Nicht ernstgenommen?


30.07.2025, 16:13

Ich wurde auch schon, als ich zur diagnostic in der Kinder und Jugendpsychatrie war gefragt ob ich in eine Wohngruppe ziehen wollen würde, allerdings saß meine Mutter daneben welche es erstens verboten hat und ich mich nicht getraut habe ehrlich zu sein. Dieses Fragen würde ich so werten, als das es von denen eine Empfehlung war das ich in eine Wohngruppe solle.

6 Antworten

ich kann da das Jugendamt schon verstehen....

es besteht keine Gefahr für Leib oder Leben...

alles andere, nun es ist sicher belastend für dich und endet spätestens wenn ein Elternteil ihren eigenen Wohnsitz hat.

erst wenn dieses erfolgte, du entschieden hast wem du weiterhin eben jenes Vertrauen schenken kannst, erst dann hast auch du für dich Klarheit...

sicher im pubertären Alter braucht man Halt, Familie und eben wo man seinen "Kram" auch mal ablassen kann, aber auch das wird dir in keiner Wohngruppe gelingen, im Gegenteil da bist du nur eine von den anderen... die sich vielleicht nicht anpassen kann...

leider kenne ich genug ähnliche Schicksale, aber es gilt hier besonders stark zu sein um nicht den letzten Halt zu verlieren, den kann dir das JA auch nicht geben....

m ü50

Das tut mir sehr leid was du berichtest, ich kann deine Gefühle sehr wohl nachvollziehen!

Leider sind die Plätze in Heimen und Wohngruppen sehr begrenzt, sodass eine Inobhutnahme lange aufgeschoben wird, so schrecklich es ist.

Erst einmal muss das Jugendamt Hilfen für dich und deine Eltern organisieren, sodass du einigermaßen gut dort leben kannst, wenn diese nicht ausreichen oder deine Eltern diese partout ablehnen, ist es ihre Pflicht, radikale Maßnahmen einzuleiten.

Wenn du um eine Inobhutnahme direkt beim Jugendamt bittest, MÜSSEN sie dies aber tun. Dann kommst du vorübergehend in eine Inobhutnahmestelle, dort sind andere PädagogInnen tätig, denen du deine Situation noch einmal schildern kannst und die dich hoffentlich besser verstehen.

Ob du dann wieder zu deiner Familie kommst oder nicht, entscheidet das Familiengericht, da spielt dein Wille natürlich mit rein.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ich arbeite bei einem freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Unter anderem betreiben wir dabei auch eine Einrichtung, in die Familien mit Kindern als Alternative zur Inobhutnahme einziehen. Also, in diesen Familien sind die Zustände so extrem kindeswohlgefährdend, dass das Jugendamt diese Kinder eigentlich dort rausholen und in Pflegefamilien oder Wohngruppen unterbringen würde. Durch den Einzug in diese Einrichtung können die Familien das dann aber abwenden, weil in dieser Einrichtung 24/7 sozialpädagogisches Fachpersonal diese Familien betreut, begleitet und, ja, auch kontrolliert, eben damit den Kindern dort nichts Schlimmes passiert.

Im Rahmen dieser Arbeit gibt es dann sogenannte Hilfepläne. Das sind Aufgaben und Ziele, die die Familien gemeinsam mit den Pädagog*innen und dem Jugendamt erarbeiten und festlegen und die sie erreichen müssen, wobei sie Anleitung, Unterstützung, Erinnerung und eben auch Kontrolle durch die Fachkräfte bekommen. Und das, worum es dabei geht, sind so Dinge wie "Der Abwasch wird spätestens am dritten Tag erledigt" oder "An zwei Tagen pro Woche wird morgens spätestens um 8 Uhr gemeinsam aufgestanden und das Kind in die Kita gebracht" oder "Die Kinder ziehen jeden zweiten Tag frisch gewaschene Kleidung an" oder "Die Eltern bereiten den Kindern jeden Tag drei richtige Mahlzeiten zu. Quetschies, Chips und Schokoriegel gelten nicht als richtige Mahlzeit" oder "Wenn das Baby nachts schreit, stehen die Eltern auf und sehen nach ihm". Also absolut essentielle Dinge. Und eben Dinge, die in diesen Familien bislang nicht funktioniert haben!

Zudem steht sehr oft auch der Umgang mit Aggressionen dabei im Fokus. Und zwar in der Form, dass man weder seine Partnerin, noch seine Kinder verprügelt, weil man gerade miese Laune und Frust hat...

Du siehst, die Fälle, in denen eine solche Inobhutnahme zur Diskussion steht, sind echt extrem. Weil es grundsätzlich immer das Bestreben von Jugendämtern ist, Kinder in der Kernfamilie zu belassen. Weil das für die Kinder einfach wirklich auch das Beste ist, wenn es irgendwie vertretbar geht!

