Kann man seinem Hund selbst Mantrailing beibringen oder braucht man zwingend einen Trainer dazu?

6 Antworten

Einem Hund das Trailen beizubringen ist alleine selbst für einen erfahrenen HF so gut wie unmöglich. Du als Hundeführer solltest dich nur auf deinen Hund konzentrieren und ihn lesen.

Du brauchst einen Runner, also die Person, welche der Hund sucht, jemanden, der die Umgebung absichert und dich auf Gefahren hinweist und jemanden, der weiß, wo es langgeht und dich und deinen Hund beobachtet und Fehler erkennt und korrigieren kann.

Aufgebaut wird der Hund langsam und spielerisch.

  • Der Runner gibt dir eine Geruchsprobe (Kleidung, Gegenstand...) in einer Tüte und geht einige Meter in gerader Richtung weg
  • Du lässt deinen Hund an der Probe riechen
  • Mit deinem Schlüsselwort lässt du den Hund nun Richtung Runner laufen
  • Hier kann je nach Triebstärke schon darauf geachtet werden, dass die Leine auf Zug bleibt
  • Am Runner wird der Hund überschwänglich gelobt und belohnt (Spiel, Lecker, Streicheln... was der Hund so anbietet)

Je besser und schneller der Hund lernt, desto schwieriger kann man den Trail gestalten. Dein Trainer muss also nicht nur ständig neue Gelände und Wege finden, er muss auich auf Bebauung, Wetter, Temperatur, Uhrzeit usw achten. Gerüche verhalten sich nicht immer gleich und je nach dem, ob du Mittags in einem kaum frequentierten Wohngebiet unterwegs bist, oder bei Regen in einer breiten Einkaufsstraße, können unterschiedliche Probleme auftauchen.

Des weiteren ist es wichtig, so viele unterschiedliche Runner wie möglich zu bekommen und mit der Zeit auch Trails zu laufen, die evtl schon einige Stunden alt sind.

Du siehst, um einen Hund sauber und zuverlässig auszubilden, braucht es teilweise eine ganze Entourage. Und wenn du nicht "Just for Fun" trailen willst, sondern auf Einsätze hinarbeitest, wirst auch Du eine Menge lernen müssen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 20 Jahren im Bereich Rettungshunde tätig und Tierhalter

Im Hobbybereich kannst du deinem Hund Mantrailen selber beibringen. Am Besten suchst du dir eine Person, die nicht zu deiner Familie gehört weil es dem Hund bei Familienangehörigen aufgrund des gemeinsamen "Familiengeruchs" schwerer fällt die Versteckperson zu suchen als jemand der nicht zur Familie gehört.

Ich traile mit meinen Hunden seit ein paar Jahren und es gibt zwei Möglichkeiten einen Hund anzutrailen:

  1. Deine Versteckperson bringt zwei kleine (z.B. Socken) und ein großes, getragenes Geruchsmuster (ein T-Shirt) mit. Das große Geruchsmuster wird ausgelegt und darauf Leckerchen, die der Hund gern frisst. Ein paar Meter weiter liegen die kleinen Geruchsmuster, jeweils auch mit Leckerchen. Deine Versteckperson versteckt sich am Anfang für den Hund nicht sichtbar ein paar Meter entfernt hinter der nächsten Ecke ohne Kreuzungen. Du führst deinen Hund zu dem großen Geruchsmuster, lässt ihn daran schnüffeln, die Leckerchen fressen und motivierst ihn weiterzugehen falls er das nicht von sich aus macht. Das gleiche wieder bei den beiden kleinen Geruchsmustern.
  2. Die zweite Möglichkeit für das Antrailen ist, dass deine Versteckperson deinen Hund anspricht bevor sie weggeht und ihn füttert. Beim Weggehen spricht die Versteckperson den Hund immer wieder mit seinem Namen an und macht eine große Party damit der Hund aufmerksam bleibt und sich für die Versteckperson interessiert. Unterwegs fasst die Versteckperson Gegenstände wie Hecken, Zäune oder Gräser an um dort den Geruch zu hinterlassen. Der Hund wird immer wieder angesprochen, damit er Interesse an der Versteckperson behält. Bei dieser Variante bekommst du von der Versteckperson eine getragenes Geruchsmuster (ich verwende gern Socken) in einer Plastiktüte an dem der Hund riecht. Wichtig ist, dass du das Geruchsmuster nicht anfasst. Die Versteckperson ist am Ende des Trails für den Hund nicht sichtbar versteckt. Auch hier ist der Trail am Anfang einfach ohne Kreuzungen.

