KonsequenzenFührerschein?

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  1. Das Straf- oder Ordnungswidrigkeitenverfahren: Hier geht es um die Fahrt unter Drogeneinfluss selbst. Da du mit einem E-Scooter unterwegs warst, gilt das als Fahren eines Kraftfahrzeugs unter Drogeneinfluss.
  • § 24a StVG (Ordnungswidrigkeit): Wenn "nur" Drogen im Blut nachgewiesen werden (über dem Grenzwert, aber ohne Ausfallerscheinungen), droht meist ein Bußgeld (oft ca. 500 Euro beim ersten Mal), 2 Punkte in Flensburg und 1 Monat Fahrverbot. Da du noch keinen Führerschein hast, würde sich das Fahrverbot auf alle fahrerlaubnispflichtigen Fahrzeuge beziehen (also z.B. auch Mofa, falls du das dürftest).
  • § 316 StGB (Straftat): Wenn zusätzlich Ausfallerscheinungen (Fahrfehler, von der Polizei festgestellte Beeinträchtigungen) nachgewiesen werden oder die Blutwerte sehr hoch sind, kann es als Straftat (Trunkenheit im Verkehr) gewertet werden. Die Strafen sind dann höher (Geldstrafe oder Freiheitsstrafe) und es kommt zur Entziehung der Fahrerlaubnis mit einer Sperrfrist. Da du 17 warst, käme hier Jugendstrafrecht zur Anwendung (z.B. Sozialstunden). Dein kooperatives Verhalten und dass du dich "normal" gefühlt hast, spricht eher gegen eine Straftat, aber die Blutwerte sind entscheidend.
  • Alter (17): Dass deine Eltern nicht informiert wurden, könnte ein Verfahrensfehler sein, der aber wahrscheinlich nichts an der Verwertbarkeit der Blutprobe ändert, da du freiwillig zugestimmt hast. Im Jugendstrafrecht wird aber oft erzieherisch reagiert.
  1. Das Verfahren der Führerscheinstelle (Fahrerlaubnisbehörde): Dies ist für deinen Führerscheinantrag das entscheidende Verfahren. Die Führerscheinstelle prüft deine Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen (Fahreignung). Sie wird von der Polizei über den Vorfall informiert.
  • Eignungszweifel: Der Nachweis von Drogen im Blut, insbesondere von "harten" Drogen wie Amphetamin/MDMA, führt grundsätzlich zu erheblichen Eignungszweifeln. Laut Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) schließt bereits der einmalige Konsum harter Drogen (außer Cannabis) die Fahreignung in der Regel aus (§ 14 FeV Anlage 4). Der zusätzliche THC-Nachweis verschärft die Situation.
  • Folge: Sehr wahrscheinlich Anordnung einer MPU: Die Führerscheinstelle wird deine Fahreignung überprüfen wollen, bevor sie dir den Führerschein erteilt. Aufgrund des Konsums von Amphetamin/MDMA ist die Anordnung einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) so gut wie sicher. Die bestandene Theorieprüfung ändert daran leider nichts. Dein Antrag auf Erteilung der Fahrerlaubnis wird wahrscheinlich erst einmal auf Eis gelegt, bis du deine Fahreignung durch ein positives MPU-Gutachten nachgewiesen hast.
