Kann der Charakter vererbt werden?
Hey,
Mir ist bewusst dass man äußerliche Merkmale wie z.B. die Augenfarbe oder Körpergröße von den Eltern vererbt bekommt.
Meine frage ist ob man auch bestimmte Charakterzüge wie z.B. Schüchternheit/Zurückgezogenheit, extrovertiert oder introvertiert sein von den Eltern vererbt bekommt.
Ich dachte bis jetzt immer das seien Attribute die man später im Leben entwickelt aber bin mir mittlerweile etwas unschlüssig da ich gemerkt habe dass ich meinen Vater charakterlich sehr ähnlich bin.
4 Antworten
Jein
prinzipiell ist die Antwort schon ja. Allerdings hat man Jahrelang nach dem "Verbrechergen" an Gefangenen Schwerverbrechern gesucht. SO einfach ist das nicht. In der Realität ist die Prägung durch die Entwicklung einfach viel stärker.
Allerdings gibt es schon einen Einfluss äußerlicher Kriterien. Jemand mit einem entstellten Gesicht wird mehr Ausgrenzung erfahren als jemand mit einem Durchschnittsgesicht. Wenn Vater und Sohn die gleichen Probleme durchmachen müssen, dann ist es wahrscheinlicher, dass sie sich ähnlich entwickeln. Natürlich kann man mit erfahrener Ausgrenzung unterschiedlichen umgehen (Rückzug, Aggressivität). Aber es ist zumindest wahrscheinlicher, dass man eine charakterliche Entwicklung erfährt, als wenn sie nicht das gleiche Problem hätten.
Das gilt natürlich auch andersherum. Wenn jemand zum Beispiel außergewöhnlich schön ist. Das ist das Problem an der Zwillingsforschung.
Effekte durch die Umwelt sind sehr viel ausschlaggebender als die der reinen Genetik. Allerdings reagiert die Umwelt auf das Äußere von Menschen oder Handicaps von Menschen. Und diese sind primär (außer bei Handicaps durch Unfall oder Krankheit) genetisch bedingt.
Du mir leid, aber Du machst hier etwas falsch.
Du versuchst zu verstehen warum Du genetisch so bist wie Du bist, was damit bedeuten würde, dass Du das eigentlich nicht ändern kannst. Statt dessen solltest Du nicht nach hinten schauen, sondern nach vorne.
Ich war früher wie Du. Doch ich habe das geändert. Bei mir ging das auf folgende Weise. Ich habe mir selbst zum Ziel gesetzt, jeden Monat, konkret bis zum nächsten Vollmond, etwas zu machen, was ich nicht machen konnte. Damit meine ich nicht etwa schweben oder zaubern. Sondern etwas zu machen, von dem ich sagen würde "das könnte ich nicht". Was ich will (und moralisch in Ordnung ist). Also nichts wie "ich könnte niemals jemanden töten" oder so :D
Hat vielleicht damit angefangen, dass ich auf ein Konzert gegangen bin, ganz spontan in einem Zirkuszelt in der Stadt meiner Eltern. Denn schon das hatte ich bisher nicht gebracht. Viele Monate später habe ich in ausverkauften Fussballstadien vor der Hauptbühne vor dem Anfang des Konzerts gestanden und "T-Shirts, Cappies" gerufen und 'ne Menge Umsatz gemacht. Heute habe ich keine Angst mehr vor einer großen Menschenmenge zu sprechen, egal wie groß sie ist.
Leider war ich nicht ganz so erfolgreich was meine Angst angeht Mädchen anzusprechen. Obwohl ich es in einer passenden Situation schon schaffe. Naja, eine andere Geschichte. Die Arbeit ans ich selbst ist nie ganz zu Ende.
Mein Rat: Wenn Dir etwas nicht an Dir selbst gefällt, dann arbeite an Dir. Du hast die Möglichkeit das zu ändern. Das mit den Monat hatte den Vorteil, dass man, wenn man sich zu viel vorgenommen hatte, trotzdem etwas anderes, neues schaffen konnte, was man sich bisher nicht zugetraut hatte.
Dein Schicksal liegt nicht in Deinen Genen. Sondern in Deiner Zukunft und was Du daraus machst.
Jo, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm ;)
Einen Teil bekommen wir über die Gene, einen Teil als Konditionierung, einen Teil als Vorbild und einen Teil von unserem Umgang.
Jeder Mensch ist die Summe der 5 Menschen, mit denen er sich am meisten umgibt.
Ja, sicher wird der Charakter vererbt.
Schauen wir doch mal ins Tierreich.
In Russland hat ein Wissenschaftler eine neue Haustierart gezähmt. Er hat immer die zutraulichsten Nachkommen vermehrt und innerhalb weniger Generationen hat er zutrauliche FÜCHSE gezüchtet.
Bei Rindern oder Pferden werden agressive Tiere von der Zucht ausgeschlossen.
Oder meine Katze. Sie hatte letztes Jahr einige Junge von einem British Kurzhaar Kater. Als sie die Jungen aus ihrem Nest herausgebracht hatte, damit sie am Näpfchen mit fressen können, waren sie von Anfang an (6 Wochen alt) sofort menschenbezogen. Nicht wie normale Hauskatzen, die erst wochenlang gezähmt werden müssen, und eine Bewegung und alle Kätzchen sind im Versteck. BKH Kätzchen sind zutraulich. Nach 3 Tagen kamen sie beim Rufen angerannt. Diese Zutraulichkeit ist eine Charaktereigenschaft, die sie von ihrem Vater geerbt haben.
Dies ist sicher möglich.
Aber eben noch nicht ausreichend erforscht.
In der Vogelzucht wird es aber schon seit Jahrzehnten erfolgreich praktiziert.
Mit besten Grüßen
gregor443
Danke für die konstruktive Antwort.
Eine Charaktereigenschaft von mir stört mich persönlich sehr. Ich bin/war immer ein sehr passiver, zurückgezogener und schüchterner Mensch, der nicht viel redet ohne gefragt zu werden und sich eher schwer tut in der Interaktion mit seinen Mitmenschen.
Nach eigener Beobachtung - in verschiedenen Situationen - habe ich die selben bzw. Sehr ähnlichen Charakterzüge bei meinem Vater festgestellt.
Dann stellte sich bei mir an erste Stelle natürlich die Frage, ob dieser Zustand genetisch weiter vererbt wird oder ob einfach etwas an der Erziehung falsch gelaufen ist bzw. Eventuell auch beides gleichzeitig?