Russland Ukraine Krieg?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Drigon,

Moin, habe grad in der Schule dieses Thema und soll als Hausaufgabe herausfinden warum Russland die Ukraine angreift. Hat jemand vielleicht kurz Zeit um einige Gründe zu nennen, oder eine sichere Quelle anzugeben, damit ich selber nachguckend kann.

Kein Problem, sehr gern: Um die Hintergründe richtig zu verstehen, muss man sich vor Augen stellen, wie Putin innerlich von seinem Denken "tickt" und die Welt sieht:

Er ist um die Zeit von Stalins Tod geboren worden, also zu einer Zeit schlimmster Sowjet-Ideologie, die sich erst so richtig immer weiter zum "Kalten Krieg" aufgeschaukelt hat. Dem zu Grunde lag die Doktrin, dass die sowjetische, im Grunde völlig menschenverachtende Ideologie stets die überlegene wäre und die westlichen Demokratien stets als "unterlegen, schwach, verkommen und dekadent" dargestellt wurden. Ein anderes Denken wurde mit aller Gewalt und Skrupellosigkeit unterdrückt; und Putin selbst hat höchstwahrscheinlich nie anders denken gelernt und tut das bis heute nicht.

Mehr noch, er hat sein ganzes Leben in den Dienst dieser sowjetischen Ideologie von der eigenen Überlegenheit und Unbesiegbarkeit gestellt, indem er nach einem Jura-Studium Offizier des damaligen sowjetischen In- und Auslands-Geheimdienstes & Geheimpolizei „KGB“ wurde, unter anderem zuständig für Auslandsspionage. Im Auslandseinsatz war er unter anderem in Dresden in der damaligen sogenannten „DDR“. Dort war Putin Augenzeuge, als im Rahmen der damaligen "Wende" friedliche Demonstranten am 5. Dezember 1989 die Bezirksverwaltung des damaligen „Ministeriums für Staatssicherheit“ besetzten und ein Teil der Gruppe zur benachbarten KGB-Residenz weiterzog. Augenzeugenberichten zufolge stand Putin dort mit einer Pistole bewaffnet und hat die Demonstranten eingeschüchtert mit der Drohung, er habe Befehl, auf jeden Eindringenden zu schießen. 

Jedenfalls war kurz nach der friedlichen "Wende" in Deutschland der Zusammenbruch der von ihm geliebten und verkörperten Sowjetunion und ihrer Ideologie – unter deren Doktrin er sein ganzes Denken und Leben gestellt hatte – für Putin ein regelrechtes Trauma (noch dazu gegenüber dem Westen und mit Blick auf eine beginnende Demokratisierung auch in Russland), was er immer wieder öffentlich bekundet. Der Artikel hier https://www.rnd.de/politik/russland-wie-wladimir-putins-sowjet-trauma-kriege-entfacht-4E4V26OTN5GVLB2RTAKMLGXBD4.html ist es wert, ihn auch unter den eingestreuten Links weiter und ganz bis zu Ende zu lesen:

Es war der 21. Dezember 2021, als Russlands Präsident Wladimir Putin im Staatsfernsehen von der großen „Tragödie“ erzählte. In einer Dokumentation äußerte er sich über das schmerzvollste Ereignis in seinem Leben, das ein regelrechtes Trauma in ihm auslöste – und ihn bis heute verfolgen sollte: den Zusammenbruch der Sowjetunion. 40 Prozent seines historischen Gebiets habe Russland damals verloren, klagte Putin.
Was vor 30 Jahren geschah, ist für Putin nichts Geringeres als die „größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“, wie er sagte. Seitdem er an der Macht ist, hat er deshalb alles daran gesetzt, die inzwischen unabhängig gewordenen postsowjetischen Staaten wieder an sich zu binden – und wenn man dafür einen brutalen Krieg beginnen muss...
Lange hat der Westen nicht erkannt, was für ein Gefühl der Demütigung viele Russen und allen voran Kremlchef Putin angesichts des Verlusts ihres Großmachtstatus empfanden. „Es fiel den Russen schwer, sich damit abzufinden, dass sie fortan nicht mehr das natürliche Recht haben sollten, ihre Nachbarschaft zu dominieren und auch jenseits ihrer Grenzen Einfluss auszuüben“

Daher will Putin jetzt "die Geschichte korrigieren" und Russland wieder als aggressive, expansive, imperiale und hegemoniale, von ihm und wenigen Getreuen diktatorisch regierte Atommacht etablieren. Insbesondere will er die Länder der früheren Sowjetunion – wie zu schlimmsten Stalin- und Kalte-Krieg-Zeiten – wieder unter seine volle Kontrolle bringen; und im besten Fall noch viele weitere bisher freie und unabhängige Länder; sowie Andersdenkende beseitigen u.v.m.; also letztlich die Schaffung eines riesigen "Schurkenstaates" unter der Führung eines verbrecherischen Terror-Regimes.

