner Angst gefangen und kommt nicht raus. Getriggert durch Erlebnisse voller Angst und Hilflosigkeit, zB ein durchgehendes Pferd oder eben auch Stürze, manchmal einer manchmal mehrere, mit Verletzung - ohne Verletzung, aber sind eben haften geblieben. Ich habe zB eine Kundin, die ist nicht gefallen sondern vom durchgehenden Pferd abgesprungen und hat sich dabei schwer verletzt - das ergab gleich 2x Traumata. Ihre bis dato "Sicherheitsstrategie" abzuspringen, wenn mal was ist, hat nicht funktioniert und ist somit obsolete (hätte aber uU mit dem richtigen Falltraining durchaus funktionieren können) und natürlich jetzt erst recht die Angst vor einem Sturz.

Ich hatte durchaus Reiter, denen ich dann spezielles Training/Seminare/Kurse für Angstreiter empfohlen habe. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, dass es genau nichts bringt, jmd dann mit "Taten" überzeugen zu wollen. Da kann ich die Person noch 20x galoppieren lassen - die Angst reitet trotzdem mit. Daher lieber ein paar Schritte zurück und dann wird eben erst mal nicht galoppiert. Es werden Vertrauen und Sicherheit erarbeitet und erst wenn der Reiter es sich zutraut, kommt das Pferdchen an die Longe und wir fangen langsam an.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
LenaGroupie 
Fragesteller
 01.02.2024, 19:57

Vielen Dank für deine geteilte Erfahrung. Tatsächlich bereitet mir der Gedanke das Pferd an der Longe im Galopp zu reiten keine größeren Ängste. Etwas nervös wäre ich schon, aber ist durchaus machbar.
Deshalb bin ich ja auf der Schwelle. Kein reiner Angstreiter aber eben auch nicht angstfrei wie bisher. Bezogen auf deine Schilderungen, wäre ich also schon bereit für die Longe.

1
Hjalti  02.02.2024, 08:06
@LenaGroupie

Besprich dich da doch dazu mit deiner RL, du hattest ja iwo geschrieben, dass sie dir helfen möchte. Vllt hat sie auch selbst noch Ideen, Erfahrungen oder eben auch Tipps speziell auf dieses Pferd bezogen.

0

Alsooo erstmal hallo

Mir ist das gleiche wie dir vor 1 Jahr passiert und deswegen kann ich dich sehr gut verstehen. Hier sind 1 oder 2 Tips um deine Angst zu überwinden(die mir auch geholfen haben)

Als erstes solltest du das Pferd gut kennenlernen und viel Zeit mit ihm verbringen, damit du erstmal merkst das er nicht schlimm ist.

Dann ist das zweite(auch das schwerste) ist es dich einfach zu trauen und Sachen auszuprobieren. Bei mir war es auch schwer und hier ist es einfacher erklärt als es eigentlich ist, aber der 2. Punkt hat mir sehr geholfen

Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen

Woher ich das weiß:Hobby
LenaGroupie 
Fragesteller
 01.02.2024, 13:45

Hallo und vielen lieben Dank. Deine Antwort bestärkt mich etwas darin, was ich die ganze Zeit im Gefühl hatte.

Bisher komme ich etwas früher, um ihn in Ruhe zu bürsten und fertig zu machen. So dass wir eben davor noch Zeit für etwas Bodenarbeit haben.

Und das zweite kostet wirklich unfassbare Überwindung. Erst letzte Woche habe ich mir vor der Reitstunde vorgenommen: Heute traue ich mich.

Und diese Überzeugung hab ich auch zunächst nicht verloren. Erst als die Pferde wieder erschrocken sind. 🙈 das war da sogar 2 Mal in der Stunde und mein Pferd war auch nicht soo super drauf an dem Tag (hatte eben seinen Sturkopf). Demnach war ich am Ende - wenn wir normal galoppieren - tatsächlich noch immer angespannt und habs daher gelassen.

Das ist ja der “Witz”: Dadurch, dass die Pferde jetzt 3 Mal erschrocken sind, bin ich ja galoppiert und es ist NICHTS passiert. Also mir zumindest. ABER meine Gedanken wärend dem Galopp sind eben immer: Shit. Das schaukelt gefährlich! Bockt er? - Es fühlt sich wirklich an wie Mini-Sprünge 🙈😂

Heute habe ich wieder Reitstunde. Aber den Mut wie letzte Woche habe ich irgendwie nicht 😂 Wir werden sehen.

