Sind Finnen, Esten etc. Arier/Nordisch?


04.06.2023, 23:33

Wir haben es die Nazis gesehen? Sie sind ja blond und blauäugig

5 Antworten

Ja, die Nazis haben sie als nordisch und als Verbündete gesehen - auch die Ukrainer galten übrigens als "ariersierungsfähig", soweit sie blond waren.

Daedalus723  28.06.2023, 12:35

Das ist unrichtig dargestellt. Blonde Haare waren kein Kriterium für „hochwertige Rasse“ im Sinne des NS-Rassedenkens. Vielmehr basierten die Rassewertungen der Nazis auf der grundsätzlichen Unterscheidung zwischen „hochwertigen“ nordischen und der „minderwertigen“ ostbaltischen Rasse: Beide dieser Menschenschläge aber waren im Kern blondhaarig – empirisch die ostbaltischen sogar noch mehr als die nordischen!

Das folgende Video stellt diese Thematik schön zusammengefasst dar:

https://www.youtube.com/watch?v=5ugbpQmn26c

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Anastasia65  28.06.2023, 12:38
@Daedalus723

Dennoch galten den Nazis die Ukrainer, mit denen sie zusammen gekämpft haben, als eine Art "Ehrenarier".

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Daedalus723  28.06.2023, 15:40
@Anastasia65

Kann man so sagen, auch wenn die Begriffe nicht stimmen: Ähnlich wie die Juden auch Nichtjuden, der sich für Juden eingesetzt hatte, als „Gerechte unter den Völkern“ ehren, so haben die Nationalsozialisten auch „nichtarische“ Völker, mit denen sie verbündet waren (Japaner) oder die sie achteten oder relativ hochstehend einschätzten (z. B. die Türken) durchaus akzeptiert. Dadurch wurden diesen aber nicht gleich „Ehrenarier“. Das war vielmehr ein Begriff für Juden innerhalb des deutschen Einflussgebietes, die sich im Sinne Deutschlands oder des Nationalsozialismus eingesetzt haben, wie z. B. Hitlers Chauffeur Emil Maurice.

Die Ukrainer aber waren ja selbst „Arier“ nach der Definition dieses Begriffs, wie ihn die Nazis verwendet haben: Nämlich Europäer, die keine Juden sind. „Arisch“, also nichtjüdischer Europäer, zu sein bedeutete aber nicht zugleich notwendig „rassisch hochwertig“ zu sein. Die in Osteuropa zahlenmäßig vorherrschende „ostbaltische Rasse“ (blond, helläugig, breitschädlig, untersetzt, vorstehende Wangenknochen, Stupsnase, oft leicht schiefstehende, etwas schlitzförmige Augen) galt Ideologen wie Himmler als minderwertigste der europäischen Rassen. Das waren Arier (da europäische Nichtjuden), aber keine hochwertigen wie die Arier der anderen, westeuropäischen Rassen (besonders der nordischen, die als hochwertigste galt für diese Art des Rassedenkens).

Was Du aber sicher meinst und was auch richtig ist, das ist, dass die an der Seite der Wehrmacht gegen die Sowjets kämpfenden ukrainischen Soldaten voll akzeptiert und geachtet wurden. Sie wurden nicht schlechter behandelt als deutsche, rumänische, ungarische, kroatische oder italienische Soldaten.

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Wenn man die Herkunft der Finnen analog der Sprachgeschichte rekonstruierte, würden sie aus derselben Richtung stammen wie die Ungarn. Und wären damit ein zentralasiatisches Steppenvolk.

Damit wären sie weiter von den Deutschen weg als die Südeuropäer, die auch von den Indogermanen/Indoariern abstammen.

Seltsamerweise sehen sie nicht so aus. Sie haben ja nicht den eher dunklen Einschlag der Ungarn, sondern sind eher sehr blass und rot-blond und blauäugig. Womit sie den benachbarten Germanen ähneln, mit denen sie sprachlich nicht das Geringste zu tun haben.

Die Nazis haben sie wohl nach dem Aussehen in die "arische Rasse" einsortiert.

Die Verwandtschaft mit den Ungarn wäre aber auch politisch kein Problem gewesen. Ungarn war auch faschistisch und ein deutscher Verbündeter.