  • Keine Fahrerlaubniserteilung ohne positive MPU: Solange du kein positives MPU-Gutachten vorlegen kannst, wird dir die Führerscheinstelle die Fahrerlaubnis nicht erteilen.
Was erwartet dich also konkret bezüglich des Führerscheins?
  • MPU: Stelle dich fest darauf ein, dass du eine MPU machen musst. Das ist die größte Hürde.
  • Keine "Sperre" im klassischen Sinn, aber Verzögerung: Es gibt keine feste "Sperrfrist" wie nach einem Entzug, aber du bekommst den Führerschein erst, wenn du die MPU bestanden hast. Das kann dauern.
  • Abstinenznachweise: Für eine positive MPU wegen Drogen (insbesondere harter Drogen) musst du in der Regel eine längere, kontrollierte Abstinenz nachweisen (oft 6-12 Monate mittels Urin- oder Haaranalysen).
Was solltest du jetzt tun?
  1. Sofortiger und vollständiger Drogenverzicht: Das ist die absolute Grundvoraussetzung. Jeder weitere Konsum macht eine positive MPU unmöglich. Die negative Kontrolle vom 29.4. ist gut, aber es braucht lückenlose Abstinenz.
  2. Abwarten der offiziellen Schreiben: Du wirst Post von der Bußgeldstelle/Staatsanwaltschaft (wegen der Strafe/dem Bußgeld) und von der Führerscheinstelle (wegen der Eignungszweifel und der MPU-Anordnung) bekommen. Hebe alles sorgfältig auf.
  3. Anwalt aufsuchen: Kontaktiere dringend einen Anwalt, der auf Verkehrsrecht und insbesondere auf Fahrerlaubnisrecht/MPU-Fälle spezialisiert ist. Er kann Akteneinsicht beantragen (um die Blutwerte zu sehen), mögliche Verfahrensfehler prüfen und dich beraten, wie du am besten vorgehst. Das ist gut investiertes Geld.
  4. Vorbereitung auf die MPU beginnen (sofort!):
  • Informieren: Sammle Informationen über die MPU (Ablauf, Anforderungen). Es gibt viele seriöse Quellen online und Beratungsstellen.
  • Abstinenzprogramm starten: Erkundige dich bei MPU-Stellen oder dem Anwalt, wie du am besten sofortmit den offiziellen Abstinenznachweisen beginnst (meist über zertifizierte Labore/Stellen). Je früher du anfängst, desto eher kannst du die MPU angehen.
  • Aufarbeitung: Eine MPU besteht aus einem medizinischen und einem psychologischen Teil. Gerade der psychologische Teil ist wichtig. Du musst glaubhaft darlegen, warum du konsumiert hast, was du daraus gelernt hast und wie du sicherstellst, dass das nie wieder vorkommt (stabile Verhaltensänderung). Eine verkehrspsychologische Beratung oder die Teilnahme an einem MPU-Vorbereitungskurs kann hier sehr hilfreich sein. Sei ehrlich zu dir selbst und bei der Aufarbeitung. Die Aussage "war das erste und letzte Mal" reicht den Gutachtern oft nicht – sie wollen sehen, dass du dich tiefgehend damit auseinandergesetzt hast.
  1. Fahrschule/TÜV: Informiere deine Fahrschule über die Situation. Die Theorieprüfung ist 1 Jahr gültig. Du kannst die praktische Ausbildung pausieren, bis die Sache mit der Führerscheinstelle geklärt ist.