0

Vorerst solltest du nicht galoppieren. Es zu erzwingen bringt nichts.

Wenn du dich "wackelig" fühlst, dann sollte dein Reitlehrer mal genau kontrollieren, wie du da überhaupt oben sitzt und das schon im Schritt!

Egal wie lang man schon reitet, die Grundlagen sollte man niemals aus den Augen verlieren und die heißen nunmal Balance und Haltung. Es würde euch also ganz gut tun, die nächsten paar Reitstunden nicht auf irgendwelche Gangarten hin zu arbeiten sondern zurück zur korrekt Sitzschulung zu gehen.

Ich persönlich mag dazu die Arbeit mit den Franklin Bällen. Aber dazu sollte der Reitlehrer auch entsprechend ausgebildet sein. Es bringt nix, einfach mal Bälle unter den Hintern zu schieben wenn man die dazugehörigen Übungen nicht ansagen kann.

LenaGroupie 
Fragesteller
 01.02.2024, 13:36

Vielen Dank. Galoppiert bin ich auch nicht mehr. Die Reitlehrerin hat das auch völlig respektiert.
Es ist interessant, dass du die Haltung und die Balance erwähnst. Genau das habe ich von meiner Reitlehrerin auch wissen wollen: Wie ist meine Haltung etc.

Einige Kleinigkeiten haben wir erkannt aber so stimmt alles. Mein Problem: Ich bin gerne zu weit in den Steigbügeln und wenn ich unsicher werde, wandern die Fersen auch mal nach oben.

Weiterhin sind wir zum Teil auch ohne Steigbügel im Schritt oder auch mal eine halbe Bahn im Trab geritten. In einer Stunde hatte ich dann ein anderes Pferd, das ich auch super kenne, weil ich das davor lange geritten bin. Einfach auch, damit ich sehe, ob Galoppieren allgemein das Problem ist oder nur mit dem Pferd. Ergebnis: Galopp war kein Problem. Auch freihändig nicht.

0
lynnmary1987  01.02.2024, 13:37
@LenaGroupie

So was repariert man nicht in zwei Minuten! Aber wenn das Problem schonmal erkannt ist (zusammenziehen bei Unsicherheit ist eine natürliche Reaktion), dann weiß man ja, woran man arbeiten muss. Also: arbeite!

1
LenaGroupie 
Fragesteller
 01.02.2024, 13:50
@lynnmary1987

Klar ist das nicht so schnell behoben. Bisher war es ja auch eher ein Ausprobieren, was helfen könnte. Was mir mehr Sicherheit gibt.

und klar hilft es nicht, wenn ich auf einen Pferd freihändig galoppieren kann und der Sitz in Ordnung ist.

Seit wir das mit der Haltung bei Unsicherheit erkannt haben, arbeiten wir auch daran. Die Reitlehrerin meldet mir immer zurück, wenn ich zu weit drin bin. Die Haltung bleibt ansonsten in Ordnung - bis auf die Situationen, in denen er eben plötzlich losgerannt ist. Wobei ich mich selbst da beim letzten Mal selbst korrigieren konnte!

aber gerade weil es eben ein “Ausprobieren” ist, wollte ich einfach auch mal anderen Input einholen und ggf. neue Denkanstöße aufnehmen.

0
lynnmary1987  01.02.2024, 13:56
@LenaGroupie

Ja, eine Abkürzung suchen weil das was du gerade übst einfach fad ist und eben nach nix besonders tollem ausschaut. Aber glaub mir, wenn du da jetzt dran bleibst und konzentriert einige Zeit dran arbeitest wird dir das langfristig mehr helfen als jetzt irgendwelche Wundertricks auszuprobieren. Es dauert eben einfach bis man solche Unsicherheiten abgelegt hat und die natürliche Schreckreaktion "umprogrammieren" dauert nochmal viel länger.

1
LenaGroupie 
Fragesteller
 01.02.2024, 14:06
@lynnmary1987

Vielen Dank. Nach einer Abkürzung hab ich nucht zwingend gesucht. Aber es gibt ja unzählige Methoden. Nicht nur Sachen wie am Sitz arbeiten, aber eben auch psychologische Methoden die helfen können. Beispielsweise eben Atemübungen. Und diese könnten den Prozess evtl unterstützen. Das war so bisschen meine Idee.

0
lynnmary1987  01.02.2024, 14:22
@LenaGroupie

Meiner Meinung nach sollte man nicht zu viele Wege gleichzeitig versuchen. Damit lenkt man sich meistens sehr erfolgreich vom Grundproblem ab.

0