Ohnehin wurde die Ideologie ständig geändert, wenn es politisch gebraucht wurde. Ukrainer wurden vor dem Krieg z.B. als nichts anderes als Russen angesehen. Als das Land erobert war und sich dort viele auf die deutsche Seite stellten, wurden die Ukrainer plötzlich zu Ariern erklärt. Mit der lausigen Begründung, dass Teile des Landes wohl vor 2.000 Jahren von Germanenstämmen besiedelt waren. Was vor dem Krieg auch bekannt war und dennoch kein Grund war.

Nazi-Rassenideologie war voller Widersprüche. Aber eine Rassenordnung ist ohne Widersprüche nicht konstruierbar. Schon gar nicht, wenn sie politischen Zwecken dienen muss, die Politik aber ständig neue Anforderungen stellt.

Und verzichten konnten sie nicht auf die Ideologie sie war nunmal Kern- und Angelpunkt des Ideologiegebäudes.

Daedalus723  28.06.2023, 12:44

Die Südeuropäer stammen nur zu relativ geringen Teilen von Indogermanen ab. Der Kern der Bevölkerung des Mittelmeergebietes basiert auf der pelasgischen (altmediterranen) Urbevölkerung. Das sind Menschen, wie du sie z. B. auf der attischen rotfigurigen Vasenmalerei dargestellt siehst. Die indogermanischen Einschläge durch Ächaer, Dorer, Ionier, im Stiefelland die italischen und dann später die germanischen Stämme und in Iberien zuvor auch keltischen Stämme haben den Genpool der Pelasger ergänzt und die Grundlage für das "klassische Altertum" gelegt, sind aber später wieder infolge von Vermischung und niedrigerer Geburtenraten der indogermanischen Schichten wieder drastisch zurückgegangen. Daher gibt es heute in Südeuropa nur sehr selten blonde oder rote Haare und auch hellere Augenfarben sind in der Minderheit, wenngleich auch nicht ganz so selten.

In Griechenland und Italien kamen bereits in der Spätantike noch große Mengen an Menschen aus Nordafrika, dem nahen Osten usw. hinzu, also Leute mit teilweise orientalider ("semitischer") oder auch vorderasiatischer Genetik, die in Europa eigentlich fremd ist. Daher sehen manche Süditaliener und Griechen aus wie Türken oder Araber und daher auch die entsprechende Vielfalt der patrilinearen Haplogruppen. Für den Genpool und das Erscheinungsbild der (Süd)spanier wiederum spielt natürlich die spätere maurisch-arabische Herrschaft während des Mittelalters auch ihre Rolle.

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DocPsychopath  28.06.2023, 16:23
@Daedalus723

Dem kann man nicht widersprechen. Ich beschäftige mich kaum mit Genetik, weil ich Sprachlehrer und Historiker bin, teilweise beruflich und ganz im Denken. Für mich sind Sprachen und gelebte Kulturen 99 Prozent der Abstammung, soweit sie relevant ist. Ich wüsste nicht, wofür Genetik im Alltag von Bedeutung ist.

Die Nazis waren natürlich besessen von Genetik, aber auch nur theoretisch. Die haben ja Dogmen darum konstruiert, die von tatsächlichen Forschungsergebnissen nicht erschüttert werden durften.

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Daedalus723  14.07.2023, 11:26
@DocPsychopath

Das Ganze läuft halt stets auf eine Henne-und-Ei-Frage hinaus: Schafft sich der Mensch selbst seine Kulturen oder werden Menschen durch Kulturen erst geprägt? Für den Biologisten und Genetiker ist klar, dass Kulturen nicht einfach so vom Himmel fallen, sondern von Menschen mit konkreter Genetik erst geschaffen werden: Da die Genetik in Ostasien anders ist als in der Subsahara sehen die ostasiatischen Kulturen anders aus als die schwarzafrikanischen.

Für den Milieutheoretiker hingegen sind Kulturen und Sprachen gegebene, nicht weiter hinterfragte Voraussetzungen für die Entstehung bestimmter Mentalitäten. Ein Schwarzafrikaner, in die deutsche Gesellschaft integriert, wird ebenso eine deutsche Mentalität annehmen wie in durchschnittlicher Bio-Deutscher.