Fazit: Es ist eine ernste Situation, vor allem wegen des Amphetamins/MDMA. Der Weg zum Führerschein wird sich leider deutlich verzögern und über die MPU führen. Aber es ist nicht aussichtslos! Mit konsequenter Abstinenz, professioneller Hilfe (Anwalt, MPU-Beratung) und ehrlicher Aufarbeitung kannst du das schaffen.


LarsM125 
Beitragsersteller
 03.05.2025, 02:06

Wäre es denkbar die MPU und weiteres im Rahmen der 12 Monate zu Schaffen bevor meine Prüfung abgelaufen sein wird? Welche Kosten Erwarten mich von der MPU und weiteres (Mögliche Anwaltskosten?)

Mbundxy  03.05.2025, 02:15
@LarsM125

Ja, es ist theoretisch denkbar, aber sehr ambitioniert und hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Beginn der Abstinenznachweise: Der wichtigste Faktor ist, wann du lückenlos mit den erforderlichen Abstinenznachweisen beginnst. Da Amphetamin/MDMA als "harte" Drogen gelten, sind in der Regel 6 bis 12 Monate Abstinenz nachzuweisen. Je früher du also mit den Screenings (Urin- oder Haaranalysen) startest, desto besser.
  • Schnelligkeit der behördlichen Prozesse: Die Bearbeitungszeiten bei der Polizei, der Bußgeldstelle/Staatsanwaltschaft und vor allem der Führerscheinstelle können variieren. Die Anordnung der MPU durch die Führerscheinstelle muss erfolgen, bevor du diese absolvieren kannst.
  • Wartezeiten für MPU-Termine: Die Wartezeiten für einen Termin bei einer MPU-Stelle können ebenfalls variieren, je nach Region und Auslastung.
  • Deine Vorbereitung auf die MPU: Eine gründliche Vorbereitung ist entscheidend für ein positives Gutachten. Wenn du dich intensiv damit auseinandersetzt und möglicherweise eine verkehrspsychologische Beratung in Anspruch nimmst, erhöhst du deine Chancen, die MPU beim ersten Mal zu bestehen.
  • Ergebnis der MPU: Selbst wenn du alles zügig angehst, besteht immer das Risiko, dass die MPU nicht bestanden wird, was zu weiterer Verzögerung führen würde.

Realistisch betrachtet ist es unter Umständen knapp, die kompletten 12 Monate für die Abstinenznachweise zu nutzen und dann noch genügend Zeit für die MPU und die Bearbeitung des Gutachtens durch die Führerscheinstelle zu haben, bevor deine Theorieprüfung abläuft. Es ist wichtig, so schnell wie möglich zu handeln.

Welche Kosten erwarten dich von der MPU und Weiteres (Mögliche Anwaltskosten)?

Die Kosten können variieren, aber hier ist eine ungefähre Übersicht:

1. MPU-Kosten:

  • Die Kosten für die MPU selbst sind bundesweit relativ einheitlich und werden durch eine Gebührenordnung festgelegt. Rechne mit Kosten zwischen 750 und 1.200 Euro. Die genaue Höhe hängt von der Fragestellung der Führerscheinstelle ab (z.B. ob auch ein ärztliches Gutachten erforderlich ist).

2. Kosten für Abstinenznachweise:

  • Urinproben: Eine einzelne Urinprobe kostet in der Regel zwischen 80 und 150 Euro. Bei einem 6-monatigen Programm mit stichprobenartigen Kontrollen können hier 400 bis 900 Euro zusammenkommen. Bei 12 Monaten entsprechend mehr.
  • Haaranalysen: Eine Haaranalyse (in der Regel für 3 oder 6 Monate rückwirkend) ist meist teurer und kann zwischen 200 und 400 Euro pro Analyse kosten.

3. Kosten für Vorbereitung auf die MPU (optional, aber sehr empfehlenswert):

  • Verkehrspsychologische Beratung: Einzelstunden können zwischen 80 und 150 Euro kosten. Die Gesamtkosten hängen von der Anzahl der Sitzungen ab, die du benötigst. Ein Kurs kann pauschal teurer oder günstiger sein.
  • MPU-Vorbereitungskurse: Die Preise für Kurse variieren stark, liegen aber oft im Bereich von 300 bis 800 Euro.

4. Anwaltskosten (optional, aber dringend empfohlen):

  • Die Anwaltskosten hängen vom Umfang der Tätigkeit ab (Beratung, Akteneinsicht, Vertretung gegenüber Behörden). Es ist schwer, hier eine genaue Summe zu nennen, da dies individuell vereinbart wird oder nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) abgerechnet wird. Für eine erste Beratung solltest du mit etwa 100 bis 250 Euro rechnen. Für die weitere Vertretung können mehrere hundert bis über tausend Euro anfallen, je nach Aufwand. Die Investition in einen spezialisierten Anwalt kann sich aber langfristig auszahlen, da er dich optimal beraten und mögliche Fehler im Verfahren erkennen kann.

5. Sonstige Kosten:

  • Eventuell fallen Kosten für die Akteneinsicht bei der Bußgeldstelle/Staatsanwaltschaft an (oft ein geringer Betrag).
  • Die Neuerteilung der Fahrerlaubnis nach bestandener MPU ist ebenfalls gebührenpflichtig (ca. 50 bis 150 Euro).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass du für die MPU inklusive Abstinenznachweise und möglicher Vorbereitungskurse mit Kosten im Bereich von 1.500 bis 3.000 Euro oder sogar mehr rechnen musst. Hinzu kommen die Anwaltskosten