Seit seiner Machtübernahme hat Putin innenpolitisch jeden Funken von Demokratie zunehmend beseitigt, jede Opposition immer mehr unterdrückt, die Medien und das Internet unter seine Kontrolle gebracht, zahllose Ermordungen unliebsamer Menschen durchführen lassen sowie außenpolitisch Russland einseitig und unter Verbreitung einer Fülle von Propaganda-Lügen zunehmend aus allen früheren Partnerschaften und Kooperationen herausgeführt, nicht zuletzt 2008 mit dem Versuch eines Gegen-Entwurfs zur "Charta von Paris" und vielem weiteren. Spätestens seit dem Überfall auf die Krim im Jahr 2014 war klar, dass Putin und sein Regime nicht einmal mehr das Internationale Völkerrecht respektieren würden, um seine imperialistischen Pläne zu erreichen; und mit dem Angriff auf die Ukraine hat Putin so ziemlich alle Abkommen und Verträge der letzten sieben Jahrzehnte einschließlich der Helsinki-Schlussakte von 1975 gebrochen.

Der Überfall auf und die Eroberung der Ukraine war zunächst "im Handstreich" als Aktion weniger Tage geplant (Kiew erobern, ukrainische Regierung beseitigen und das ganze Land unter russische Verwaltung stellen und "Säuberung" von all jenen, die nicht voll und ganz mit Russland zusammenarbeiten wollen oder sonst "gefährlich" sind). Aus russischer Sicht wäre der Überfall auf die Ukraine eigentlich als "Blitzkrieg" und Auftakt für eine Fülle weiterer Kriege gewesen. Dazu kommt außerdem, dass Putin der Ukraine bereits vor Beginn des russischen Überfalls immer wieder das Recht auf Souveränität und generell Existenz abgesprochen hat; und dass er dies aus geschichtsfälschenden historischen Gedankenkonstrukten, herzuleiten versucht hat.

Es wurden längst weitere Expansions- und damit Angriffspläne auf nächste Staaten wie z.B. Moldawien und Georgien, wo ohnehin bereits russische Truppen auf deren Gebieten stehen, ganz offen kommuniziert; auch von Baltischen Staaten - ehemaligen Sowjetrepubliken - war in Kreisen von Putins Höflingen bereits die Rede, und kein Geringerer als der frühere russische Präsident Medwedew äußerte sich bereits über ein "Europa unter russischer Vorherrschaft vom Japanischen Meer ganz im Osten bis Portugal an der Atlantikküste ganz im Westen", siehe dazu auch meine Antwort hier: https://www.gutefrage.net/frage/fuer-wie-wahrscheinlich-haltet-ihr-es-dass-es-nach-sofortigem-waffen--und-kampfstopp-in-der-ukraine-zu-einem-dauerhaften-stabilen-frieden-in-europa-kommt#answer-491591483

Zum ganz großem Glück für die gesamte zivilisierte Welt sind diese russischen Planungen einer Blitzeroberung krachend gescheitert, obwohl zu Beginn selbst erfahrene Militärstrategen der Ukraine nur mehr wenige Tage gegeben hätten; und man kann der gesamten Bevölkerung der Ukraine nicht dankbar genug sein für all die unvorstellbare und übermenschliche Leistung, die sie in der Abwehr der Soldaten der russischen Terroristen bringt.

Aufgrund dessen, dass er es von klein auf nie anders sehen gelernt hat und von der früheren sowjetischen Doktrin immer schon felsenfest überzeugt ist, ist der größte Feind in Putins Augen jegliche Demokratie ("verkommen und dekadent"; die russische Propaganda wird nicht müde, diesen Schwachsinn immer wieder neu zu verbreiten). So ist er erzogen und ausgebildet worden; und nicht einmal der Zusammenbruch der früheren Sowjetunion hat ihm die Augen öffnen und ihn zum Umdenken bewegen können.

Blanke Geschichtsfälschung ist zum Beispiel auch die in diesem Zusammenhang immer und immer wieder von Putin und seiner Propaganda gebrachte Lüge, dass nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion angeblich "der Westen Russland versprochen hätte, dass es keine sog. NATO-Osterweiterung geben würde", siehe dazu meine Antwort hier: https://www.gutefrage.net/frage/haben-die-usa-herrn-gorbatschow-angelogen-als-sie-sagten-es-werde-keine-osterweiterung-der-nato-geben#answer-491146268 . Russland hat mindestens seit Putins Machtübernahme 1999 immer wieder verdeckt und offen ganz massiv versucht, auf die Ukraine und ihre Politik Einfluss zu nehmen, z.B. durch massive russische Wahlfälschung bei der ukrainischen Präsidentenwahl 2004, durch die der russische Marionetten-Politiker Janukowytsch an die ukrainische Staatsspitze gebracht werden sollte. Diese russische Wahlmanipulation hat dann zu den Massenprotesten der sog. "Orangen Revolution" in der Ukraine geführt; außerdem wurde das Wahlergebnis aufgrund der Manipulation vom Obersten Ukrainischen Gericht gekippt und in einer Wiederholung der Wahl der rechtmäßige Wahlsieger Juschtschenko ermittelt - auf den wenige Wochen vor der Stichwahl ein Gift-Anschlag verübt wurde, den er nur mit größter Mühe und Glück überlebte.

