Schule Sexismus?
Warum machen die Jungs in der Schule oft sexistisch Frauenfeindliche Witze?
6 Antworten
Weil sie es können und weil ihnen kaum einer Einhalt gebietet, bzw. es immer noch konsequenzlos geduldet wird.
Allerdings geht das durchaus in beide Richtungen. Sexismus geht ja in alle Richtungen.
In vielen Schulen wird das einfach überhört oder muss sogar überhört werden, weil, es angesprochen, für denjenigen, der es anspricht, böse Konsequenzen geben kann (ich kenne da so einige Eltern, die entweder Sturm laufen oder sogar handgreiflich werden...wie ihre Kinder auch).
Bei vielen ist es sicher auch Selbstüberschätzung und weil sie Oberwasser haben, sich unbesiegbar fühlen und die Mädels ärgern wollen, dazu kommen eben Unreife und oftmals auch das Unwissen, was sie da überhaupt von sich geben.
Dennoch gibt es nicht wenige, die wirklich eine misogyne Ansicht haben, die sie aus dem Elternhaus oder ihrem direkten Umfeld so indoktriniert bekommen haben.
Als Lehrer ist man hier leider immer machtloser.
Ist ähnlich, wie bei Mobbing (zu denen misogyne Witze sicher in gewisser Weise auch schon zählen) - das wird auch zu gerne "übersehen" und diejenigen, die es nicht übersehen/-hören, haben das Nachsehen und werden gecancelt.
Die Leidtragenden sind eben die Ziele dieser Witze: Frauen/Mädchen, Mobbingopfer usw.
Minimimimi brauchst ein Taschentuch ? Mann kann sich auch anstellen immer sich wegen alles persönlich angegriffen fühlen Jammerlappen Gesellschaft
Ich bin Vertrauenslehrerin. Zu mir kommen die Opfer oder Betroffenen solcher Aktionen. Und ich habe weißgott schon vielen Mädchen (Jungs eher selten) geholfen.
Weißt du, wie es an Schulen abgeht?
Klar, kann man versuchen, mit Präventionsveranstaltungen und es immer wieder bei Elternabenden auf den Tisch zu bringen. Aber wenn von den Eltern schon kaum ein Bewusstsein da ist, dann wird es bei den Kindern erst recht keines geben.
Ich bin Lehrerin in Berlin und Feministin. Ich weiß, was hier an Sexismus abgeht und dass es oft unter den Tisch gekehrt wird, weil sich kaum noch einer traut, aktiv zu werden.
Wenn du selbst noch nie in der Situation einer Lehrkraft warst, die versucht hat, hier gegenzusteuern, solltest du am besten kein Urteil fällen.
Beispiel 1: ein Junge (13) hat einer Klassenkollegin mitten in meinem Unterricht einfach den geflochtenen Zopf abgeschnitten. Das Mädel heult, ich war fassungslos über diese Respektlosigkeit, diese Verletzung der Intimsphäre und allein diese "ich darf eh alles"-Mentalität. Am nächsten Tag habe ich von seinen Eltern eine Morddrohung erhalten, weil ich ihr kleines Heiligtum geschimpft habe und gefragt habe, was das sollte, mit dem Zusatz, wenn hier nochmal jemand eingreifen würde, dass man sich dann auf Schlimmeres als Drohungen einstellen müsste.
Beispiel 2: Junge (15) reisst sexistische Witze...nicht mal in der Form von doofen Blondinenwitzen, sondern da ging es richtig zur Sache, mit Vergewaltigung usw.
Der Direktor machte mit den Eltern, nach einem Gespräch im Kollegium darüber, einen Termin aus. Jungs und Eltern mit einem Teil von uns Lehrern, die bei der Situation dabei waren, und der Direktor am Tisch...der Vater? "Was haben Sie eigentlich? Die F*tzen sind doch eh nur zum F*cken und Kochen gut..." - die Frau saß mit Sonnenbrille (darunter zwei hübsche Veilchen) und mehreren blauen Flecken in Nacken und an Handgelenken still daneben und hat gar nicht aufgeschaut. Der Junge flog von der Schule, die Eltern (der Vater) haben ihn zurückgeklagt.
Das sind zwar zwei sehr harte Beispiele (wenn auch nicht die einzige Morddrohung, die ich von Eltern erhalten habe, neben harmloseren Drohungen), aber es erklärt, warum viele sich hier machtlos fühlen...und ANGST haben.
Was nützt ein temporärer Unterrichtsausschluss? Das sind zumeist Jungs, die eh keinen Bock auf die Schule haben, sowieso schon oft genug schwänzen...glaubst du ernsthaft, das kratzt die? Verweis? Die fand ich zu meiner Zeit schon lächerlich und ich habe in meiner ganzen Schulzeit nur einen einzigen erhalten...
Als Lehrkraft oder Schuldirektion hat man heute kaum eine Chance gegen Schüler, vielmehr gegen deren Eltern, zu bestehen, weil sofort gedroht wird...am harmlosesten mit "rechtlichen" Maßnahmen, wie Klagen, am schlimmsten eben mit Morddrohungen.
Und das sind KEINE Einzelfälle.
Mag sein, dass es auf privaten Schulen anders ist, weil sie dich ihre Schüler ganz genau aussuchen können. Auf einer städtischen Schule (auch noch in Berlin, wo ich eben arbeite) hast du alles...und das Nachsehen.
