Ist religiöser Glaube eine Entscheidung?
Kann sich jeder Mensch einfach dazu entscheiden, an eine Religion zu glauben, oder gibt es Menschen, bei denen das einfach nicht möglich ist?
17 Antworten
Das ist unterschiedlich:
Als Kleinkind bekommt man die Einstellung der Eltern vermittelt. Diese nimmt man automatisch auf, weil man noch nicht das Vernunftalter hat, um das reflektieren zu können. Später, im Vernunftalter, entscheidet man sich dann dafür oder dagegen.
Im Vernunftalter entscheidet man selbst, was man denken und glauben will, auch wenn man zu etwas anderem gezwungen wird. Mann hat dann zwei Optionen, für die man sich entscheiden kann: Man entscheidet sich zur Konversion, um keine Repressalien oder keine Gewalt erleiden zu müssen, oder man bleibt standhaft und lässt Repressalien und Gewalt an sich zu.
Religiöser Glaube ist primär eine Sache der Anerziehung. Ansonsten ist es einfacher kritisches Denken zu entwickeln vs. einen Glauben - will heißen : Ist Jemand Atheist dann ist es unwahrscheinlich, dass die Person im Leben zum Glauben finden wird. Aber nicht unmöglich
Also ich nehme mich jetzt mal selbst als Beispiel. Ich bin Atheistin, und es ist mir tatsächlich nicht möglich an Götter zu glauben, mein Verstand lässt das schlicht nicht zu.
Das ist dasselbe als würde ich versuchen zu glauben Harry Potter sei real. (meine das nicht abwertend, nur vergleichend!)
Gläubige meinen zwar immer wieder mir sagen zu müssen, das ich mich ja „nur“ „wirklich“ dazu entscheiden müsste, aber das ist natürlich Quatsch.
Allerdings können oder wollen sie das meist nicht begreifen, und behaupten ich würde es nicht ernsthaft versuchen.
Wenn ich sie dann aber frage, ob sie sich denn tatsächlich einfach so dazu entscheiden könnten, zu glauben das z.B. Einhörner oder Feen existieren, dann verneinen sie das selbstverständlich, und manche geben dann auch zu, das das wohl doch nicht einfach so geht.
Viele bleiben dann aber auch Stur und meinen bei ihrer Religion sei das ja was völlig anderes als in allen anderen Fällen, weil z.B. der heilige Geist einen auf jeden Fall und definitiv „erleuchten“ würde, wenn man bloß ernsthaft versuchen würde zu glauben.
Ist natürlich ebenso Unsinn, wie all die Fälle zeigen, wo Menschen eben keine „Erleuchtung“ oder ähnliches gefunden haben, obwohl sie sich nichts mehr gewünscht hätten, als zu Glauben.
Hier stellt sich wegen des Verständnisses die Frage, ob Du tatsächlich «an eine Religion glauben» meinst oder «an Gott glauben»? An Religionen muss man schließlich nicht glauben. Man folgt ihr einfach oder eben nicht.
Ich war nie und bin auch heute kein Mitglied einer Religionsgemeinschaft, aber ich glaube an das, was «Gott» genannt wird. Bei mir war das keine bewusste Entscheidung. Ich habe nie den Entschluss gefasst, an Gott glauben zu wollen. Darum sage ich immer der Glaube an Gott ist mir passiert.
Auch wenn ich das aus den oben genannten Gründen nicht aus eigener Erfahrung sagen kann, vermute ich, dass jeder, der bewusst die Entscheidung trifft an Gott zu glauben, dabei unterstützt wird.
Im Christsein steht das unter der Überschrift, «Der Weg zurück». Gemeint ist der Weg zurück zu Gott. Ganz einfach deshalb, weil wir von “dort“ kommen und uns vor Äonen dazu entschieden haben, uns von dem zu trennen, was Gott ausmacht.
Gruß Matti
Deine Frage ist ein bisschen philosophischer Natur.
Man könnte sagen, dass viele sich bereits entschieden haben, nur die Frage noch nicht kennen.
Damit meine ich, dass es Menschen gibt, die dem Glauben offen gegenüberstehen.
Wir reden uns gerne ein, dass unsere Entscheidungen frei sind, aber es geht schon los bei ganz einfachen Fragen. Wenn du beispielsweise eine Farbe nennen sollst, muss man dich nur ausreichend gut kennen, um prognostizieren zu können, welche Farbe du nennen wirst. Hinzu kommen psychologische Effekte, die bewirken, dass die meisten "rot" als Farbe nennen. So oder so wäre beides keine freie Entscheidung im engeren Sinn.
Nimmt man das als Diskussionsgrundlage, handelt es sich beim Annehmen eines Glaubens nicht um eine Entscheidung.