Und bei dem, was du so schilderst, herrschen solche Zustände bei euch zu Hause ja dann doch nicht, oder? Was ich bei dir eher rauslese, ist zum einen das ganz normale Ding mit der Pubertät, was alle Jugendlichen mehr oder weniger durchmachen, zum anderen vielleicht Eltern, die ein bisschen sensibler und feinfühliger mit ihrem Kind umgehen könnten und hier und da nicht ganz so optimale Erziehungsmethoden an den Tag legen. Das ist sicherlich für dich auch nicht schön und angenehm! Aber es ist eben weit entfernt von dem, was eine Inobhutnahme durch das Jugendamt rechtfertigen oder nötig machen würde. Und ja, auch wenn sich das für dich sicherlich aktuell und in der jeweiligen Situation anfühlt, ist das tatsächlich auch der bessere Weg für dich, wenn du in deiner Familie bleibst und nicht in eine solche Wohngruppe umziehst.


30Hektar  30.07.2025, 20:12

Tja, spätestens wenn das Kind für die Nacht das Haus verlassen muss, weil es fürchterliche Angst hat dort zu schlafen, spätestens dann ist so eine Einrichtung richtig. Oder soll sie im Winter nachts irgendwo erfrieren, oder vom Jemanden im Park überfallen und vergewaltigt werden??

Also wenn Du HappyMe in so einer Einrichtung arbeitest und bei Emily nicht die Dringlichkeit einer solchen Unterbringung erkennst, dann hast Du den Job verfehlst. HappyMe Du wärest in einer Wurstfabrik besser aufgehoben als in so einer Einrichtung. Du bist für den Job völlig ungeeignet und hast anscheinend NULL echte Empathie für Kinder in Not und NULL Ahnung was bei Emily vorgeht. Es ekelt mich an, wenn ich das immer wieder mitbekomme, was für Dreck in solchen Einrichtungen arbeitet und sich für Kinder "engagiert", und mit welchem Scheiß sich dieser Dreck beschäftigt anstatt die Kinder zu schützen. Hier nur ein Beispiel: "Der Abwasch wird spätestens am dritten Tag erledigt" Hauptsache die Nase in Angelegenheit stecken, die sie nicht angehen sollen, aber auf das wahre Wohlbefinden der Kinder scheißen, denn wen interessiert es schon, ob das Kind nachts aus der Wohnung schleicht um irgendwo draußen zu übernachten, wenn der Abwasch erledigt ist, oder?

HappyMe geh bitte in eine Wurstfabrik arbeiten und lass die Finger weg von Kindern! Bitte!

HappyMe1984  30.07.2025, 21:02
@30Hektar

Kann es sein, dass du hier deine eigenen Probleme irgendwie sinnlos projizierst?

Übrigens, bei dem Abwaschthema geht es nicht darum, dass die Küche wie geleckt bei meiner Oma, einer klassischen 60er-Jahre-Hausfrau, aussehen soll. Solche Zielvereinbarungen werden gemacht, wenn die Wohnung komplett unhygienisch vermüllt und versifft ist! Also Abwasch, der sich nicht nur 2, 3 Tage, sondern wochenlang stapelt, in dem sich Schimmel und ganze Bakterienkulturen bilden. Neben der Altersvorsorge in Pfandflaschen. Neben den Mülltüten, die man "irgendwann mal" runterbringen wollte und wo schon "Müllsaft" ausläuft. Neben den seit Wochen nicht gereinigten Futternäpfen der Tiere, wo schon die dritte Generation Fliegen ihre Jungen großzieht.

In solchen Fällen wird als erster, kleiner Babyschritt dann eben vereinbart, dass wenigstens nach drei Tagen dann doch mal das Geschirr gespült wird. So als erster Punkt hin zu einer normalen Hygiene, in der Kinder nicht Gefahr laufen, sich sonstwas wegzuholen.

30Hektar  30.07.2025, 21:26
@HappyMe1984

Das ist mir schon klar, daß es um solche Messi Wohnungen geht. Und ich will das auch nicht ernsthaft in Frage stellen. Es geht mir darum, daß zu häufig der Fokus der Angestellten in so einem Jugendamt auf solche Missverständnisse gelegt wird, die Kinder aber die in einer emotional kalten und Gefühlslosen Umgebung aufwachsen, aber in einem goldenem Käfig werden vernachlässigt, denn so wie auch Du viele meinen, daß es dort keine akute Kindesgfährdung besteht. Hast Du mitbekommen, daß Emily Probleme mit Narben auf Armen und Beinen hat, die sie verstecken möchte???

