Ist es nach Islam erlaubt Ungläubige zu töten?

9 Antworten

Nein.

Wenn jemand einen Menschen tötet, so ist es, als hätte er die ganze Menschheit getötet (Sure 5:32)

Der Islam darf sich allerdings "wehren", wenn er von anderen bedroht wird. Die Interpretation der Bedrohungslage ist aber tendenziell subjektiv.

Die Verse welche über das Töten von Ungläubigen sprechen, wie:

Und wenn nun die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo (immer) ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf! (Sure 5:9)

muss man im jeweiligen Kontext betrachten. Es ist auch wichtig zu begreifen, in welchem Zeitgeist der Islam entstanden ist. Ca. 630 n. Chr. gab es schon sehr lange das Christentum und das Römische Imperium, dessen unangreifbare Macht aber bereits bröckelte. Der Islam entstand im Schatten des Römischen Reichs und hatte nun mal auch die Aufgabe, die arabischen Stämme zu vereinen und die Länder des Römischen und Byzantinischen Reichs zu erobern.

Der Islam ist auch die einzige Religion, welche ein Regelwerk für das richtige Verhalten im Krieg mitbringt. Mohammed war mehr ein politischer, als ein religiöser Anführer, der selbst Schlachten angeführt hatte.

Easygoing775  12.06.2023, 19:59

In punkto Kontext gebe ich dir Recht. Warum werden dann aber viele religioese Verbote kontextlos ausgesprochen? Da waere doch der Kontext Zeit zu beruecksichtigen. Wird aber nicht gemacht.

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II99II  12.06.2023, 21:00
@Easygoing775

Weil es schon immer für weltliche Zwecke instrumentalisiert wurde.

Die Römer wollten mit dem Christentum ihr Reich im Glauben einigen. Die Araber wollten mit dem Islam ihre Stämme einigen und das haben, was vorher die Römer hatten, usw.

Heute wird der Islam auch oft mit Politik vermischt (=Islamismus). Wenn sich bspw. paramilitärische Gruppen im Namen des Islams gründen, um einen Krieg zu führen, weil sie ihr Land verteidigen wollen... man muss mal drüber nachdenken, was den allmächtigen Gott irgendwelche imaginären, von Menschen ausgedachte Landesgrenzen überhaupt kümmern... das ist totaler Schwachsinn. Es wird nur genutzt um Menschen aufzuhetzen und zu mobilisieren, damit sie für andere Menschen kämpfen, töten und sterben und dabei denken, dass sie das richtige tun...

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Einen Menschen zu töten, ohne dass dieser einen Mord oder eine Gewalttat im Lande begangen hat, ist als ob die Menschheit insgesamt get ötet würde. Doch einem Menschen das Leben zu erhalten, ist genauso, als ob die ganze Menschheit gerettet wird.

[Quran | 5:32]

Im islam ist das Morden nur in 3 Situation erlaubt.

  • Zum Schutz eines Eigentums
  • Um ein Leben zu retten
  • Um eine Ehre zu schützen
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – alhamdullilah muslim

Man muss die Jihadverse mit Kontext lesen. Es ging ja um die heidnischen Mekkaner, die die ersten Muslime aus Mekka vertrieben. Der Koran gibt Richtlinien zum Kriegführen, etwa zu den Fragen, wer kämpfen soll und ausgenommen ist (48:17; 9:91), wann der Krieg aufhören muss (2:192) und wie Gefangene behandelt werden sollen (47:4). In der 60. Sure steht in Vers 7 und 8:

7Vielleicht setzt Allah zwischen euch und denjenigen von ihnen, mit denen ihr verfeindet seid, Zuneigung! Und Allah ist Allmächtig. Und Allah ist Allvergebend und Barmherzig.
8Allah verbietet euch nicht, gegenüber denjenigen, die nicht gegen euch der Religion wegen gekämpft und euch nicht aus euren Wohnstätten vertrieben haben, gütig zu sein und sie gerecht zu behandeln. Gewiß, Allah liebt die Gerechten.

Selbst der berüchtigte "Schwertvers" hatte einen defensiven Offenbarungsgrund gehabt. Der Islamwissenschaftler Rainer Hermann erklärt:

Diese Theologen fordern, auch den jeweiligen Kontext im Koran zu berücksichtigen. So beziehe sich etwa Koran 9:5 nicht auf „Götzendiener“ im allgemeinen, sondern – wie Koran 9:7 erläutert – auf jene „Götzendiener“, die mittels eines Vertrags einen Bund mit den Muslimen geschlossen hatten, diesen aber einseitig brachen. Aus dem Kontext genommen, klingen einzelne Textstellen wie Tötungslizenzen. Dass sie das nicht sind, zeigt auch die historische Erfahrung: So sind in der Geschichte des Islam die Yeziden, die für die Muslime „Götzendiener“ sind, nie systematisch verfolgt worden; das geschieht erst heute.