Die ukrainische Bevölkerung hat sich bereits die gesamte Zeit über immer und immer wieder ganz klar gegen jede russische verdeckte Einflussnahme in der Ukraine zur Wehr gesetzt, am allerdeutlichsten bei den Massenprotesten gegen die russische Marionettenregierung 2013/14, die als "Euromaidan" in die Geschichte eingegangen sind, siehe dazu meine Antwort hier: https://www.gutefrage.net/frage/regimewechsel-2014-ukraine---wie-kam-es-dazu#answer-492189298 . Kurz nach dem Rücktritt der russischen Marionettenregierung in der Ukraine und der Neuwahl einer demokratischen Regierung hat Russland die ukrainische Halbinsel Krim besetzt und in der Ostukraine einen Einmarsch von Militär und Geheimdienst begonnen, den man als scheinbaren, in Wirklichkeit lediglich von Russland inszenierten angeblichen "ukrainischen Bürgerkrieg" getarnt hat, bei dem aber bereits Tausende russische Soldaten die dortige ukrainische Bevölkerung terrorisiert haben. Im gleichgeschalteten russischen Staatsfernsehen, der russischen Staatspresse, im (zensierten) Internet usw. hat die russische Lügen-Propaganda immer schärfer gegen die Ukraine gehetzt und völlig haltlose und längst widerlegte Behauptungen verbreitet, dass in der Ukraine ein Nazi-Regime herrschen würde, das an den russisch-stämmigen Bevölkerungsanteilen einen "Völkermord" begehen würde; und viele weitere schlimmste Lügen.

Mit etlichen derartigen Komplett-Fälschungen versucht das verbrecherische russische Terror-Regime einerseits, die eigene Bevölkerung für seinen Angriffs-Kurs einzunehmen, und andererseits, sich selbst möglichst immer in der Opfer- und nicht in der Täter-Rolle darzustellen.

In der Ukraine musste die frühere pro-russische Marionetten-Regierung des Kreml um den durch und durch korrupten Janukowitsch im Zuge des sog. "Euromaidan" 2013/14 zurücktreten, weil die ukrainische Bevölkerung sich massenhaft gegen ihn und seine Regierung erhob, nachdem dieser kleine friedliche Studentenproteste mit völlig unverhältnismäßiger und exzessiver Polizeigewalt niederprügeln lassen hatte. Massen-Erhebungen der ukrainischen Bevölkerung hatte man bereits im Zuge des sog. "Kassetten-Skandals" des korrupten früheren Präsidenten Krawtschuk gesehen, ebenso 2004 bei der sogenannten "Orangen Revolution" sowie immer wieder in den Folgejahren, so dass die ukrainische Bevölkerung es gewohnt war und Erfahrung darin hatte, ihre Meinung auch durch massive Proteste klar zum Ausdruck zu bringen; und dies also beim "Euromaidan" für die Bevölkerung sozusagen "nichts neues" war. Seit dem Regierungswechsel in der Ukraine aufgrund des Euromaidan wurden darüber hinaus zunehmend stärkere Schritte zur Etablierung von Demokratie und Bekämpfung von Korruption unternommen; bei gleichzeitig zunehmender Orientierung in Richtung demokratischer Länder und Strukturen, so dass die Einflussmöglichkeiten des verbrecherischen russischen Terror-Regimes immer weniger wurden und Russland jetzt nur noch die Option des Angriffskrieges geblieben ist - zumal Putin sich einbildet, die Ukrainer hätten gar kein Recht auf Selbständigkeit, sondern müssten sich vollkommen seinem Diktat unterwerfen und er wäre der wahre Herrscher sowohl über Russland als auch Belarus und über die Ukraine.

Ein Wieder-Erstarken demokratischer Bestrebungen, die sich in der Ukraine durchgesetzt hatten, auch in Russland wie nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, welche Putin seit seiner Machtübernahme mit aller Gewalt zunehmend brutaler unterdrück hat, wäre für ihr und seine imperialistischen Expansions- und Herrschaftspläne im schlimmsten stalinistischen Terror-System das Allergefährlichste, zumal er gesehen hat, wie er dem belarussischen Diktator Lukaschenko nach der völlig gefälschten Scheinwahl von 2020 massiv beispringen müssen hat, damit dieser nicht von der eigenen Bevölkerung gestürzt wird.

Deswegen lässt er nicht zu, dass eine zunehmend stärker werdende Demokratie bei einem "Brudervolk" direkt westlich neben seinem Herrschaftsbereich entsteht. Das ist ein weiterer Grund, warum Putin die Ukraine angreift bzw. bei der Ukraine mit seinen Angriffsplänen begonnen hat.

Putin selbst spricht in diesem Zusammenhang immer wieder von einer "Ent-Nazifizierung", was aber in Wirklichkeit nichts mit dem zu tun hat, was man unter "Nazis" verstehen würde. Er spricht der Ukraine insgesamt das Recht ab, als souveräner Staat zu existieren - siehe in seinem Essay vom Juli 2021 -; er will sie also vollständig Russland unterwerfen und die Ukrainer "umerziehen" und "russifizieren"; wie man in allen bislang von Russland eroberten und von der Ukraine wieder befreiten Gebieten gesehen hat; insbesondere weg von Demokratie und Menschenrechten, Menschenwürde und individuellen Freiheiten; und einschließlich der vollständigen und spurlosen Auslöschung von jeglicher ukrainischer Identität und Kultur.

