Könnte meine Freundin Autistin sein?

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

Sie ist ganz normal 50%
Sie hat wohl autistische Züge 38%
Anderes 13%
Sie ist wahrscheinlich Autistin 0%
Sie hat wahrscheinlich eine andere Störung/ Problematik 0%

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Die ersten zwei Punkte sprechen weder für, noch gegen Autismus. Die haben noch nicht einmal irgendetwas mit Autismus zu tun.

Der dritte Punkt (Mag keinen Smalltalk, aber dafür tiefgründige Gespräche) hat auch noch lange nichts zu sagen.

"Spricht selten über ihre Gefühle" - Kein zwingendes Anzeichen von Autismus.

"Recht intelligent" - Spricht weder für, noch gegen Autismus.

"Mag keine Partys" - Kein Wunder, dass manche Leute denken, es würde eine "Autismus-Epidemie" geben.

"Kein Interesse an Beziehungen" - Spricht ebenfalls weder für, noch gegen Autismus.

"Sehr begeisterungsfähig" - Generell oder nur bei bestimmten Themen?

Wie du sicherlich bereits bemerkt hast, habe ich einige Punkte unkommentiert gelassen. Das waren die Punkte, bei denen ich mir dachte, dass das - deiner Beschreibung nach - definitiv in Richtung Autismus geht:

  • Kann Reize nicht so gut filtern
  • Kann sich Gesichter nicht merken (Trifft natürlich lange nicht auf alle Autisten zu)
  • Sie ist in sozialen Bereichen schnell überfordert
  • Sie kann nicht mehrere Konversationen auf einmal verfolgen
  • Repititive Bewegungsabläufe bei Überforderung (Können übrigens auch bei Unterforderung auftreten)
  • Kann nicht nehrere Dinge gleichzeitig machen
  • Versteht oft nicht die Absichten anderer Menschen

Einzeln, für sich, sprechen diese Anzeichen nicht für Autismus, aber zusammen gehen sie definitiv sehr stark in die Richtung. (Soll jetzt natürlich keine Online-Ferndiagnose werden.)

Ich sage es mal so: Sollte sie selbst es wollen, wäre eine Testung bei einem auf Autismus spezialisierten Psychiater oder Psychologen keineswegs verkehrt.

Doch dann gibt es da auch noch das "Dilemma" mit den "autistischen Zügen, aber kein Autismus". Manchmal kann es sein, dass jemand einige autistische Züge hat, diese jedoch mit anderen Dingen (z.B Erziehung, Umfeld, andere Behinderungen/Entwicklungsstörungen, Krankheiten etc.) zusammenhängen. Bei einer Autismus-Diagnose müsste also differenziert werden. Auch sehr wichtig ist, ob diese Anzeichen vor oder ab dem 3. Lebensjahr bei ihr aufgetreten sind.

Ich hab mir die Frage noch gar nicht richtig durchgelesen, Momentchen ...

Auch wenn sie über ihre Gefühle selten spricht, so scheint sie mir doch überaus empathisch zu sein. Alleine deshalb würde ich Autismus eigentlich ausschließen.

Oh, nein, da muss ich dir widersprechen. Du begehst den Fehler - den leider noch immer sehr viele Menschen begehen - davon auszugehen, Autisten könnten nicht empathisch sein. Das Gegenteil ist bei sehr vielen Autisten der Fall: Sie sind sogar überaus empathisch. (Manchmal kann es so aussehen, als wären wir es nicht, weil wir so "überrannt" werden von all diesen Informationen und gar nicht wissen, wie wir am besten darauf reagieren sollen. Doch die meisten von uns können definitiv (starke) Empathie verspüren.) Also genau so, wie du deine Freundin beschreibst. Daher würde ich Autismus nicht ausschließen.

Irgendwie möchte ich keine der zu Auswahl stehenden Antwortmöglichkeiten auswählen. Ich denke, die Wahrscheinlichkeit, dass sie Autismus hat, ist - zumindest, wenn ich deiner Beschreibung Glauben schenken darf - gegeben. Eine Testung bei einem Fachmann (oder einer Fachfrau) wäre sicherlich nicht verkehrt. Das heißt, falls sie es möchte.