Gleich ist bei beiden Varianten, dass es ein Ritual gibt bevor der Hund sucht. Dabei bekommt dein Hund ein Halsband oder Halstuch angezogen denn getrailt wird immer an Geschirr und Schleppleine von mindestens 5 m. Du musst ausprobieren, ob du mit einer längeren Leine klarkommst denn der Hund darf beim trailen ziehen. Die Leine hälst du vor deinem Bauchnabel weil du dann einen guten Stand bei einem großen, schweren Hund hast. Die Leine ist ständig auf Spannung, damit der Hund merkt, dass du auch noch an der Leine hängst. Bevor du losgehst sagst du deinem Hund ein Wort. Das kann z.B. "Names des Hundes" und trail sein.

Gefüttert wird der Hund von der Versteckperson im Versteck. Später kannst du aufbauen, dass der Hund sich hinsetzen soll wenn er seine Versteckperson findet. Am Anfang nur eine große Party feiern.

Wichtig ist, dass die Trails am Anfang nicht zu schwierig machst und du benötigst eine Person, die weiß wo die Versteckperson langegangen bist denn du musst lernen zu erkennen wie dein Hund anzeigt wo er langgehen möchte. Das ist am schwierigsten. Deine Hilfsperson (der Flanker) sagt dir falls dein Hund falsch geht und du es nicht erkennst und beobachtet die Umgebung, ob z.B. ein Auto kommt o.ä.. Dein Flanker hält sich im Hintergrund und greift nur ein wenn der Hund falsch geht. Du beeinflusst deinen Hund nicht durch deine Körpersprache wenn du die VP schon sehen kannst. Dein Hund ist der mit der guten Nase. ;-)

Wenn der Hund angetrailt ist bekommt er beim nächsten Trail das Geruchsmuster in einer Plastiktüte und muss daran riechen. Die VP hat sich vorher für den Hund nicht sichtbar versteckt.

Ich habe schon beide Antrailvarianten in den Kursen meiner Hunde gesehen. Hunde lernen das suchen bei einfachen Trails recht schnell. Schwierig wird es erst wenn auf dem Trail Kreuzungen sind, die Verstecke ungewöhnlich sind (VP unter einer Decke, auf einem Baum, in einem Brunnen usw.), die Ablenkung groß ist (Fußgängerzone), der Hund seine VP aus einer Menschengruppe herausfinden muss, du einen Geruchspool in einer Straße legst aber dann wieder aus der Straße rausgehst oder du das Ziel hast ohne die Hilfsperson (den Flanker) zu trailen.

Ich mag Mantrailing, der Nachteil ist allerdings dass man es nicht allein machen kann und 3 Personen benötigt. Fährten legen kann man auch allein. Das wurde in einer anderen Antwort erklärt.

Von den 3 Personen kann jede Person auch trailen. Den eigenen Hund bringt man im Auto unter oder falls das nicht möglich ist und der Hund das mitmacht lässt man ihn bei der VP, allerdings hinter der VP angeleint damit der Hund den Suchhund nicht belästigt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich lebe seit mehreren Jahren mit Hunden zusammen.

Das geht alleine kaum, das haben andere ja schon gut erklärt. Wenn du sehr erfahren bist dann reicht ein Familienmitglied als zweite Person, aber ich würde Mantrailing IMMER mit einem spezialisierten Trainer machen.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe 2 "Problem" Hunde aus dem Tierschutz
RubyybuR 
Fragesteller
 11.01.2023, 12:05

Dankeschön! Wir lassen das lieber, weil bei uns in er Nähe gibt es leider keinen Trainer.