Ich hab die Hintergründe jetzt nur mal sehr kurz zusammengefasst; da gäbe es noch etliche weitere harte Fakten dazu, die Putin nur allzugern verschweigt oder komplett verdreht. Dass Putin und seine Propaganda übrigens wie gesagt skrupellos nach Belieben die Geschichte fälschen und sich ihre Sicht völlig surreal und abstrus zusammenkleistern, weiß man seit einer mindestens einer zweistelligen Zahl von Jahren: https://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-geschichtsbuch-loest-heftige-kontroversen-aus-a-933173.html ; und auch hier auf GF und an vielen weiteren Stellen werden immer wieder ganz massiv derartige Fälschungen zu verbreiten versucht. Man sollte auf solche Halbwahrheiten oder Lügen daher auf keinen Fall hereinfallen.

Liebe Grüße 🙂

Drigon 
Fragesteller
 26.03.2023, 10:30

Vielen Dank für deine Antwort.😃 War sehr informativ und interessant zu lesen.

1
Ralph9  26.03.2023, 14:28
@Drigon
Vielen Dank für deine Antwort.😃 War sehr informativ und interessant zu lesen.

Bitte, sehr gern, es freut mich, wenn meine Antwort für Dich hilfreich ist. 👍

Man könnte dazu noch vieles mehr erwähnen, beispielsweise dass es nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 eine gewaltige, positive und total hoffnungsvolle Aufbruchsstimmung gegeben hat, weil für alle Seiten der Schrecken des "Kalten Krieges" und der permanenten latenten Atomkriegsgefahr vorüber schien - wobei es mehrere bekannt gewordene Momente gab, in denen man nur deswegen haarscharf an einem Atomkrieg vorbeigeschrammt ist, weil im richtigen Moment die richtigen Leute verantwortungsbewusst die richtigen Entscheidungen getroffen haben - das hätte jeweils auch ganz anders ausgehen können; Beispiele Kuba-Krise und https://de.wikipedia.org/wiki/Wassili_Alexandrowitsch_Archipow , oder 1983 mit Stanislaw Petrow , der im entscheidenden Moment die Nerven behielt und daher eine Nuklearschlag-Kette gar nicht erst zuließ https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklear-Fehlalarm_von_1983 , oder das NATO-Manöver Able Archer 83, das von der Sowjetunion als massive Vorbereitung eines Atomangriffs fehlinterpretiert wurde und deswegen das laufende Manöver deutlich heruntergeschraubt wurde, https://de.wikipedia.org/wiki/Able_Archer_83 . Man war da ein paar Mal verdammt nahe dran an einem GANZ GROẞEN "WUMMS" ... .

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion während Gorbatschows Präsidentschaft und dem Entstehen einer demokratischen Grundordnung im Nachfolgestaat Russland gab es ganz große Hoffnung, eine neue, auf Stabilität und Frieden beruhende europäische Ordnung und Welt-Ordnung schaffen zu können. Sofort wurde eine intensive, auch militärische Zusammenarbeit der internationalen Staatengemeinschaft insbesondere europäischerseits mit Russland aufgenommen, mit dem bewussten Ziel, maximal auf Russland zuzugehen und es bestmöglich zu unterstützen. Allein in diesem geschichtlich extrem kurzen Zeitraum sowie in zeitlich enger Lage dazu ist an Versuchen, Russland bewusst mit einzubinden, zu nennen:

  • die "Charta von Paris" (bereits November 1990)
  • die Zusammenarbeit der NATO mit Russland seit 1991 in Fragen der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik
  • die "Partnerschaft für den Frieden" 1994
  • Die Einrichtung der „Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (OSZE) als Nachfolgerin der KSZE ("Helsinki-Schlussakte", man erinnere sich) und feste Institution der europäisch-russischen Zusammenarbeit 1995
  • die NATO-Russland-Grundakte 1997
  • Der NATO-Russland-Rat ebenfalls 1997
  • die bewusste Aufnahme des wirtschaftlich eigentlich viel zu schwachen Russlands in die G7, die dadurch zur G8 wurden 1998
  • die Eröffnung einer Ständigen russischen Vertretung beim NATO-Hauptquartier in Brüssel und dem Oberkommando der Alliierten Streitkräfte in Europa 2001
  • Gar nicht aufzählen kann man jeden einzelnen Punkt im Rahmen der Aufnahme vielfältiger wirtschaftlicher Beziehungen mit dem wirtschaftlich völlig am Boden liegenden Russland, die Zuwanderung zahlloser Firmen nach Russland und immense Investitionen in Russland
  • Ebenso kann man gar nicht aufzählen die Unterstützung Russlands ebenso wie weiterer ehemaliger Sowjet- und „Ostblock“-Staaten und deren Bevölkerung durch zahllose Nichtregierungsorganisationen (NGO's) – einschließlich amerikanischer – auf Einladung der jeweiligen Staatsregierungen.

Nach dem wirtschaftlichen Kollaps und Zusammenbruch der Sowjetunion lagen die ehemaligen Sowjet-Staaten wirtschaftlich völlig am Boden; und die freien demokratischen Staaten haben Neben anderen NGO's aus den freien demokratischen Staaten haben ihr Äußerstes gegeben, Russland und die ehemaligen Sowjet-Staaten in Abstimmung mit deren Regierungen umfassend und in jeglicher Hinsicht zu unterstützen.

