Transphobe Eltern was tuen?

13 Antworten

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"Das ist nur doch nur eine Phase" - ein Spruch, den wohl fast jede Transperson einmal von ihren Eltern (zumindest bei mir) oder Umfeld hören mußte. Also ich hab da absolut null Verständnis, wenn solche Sprüche kommen, denn

  1. ) es ist ganz allein dein Körper und dein Leben. Ob es sich um eine Phase oder etwas Dauerhaftes ist, hast allein Du zu entscheiden
  2. ) selbst wenn es, "nur eine Phase" ist, verdienst Du auch "in deiner Phase" absolute Unterstützung. Ist ja nicht so, daß man jetzt wähend "der Phase" alles aussitzt (oder in Anlehung an unsere ehemalige Bundeskanzlerin: "merkelt") und einfach wartet bis es vorbei ist.

Da ist es wirklich wichtig mit Nachdruck zu zeigen, dass du es Ernst meinst. Klar, keiner weiß was in 2 Jahren ist und ob es nicht wirklich "nur eine Phase" ist, aber das ist total egal, denn wir haben ja jetzt den 20. November 2024 und nicht 2026, es ist also wichtig, wie Du Dich jetzt gerade fühlst. Und wenn Du Dich jetzt im Moment als Junge fühlst , dann sollte sie dich auch jetzt dabei supporten als Junge zu leben - selbt wenn Du deine Entscheidung irgendwan revidierst.

Vielleicht kannst Du versuchen ihr klarzumachen, dass das nicht irgendein Joke ist, sondern Du dich schon mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Mir hat hier letztens ein User (dddddds war glaub ich sein Name) die Videos von Icky empfohlen. Die ist auch trans und gibt auch Tipps in Bezug auf Umgang, Erfahrung etc. Ist zwar in die falsche Richtung (Mtf statt Ftm), aber manche Sachen sind ja für beide gültig. (z.b. das mit dem "Ist nur eine Phase" muß ich mir auch ständig von meiner werten Frau Mama anhören). Bestimmt gibt es auch Ftm-YouTuber mit Tipps und Erfahrungen, die gute Argumente aufbringen können, bzw. du dir vielleicht noch ein paar Argumente von denen "abschauen" kannst, welche dir in deiner Argumentation helfen können.

https://www.youtube.com/watch?v=wl3BWHns9dE

Was das Selbstbestimmungsgesetz angeht, so kann der Name auch nachträglich wieder zurückgeändert werden. Selbst wenn es also "nur" die berühmt-berüchtigte Phase ist, so ist die Namensänderung nicht permanent. Da könntest Du vllt. auch in die Richtung argumentieren.

Tja, ansonsten halt auch Deadname konsequent meiden. Mach ich auch jedes Mal, wenn ich gedeadnamed werde.:

"Jensek, kannst Du mir bitte die Butter rüberreichen."
-"Ja, Mama, gerne. Aber Du weißt schon, daß ich nicht Jensek heiße".

"Jensek, kannst Du mir meine Handtasche aus dem Auto holen?
"Hier, bitteschön, Mama. Und ich heiße übrigens nicht Jensek"

Eltern können manchmal wirklich sturr sein, also heißt es da beharrlich bleiben. (Aber gleichzeitig respektvoll!. Wenn man austickt oder rumschreit, bestätigt sie das nur in ihrer These, daß dass nur pubertäre Selbstfindungsphase wäre und sie nehmen einen noch weniger Ernst).

Was mir vllt. noch in den Sinn kommt, ist evtl. ihr eine Doku zu zeigen oder einen Spielfilm mit Transpersonen (am besten Ftm), damit sie es eben auch noch mal von einer anderen Perspektive sieht bzw. von anderen Personen erklärt bekommt.. "MUTT" scheint z.b. in die Richtung zu gehen. So nach dem Motto "Mama, wollen wir am Wochenende mal einen gemeinsamen Filmabend machen?" und sich dann das zu Gemüte führen.

