Stimmt das, was Kreationisten über Datierungsmethoden sagen?
Hallo, Ich würde die Frage gerne in zwei Teile teilen:
Teil 1: Radiometrische Datierungsmethoden
Roger Liebi (Theologe und Kreationist) schreibt in seinem kurzen Buch "Die Bibel - Absolut Glaubwürdig" zu radiometrischen Datierungsmethoden, dass diese in Gleichungssystemen münden, die mehr unbekannte Variablen haben, als es Gleichungen gibt (also damit ohne weitere Annahmen unlösbar sind). Er schreibt auf S. 45:
Evolutionisten setzen Annahmen ein, die zu großen Zeiträumen führen. Es ist aber möglich, andere Annahmen einzusetzen und dabei im Prinzip jedes beliebige "Alter" zu bekommen!
Ich tue mir als Laie schwer das zu recherchieren, besonders weil es viele radiometrische Datierungsmethoden gibt. Wer kennt sich aus? Stimmt das? Gilt das nur für einige Methoden und für andere nicht? Habt ihr (auch für Laien verständliche) Quellen?
Teil 2: Sonstige Datierungsmethoden
Gegen andere Datierungsmethoden (z.B. Bestimmung des Alters des Universums mit Hilfe der Expansion der Galaxien) wenden Kreationisten ein, dass das Aktualitätsprinzip nicht bewiesen ist und sie dieses verwerfen. Sie sagen also z.B., dass während der Zeit des Garten Edens andere Naturgesetze gelten mussten (weil der Mensch zu der Zeit z.B. unsterblich war), womit jede Berechnung, die weiter geht als der Sündenfall (also grob 4000 v. Chr.) nicht mehr (zwangsläufig) korrekt ist. Ich verstehe, dass man hier aus naturwissenschaftlicher Sicht zwangsläufig sagen muss, dass nicht wirklich viel für die Annahme spricht das Aktualitätsprinzip zu verwerfen. Aber gibt es noch andere Einwände? Widerspricht das z.B. anderen wissenschaftlichen Beobachtungen? Bzw. was würdert Ihr dieser Argumentation entgegenhalten?
Ich hoffe wirklich, dass das hier zu keinen "Glaubenskriegen" ausartet, wie das bei gutefrage schnell passiert. Ich hoffe auf hilfreiche Antworten von Leuten, die zum Thema Datierungsmethoden mehr wissen als ich. Ich bedanke mich herzlich für alle Antworten!
MfG edu1999
4 Antworten
Er hat keine Ahnung oder er lügt: ein milderes Urteil kann man bei so einer Aussage nicht fällen:
Übrigens, und das scheint mir sehr wichtig zu sein: Im Rahmen der Wissenschaftstheorie ist darauf hingewiesen worden, dass die Evolutionslehre nicht einmal die Bedingungen erfüllen kann, die man an eine wissenschaftliche Theorie stellt.
Diese Lehre hat nicht einmal den Status einer wissenschaftlichen Theorie, es handelt sich vielmehr um ein naturphilosophisches Postulat. Damit ist sie auch weit davon entfernt, eine bewiesene Tatsache zu sein.
https://docplayer.org/113610732-Die-bibel-absolut-glaubwuerdig.html
grob 4000 v. Chr.
Für die C14-Altersbestimmung gibt es Kalibrierungsdaten. Diese werden zB aus Jahresschichten aus einem See gewonnen. Im Frühjahr kommt mit dem Schmelzwasser vom Berg ein bestimmtes Material und lagert sich am Seeboden ab. Darüber kommen im Herbst die Blätter von den Bäumen am Strandufer und anderes Material.
Das Alter der Blätter entspricht etwa dem linearen Verlauf:
https://www.wikiwand.com/en/Radiocarbon_calibration
Es gibt menschliche Fossilien die zB 45 000 Jahre alt sind:
Ein internationales Forschungsteam berichtet über neue Fossilien des Homo sapiens aus der Bacho-Kiro-Höhle in Bulgarien. Diese wurden auf ein Alter von etwa 45.000 Jahren datiert und zusammen mit Steinwerkzeugen, den Überresten gejagter Tiere, Knochenwerkzeugen und persönlichen Schmuckgegenständen gefunden.
Damit hat sich sein Junge Erde Kreatonismus erledigt.
Es gibt menschliche Fossilien die zB 45 000 Jahre alt sind:
Ein internationales Forschungsteam berichtet über neue Fossilien des Homo sapiens aus der Bacho-Kiro-Höhle in Bulgarien. Diese wurden auf ein Alter von etwa 45.000 Jahren datiert und zusammen mit Steinwerkzeugen, den Überresten gejagter Tiere, Knochenwerkzeugen und persönlichen Schmuckgegenständen gefunden.