Wenn man sich einerseits vor Augen stellt, wie lange es normalerweise dauert, bis internationale Abkommen, an denen eine Vielzahl von Staaten beteiligt sind, unterschriftsreif ausgehandelt sind, kann man in der Rückschau eigentlich nur darüber staunen, wie damals mehr oder weniger im Jahrestakt neue Verträge und Partnerschaften geschlossen wurden; und das tatsächlich in bewusster Freundschaft und maximalem Entgegenkommen ohne Konkurrenz. Andererseis kommt überdies hinzu, dass es in dieser Zeit auch genügend weitere heiße Krisenherde weltweit gegeben hat, die eine Internationale Reaktion erzwungen haben, so z.B. der irakische Überfall auf Kuwait 1990, in dessen Folge aufgrund einer Resolution des UN-Sicherheitsrates im sog. "Zweiten Golfkrieg" 1991 eine Staaten-Allianz eingeschritten ist.

=> 2

1
Ralph9  26.03.2023, 14:29
@Ralph9

=> 2

So bald jedoch Putin 1999 an die Macht gekommen ist, reißt die Reihe an partnerschaftlicher und freundschaftlicher Internationaler Kooperation mit Russland allerdings zunehmend ab. Außenpolitisch hat er sich die ersten Jahre zwar noch liberal gegeben, aber Russland bereits wieder zunehmend in die eigene Isolation geführt.

Innenpolitisch hingegen hat Putin sofort jede weitere Demokratisierung Russlands massiv eingedämmt und zunehmend niedergeschlagen, hat Terror-Anschläge gegen die eigene Bevölkerung verüben lassen und das als Vorwand genommen, gleich einen neuen Krieg zu beginnen, nämlich den Zweiten Tschetschenienkrieg: Der Erste Tschetschenienkrieg hatte für Tschetschenien vorteilhaft geendet, weil es gelungen war, die russischen Truppen zu vertreiben und im Rahmen von Friedensverhandlungen eine relative Unabhängigkeit und Eigenständigkeit Tschetscheniens von Russland heraus zu handeln.

Das war Putin natürlich ein irrsinniger Dorn im Auge: Noch im selben Monat von Putins Amtsübernahme als russischer Ministerpräsident im August 1999 begann in Russland aus dem Nichts heraus eine Serie von Sprengstoff-Anschlägen gegen Wohn-Hochhäuser der eigenen russischen Bevölkerung, bei denen Hunderte Menschen ums Leben kamen und es über 1000 Verletzte gab. Zwar hat Putins Regime damals versucht, diese Anschläge angeblichen "Tschetschenischen Terroristen" in die Schuhe zu schieben, aber es gilt als sicher, dass in Wirklichkeit der russische Geheimdienst, dessen Direktor Putin bis zu seiner Machtübernahme war, die Anschläge gegen die eigene Bevölkerung verübte - nicht zuletzt waren Geheimdienstmitarbeiter bei Vorbereitungen für einen weiteren Anschlag aufgeflogen, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Sprengstoffanschl%C3%A4ge_auf_Wohnh%C3%A4user_in_Russland .

Dessen ungeachtet hat Putin keine 6 Wochen nach seiner Amtsübernahme unter diesem fadenscheinigen und konstruierten Vorwand den Zweiten Tschetschenien-Krieg begonnen, der formell 10 Jahre lang andauerte und mit unvorstellbarer Grausamkeit insbesondere gegen die Zivilbevölkerung geführt wurde. Zahllose wurden ermordet, ebenso mussten zahllose Tschetschener in die ganze Welt fliehen. Am Ende dieses Krieges wurden die Kadyrows, Putins "Bluthunde", als despotische Machthaber in Tschetschenien eingesetzt, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Tschetschenienkrieg

Versuche, zu den Sprengstoffanschlägen unabhängig zu ermitteln, wurden von Putins Regime blockiert und Menschen, die es trotzdem versuchten, z.B. Abgeordnete oder Journalisten, wurden der Reihe nach ermordet. Seit Putins Machtübernahme 1999 zieht sich die Beseitigung und Ermordung unliebsamer oder "gefährlicher" Personen wie ein blutroter Faden durch das zurückliegende Vierteljahrhundert.

=> 3

0
Ralph9  26.03.2023, 14:30
@Ralph9

=> 3

Der Zweite Tschetschenienkrieg keine 6 Wochen nach Putins Amtsübernahme war der Auftakt für eine Fülle weiterer, vom Kreml-Regime begonnener Kriege. Der US-Historiker und Präsidentenberater David Frum bringt es zutreffend auf den Punkt, siehe https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/david-frum-achse-des-boesen-historiker-zeigt-warum-die-ukraine-nicht-verhandeln-sollte_id_183759310.html

