Kinderkrippe ab 2 Jahre sinnvoll oder nicht?

2 Antworten

Ich arbeite in einer Kita, welche Krippe, Kindergarten und Hort beinhaltet. Eigentlich sollte ich sagen, ja immer her mit den Kids. Andererseits bin ich froh, dass ich im Kindergartenbereich arbeite und nicht in der Krippe. Zu beginn meiner Arbeitszeit war ich in der Krippe und was ich da erlebte war nicht schon. Wir nehmen Kinder auf von 6 Monaten. Einige dieser Kinder haben einen 11 Stunden Tag bei uns.

Daraus ergeben sich bei einigen Kindern Probleme. Fangen wir mal vorne an.

Kinder mit solchen Verträgen lernen viel bei uns. Kein Thema. Aber für die Eltern gibts dabei einen unschönen Nebeneffekt. Das erste Wort, die ersten Schritte, die erlebt die Erzieherin und nicht die Eltern.

Die Eltern Kind Bindung kann bei langen Verträgen leiden. Ganz besonders habe ich das während dem harten Lockdown erleben dürfen. Man muss sich das zeitlich mal vorstellen. Das Kind wird um 4.30 oder 5.00 Uhr geweckt und für die Kita zurecht gemacht. Die Mutter steht pünktlich um 6 Uhr vor der Tür. Dann geht sie arbeiten und entweder so oder der Vater holen das Kind um 17 Uhr ab. Danach gehen sie vielleicht noch einkaufen, sind um 18 Uhr zuhause, das Kind isst Abendbrot, darf vielleicht noch etwas spielen bevor es um 19.30 Uhr bettfertig gemacht wird und hingelegt wird. Die Mutter/Eltern sehen das Kind vor der Kita 1,5 Stunden und nach der Kita 2,5 Stunden. Sprich 4 Stunden am Tag, wenn überhaupt. Die gesamte Erziehung geht an die Einrichtung über und wenn das Kind nicht grade am Wochenende bei den Großeltern abgeladen wird, können Eltern erziehungstechnisch am Wochenende wirken. Für die Eltern Kind Bindung zu wenig.

Was dabei am Ende raus kommt sind Kinder, die Sprachprobleme haben können, weil zu wenig gesprochen wird. Das Kind ist zwar in der Kita ständig mit Sprache in Kontakt, aber da die Erzieher bis zu 20 Kinder in der Gruppen haben, können sie sich nicht gleichzeitig um alle kümmern. Die Kinder spielen zwar, aber mit Sprache kommen sie nur wenig in Kontakt. Daraus könnten sich nicht nur Sprachprobleme herausbilden, sondern je nachdem wie das soziale Umfeld des Kindes ist sich auch andere Probleme ergeben. Ich hatte mal ein Kind aus der Krippe bekommen. Das konnte keinen graden Satz sagen. Anstelle von: Gibst du mir etwas zu trinken?, sagte das Kind: "Tu mia kiepn drinken tutn? " Allerdings kam die Fäkalsprache und die Chatsprache a la rofl und lol auf den Punkt und klar ausgesprochen.

Und dann kam Corona und der harte Lockdown. Von etwa 400 Kindern war nur eine Hand voll Eltern systemrelevant. Das heißt wir Erzieher waren in der Kita und der Großteil hatte Telefondienst. Ich hatte verzweifelte Eltern. Die Kinder und Eltern hatten nichts zu lachen und was ganz schlimm war, die Eltern deren Kinder längere Verträge hatten als 6 Stunden hatten die Kinder kaum im Griff und riefen verzweifelt an.

  • mein Kind will nicht essen
  • mein Kind lässt sich nicht wickeln
  • mein Kind geht über Tisch und Bänke

Das waren nur einige der Sätze die man hörte. Hin und wieder hörte man das Chaos im Background und die Kinder, die Väter und manchmal auch die Mütter schrien sich gegenseitig im Background an. Oftmals hörte man auch ein Klatschen und dann war Ruhe.

Ja das war eine Extremsituation für alle, aber die meisten Anrufe kamen von Eltern deren Kinder länger Verträge hatten.

Ich verstehe dass die Eltern arbeiten müssen. Es müssen beide ran, oder einer länger oder doppelt, weil auch alle versorgt sein wollen. Ich selber kenne die Situation auch anders. Ich selber war nie in einer Kita. Zu meiner Kinderzeit waren Kitas nicht in jedem Ort. Im nächst größeren Ort war eine Kita, aber die konnten sich nur die oberen 10.000 leisten. Mein Vater war Hauptverdiener und meine Mutter Hausfrau. So war das damals.

Ich selber würde jeder Mutter heute raten, sich in dem Alter eine Tagesmutter zu suchen. Die hat viel weniger Kinder als in einer Krippengruppe sind und da ist ein Kind sehr gut aufgehoben. Es ist familiärer, mit dem Kind wird sich noch etwas mehr beschäftigt als in einer Krippengruppe. Das ist eine ganz andere Umgebung.

