Seid ihr in der Lage euch und eure Handlungen weitestgehend zu reflektieren?

5 Antworten

Ja es gab einen Moment wo ich mein leben schlagartig überdacht habe.

Ich wuchs sehr gewaltätig auf von kleinauf beim Stiefvater.

Hatte 9 Knochenbrüche von ihm und vieles anderes sehr heftiges. Ich war entsprechend ein recht schwieriges und agressives Kind. Hatte ständig probleme. Bin immer und überall angeeckt und das leben war einfach mist.

Mit 17 bin ich ausgezogen. Lernte das "gute" Leben etwas kennen durch einen guten Freund. Erkannte was ich all die jahre durch meine Wut verpasst habe etc.

mit 19 bin ich wieder zurückgezogen in die Hölle, weil meine Mutter schrieb das mein stiefvater nurnoch durchdreht.

Ich war da wie ein wachhund. Und als er eines abends dann durchdrehte und auf meine Mutter losging bin ich explodiert.

Ich hab ihn an dem Abend so übel zusammengeschlagen und zugerichtet... Und hätte mich mein Bruder nicht abgehalten hätte ich ziemlich sicher sein Leben beendet weil ich war da in einer art Blutrausch....

Als er da am Boden lag blutend und ich dann zu meiner Mutter ging um ihr aufzuhelfen zuckte sie ängstlich vor mir weg, nicht aus Panik durch die Situation sondern sie hatte todesangst in den Augen vor MIR.

In diesem Moment hab ich realisiert das ich nicht besser war als mein Stiefvater. Ich war genau das Monster geworden was ich immer bekämpft hatte.

Wir sind ausgezogen und ich habe mich SEHR zurückgezogen. Musste lange lange in mich gehen und nachdenken.

Um es hier abzukürzen. Ich schaffte den wandel. Ich bin heute einer der friedlichsten Menschen denen man begegnen kann.

Durch Therapie in die ich mich selbst zwang und andere Schritte habe ich wirklich eine 180 Grad Wende geschafft.

Also ja. Bei mir war das absolut bitter nötig. Ich wäre heute ganz klar auf der schiefen bahn. Im Knast oder sogar tot wenn ich so weitergemacht hätte.

Und diese veränderung kam wie gesagt von diesem Abend. Von dem Blick meiner Mutter wie sie panische Angst vor mir hatte etc.

Noch heute kann ich die augen schließen und sehe diesen Blick vor mir. Das hat sich eingebrannt. Und ich werde nie wieder so sein.
Inzwischen mit Ü30 kann ich auch klar behaupten das ich es definitiv geschafft habe. Also diesen Wandel.


PardonWas 
Beitragsersteller
 04.03.2025, 14:31

Wow. Eine wirklich bewegende Geschichte. Es ist schön zu hören, dass du das so früh erkannt hast. Alles Gute für deine Zukunft und vielen Dank für deine Antwort 💖

Jeder wird diese Frage mit "Ja" beantworten. Entweder weil es zutrifft oder wegen des Dunning-Kruger Effektes.

Genauso, wie niemand zugeben würde, er sei ein unterdurchschnittlicher Autofahrer, was aber niemals zutreffen kann, denn statistisch gibt es etwa genauso viel unterdurchschnittliche Autofahrer wie überdurchschnittliche Autofahrer.

Und so wird auch niemals jemand zugeben, dass er seine Handlungen nicht reflektieren kann. Also ist die Frage auch überflüssig.


nebukadnezar572  04.03.2025, 14:58

Es geht sogar noch weiter!

Wen jemand die Frage (ernsthaft) mit "nein" beantwortet, dann ist er sogar noch viel reflektierter als alle diejenigen, die sie mit "ja" beantworten.

Es ist ein Paradox.

Durch meinen Job im Personalwesen muss ich Führungskräfte im täglichen Handeln unterstützen und beraten. Selbstreflexion gehört da natürlich dazu.

Meiner Erfahrung nach ist das aber extrem schwierig zu lernen. Man benötigt dazu einiges an persönlichem Handwerkszeug wie Empathie, sich in andere Menschen/Situationen hineinversetzen zu können etc.

Man kann das aber sicherlich lernen, benötigt aber eine gewisse persönliche Grundvoraussetzung, meiner Meinung nach.

Mit offenen Augen durchs Leben laufen und sein eigenes Handeln auch mal bewusst zu hinterfragen und Fehler einzugestehen ist denke ich auch ganz wichtig.


PardonWas 
Beitragsersteller
 04.03.2025, 14:34

Ja genau. Das meine ich auch. Dieses sich und die eigenen festgefahrenen Muster zu hinterfragen und bewusst zu "steuern".

Danke für deine Antwort ❤️

Ja

Irgendwann vor 15 Jahren oder noch länger her, habe ich damit angefangen, mir abends regelmäßig Zeit zu nehmen, um mir Gedanken über den Tag (oder vergangene Ereignisse) zu machen und möglichst objektiv zu bewerten, welche meiner Handlungen zu welchem Ergebnissen geführt haben und die Gründe zu verstehen, warum ich so gehandelt habe, wie ich es eben getan habe.

Mittlerweile ist es eigentlich schon Routine und läuft fast automatisch ab, dass ich mir bei Ereignissen oder Ergebnissen die Zusammenhänge erklären kann (erklären möchte)


PardonWas 
Beitragsersteller
 04.03.2025, 14:36

Hört sich toll an. Vielen Dank für deine Antwort. Ich werde davon etwas in meinen Alltag mitnehmen 💝

Nennt sich den Konsequenzen bewusst sein.

Ich bin faktisch zu intelligent als das ich nicht alles was ich tue zu hinterfragen und zu reflektieren.