Historiker David Frum hält das Streben nach Verhandlungen mit Russland nicht für zielführend
Auf Twitter beschreibt Frum in fünf Punkten, warum das Streben nach Verhandlungen nicht zu einem Kriegsende führt.
1. Seit dem Ende der Sowjetzeit 1991 hat Russland bereits mehrere Kriege „über international anerkannte Grenzen hinweg geführt“, so Frum. Zwei Tschetschenien-Kriege, zwei Georgien-Kriege, die Krim-Annexion, die Handlungen in Moldau, sowie die Interventionen in Syrien.
2. Es werde oft behauptet, so Frum, „dass alle Kriege in Verhandlungen enden. Aber bis heute ist keiner der vielen Kriege im postsowjetischen Russland am Verhandlungstisch geendet.“
3. Die meisten Kriege seien „zu andauernden ungelösten Konflikten erstarrt“, führt der Historiker aus. Russland beschlagnahme das Territorium anderer Länder und warte Sanktionen dann einfach ab.
4. Die bisher geführten Kriege seien für die russische Führung bislang immer „zufriedenstellend“ geendet, so der Polit-Journalist. Die „Notwendigkeit einer formellen Verhandlungslösung“ habe es schlichtweg nie gegeben.
5. Im Ukraine-Krieg wolle Russland gar nicht verhandeln, schlussfolgert Frum. „Sie haben immer noch die Krim, Donezk und Luhansk. Sie haben den Rest der Ukraine nicht eingenommen, aber verwüstet und terrorisiert.
Frum führt aus, dass sich die Ukraine und der Westen über die Prioriäten Russlands im Klaren sein müssen. Als ersten wollen die Russen den Sieg, dann einen „eingefrorenen Konflikt“ im Sinne eines festgefahrenen Krieges. Selbst die Fortführung eines heißen Krieges stehe bei den Russen noch vor einer möglichen Verhandlungslösung. Sollten nicht alle drei vorherigen Optionen unmöglich sein, so Frum, werde sich Russland nie auf Verhandlungen einlassen.
Um Russland an den Verhandlungstisch zu bringen, gibt es für Frum nur einen Weg
„Der Status quo ist für das postsojwetische Russland akzeptabel“, schreibt Frum. Das Drängen auf eine Verhandlungslösung würde nur eine Politik fördern, „die Russland einen akzeptablen Sieg beschert und die Ukraine gebrochen und verletzlich für russische Aggressionen hinterlässt.“
Der Historiker führt aus, dass es nur einen Weg gebe, Putin an den Verhandlungstisch zu bringen: „Russland muss wirklich fürchten, den Krieg gegen die Ukraine zu verlieren. So katastrophal zu verlieren, dass Verhandlungen zu einer Alternative für die russische Führung werden.“
Es brauche mehr Waffen für die Ukraine
Frum hat auch konkrete Vorstellungen, wie die Position der Ukraine gestärkt werden könne. Das Land müsse „bis zu dem Punkt bewaffnet werden, an dem die russische Führung eine Niederlage fürchtet.“ Noch deutlicher: Der Weg, Verhandlungen zu vereiteln, besteht darin, der Ukraine keine Waffen zu liefern.“ Und so Russlands Führung im Glauben zu lassen, sie könnten mit ihrem völkerrechtswidrigen Angriff erneut durchkommen.

Im Blick auf die Ukraine zieht es sich wie in meiner Antwort dargestellt ebenfalls mehr oder weniger seit Putins Machtübernahme wie ein roter Faden durch die letzten Jahrzehnte, dass das verbrecherische russische Terror-Regime zunehmend versucht hat, "von außen" die Ukraine zu steuern, und zwar durch Korruption, Wahlfälschung und Marionetten-Politiker genauso wie durch Anschläge und Attentate oder auch inszenierte Schein-Prozesse gegen unliebsame Politiker wie z.B. Timoschenko. Und genauso zieht sich die zunehmende und intensiver werdende Ablehnung der ukrainischen Bevölkerung gegen diese russischen Manipulationsversuche durch die gesamte Zeit seit Putins Machtübernahme durch. Insbesondere haben die Ukrainer noch nicht den Holodomor, einen versuchten Völkermord an den Ukrainern zu Zeiten Stalins vor dem Zweiten Weltkrieg, vergessen, sondern kocht deren Volksseele immer noch vor Wut darüber. Und wenn jetzt Putin kommt und im Grunde genommen wieder genau dasselbe versucht, nämlich eine komplette Unterwerfung und Auslöschung der Ukraine, kann man sich vorstellen, was dabei heraus kommt ... und warum Putin - der sich selber gern als imperialistischer Zar und Herrscher über eine Weltmacht sehen würde - in seinem Wahn jetzt die Ukraine angreift ... .

Wie gesagt, man könnte da noch eine Fülle an Fakten und Tatsachen dazu bringen. Ich hoffe das hilft Dir schonmal für Deine Suche? Frag gern nach, wenn Dir etwas unklar ist oder Du etwas genauer wissen möchtest. Ich ähm kenne mich ein wenig aus ... 😇. Und fall wie gesagt bitte nicht auf irgendwelchen Russenpropaganda-Schwachsinn herein. Wie Du allein schon hier bei manchen Antworten siehst, wird nach wie vor alles getan, um derartigen hanebüchenen Unfug zu verbreiten.