Und wenn nichts anders geht, dann sollte man sich mit anderen Müttern zusammen tun. Gegenseitige Hilfe sozusagen. Ich kann dir leider nicht raten was du machen solltest. Du musst alles abwägen und durchdenken. Es kann alles gut gehen, aber es könnte bei längeren Verträgen auch immer mal was schief gehen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich arbeite seit über 20 Jahren mit Kindern und Jugendlichen
dancefloor55  25.04.2024, 07:40

Meine Tochter ist auch immer halbwegs lang in der Kita/Schule - ca. von 7 bis 15/16 Uhr. Unter der Woche sehe ich sie kaum länger als über die Leuten die du dich beschwerst. Es geht aber finanziell nicht anders und ich habe nicht das Gefühl dass sie dadurch leidet. Wir nützen halt das Wochenende sehr intensiv

Was dabei am Ende raus kommt sind Kinder, die Sprachprobleme haben können, weil zu wenig gesprochen wird

Meine Tochter hat mit 2 Jahren normale Sätze gesprochen und mit 3 auch komplizierte und wie ein Wasserfall - und das trotz der langen Betreuungszeiten.

Allerdings kam die Fäkalsprache und die Chatsprache a la rofl und lol auf den Punkt und klar ausgesprochen.

also die Fäkalsprache und das "mir schmeckt das nicht" hat meine Tochter erst im Kindergarten gelernt...

Die Kinder und Eltern hatten nichts zu lachen und was ganz schlimm war, die Eltern deren Kinder längere Verträge hatten als 6 Stunden hatten die Kinder kaum im Griff und riefen verzweifelt an.
mein Kind will nicht essen
mein Kind lässt sich nicht wickeln
mein Kind geht über Tisch und Bänke

die wären aber auch mit weniger Stunden total überfordert gewesen. Ich habe mit 3 jährigen Kind 6h täglich im Homeoffice gearbeitet und ja es war verdammt anstrengend. Nur die z..b oben genannten Probleme hatten wir gar nicht. Das Kind isst sowieso 2x bei uns und Abends wird immer frisch aufgekocht - sie kennt also zwangsläufig verschiedene Sachen. Und Mittags gab es nur immer ne Brotzeit. da weiß man ja normalerweise was das Kind isst.

okay mit 3 musste ich sie nicht mehr wickeln - aber das hat man 2,5 Jahre vorher gemacht - wieso sollte man das auf einmal nicht mehr können nur weil das Kind mal unter Tags auch zu Hause ist? das ist es am WE ja auch

Und über Tische und Bänke laufen - das ist Erziehungssache. Das ist bei uns nie erlaubt gewesen und das weiß meine Tochter. Daher macht sie es nicht.

Einzig eben während des Arbeitens mit Kind während der Lockdowns hat sie mir Leid getan. das hat sie viel Unsinn gemacht den sie sonst nie gemacht hätte (Klopapierrollen abgewickelt, Bügelperlen + Sägespäne von Meerschweinchen in der ganzen Wohnung verteilen, Bad unter Wasser setzten etc). das waren aber eher aufschreie "bitte beachte mich". Ist ja für das Kind auch schwer verständlich dass die Mama halt zu Hause ist aber trotzdem arbeitet + die langweilige dazu weil man sich lange nicht mit Freunden treffen durfte + die überschüssige Energie die man in einer Wohnung nicht gut abbauen kann. Hut ab vor den Eltern die da noch Schulunterricht geben mussten + Arbeiten...

Ich selber würde jeder Mutter heute raten, sich in dem Alter eine Tagesmutter zu suchen. 

vielleicht ist es bei euch in DE besser - in AT ist es sehr schwer eine Tagesmutter zu finden. Die betreuen eher Kinder bis 2 Jahre da es ab 2 Jahre dann die öffentlichen Einrichtungen gibt. Dazu ist es eine Kostenfrage. Im Kindergarten habe ich für 5 Tage mit Mittagessen ca. 200 € bezahlt. Eine Tagesmutter kostet mich ca. 5 €/h. Bei 8h sind das 40 € pro Tag = 200 € pro Woche = 1.000 € im Monat anstatt 200 € im Monat...
Klar besser für kleinere Kinder ist es sicher - aber den Preisunterschied muss man sich erstmal leisten können.

Da muss man dann vom Staat/Stadt geförderte Tagesmütter suchen und die wenigen Plätze die es gibt sind sofort weg. Einen Anspruch auf eine Tagesmutter habe ich nicht wenn ich arbeiten gehe, nur einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz und da muss ich den nehmen den ich bekomme.

Und wenn nichts anders geht, dann sollte man sich mit anderen Müttern zusammen tun. Gegenseitige Hilfe sozusagen

beim 1. Kind hat man aber normalerweise noch nicht so ein soziales Netzwerk aufgebaut. Dazu muss man auch mehrere Mütter finden mit denen man sich so organisieren kann, dass jeder einmal 1 Tag in der Woche 2-3 Kinder bei sich hat. Bei vielen Jobs ist das aufgrund wechselnder Dienstzeiten gar nicht möglich.
In den Sommerferien machen wir das aber teilweise so - aber dann halt nur immer 2 Familien die sich gegenseitig die Kinder abnehmen. Ansonsten wären 9 Wochen Sommerferien gar nicht alleine zu stemmen.

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Es ist nun mal so in der heutigen Zeit das man nicht mehr ewig lang zuhause bei den Kindern bleiben kann und vieles einfach so teuer ist das man arbeiten gehen muss. Du weißt zumindest dein Sohn ist dort (hoffentlich) gut aufgehoben, hat soziale Kontakte usw. Klar würden die Kinder gerne bei der Mutter/Vater ect bleiben aber wenn du keine anderen Möglichkeiten hast dann wirst du schon Gründe gehabt haben das so zu wählen. Ich würde keine Eltern verurteilen die Arbeiten gehen und trotzdem das Beste für ihre Kinder wollen auch wenn es für Außenstehende vlt sehr hart wirkt aber manche haben eben keine familäre Unterstützung usw