Eine Ferndiagnose kann hier aber natürlich auch niemand stellen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Marienkaffee 
Fragesteller
 02.06.2022, 22:08

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Ja, ich kenne mich natürlich nicht wirklich aus deshalb habe ich nur alle Eigenschaften aufgezählt die mir bei ihr in den Sinn kamen bzw. die sie mal erwähnte. Auf jeden Fall eine gute und differenzierte Antwort die sehr weiterhilft. :-)

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Zitruseulchen  02.06.2022, 22:10
@Marienkaffee

Das ist verständlich. Immer wieder gerne und freut mich, dass ich dir weiterhelfen konnte! Danke ^.^

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Ich sage ganz klar das es so nicht zu definieren ist. Als diagnostizierter Autist kann ich dir sagen das ohne Test niemand weiter kommt. Das was du aufzählst kann zutreffen muss aber nicht. Ich kann dir aber eine Sache mit auf den Weg geben. Lass dich nicht von gesellschaftlichen „Definitionen“ eines Autisten beeinflussen. Das was du schreibst klingt zum Teil so als wäre sie so auf die Idee gekommen. Manche einen Test und du wirst sehen was dabei raus kommt. Warum ich glaube das es durch diese „Definitionen“ entstanden ist kommt davon dass sie dich gefragt ob du sie für einen Autisten halten würdest? Da ist dann wieder der Punkt „Ich verhalte mich wie ein Autist.“ Da ist dann wieder das sich jeder von uns anders verhält. Es gibt keinen Standard gemäßen Autisten. Ich persönlich werde oft mit anderen Autisten vergleichen und es kommen immer diese Fragen wie Schau mir in die Augen. Verstehst du Ironie und wie gut bist du in Mathe. Was auch typisch ist ist ein Satz wie „Du kannst kein Autist sein da das Kind um die Ecke von mir Autist ist und nicht mit anderen Leuten spricht und bei Besuch sich unter dem Bett versteckt.“ so etwas passiert nicht bei allen von uns und das ist auch wieder so etwas wie das was deine Freundin fragt entsteht. Manche stellen eine Diagnose in Frage weil sie nicht die Struktur des „gesellschaftlichen“ Autisten aufweisen.

Ich rate dir zu Testen beim Psychologen und zu schauen was das Ergebnis ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Autist (ASS) mit Diagnose
Marienkaffee 
Fragesteller
 02.06.2022, 21:35

Danke für deine persönliche Einschätzung! Ja, vielleicht hat sie das irgendwo mal aufgeschnappt und gleich auf sich bezogen. Oder es war der Vergleich mit Greta Thunberg der sie so irritert hat. ich werde mal mit ihr reden :-)

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Es kann durchaus eine der ASS-Formen sein, kann aber auch was vollkommen anderes sein. Vieles was du aufgelistet hast, trifft z.B. auf meine Freundin mit ADHS auch zu. Genauso kann sie aber auch einfach introvertiert sein und damit Nicht-Behindert.

Das beste ist, wenn deine Freundin zu einem Autismus-Zentrum geht und den Test dort macht. Damit ist ihr viel mehr geholfen, als wenn fremde Menschen hier spekulieren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity
Marienkaffee 
Fragesteller
 02.06.2022, 17:56

Das ist ein guter Rat. Das werde ich ihr vorschlagen. Vielen Dank!

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Sie hat wohl autistische Züge

Ich stimme „Zitruseulchen“ fast unumschränkt zu, muss aber zugeben, dass ich kein wirklicher Fachmann bin, aber immerhin beruflich mit einigen wenigen AutistInnen zu tun hatte.

Drei Hauptmerkmale sind bei den meisten Personen mit Autismus-Spektrum-Störung zu beobachten: gestörte soziale Interaktion. beeinträchtigte Kommunikation und Sprache. wiederholte, stereotype Verhaltensweisen und Interessen.

https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugendpsychiatrie-psychosomatik-und-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/autismus-spektrum-stoerung-ass/stoerungsbild/#:~:text=Drei%20Hauptmerkmale%20sind%20bei%20den,wiederholte%2C%20stereotype%20Verhaltensweisen%20und%20Interessen.

