"Plastik-Meer" in Andalusien (Themenvorschläge)?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Also zunächst musst du es mal lokal eingrenzen: es geht um Teile der Pronvinz Almería, genaugenommen westlich der gleichnamigen Provinzhauptstadt.

Dann kannst du überleiten, dass es dort, im Schatten der Sierre Nevada, fast nicht regnet. Mit "Plastikmeer" ist eigentlich "Plastikwüste" gemeint, denn dort reiht sich - lokal stark begrenzt - ein Gewächshaus nach dem anderen an.

Der Ausdruck Plastikmeer ist wohl der spanischen Serie "Mar de plástico" entnommen. Eine fiktive Kriminalserie, in der es um den Mord an der Tochter eines Bürgermeisters eines fiktiven Ortes geht, in dem Interessenskonflikte der einheimischen Bevölkerung und der afrikanischen Gastarbeiter hochkochen.

Auf den Treibhausanbau bei Almería wird aus Deutschland seit vielen Jahren mit dem Finger gezeigt. Er soll am Wassermangel schuld sein.

Tatsache ist aber, dass es hinter dem höchsten Gebirge Spaniens (Sierra Nevada) naturbedingt kaum regnet, da der Regen vorher abregnet. Kurz: auf der Westseite der Sierra Nevada befindet sich eines der Trinkwasserreservoirs Spaniens. Dort sind auch jede Menge Mineralwasserfirmen angesiedelt (u. a. Lanjarón) und es gibt sogar den Spruch: das wäre so, wie Wasser nach Loja zu tragen. Loja ist die spanische "Wasserstadt".

Gut, zurück zur anderen Seite. Hinter der Sierra Nevada nutzt man also Wüste bzw. Halbwüste, um in Gewächshäusern wasser- und düngemittelsparend Gemüse anzubauen.

Berühmt wurde das wegen der Satellitenfotos des Umweltatlasses vor ein paar Jahren. Dort wurde die Landschaft aus den 70er Jahren mit der aus 2004 verglichen.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/uno-umweltatlas-satellitenfotos-zeigen-dramatische-zerstoerung-a-359122.html#fotostrecke-6ec320c1-0001-0002-0000-000000010414

"Vor 30 Jahren sah die Landschaft um Almería noch grün aus". Eine glatte Lüge und das Grün ist schon sehr grünstichig. Es handelt sich hier aufgrund der Lage hinter der 3400m hohen Sierra Nevada und der Nähe zur Sahara um die einzig natürliche Wüste Europas. Eine sandige und steinige Gegend.

Warum das manipuliert ist, darüber kann man nur spekulieren. Richtig ist natürlich die Fläche der Treibhäuser (weiß hervorstechend). Allerdings ist das nicht "um Almería" herum, sondern liegt westlich davon und ist auf 25km Breite beschränkt. Das Foto suggeriert eher, dass es sich um ein großes Gebiet handelt, nicht um zwei Dutzend Kilometer. Zur Information: Andalusien ist größer als Österreich und westlich und nördlich von Almería ist praktisch unbebaute Wüste ohne Treibhäuser.

Der Wasserverbrauch Almerías wird durch Abzweigung aus wasserreichen Flüssen bewerkstelligt, die sonst eben ins Meer abfließen.

La1313 
Fragesteller
 25.02.2021, 11:31
"Vor 30 Jahren sah die Landschaft um Almería noch grün aus". Eine glatte Lüge 

Oh, danke! 😅

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granodearen  25.02.2021, 12:15
@La1313

Ja, sieh dir mal das Grün an ... Klar, im Winter hast du da manchmal ein paar Gräser. Aber das Foto ist manipuliert. Dort wo 2004 die Gewächshäuser stehen ist das Foto von 1974 seltsam verschwommen. Da wurde mit Photoshop nachbearbeitet. Was grün war, waren (bewässerte) Felder, die eben irgendwann aufgrund des hohen Wasserverbrauchs durch Gewächshäuser ersetzt wurden.

Zum Vergleich das Cabo de Gata, also unbewässert, wenige Kilometer davon auf der anderen Seite der Stadt gelegen:

https://es.123rf.com/photo_89127495_desierto-de-andaluc%C3%ADa-paisaje-des%C3%A9rtico-en-el-parque-nacional-de-cabo-de-gata-en-andaluc%C3%ADa.html

Ohne Gewächshäuser wäre der Wasserverbrauch ein Vielfaches.

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granodearen  25.02.2021, 12:19
@granodearen

Und direkt nördlich von Almería, in der Wüste von Tabernas, sieht es so aus:

https://www.google.com/search?q=tabernas+peliculas&tbm=isch

Dort wurden in den 1960ern und 1970ern teilweise 40 Western auf einmal gedreht, viele davon weltberühmt. Und das nicht gerade, weil die Landschaft so grün war... Außer es regnete mal im Winter, dann kommen Gräser hervor, die dann gleich wieder verdörren.

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granodearen  25.02.2021, 12:24
@La1313

Klar gilt es, die Natur zu schützen und Treibhäuser sehen abweisend aus. Das bestreite ich ja nicht. Aber Almería ist heute das größte Bio-Anbaugebiet Europas und es gibt ringsrum Naturparks, die unberührt bleiben. Doch grüne Landschaften waren das nie. Die Sahara ist dort näher als Madrid.

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Anna14159  21.04.2021, 13:04
@granodearen
Ohne Gewächshäuser wäre der Wasserverbrauch ein Vielfaches.

Wieso?😅

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