Ich kenne eine Geschichte aus meiner Zeit als Zivi. Ich hatte einen Einsatz im Krh. da gab es unter anderen Fachrichtungen auch eine Psychiatrie für Erwachsene. Dort habe ich einen Jungen kennengelernt, der ein Klumpen Elend war. Seine Eltern waren wohlhabend, waren verheiratet und haben einen tollen Eindruck auf das Personal gemacht. Der Junge dagegen war wirklich ein Häufchen Elend. Einmal im 1:1 Ausgang in Begleitung sind wir auf das Thema gekommen warum er überhaupt in der Klinik sei. Da hat er mir erklärt, daß seine Eltern sich schon immer NUR gestritten haben zuhause, daß hin und wieder Teller durch die Luft folgen, seit dem er noch im Kindergarten war. Er hatte immer Angst und war auch irgendwann so wie Emily beim Jugendamt um Hilfe zu bekommen und raus aus der Familie zu kommen und dort wurde er genauso abgewimmelt wie Emily. Dann wurde das Gespräch immer tiefer und er hat mir gestanden, daß er seit seinem 8 Lebensjahr 5 Suizidversuche hatte, die Niemand mitbekommen hat und er erst jetzt in der Psychiatrie zum ersten mal das von sich preisgegeben hat. Sonst wollte ihm Niemand glauben wie schlimm seine Situation war. Nicht die Lehrer, nicht im Jugendamt nicht beim Sorgetelefon. Als ich mein Zivi schon beendet habe, hat eine Bekannte Jahre später erzählt, daß sich der Junge beim dritten oder vierten Psych. Aufenthalt suizidiert hat.

Die Geschichte der Emily erinnert mich so sehr an seine, daß ich Angst habe, daß das auch so enden könnte. Leider haben Kinder aus "guten" Häusern, die aber völlig vereinsamen keine Lobby und Niemand nimmt deren Leid ernst. Dazu kann ich Dir auch eine PN schreiben, denn auch ich persönlich habe solche Erfahrung und es graust mir, wenn ich diesen Hilferuf gelesen habe und wieder Niemand nimmt es ernst und jeder glaubt, daß ein Kind wieder einfach nur Bock auf eine lustige WG hat.

HappyMe1984  30.07.2025, 21:39
@30Hektar

Ich verstehe, dass dich nach diesem Erlebnis eine solche Geschichte total triggert. Und ich rechne es dir wirklich hoch an, dass du dadurch eine Sensibilität dafür entwickelt hast! Danke, dass du jetzt doch noch diesen Hintergrund geliefert hast, da können wir doch auf einer ganz anderen Ebene miteinander kommunizieren :).

Allerdings ist das Jugendamt und die Inobhutnahme eben in solchen Situationen wirklich nicht der vorgesehene und wahrscheinlich auch nicht wirklich der richtige Weg. Also, natürlich ist ein Elternhaus, in dem sich die Eltern ständig streiten und wahrscheinlich auch so sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind, dass sie gar nicht mehr wahrnehmen, wie stark das ihre Kinder belastet, kein schönes Umfeld für Kinder und Jugendliche. Und ja, leider tragen durch genau solche Zustände in verdammt vielen Familien viel zu viele Kinder und Jugendliche Narben davon, die sie den Rest ihres Lebens begleiten - teilweise auch wortwörtlich...

Aber rechtlich - und das Jugendamt muss sich als Behörde nun mal strikt an Recht und Gesetz halten - wird sowas eben dann keineswegs als ausreichend starke, akute Kindeswohlgefährdung betrachtet, die eine Inobhutnahme rechtfertigt. Das ist schließlich ein Eingriff in ein Grundrecht, der besondere Schutz der Familie inklusive des Rechts der Eltern, ihre Kinder selbst zu erziehen, der wie alle Grundrechtseingriffe extrem strengen Auflagen, Vorgaben und Grenzen unterliegt.

Und ja, du hast Recht, für solche Fälle gibt es leider viel zu oft keine offiziell-staatliche Vorgehensweise, keine starke Lobby und kaum eine Lösung, die ein Kind oder Jugendlicher eigenverantwortlich und selbstständig angehen könnte.

Was eventuell noch einen Versuch wert sein könnte, wäre aber, dass die Fragestellerin sich an ein Angebot der offenen Kinder- und Jugendarbeit wendet und sich den dortigen Sozialpädagog*innen anvertraut. Oder auch denen der Schulsozialarbeit.

Diese pädagogischen Fachkräfte können zum Beispiel mal das Gespräch mit den Eltern suchen und als Advokat des Kindes mit diesen reden und dabei deutlich machen, wie schlecht es dem Kind mit der aktuellen Situation geht. Das kann durchaus helfen!