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Ich denke, wenn du deinen Hund richtig gut lesen kannst und er gerne Fährtenarbeit macht spricht nichts dagegen. Was soll denn da schief gehen, im Zweifelsfall findet er die Person halt nicht 🤷‍♀️

Wichtig ist erst einmal eine neutrale Fläche! Egal bei welcher Art von Fährtenarbeit, zum anfangen brauchst du irgendetwas verlassenen, z.b Wald oder Feld... auf jeden Fall nix, wo täglich mehrere Menschen darauf rum laufen, damit der Hund sich auf diesen einen Geruch konzentrieren kann. Wie du es aufbauen kannst wurde eh schon beschrieben. Ich für meinen Teil habe es so aufgebaut indem mein Vater (für den Hund die geilste Person alias wandelnder leckerliespender) antanzen durfte mit einem getragenen Hemd in na plastiktüte. Der hat sich dann 200m weiter im Gebüsch versteckt mit den besten Leckerlis. Habe dann den Hund geholt und ihm zu Beginn der fährte das Hemd hingeworfen... der rannte los und hat meinen Vater sofort gefunden, wurde dann auch belohnt. Nachdem er das Prinzip dahinter verstanden hat, funktionierte es auch mit anderen Personen. Da der Hund hier die leichte Spur sucht, die in der Luft und nicht wie bei der klassischen fährte die Bodenberletzung, muss der Weg den die Person wählt nicht zwangsläufig der sein ,den der Hund geht, da der Geruch bei Wind z.b weiter getragen werden kann. Da muss man seinen Hund dann gut kennen, ob er noch auf der Spur ist oder ganz wo anders hin läuft.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Kindheitspädagogin/ Tiererfahren

Ein Trainer ist sehr zu empfehlen, denn einfach einer Personenspur nachfolgen ist nicht das Ideale, vor allem nicht nahen Angehörigen. Das trainiert den Hund nur in einer sehr schmalen Sparte von Gerüchen. Und du brauchst vor allem jedes mal zwei Personen dazu.

Alternativ kannst du auch eine Geruchsspur legen. Fülle dazu eine leere PET-Flasche mit Wasser und etwas sehr Leckerem - Ententerrine, Trainingswurst oder auch eine kleine halbe Knaberstange. Dann bohrst du ein Loch in den Deckel. Die Flüssigkeit kannst du in ganz, wirklich ganz kleinen Spritzern alle 10 m auf den Boden spritzen. Am Anfang sind 200 m genug weit. Dann kannst du langsam steigern, aber nie über 30 Minuten Dauer Suche für den Hund und nie, wirklich nie bei Temperaturen über 20 - 22 Grad.
Am Ende der Spur versteckst du eine Tupper-Box mit denselben Leckerlis drin, die du für das Wasser verwendet hast und machst ein Riesentheater, wenn er die Box gefunden hat. Er darf dann natürlich das Leckerli fressen.

Das kannst du im Wald (nur ausserhalb der Brut- und Schonzeit!!, nicht zwischen April und Ende Juli!) oder in ländlicher Gegend machen. Innerhalb von Ortschaften haben es die Leute nicht so gerne, wenn man ihre Hauswände bespritzt und jeder Hund anschliessend daran schnüffeln muss. Auch im Park ist es eher ungünstig, weil man mit der Zeit alte Spuren kreuzt. Das sollte man vermeiden.

Du siehst, es gibt also schon Dinge zu erklären. Beim Mantrailing ist es noch aufwendiger, was man tun oder unterlassen soll. Zudem kann man kaum lernen und sich selber beim Folgen korrigieren. Man ist voll auf den Hund konzentriert und kriegt eigene Fehler nicht mit.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Bin Wesensrichter für die Zuchtzulassung von Hunden.