Schau' dir mal den Fall an:
Mord geschieht selten...Stalking, Bedrohung usw. NICHT.
Wer steht denn hinter Lehrern oder Direktoren? Wer steht denn dahinter und schützt uns? Oder sexistisch gefragt: Wer schützt uns Lehrerinnen? Es muss erst etwas passieren...die Polizei hat die Drohungen, die gegen uns ausgesprochen wurden, zwar "ernst" genommen, aber es ist ja noch nichts passiert...also sind auch sie machtlos.
Und da greifst du noch ein? Viel Vergnügen!
Der strukturelle Sexismus ist überall noch verbreitet...schau' dir nur mal manche Gerichtsurteile an.
So lange das in der Gesellschaft nicht angekommen ist, kann sich gar nichts ändern.
Wir Frauen, wir Lehrerinnen, wir Vertrauenslehrer usw., wir kämpfen gegen Windmühlen. Und wir haben zum Beispiel aus den Schulministerien oder generell aus der Politik KEINEN Rückhalt...denn dort herrscht ja ebenso Sexismus bis hin zu Übergriffen.
Also sag' mir bitte nicht, wie wir unserer Arbeit machen müssen...
Ok, die Beispiele sind echt heftig. Aber:
1. Ich schreibe nichts vor, ich versuche zu verstehen und Handlungsoptionen aufzuzeigen.
2. Zu behaupten, ein Mensch könne/solle sich nicht zu einer Sache äußern, weil er nie davon betroffen war, ist eine Immunisierungsstrategie, um jegliche Argumente oder Kritik abzuwehren. Selbstverständlich kann sich ein Außenstehender ein Urteil bilden, Vorschläge machen, usw. Oftmals ist ein Außenstehender sogar im Vorteil, da er einen ungetrübten Blick auf die Dinge hat.
3. Die Tatsache, dass die Täter oder Eltern in einigen/vielen Fällen keine Einsicht zeigen, ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken und zu sagen, man/frau sei machtlos. Genau genommen stimmt es nämlich nicht. Ein Schüler, der vom Unterricht oder von der Schule ausgeschlossen wurde, kann in dieser Schule niemanden mehr drangsalieren.
Zur Morddrohung: Dies stellt eine Straftat dar (Bedrohung nach § 241 StGB). Die Aussage der Eltern, dass bei einer erneuten Intervention etwas Schlimmes passieren würde, stellt zudem eine weitere Straftat dar (Nötigung nach § 240 StGB). Die Polizei ist in diesem Fall keineswegs machtlos, sondern sie ist verpflichtet, ein Strafverfahren einzuleiten und zu ermitteln. Deine Schilderungen hören sich allerdings so an, als würde sie gar nicht ermitteln. Wenn das Absicht ist, macht sich die Polizei selbst strafbar (Strafvereitelung im Amt nach § 258a StGB). Ich vermute jedoch keine Absicht, sondern manchmal fehlt der Polizei einfach der juristische Sachverstand und ihr muss einfach auf die Sprünge geholfen werden, indem ihr die konkrete Straftat (inkl. StGB-Paragraph) genannt wird. Dann wissen sie, dass sie ermitteln müssen. Alternativ kannst du die Straftaten auch bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige bringen. Die sind juristisch besser ausgebildet. Oder mit Hilfe einer Anwältin vorgehen (die im Idealfall von Schule/Ministerium bezahlt wird)...
Des Weiteren ist durch das Lehrer-Eltern-Gespräch vermutlich eine weitere Straftat ans Licht gekommen: Körperverletzung nach § 223 StGB. Wenn es sich wirklich um häusliche Gewalt handelt, liegt zudem eine Kindeswohlgefährdung vor, die dem Jugendamt gemeldet werden sollte, weil die Kinder dadurch beeinträchtigt werden, auch wenn sie selbst nicht das Opfer sind. Strafanzeigen können übrigens auch anonym gestellt werden.
Das wollte ich nur los werden. Du darfst selbst entscheiden, was du tust und was nicht.
Weil sie dumme, unwissende Jünglinge sind die zudem überhaupt keine Ahnung haben worüber sie eigentlich die Witze machen.
Wichtigtuer halt.
Das schönste ist ja, diejenigen die die Klappe am weitesten aufreißen, haben erfahrungsgemäß auch die geringsten Kenntnisse.
Also, keine große Beachtung schenken.
Vermutlich haben sie es im Elternhaus, im Internet oder in Medien (z. B. Mackerrap) aufgeschnappt und denken, dass es cool/lustig ist.
Frag sie doch einfach. Ich denke, dass die Konfrontation mit dem Thema ohnehin der beste Weg ist, damit vielleicht ein Bewusstsein einsetzt und sich ihr Verhalten vielleicht ändert.
Also wir machen darüber so gut wie keine witze, weil es bei dem thema nicht sooo viel zum lustigmachen gibt. 9/11 oder so ist da schon geeigneter
weil sie auf die Art ihre Verklemmtheit und Angst verbergen wollen. Sie spielen dann den großen Macker, weil niemand ahnen darf, dass sie noch ein kleines Würstchen sind.
Wieso machtlos? Klassenlehrerin oder Vertrauenslehrer können die Personen zur Rede stellen. Ich finde, Frauenfeindlichkeit ist klar Mobbing und wenn die männlichen Akteure weiter machen, kann die Schulleitung eingreifen und z. B. einen temporären Unterrichtsausschluss anordnen oder gar einen Schulverweis aussprechen.