Und sie können, wenn diese Elternarbeit nicht fruchtet, natürlich auch das Jugendamt einschalten und dort zum Beispiel in Richtung der Bereitstellung einer Familienhilfe Bedarf anmelden. Klingt jetzt ein bisschen fies, aber hat auch was mit den in den Jugendämtern zur Verfügung stehenden Ressourcen zu tun - wenn so eine Meldung von anderen sozialpädagogischen Fachkräften und somit Fachkolleg*innen kommt, hat die dort ein ganz anderes Gewicht, als wenn dort ein Teenie selbst sich hinwendet...

30Hektar  30.07.2025, 21:49
@HappyMe1984

Sorry für meine harte und unerbittliche Worte im ersten Kommentar. :)

Emily schrieb das mit der Psychiatrie. Ich weiß jetzt nicht, ob sie etwas schriftliches darüber hat, daß man in der Psychiatrie ihr diese Option angelegt hat. Immerhin könnte das Jugendamt auch in der Klinik nachfragen (die Kontakte haben Jugendamt und Kinderpsych. fast immer). Ich kann mir auch vorstellen, daß wenn es solche Empfehlung von der Kinder Psych. kam, dann die Eltern diese haben und nicht freiwillig hergeben. Letztendlich wissen wir auch nicht wirklich was Emily alles dem Jugendamt gesagt und verschwiegen hat.

Im Grunde gibt es (laut ihr) aber so eine Empfehlung.

Erstmal tut es mir leid zu hören, dass du dich vom Jugendamt nicht ernst genommen gefühlt hast. Dich dorthin zu melden war wahrscheinlich eine ganz schöne Überwindung und die Situation die du bei dir zuhause beschreibst, klingt auch sehr unangenehm. Dass dich das belastet und du dir eine Veränderung wünschst, kann ich gut verstehen...

Das Jugendamt ist laut Gesetz eigentlich zu einer Inobhutnahme verpflichtet, wenn eine Kindeswohlgefährdung nach § 8a SGB VIII vorliegt, oder das Kind selbst den Wunsch äußert in Obhut genommen zu werden (§ 42 Abs. 1 SGB VIII), was ja bei dir der Fall ist.

Es gibt aber auch andere Hilfen, die je nach Situation sinnvoll sind.

Was du tun kannst, ist dir weiterführende Unterstützung zu holen, die dir auch beim Kontakt mit dem Jugendamt helfen kann und gemeinsam mit dir nach Lösungen suchen kann. Das können einerseits Schulsozialarbeiter*innen oder Schulpsycholog*innen sein, mit denen du sprechen kannst. Sie hören dir zu und unterstützen dich, dabei stehen sie auch unter Schweigepflicht. Das bedeutet, dass nichts von dem was du dort erzählst weiter gegeben wird, auch nicht an deine Eltern.

Dasselbe gilt für Jugend- oder Familienberatungsstellen, bei denen du ebenfalls Hilfe bekommen kannst.

Wenn du lieber digital mit jemandem reden willst, kannst du dich auch gerne bei mir melden. Ich bin von Digital Streetwork Bayern, wir bieten professionelle Online-Beratung an, kostenlos, anonym und unverbindlich. Wir sind immer Mi/Do/Fr bis 18 Uhr online. Weitere Infos findest du auf unserem Profil oder unter www.digital-streetwork-bayern.de

Die Angebote gelten natürlich auch für alle die das lesen und vielleicht in einer ähnlichen Situation sind.

Hast Du das auch im Jugendamt gesagt? "Angst. Die seelische Belastung ist so stark, dass ich manchmal nachts heimlich draußen schlafe, weil ich es zu Hause nicht mehr aushält."
Und hast Du auch das im Jugendamt gesagt? "Ich wurde auch schon, als ich zur diagnostic in der Kinder und Jugendpsychatrie war gefragt ob ich in eine Wohngruppe ziehen wollen würde, allerdings saß meine Mutter daneben welche es erstens verboten hat und ich mich nicht getraut habe ehrlich zu sein. Dieses Fragen würde ich so werten, als das es von denen eine Empfehlung war das ich in eine Wohngruppe solle."

Im Grunde kannst Du darauf bestehen, daß Du diese Hilfe brauchst. Die folgende Idee ist zwar scheisse und extrem Radikal, aber wenn es nicht anders geht, dann einfach mitten in der Nacht vor dem Jugendamt einfach auf die Treppe legen und so tun, als ob Du da schläfst, bis Angestellte des Amtes auftauchen und das sehen. Das ist zwar eine scheisse Idee und funktioniert nur im Sommer, aber sie wird ziemlich zuverlässig funktionieren. Ich denke spätestens nach 2 Nächten würden sie reagieren.