Japan will AKW-Kühlwasser ins Meer leiten?

9 Antworten

Gefählich ist immer relativ. So wird jede Menge Uran auf unsere Äcker gestreut, als geringer Anteil im Phosphatdünger. Jede Banane ist radioaktiv, wegen des Anteils Kalium-40. Kohlekraftwerke sind die schlimmsten Quecksilberschleudern, nicht wegen des hohen Gehalts, sondern wegen der unfassbar großen Mengen Kohle, die verbrannt wird.
Man sollte nicht verharmlosen, aber auch nicht sofort in Panik verfallen, wenn irgendwo "Atom" oder "Gift" im Spiel ist.

Ich war immer ein Gegner der Kernkraft, aber wenn es sie gibt, entstehen radioaktive Produkte, und die müssen irgendwo hin, daran ändert meine Einstellung nichts. Wenn die Einleitung in diesem Fall harmlos ist, ich wiederhole wenn in diesem Fall, dann ist das so.

Das ist ein Thema, was die Gemüter erhitzt. Das läuft hier in Japan seit vielen Wochen im Fernsehen.

Ich versuche das mal von der technischen Seite her zu beleuchten.
Darum geht es:
Die 4 havarierten Reaktoren des Kraftwerkes Daiichi (Den Begriff Fukushima verwenden meist ausländische Presseagenturen, liegt aber weit weg) müssen trotz der Zerstörung weiterhin gekühlt werden. Gerade weil die Reaktoren beschädigt oder geschmolzen sind, kommt das Kühlwasser mit radioaktiven Isotopen in Berührung, wird also kontaminiert.

Eine Kontamination ist nichts anderes als daß in diesem Wasser sich radioaktive Elemente befinden. Die werden so gut es geht herausgefiltert. Das geht eigentlich sehr gut. Lediglich das Isotop Tritium lässt sich nicht herausfiltern. Dieses gereinigte Wasser wird bereits in vielen hundert Tanks gespeichert. Diese sind jetzt alle restlos voll, und einige haben auch das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und drohen Leck zu schlagen.

Man macht jetzt folgendes, daß man dieses gereinigte Wasser so oft mit reinem Wasser verdünnt, so daß nur noch 1500 Zerfälle (Becquerel) pro Liter Wasser stattfinden. Das ist 1/40 des erlaubten Grenzwertes. Damit sieht man sich auf der sicheren Seite. Wenn du eine Banane isst, dann bekommst du statistisch 12 Becquerel ab. Auch Paranüsse sind radioaktiv. Es ist hier wie mit vielem: Die Dosis macht das Gift aus.

Jetzt pumpt man das radioaktive Wasser auch nicht auf einmal ins Meer, sondern in einem auf 30 Jahre angelegten Prozess. Wenn du dann aus dem Meer eine Probe nimmst, ist das die berühmte Nadel im Heuhaufen und messtechnisch kaum mehr erfassbar was davon auf die einzelne Einleitung von einem Tag entspricht.

Jetzt ist natürlich das Statement des Betreibers: Schaut mal an, wie viele Länder Reaktoren, die mit schwerem Wasser moderiert werden, betreiben. Dort entsteht als Nebenprudukt schon immer Tritium, was die ganz normal mit dem Kühlwasser in die Flüsse pumpen. Stimmt auch teilweise so.

Man versucht also die Konzentration der Radioaktiven Elemente wieder soweit verdünnen und auf dem Planeten zu verteilen, so daß keine Gefahr mehr davon ausgeht. Ist ja in der Natur auch nichts anderes, das Uran wird ja auch aus dem Berg geholt und extrem angereichert so daß es als Energieträger nutzbar wird. Dann wird es in dieser konzentrierten Form auch gefährlich wobei wir wieder bei der Aussage sind: Die Konzentration macht das Gift aus.

Jetzt gibt es natürlich verständlicherweise riesige Proteste der Anlieger, die ihr täglich Brot mit Fischfang und Tourismus verdienen und jetzt natürlich um den Ruf ihres Produktes bangen. Keiner wird natürlich "Juhuu" schreien, wenn ein Fischer ein Produkt aus Iwaki und Umgebung bewirbt.