Welche Ansicht richtig ist, wird die langfristige Erfahrung noch zeigen. Auch wenn ich Deine Meinung akzeptiere, würde ich selbst niemals apodiktisch darauf setzen, dass das Wesen eines Menschen wirklich zu 99% von Sprache und Kultur bedingt sei und die Genetik dann weniger als 1% eine Rolle spiele. –

„Weniger“ schreibe ich übrigens, weil ich glaube, dass es neben Genetik (1) und Sprache / Kultur / Religion usw. (2) noch eine dritte Faktorengruppe gibt, die das Wesen von Menschen beeinflusst: Und zwar nichtgenetisch, aber sehr wohl biologische Faktoren wie z. B. Ernährung, Klima, Sonneneinstrahlung, Landschaft als Lebensumwelt und so weiter.

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DocPsychopath  14.07.2023, 11:34
@Daedalus723

Die Genetik soll Kulturen schaffen. Aus Sicht von Genetikern? Das bezweifle ich aber. Denn der wirkliche Genetiker weiss, wie banal minimal die genetischen Unterschiede zwischen Ethnien sind.

Ich bin mir gerade sicher, dass du KEIN Genetiker bist.

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Daedalus723  14.07.2023, 12:16
@DocPsychopath

Minimale Unterschiede können aber entscheidend sein – und zwar sowohl solche der Erziehung und Ernährung als auch solche der Genetik. Wir Menschen unterscheiden uns genetisch nur in 2% aller Gene vom Löwen – aber es sieht wohl so aus, dass wir doch etwas Wesentlich Anderes sind als diese, nicht wahr?

Wie gesagt, eine Henne-und-Ei-Frage. In Bezug auf die „Andressierung“ des typischen Verhaltens, des Akzentes, überhaupt der Sprech- und Denkgewohnheiten bei einzelnen Personen, die aus fremden Kulturen integriert werden, gebe ich den Milieutheoretikern durchaus in einem beträchtlichen Grade Recht: Jemand, dessen Eltern aus Afrika stammen, der aber hier geboren und groß geworden und sozialisiert wurde, spricht wie in „Biodeutscher“ – und das sogar mit dem jeweiligen lokalem Akzent und er nimmt Züge des Verhaltens typischer Deutscher an, zuweilen sogar unsinnige wie das Warten bei roten Ampeln, selbst wenn weit und breit kein Automobil zu sehen ist.

Doch Sprechen und Verhalten sind eben nicht Charakter. Dieser ist tatsächlich angeboren und da gibt es erhebliche, genetisch belegbare Durchschnitts- oder Häufigkeitsunterschiede zwischen ethnischen Gruppen. Daher tendiere ich bei der Erklärung der großen Unterschiede ganzer Kulturen mehr zum genetischen Ansatz: Dass in Ostasien die Häuser, die Schriftzeichen, die Kunst und Literatur anders aussehen als bei uns und die Mentalität dort gänzlich anders ist hat wohl eher mit einer anderen durchschnittlichen Genetik sowie auch anderen Ernährungsgewohnheiten zu tun. Denn Kulturen fallen ja nicht einfach so vom Himmel, sondern werden von konkreten Gruppen von Menschen erst geschaffen.

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DocPsychopath  14.07.2023, 12:31
@Daedalus723

Eine natårlich völlig unbeweisbare Hypothese.

Und die Unterschiede zwischen Ethnien innerhalb der menschlichen Rasse bewegen sich wohl alle bei weniger als 0,1 Prozent.

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Daedalus723  14.07.2023, 13:09
@DocPsychopath

Welche 0,1% zig Millionen verschiedenen Genen entsprechen. Ich merke schon, Du bist ideologisch gebunden. Ich denke nicht, dass es Sinn macht, hier weitere inhaltliche Diskussionen zu führen.

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Finnen sind eine ganz andere Richtung als der Rest der Skandinavier. Mehr verwandt mit den Ungarn. Aber als "Semiten" also Nichtarier hat man sie wohl damals nicht angesehen. So genau hat man sich mit den Finnen damals gar nicht beschäftigt. Dito Esten.

Denke schon das man sie akzeptiert hat. Wobei Norwegen halt vollständig mit 400k Mann besetzt wurde. Also es beruht nicht unbedingt auf gegenseitigkeit.

Die Finnen hatten Streitigkeiten mit den Russen, deshalb waren sie Verbündete der Nazis. Das war wiederum ein Grund, sie rassistisch den "Guten", also den Ariern zuzuordnen.

zetra  14.07.2023, 14:12

Aber zum Schluss des Zweiten Weltkrieges kämpften die Finnen wieder gemeinsam gegen die WM.

Lapplandkrieg.

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