Es gibt auch Homo-sapiens-Fossile, die deutlich älter als 45.000 Jahre sind. Z. B. wurden 2017 in Marokko Homo-sapiens-Fossile gefunden, die jetzt rund 320.000 ± 34.000 Jahre alt sind. https://www.nature.com/articles/nature22336
jeder kann behaupten, alles sei gestern so erschaffen worden, als ob es schon lange existert. Aussagen, die nicht falsifizierbar sind, weil sie einfach die Gültigkeitsvoraussetzungen der Methoden negieren, sind sinnlos, weil dann alles und nichts möglich ist. Ihre Logik hat traurige Berühmtheit durch Jakob Sprenger und Heinrich Kramer, die Autoren des Hexenhammers: alles wird durch Hexen verursacht.
Mein "Problem" ist so ein bisschen das Folgende: Es hat für mich den Anschein, als müsste man hier aus erkenntnistheoretischer Sicht zwei Argumentationsketten gegeneinander abwägen und ihnen Wahrscheinlichkeiten hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts zuordnen. Die Argumentationskette von Kreationisten wären dann ungefähr:
(1) Die Bibel ist wahr (Argumente hinsichtlich Jesus oder z.B. Prophetie), (2) Die Bibel muss wörtlich ausgelegt werden (Argumente z.B. aus linguistischer Sicht) --> Der Kreationismus ist wahr.
Die wissenschaftliche Argumentationskette ist denke ich von der Struktur grob bekannt. Dann läuft das also darauf hinaus, dass ich beispielsweise aktiv Argumente hinsichtlich biblischer Prophetie angreifen muss, um gegen den Kreationismus zu gehen? Mich "frustriert" das irgendwie, wenn du verstehst. Da muss es doch von wissenschaftlicher Seite mehr Argumentationsspielraum geben oder nicht? Beispielsweise eben durch absolute Datierungsmethoden (dachte ich zumindest). Weiß nicht, vielleicht ist das auch nur für mich subjektiv frustrierend.
dass ich beispielsweise aktiv Argumente hinsichtlich biblischer Prophetie angreifen muss, um gegen den Kreationismus zu gehen? Mich "frustriert" das irgendwie, wenn du verstehst
verstehe ich, und darum weiß ich, dass Angriffe wirkungslos sind, genau wie gegen Flacherdler oder Ufogläubige. Wessen Überleben von der Existenz der kleinen Welt abhängt, die er verstehen kann, der wird niemals aufgeben. Am Ende hat man nur eigene Lebenszeit in etwas Aussichtsloses verschwendet.
Ja, es gibt mehrere (viele?) radiometrische Datierungsmethoden. Sie basieren aber immer auf dem einen:
- Wir haben ein Isotopengemisch, deren Veränderung über die Zeit wir kennen, denn der Zerfall lässt sich auch heute noch beobachten.
- Wir kennen die Quelle des Stoffes und im Besonderen auch der Radioaktivität.
- Wir können aus der Quelle schließen, in welchen Isotopengemisch der Stoff vorliegen muss, und können das vergleichen mit dem Isotopengemisch, das vorliegt.
- Wir könne aufgrund des bekannten Zerfalls "mit etwas Dreisatz" ausrechnen, wie lange das Ausgangsgemisch hat "rumliegen" müssen, um in das heute beobachtete Mischungsverhältnis zu kommen.
Ungenauigkeiten ergeben sich aus den statistischen Varianzen des Zerfalls.
Fertig.
Wer das Grundprinzip verstanden hat, kann Teil 1 leicht als falsch erkennen.
Teil 2 ist nun ganz witzig: "Bei Harry-Potter ist das alles anders" ist ein äquivalente Äußerung zu "im Garten Eden galten andere Naturgesetze". Also doch alles nur ein Märchen? Nein, das glaube ich als Christ nun nicht, aber dieses gefährliche "Zurechtdrehen" von Kreationisten beschädigen schon den christlichen Glauben erheblich.
Zur Zuverlässigkeit radiometrischer Altersbestimmungen gibt es hier einen fundierten Artikel, der auch auf die Einwände der Kreationisten eingeht:
https://www.ag-evolutionsbiologie.net/html/2014/kreationismus-und-radiometrische-datierung.html
(Bei Fragen zu diesem Artikel bin ich aber der Falsche, habe mich selbst mit dem Thema nur am Rande beschäftigt.)
Der Typ hat voll einen an der Klatsche!! Weiß nicht ob Du seine Ideen zum Rythmus in der Musik kennst.