Mal ganz ungeschwurbelt, ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk wirklich noch objektiv?

13 Antworten

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Ich halte es für grundsätzlich unmöglich, dass Berichterstattung egal welcher Machart objektiv sein oder bleiben kann. Jeder, der sich einredet, er würde eine objektive Quelle für seine Nachrichten kennen, hat den Schuss nicht gehört.

Die erste falsche Annahme die du machst ist, dass es objektiven Journalismus gibt. Den gibt es nicht. Keine Darstellung von Fakten ist jemals objektiv. Allein die Reihenfolge in der die Fakten präsentiert werden, ist immer ein Abbild der Meinung bzw. Arbeit des Journalisten.

Guck mal, ich bspw. bin wirklich strammer Antikapitalist. Mir ist die Berichterstattung viel zu unkritisch, was die Auswüchse und Probleme des Kapitalismus angeht. Kahlschläge gegen den Sozialstaat bspw. werden dort aus meiner Sicht völlig unkritisch wiedergegeben und es werden teilweise Narrative von einer Notwendigkeit übernommen, die nicht mal von allen Volkswirtschaftler:innen geteilt wird und in diesem Sinne die Berichterstattung viel zu wirtschaftsliberal/konservativ ist.

Es gibt in Deutschland eine geringere Medienvielfalt als vor 30 Jahren, wenn man sich das Verlags- und Zeitungssterben mal anguckt, aber trotzdem ist es noch möglich sich auch anderweitig zu informieren. Ich denke es würde dem Sinn eines freien ÖR widersprechen, wenn man politisch irgendwelche Objektivitätsvorgaben macht, die es halt einfach nicht geben kann. Dann lieber wissen aus welcher Ecke die Infos kommen und sie entsprechend einordnen, statt Objektivität vorgegaukelt zu bekommen.

Objektivität ist gar nicht möglich. Ausgewogen ist die Berichterstattung dagegen schon und genau das ist der Auftrag des ÖRR.

Ein Staatsfernsehen sieht vollkommen anders aus. In der DDR hatten wir ein solches Staatsfernsehen. Du kannst dir nicht vorstellen wie ätzend so etwas ist.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist "größtenteils" objektiv.

Am Beispiel von Corona, Russland-Ukraine-Konflikt, Reichsbürgeraufstand usw. hat man gesehen, dass der Rundfunk sehr wohl noch an Fakten festhält und eine objektive Berichterstattung ausübt, die auch belegt werden kann.

Allerdings gibt es andere Themenbereiche, bei denen die Berichterstattung oftmals reißerisch, lückenhaft oder sogar falsch ist. Oft ist das bei innerpolitischen sozialen Themen oder bei Partei-Thematiken der Fall. Es kann dann manchmal tatsächlich sehr einseitig aus links-politischer Perspektive berichtet werden, aber manchmal auch untereinander gegen andere links-politische Ansichten.

Generell ist es wichtig sich immer bei mehreren verschiedenen Quellen zu informieren und deren Übereinstimmung zu überprüfen. Besonders wenn es sich um große populäre und anerkannte Quellen handelt, ist eine Übereinstimmung ein deutliches Zeichen für die Richtigkeit der Berichterstattung.