In einigen Fällen können die Merkmale der Erkrankung bereits im Säuglingsalter vorhanden sein. In anderen Fällen werden die Anzeichen offensichtlicher, wenn der Betroffene älter wird.

Eltern oder Betreuer können bemerken, dass ein kleines Kind:

bis zum Alter von 12 Monaten nicht lallt oder bis zum Alter von 16 Monaten keine Wörter produziert

nicht reagiert, wenn man mit ihm spricht, aber auf andere Geräusche reagiert

keinen Augenkontakt herstellt

Spielzeug oder Gegenstände übermäßig aufstellt

möchte nicht geknuddelt werden

spielt nicht mit anderen und macht keine Phantasiespiele

Ein älteres Kind kann:

Schwierigkeiten haben, ein Gespräch zu beginnen

Schwierigkeiten haben, Freundschaften zu schließen und mit anderen zu interagieren

eine sich wiederholende oder atypische Sprache verwenden

sich mit Veränderungen in seiner Routine unwohl fühlen

sich extrem für bestimmte Themen oder Gegenstände begeistern

ASD kann sich auf die Art und Weise auswirken, wie eine Person die Welt wahrnimmt. Die Person kann überempfindlich auf bestimmte Reize wie Licht, Ton und Geschmack reagieren, was zu einer Überstimulation eines oder mehrerer Sinne führt. Dies wird als sensorische Überlastung bezeichnet.

Alltägliche Erlebnisse, wie der Besuch eines Einkaufszentrums, können dadurch verwirrend und überwältigend werden.

Andere Menschen können bemerkenVertraute Quelle, dass die Person mit ASD hat:

atypische Sprachmuster und einen untypischen Tonfall

späte Entwicklung der Sprachfähigkeiten

Schwierigkeiten, ein Gespräch aufrechtzuerhalten oder darauf zu reagieren

eingeschränkter Augenkontakt

begrenzte Reaktion auf soziale Interaktion

sich wiederholende Sprach- und Verhaltensmuster

Schwierigkeiten, die Gefühle anderer Menschen zu verstehen und ihre eigenen auszudrücken

Die Person kann auch sich wiederholende Verhaltensweisen zeigen, wie zum Beispiel:

Hyperfokus auf ein bestimmtes Thema, z. B. Autos oder Zugfahrpläne

Beschäftigung mit bestimmten Objekten, z. B. mit einem Spielzeug oder Haushaltsgegenstand

sich wiederholende Bewegungen, wie das Hin- und Herwippen

Aufstellen oder Ordnen von Spielzeug oder Gegenständen in geordneter Weise

das Bedürfnis, jeden Tag eine vorhersehbare Routine zu durchlaufen

Für eine autistische Person kann eine Unterbrechung der Routine, ein unerwartetes Ereignis oder eine laute, überstimulierende Umgebung überwältigend sein. Solche Situationen können zu Ausbrüchen von Wut, Frustration, Verzweiflung, Traurigkeit oder Abschaltung führen, die von anderen als "schlechtes" Verhalten missverstanden werden können.

Etwa 1 von 10Trusted Source Autisten zeigen Anzeichen des Savant-Syndroms, bei dem eine Person außergewöhnliche Fähigkeiten in einem bestimmten Bereich hat. Ihre Fähigkeit könnte darin bestehen, ein Musikinstrument zu spielen, komplexe Summen in hoher Geschwindigkeit zu berechnen oder große Mengen an Wissen auswendig zu lernen.

Autisten können auch ein höheres Risiko für andere Krankheiten haben, wie z. B.:

Depressionen

Angstzustände

Zwangsneurosen (OCD)

gastrointestinale Probleme

Schlafstörungen

Fettleibigkeit

Bluthochdruck

Diabetes

Krampfanfälle

Moiss11  26.02.2023, 02:09

ich hab ADHS,Autismus,Altsheimer ,demenz und depression wie gehe ich damit um? und grade mall 20jahre alt!

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