Jetzt darf die große Diskussion beginnen :-)
Nein, die Atomenergie ist nicht die Lösung aller Energieprobleme, aber welche Alternativen gibt es, die grundlastfähig sind und in einem Rohstoffarmen Land funktionieren um den ständigen Energiehunger zu stillen?

Ich war in der Kindheit auch absoluter Gegner der Atomenergie, aber ich habe irgendwann Elektrotechnik studiert und musste feststellen daß der Menschheit oft nur die Entscheidung "Pest oder Cholera" verbleibt. Ist ja in Deutschland die ganz gleiche Situation. Die "phänomenale" Entscheidung der Grünen Regierung in Deutschland alle funktionsfähigen Reaktoren abzuschalten, während sich auf der anderen Seite der Grenze die Energie-Konzerne die Hände reiben und Atomkraftwerke bauen....

Ich hoffe, ich habe euch nicht mit der Wirklichkeit verschreckt ;-)

In Deutschland wurde das AKW-Kühlwasser direkt in die Flüsse geleitet.

Und wohin fließen die Flüsse ?

Ins Meer vielleicht ?

AKWs haben mehrfache Kühlkreise. In dem ersten Kühlkreis fließt das wasser das direkt die Stäbe kühlt. Das wird dann weiter geleitet und dann durch Wasser z.B. aus Flüssen gekühlt.

Damit kommt das Verstrahlte wasser nicht In Kontakt mit der Aussenwelt.

Bliebe jetzt die Frage was für ein Wasser die Japaner ins Meer leiten wollen.

Kleidchen2  22.08.2023, 12:24

Es geht um das Kühlwasser, das die geschmolzenen Kerne direkt kühlt.

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Digibike  22.08.2023, 12:27

Die Japaner leiten direkt das Konterminierte Wasser, durch Filteranlagen gefiltert, aber 2 Stoffe lassen sich damit nicht rausfiltern, weshalb Sie das verdünnt rauslassen wollen. Soll über mehrere Jahre gehen.

Aber was hat das mit dem Kühlkreislauf bei unseren AKWs zu tun? Das kontaminierte darf ja nicht, sondern zirkuliert. Nur das Kühlwasser des äußeren kreises darf eingeleitet werden.

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Das wird ständig bei vielen Kernkraftwerken gemacht. Ist nichts Neues. Besser ist es deshalb nicht.

Ob es gefährlich wird oder die Fische nennenswerte Mengen an radioaktiven Stoffen aufnehmen, ist eine Frage der Verdünnung. Gleichmäßig im Pazifik verteilt, geht der Strahlenlevel vermutlich nicht über das Grundrauschen hinaus. Soweit die Theorie. Aber ob es ethisch vertretbar ist? Da habe ich bei aller naturwissenschaftlichen Logik meine Zweifel. Meines Erachtens sollte man im Vorfeld der Einleitung das Wasser über Ionenaustauscher weitestgehend dekontaminieren, indem man die langlebigen und giftigsten Strahler daraus entfernt. Theoretisch ist das keine Hexerei und state of art. Auch eine Aufreinigung durch Umkehrosmose ist denkbar. Ob das bei den Riesenmengen an Wasser praktikabel ist, weiß ich allerdings nicht.

ConRatUs  22.08.2023, 13:43

Gedächtnisprotokoll: wurde alles aufbereitet, im Rahmen der technischen Möglichkeiten. Zitat aus irgend einer Nachrichtensendung

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Picus48  22.08.2023, 17:02
@ConRatUs

Vielen Dank für die Information. Ich habe dazu etwas recherchiert. Das Wasser wurde demnach, so weit es technisch möglich ist, dekontaminiert. Nur das Tritium kann man nicht vollständig abtrennen, wenn es als HTO oder T2O vorliegt. Tritium ist ein sehr weicher beta-Strahler und hat eine Halbwertszeit von ca. 12 Jahren. Die Umweltbelastung dürfte somit vertretbar sein und das Risiko für die menschlich Gesundheit vernachlässigbar.

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