Ganz viel Erfolg und liebe Grüße 🙂

1
Ralph9  27.03.2023, 12:52
@Ralph9

P.S.: Weil ich grad drüberfalle: Auch Putins Rede bei der Münchener Sicherheitskonferenz von 2007 ist in diesem Zusammenhang zweifelsohne bemerkenswert, siehe z.B. hier kurz vor Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine https://www.merkur.de/politik/putin-siko-muenchen-russland-ukraine-sicherheitskonferenz-nato-krise-major-91357015.html :

Als Putin in München den Kurs wechselte: Siko-Brandrede vor 15 Jahren - Expertin erklärt die Folgen (...)
München – Schon damals klangen Wladimir Putins Worte wie aus einer längst vergangenen Zeit. „Niemand fühlt sich mehr sicher“, sagte der russische Präsident in seiner ersten Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007. Denn die USA hätten ihre Grenzen „in allen Sphären überschritten“ – und würden der ganzen Welt ihre eigenen Vorstellungen aufzwingen. „Nun, wem gefällt das schon?“, fragte er mit starrem Blick.
Mit den USA als einziger Weltmacht, so machte Putin es an diesem Tag klar, sei es ab sofort vorbei. Seine aggressive Rede war ein Schock – und der Westen befürchtete eine Rückkehr zum Kalten Krieg.
0
Ralph9  27.03.2023, 10:15

Hallo Drigon,

vielen Dank für Deinen ⭐, ich weiß das sehr zu schätzen.

Frag gern nach, wenn Dir noch etwas unklar ist oder Du manche Punkte noch genauer wissen möchtest.

Viel Erfolg und liebe Grüße 🙂

0
Zebulon361  13.04.2023, 14:30

Toll, deine ausführliche Erklärung - allerdings fürchte ich, dass Du damit schon die Hausaufgabe für den FS fertiggestellt hast ;)

0
Xapoklakk  08.07.2023, 01:14

Das Jurastudium Putins sollte man nicht zu hoch hängen. Dieses Studium in einem diktatorischen Unrechtsstaat, wie es schon die UDSSR war, ist keine Kopeke wert!

0

Was war die Vorgeschichte von allen es muss doch ein Grund gegeben haben warum Putin nur diesen Weg sah.Hat er vorher den nie versucht zu verhandeln?Und ich frage mich ist Putin wirklich der einzigste Schuldige daran?Und nein ich nehme ihn nicht in Schutz oder toleriere diesen Krieg.Ich hinterfrage einfach und schliesse mich nicht der Mehrheit an die Schuld nur bei einen zu suchen.

Hauptgrund ist der Krieg, den die Ukraine gegen die Landesteile begonnen hat, die sich abgespalten und Russland angeschlossen haben.

Die Ukraine hatte sich 2014 in den sog. Minsker Verträgen verpflichtet, die Kämpfe einzustellen und die Sache friedlich zu lösen, setzte ihre Pflichten aber nicht um und führte den Krieg dennoch weiter. Nach 8 Jahren Geduld wurde es Russland schließlich zu doof.

Horus737  25.03.2023, 18:26

Von wegen Abspaltung der Ukraine ? Russland hat die Ukrainischen Gebiete überfallen (auch die Krim gehörte zur Ukraine !) und jahrelang versucht sie für Russland zu annektieren. Dabei schreckte Putin nicht davor zurück ukrainische Kinder nach Russland zu entführen um sie russisch zu machen. Dafür wird er als Kriegsverbrecher angeklagt.

1
HolgieXX  25.03.2023, 18:54

Russischer Propagandamüll.

2
Ralph9  25.03.2023, 21:20

Oh, SO VIELE krachende Lügen auf einen Haufen 🤦‍♂️:

der Krieg, den die Ukraine gegen die Landesteile begonnen hat, die sich abgespalten und Russland angeschlossen haben.

Das ist völlig frei erfundene, damit also komplett erlogene russische Propaganda und völlig unglaubwürdig. Da gibt es weniger Wahrheit als es in einem Ultrahochvakuum noch irgendwelche einzelnen Rest-Teilchen gibt.

In Wirklichkeit gab es keinen "Krieg der Ukraine gegen die Landesteile, die sich abgespalten haben", genauso wenig einen angeblichen "Bürgerkrieg" im Osten der Ukraine odgl.. Über die Jahre hinweg war in dieser Region permanent eine Beobachtermission der OSZE stationiert, und wenn es dergleichen nur im Geringsten gegeben hätte, dann wäre das nachgewiesen worden.

Das genaue Gegenteil ist der Fall: Weder die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), die UNO noch der Internationale Strafgerichtshof oder das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte haben irgendwelche Hinweise oder gar Beweise für derartiges gefunden.

Das sind nachweislich alles frei erfundene Lügen der russischen Propaganda, und man sollte klug genug sein, nichts dergleichen zu glauben.

In Wirklichkeit ist nach dem sog. "Euro-Maidan" in der Ukraine und der Wahl einer pro-westlichen Regierung russisches Militär und eine Truppe des russischen Geheimdienstes in die Ost-Ukraine eingedrungen, um dort ganz gezielt und zunächst "undercover" einen scheinbaren "Bürgerkrieg" zu beginnen und so zu tun, als würden "Landesteile sich abspalten und zu Russland gehören wollen"; sehr gut dargestellt und mit absolut stichhaltigen Nachweisen belegt siehe z.B. hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Igor_Wsewolodowitsch_Girkin :

