Ist es ratsam auf ein Klassentreffen zu gehen oder kommt dann nur alles von früher wieder hoch?

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Klassentreffen sind nicht jedermanns Sache. Ob man sich mit Leuten treffen möchte, die im eigenen Leben überhaupt keine Rolle mehr spielen, muß jeder selber wissen. Das man dann Erinnerungen austauscht, bleibt nicht aus.

Ich freue mich, wenn ich Bekannte von früher (zufällig) wiedersehe. Aber ein Klassentreffen ist nicht so meins. Das ist mir alles zu künstlich und aufgesetzt.

Der Hauptgrund, ein Klassentreffen zu besuchen, ist die Neugier, was wohl aus den ehemaligen Mitschülern geworden ist. Ich habe diese Neugier nicht. Die werden schon irgend etwas machen.

Alles Gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

noblehostel  26.08.2024, 00:40

Danke für den Stern.

Das muss man selber entscheiden. ich sage es mal so: Wir hatten letztes Jahr und damit 16 Jahre nach dem Abschluss ein ernsthaftes und organisiertes Klassentreffen, zu dem auch unser Lehrer gekommen ist. Es war nicht unangenehm, ich war positiv überrascht. Die Klasse war damals ein echter Sauhaufen, es wurde gemobbt ohne Ende - ich wollte eigentlich nicht hin und bin dann mehr oder weniger spontan gekommen, nachdem ich mein Kommen offen gelassen hatte. Ich hatte mit einer peinlichen Runde à la "mein Haus, mein Auto, mein Boot...." gerechnet - und was herauskam, war eine ehrliche Aussprache über 20 Jahre alte Mobbingfälle, die an diesem Abend offen behandelt wurden, der Lehrer half uns dabei - auch wenn ich selber damals nicht gemobbt wurde, tat es auch mir gut.

Die größten Mobber von damals - zwei Mädchen - und die damalige, sehr zickige selbsternannte "Klassenschönheit" sind nicht gekommen, das war besser so; generell muss man mit gewissem Schwund rechnen, dass nicht alle kommen und man ggf. gar nicht alle kriegt. Mich haben sie (ich hatte jahrelang null Kontakt außer zu einer Person, die mit den anderen keinen Kontakt hat) in der "schwäbischen Diaspora" auch per Zufall geschnappt und über die Homepage meines Arbeitgebers (!) angemailt, wie ich erfuhr, zwei haben sie gar nicht mehr gefunden, zweie sind schon gestorben (Unfall und Krebs, tragische Geschichten).

Die meisten Leute hat man schon noch nach kurzem Hinsehen wieder erkannt, bei einigen war ich aber erschrocken, wie stark sie menschlich und optisch gealtert sind. Einer war sehr dick geworden und ein kahler Glatzkopf, den habe ich am Anfang gar nicht zuordnen können, bis ich ihn an der Stimme erkannte und wusste ... aha, sieh an, das ist der. Es sind halt doch fast 20 Jahre ins Land gezogen. Einzig den Lehrer habe ich sofort wieder erkannt (er ist Jahrgang 1948), er fuhr sogar noch das Auto, das er bei unserem Abschluss 2007 hatte, das habe ich auf dem Parkplatz sofort zuordnen können.

Bei denen, die da waren, habe ich den Worten und Gedanken, die sie so zum Besten gaben, ganz persönlich eine Weiterentwicklung gegenüber 2007 entnommen; mal mehr und mal weniger, aber man spürte schon, dass aus Kindern Leute wurden. Mir saßen keine pubertären, verklemmten Siebzehnjährigen gegenüber, sondern überwiegend vernünftige, sympathische, mitten im Leben stehende Leute um die Dreißig, arbeitslos oder gescheitert war keiner.

Die Leute, mit denen ich damals schon klargekommen bin, u.a. meine Banknachbarin - die die einzige war, mit der ich fortlaufend den Kontakt gepflegt hatte, egal ob er WhatsApp oder sonst wie - waren auch dieses Mal sehr nett und wir haben uns gut unterhalten. Von den Störenfrieden war keiner da, aber bei denen weiß ich, dass sie vom Ding her noch genauso bescheuert sind wie damals (ich bitte um entschuldigung für den Ausdruck, ich kanns nicht anders umschreiben & man muss nix beschönigen); die Organisatorin, die das zusammen mit dem Lehrer initiiert hatte führte das auf die Anwesenheit des Lehrers zurück, der in der WhatsApp-Gruppe sein Kommen zugesichert hatte, sowie einiger, die damals ohne Gnade gemobbt wurden und als Erwachsene vielleicht kein so leichtes Opfer mehr gewesen wären bzw. jetzt was gesagt hätten, so wie es dann wirklich war. Eine sei auch nicht gekommen, weil ich es offen gelassen hatte und sie mir auf keinen Fall begegnen wollte - die hat mich nach der Schulzeit mehrfach ganz dumm angemacht und bekam eines Tages mal die Quittung in Form einer sehr deutlichen Ansprache, das bitte künftig nicht mehr zu machen.

Generell gilt: "Bringen" tut es einem meist wenig auf Klassentreffen zu gehen, man erfährt halt, wer was macht und was nicht macht; man kriegt mit, was läuft oder was nicht läuft. Bahnbrechendes, das ich unbedingt hätte wissen wollen, habe ich an dem fraglichen Abend nicht erfahren, aber es war kein Abend, den ich als vergeudete Zeit ansehen würde. Man muss es von sich aus sehen und ob es die Klasse von damals einem wert ist oder nicht. Pflicht ist es nicht und alle sind sowieso nie da, da wird es kaum auffallen, wenn einer halt nicht kommt.

Was heist Ratsam, das ist deine entscheidung, du wirst ja nicht gezwungen. Wenn du natürlich nur schlechte Erinnerungen von der Schule hast ist das natürlich nicht so schön. Zu meiner schulzeit gab es sowas wie Mobbing nicht, klar gab es da auch die ein oder andere Ungereimtheit zwischen den Schülern aber trotzdem gab es immer einen Zusammenhalt.

Wir, also wir Klassenkameraden schreiben uns immer mal eine Mail. Außerdem haben wir jedes Jahr ein Klassentreffen. Ich muss dann leider immer ca. 850 Km fahren da ich im Süden von D wohne und das Treffen ist ja immer in Cuxhaven, da wo eben unsere Schule steht. Ich mache es aber gerne und beim Treffen haben wir immer viel Spaß. In diesem Jahr haben wir unser 60. jähriges.

Leider werden es immer weniger, von unserer 35 Schüler-Klasse sind es jetzt nur noch 26 Schüler übrig geblieben. Nun ja, so ist das Leben ....eben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich wurde auch 3x eingeladen, hab aber 3x abgelehnt.

Niemand war auf meiner Seite und viele haben mich einfach nur Gemobbt. Braucht kein Mensch solche Leute.

Das kommt darauf an, welche Erfahrungen Du mit Deinen Mitschülern gemacht hast. Es muss Jeder für sich selbst entscheiden, ob er da hin geht oder nicht. Ab und zu begegne ich noch ehemaligen Schulkameraden, und dann sprechen wir über dieses Thema.

Das Interesse der Leute scheint abzunehmen!? Es muss ja auch immer jemand dazu bereit sein, die Organisation eines Klassentreffens zu übernehmen. Bei meinem Jahrgang sind/waren es immer dieselben Leute, die "die Initiative ergriffen" haben!

Ich kann mir gut vorstellen, dass man irgendwann keine Lust mehr dazu hat, und Alles "im Sande verläuft".