https://www.youtube.com/watch?v=8ZsppY8_Mm0

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

clayUwU 
Beitragsersteller
 21.11.2024, 17:53

Danke, dieser Kommentar steckt wirklich voller toller Infos die ich mir merken kann ich bin wirklich sehr froh dass du mir hier geholfen hast. :)

Jensek81  22.11.2024, 00:06
@clayUwU

Das geht runter wie Öl🛢️, danke Kugelflitz und clayUwu . Clay, ich drücke dir die Daumen, daß Du deine Mom überzeugen kannst oder sie dich in Zukunft zumindest etwas unterstützt.🤗 Und wenn was ist, kannst Du uns hier auf Gutefrage jederzeit schreiben. Glaub mir, ich hab auch transphobe Eltern (meine Mutter hat mich erst heute wieder als "pervers" bezeichnet, weil ich einen Mini tragen wollte), und es gibt viele Leute hier, denen es genau so geht. So ein Austausch kann da manchmal echt eine heilsame Erfahrung sein.

Arzt und Therapie sind vielleicht gute erste Anlaufpunkte, aber ich würde erst mal mit Leuten reden, die sich auskennen und beim finden von Arzt und Therapieplatz sicher auch helfen können.

Das geht dann auch erst mal online:

https://www.k-t-d.org/

Ein guter erster Schritt könnte ein Besuch bei deinem Hausarzt sein. Er sollte Kontaktadressen für dich haben (zB Beratungsstellen in deiner Nähe) und kann dich auch zu einem Therapeuten und Facharzt überweisen.

Die können dann gemeinsam mit deinen Eltern die Sache besprechen und sich gegebenenfalls auch für dich einsetzen.

Du könntest sie ja fürs erste mal fragen, ob ihr einen Termin bei einem Therapeuten/Psychologen/Psychiater machen könnt oder auch erstmal zum Kinderarzt/Hausarzt und da nach Empfehlungen fragen oder nach einer Überweisung.

Gleich den Namen ändern lassen hört sich erstmal etwas überstürtzt an also vorallem wenn du dich gerade erst geoutet hast. Natürlich weiß ich ja auch nicht wie lange du es schon weißt und ob du sowas zum ersten mal in die Richtung angesprochen hast.

Es heißt auch nicht, dass deine Eltern desswegen dann auch gleich Transphob sind, wenn du jetzt erst damit kamst und dann auch gleich sagst, dass du deinen Namen ändern willst klingt es wie schon gesagt etwas sehr schnell und überstürzt. Nicht in dem Sinne, dass es irgendwie der falsche Weg wäre, ich kenne dich nicht, aber Eltern müssen das auch erstmal etwas sacken lassen und darüber nachdenken manche brauchen da auch mehr Zeit als andere und wenn man selbst noch nicht so überzeugt ist ob das jetzt wirklich stimmt oder nicht, ist es auch schwierig direkt zuzustimmen den Namen ändern zu lassen.

Gib ihnen daher erstmal etwas Zeit und rede nochmal mit ihnen dadrüber, wie du dich fühlst etc. und suche dir einen Trans erfahrenen Therapeuten, dieser kann auch nochmal mit deinen Eltern reden und es ihnen etwas erklären.

Falls sie es schon länger weiß (mehrere Monate bis hin zu Jahre), dann versuche auch hier einfach nochmal mit ihr zu reden oder schreib ihr einen Brief. Durch die Bestätigung eines Therapeuten würde sie sich eventuell auch sicherer fühlen bei der Namensänderung zuzustimmen.

So mit 13 Jahren fand ichs auch total ätzend ein Mädchen zu sein. Hatte halt eher männliche Interessen/Hobbys, hab mich damals auch eher jungenhaft gekleidet, Haare eher kurz getragen, mit Jungs besser verstanden usw. Das "lieber ein Junge sein wollen" hat sich aber rausgewachsen - wobei die eher männlichen Interessen und Hobbys geblieben sind, bin halt eine praktisch veranlagte Frau, sowas soll's ja auch geben ;) Was ich damit sagen will: Dass man so eine Phase in dem Alter mal hat, ist durchaus normal und dass deine Mutter nicht überstürzt handeln und erstmal abwarten will, finde ich vernünftig.