Die aus Russland in die Ukraine eingedrungene Gruppe von 52 Mann um Girkin fand keine lokalen Anführer und anfangs nur etwa 150 bis 200 Unterstützer. Aus diesem Grund wurde Girkin offen aktiv, was nicht vorgesehen gewesen war. Geplant habe Girkin vielmehr einen Ablauf wie auf der Krim und, ohne aus dem Schatten zu treten, wieder zu verschwinden. Girkin sagte, dass der Krieg in der Ostukraine nicht von den russischsprachigen Donbass-Bewohnern selbst ausging ... .
Er beklagte den fehlenden Rückhalt bei der Verteidigung „russischen Bodens“ und beschwor die Bevölkerung, endlich zu den Waffen zu greifen: „Ich hätte nie gedacht, dass sich in der ganzen Region nicht einmal 1000 Männer finden, die bereit sind, ihr Leben zu riskieren.“

Die Provokateure in der Ostukraine, die dort ab 2014 einen scheinbaren Bürgerkrieg vortäuschten, kamen als Undercover-Aktion aus dem benachbarten Russland. Die ostukrainische Bevölkerung hat diese nachweislich so gut wie gar nicht unterstützt. Deswegen haben bereits ab 2014 auch tausende russische Soldaten an diesen Undercover-Krieg teilgenommen.

Dass die Ukraine nicht tatenlos zuschaut, wenn im Osten des Landes russisches Militär und Geheimdienst die unschuldige Bevölkerung terrorisiert, braucht nicht zu verwundern und ist völlig nachvollziehbar. Ukrainische Verteidigung gegen diese russischen Terroristen wurde dann von der schamlosen Lügen-Propaganda des verbrecherischen russischen Terror-Regimes als "Angriffe auf russische Menschen im Donbass" dargestellt.

Die einzigen, die dort all die Jahre gemordet haben, waren die eingedrungenen russischen Provokateure und Soldaten; man erinnere sich z.B. an den Abschuss von Malaysia-Airlines-Flug 17 durch das russische Militär.

Die Ukraine hatte sich 2014 in den sog. Minsker Verträgen verpflichtet, die Kämpfe einzustellen und die Sache friedlich zu lösen, setzte ihre Pflichten aber nicht um und führte den Krieg dennoch weiter. Nach 8 Jahren Geduld wurde es Russland schließlich zu doof.

Wieder eine krachende Lüge 🤦‍♂️:

Erstens verpflichtet ein Vertrag ALLE Seiten, zweitens war es Russland, dass das Minsker Abkommen nach nicht einmal 3 Tagen wieder gebrochen hat, siehe https://www.nzz.ch/international/wir-wussten-es-geht-in-die-ukraine-ld.92835

Putin spielt falsch
Wie bereits der Zusammenzug in Ulan-Ude im Oktober kam nun auch der Einsatzbefehl zu einem bemerkenswerten Zeitpunkt. Nur zwei Tage zuvor hatten die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande eine neue diplomatische Friedensinitiative gestartet, die am 11. Februar in Minsk zu einem neuen Waffenstillstandsabkommen führte.
Obwohl Wladimir Putin das Abkommen mitunterzeichnete, hinderte dies den Oberbefehlshaber der russischen Armee offenbar nicht daran, seine Truppen auch nach dem Inkrafttreten des Waffenstillstandes am 15. Februar in der Ostukraine weiter angreifen zu lassen.

Der einzige politische Akteur, der in diesem Fall immer wieder geltendes Völkerrecht bricht und militärische & kriegerische Aktionen beginnt, ist Russland; egal ob es die völlig illegale Besetzung der Krim, das Vortäuschen eines Bürgerkriegs im Osten der Ukraine oder auch jetzt der völlig unprovozierte und einzig durch Putins imperialistische Machtphantasien begründete Überfall auf die Ukraine ist ...

0

Putin hat es als eine große Kränkung empfunden, dass die Sowjetunion zusammengebrochen ist. Diesem Regime hat er seine berufliche Karriere als KGB-Mann gewidmet. Den Zusammenbruch hat er als die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts bezeichnet, nicht der Überfall Nazideutschlands auf Russland, dem Millionen zum Opfer gefallen sind.

Vor diesem Hintergrund muss man Putins Bestrebungen verstehen, die alte Größe der Sowjetunion wiederherzustellen. Für dieses Ziel geht er über Leichen, wie man auch in Tschetschenien und Georgien gesehen hat. Die Separatisten in der Ostukraine hat Putin natürlich mit Waffen unterstützt, um den Konflikt zu schüren. Das macht er immer so. Die völkerrechtswidrige Annexion der Krim war der nächste Schritt und ein Test, wie der Westen wohl reagieren würde. Da die Reaktionen eher lasch waren, fühlte sich Putin nun ermutigt, die ganze Ukraine anzugreifen, um die Regierung zu beseitigen und die Ukraine der Russischen Föderation einzuverleiben.

Gemäß dem Budapester Memorandum hatten sich das Vereinigte Königreich und die USA verpflichtet, die Sicherheit der Ukraine zu garantieren, nachdem diese ihre Atomwaffen abgegeben hatte.

Diesen Verpflichtungen kommen die Signatarstaaten und die EU nun nach.

Russland hat es nicht gepasst, daß sich Ukraine westlich orientiert.

Und damit sich Russland an das minsker Abkommen hält, wurde es nicht Krieg genannt, sondern militärische (Befreiungs-) Operation.