Quelle: https://www.faz.net/aktuell/politik/der-koran-toetungslizenz-und-aufruf-zur-gewalt-13359933.html

Vers 6 und 7 derselben Sure:

6Und wenn jemand von den Götzendienern dich um Schutz bittet, dann gewähre ihm Schutz, bis er das Wort Allahs hört. Hierauf lasse ihn den Ort erreichen, wo er in Sicherheit ist. Dies, weil sie Leute sind, die nicht Bescheid wissen.
7Wie sollte es denn für die Götzendiener bei Allah und bei Seinem Gesandten einen Vertrag geben, außer (für) diejenigen, mit denen ihr bei der geschützten Gebetsstätte einen Vertrag abgeschlossen habt? Solange sie sich euch gegenüber recht verhalten, verhaltet (auch) ihr euch ihnen gegenüber recht. Gewiß, Allah liebt die Gottesfürchtigen.

Nirgendwo steht was von Töten. Mohammed hat das wahllose Töten von Unschuldigen verboten, solche Dinge stehen auch in der Überlieferung:

2653 - ... Anas, Allāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:
”Der Prophet, Allāhs Segen und Friede auf ihm, wurde über die grössten Sünden
gefragt, und er sagte:
»(Es sind): Die Beigesellung Allāhs (Širk), das Ungütigsein gegen die Eltern, die
Tötung eines Menschen und das falsche Zeugnis.« ...“
3015 - ... Ibn ‘Umar, Allāhs Wohlgefallen auf beiden, berichtete:
”Eine Frau wurde in einer Schlacht, die der Gesandte Allāhs, Allāhs Segen und
Friede auf ihm, unternahm, tot aufgefunden. Und der Gesandte Allāhs, Allāhs
Segen und Friede auf ihm, verbot das Töten von Frauen und Kindern.“438

Quelle: https://d1.islamhouse.com/data/de/ih_books/single/de_Auszuege_aus_Sahih_Al_Bukhari.pdf (S. 231 und S. 253)

Die damals entwickelte Jihad-Doktrin sah indes keinen Frieden vor:

„Jihad“ bedeutet wörtlich „Bemühung“ oder „Anstrengung“. Die islamische Tradition kennt den „kleinen Jihad“ und den „großen Jihad“. 
- Der „große Jihad“ ist friedlich. Er bezeichnet das individuelle Bemühen um das richtige religiöse Verhalten gegenüber Gott und den Mitmenschen.
- Der „kleine Jihad“ ist kriegerisch. Er wird auch als „militanter Jihad“ bezeichnet. Er beschreibt den gewalttätigen Kampf zur Verteidigung bzw. Ausweitung des Herrschaftsgebiets des Islam.

Quelle: Islamismus: Entstehung und Erscheinungsformen, Bundesamt für Verfassungsschutz, S. 17

Denn die Abrogationslehre erklärte Verse wie Sure 8:61

61Und wenn sie sich dem Frieden zuneigen, dann neige auch du dich ihm zu und verlasse dich auf Allah! Gewiß, Er ist ja der Allhörende und Allwissende.

für nichtig:

Als sich während der Expansions- und Eroberungsphase des Islam viele Religionsgelehrte (ulama') der Patronage des Kalifen erfreuten, erarbeiteten sie eine logische, legitimierende Begründung für die Kalifen, wie diese ihre imperialen Träume ausleben und die Grenzen ihrer Reiche ausdehnen könnten. Die Ulama sagten einfach, die "Schwertverse" würden die früheren Koranverse, die den Dschihad auf einen Verteidigungskrieg beschränkten, aufheben oder überlagern. Tatsächlich wird die vollständige Intention von Versen wie "Wenn die heiligen Monate abgelaufen sind, dann tötet die Heiden, wo immer ihr sie findet" verfehlt oder verzerrt, wenn man diese Verse aus dem Zusammenhang reißt.

Quelle: Von Kopftuch bis Scharia von Prof. John L. Esposito, S. 150

Es ist daher verkehrt, den Islam bloß auf Krieg und Terror zu reduzieren.

norbertk62  12.06.2023, 20:29

Wieder was gelernt . Danke

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Ist es nach Islam erlaubt Ungläubige zu töten?

Nur, wenn sie zuvor Muslime waren.

Das Verlassen des Islam wird mit dem Tod geahndet.

Die Gelehrten sind sich laut Azhar (sunnitisch) lediglich uneinig darüber, ob derjenige sofort getötet wird - oder ob ihm 3 Tage zum Bereuen und zur Rückkehr in den Islam gewährt werden.

Und natürlich bei der Verteidigung, der Islam hat sich damals bis hoch nach Wien und Spanien verteidigt.

Ich hab nur was über den Begriff "Ungläubige" gefunden.

https://www.religionen-im-gespraech.de/hintergrund/mitschrift-mohammed-was-wissen-wir-ueber-ihn-teil-2

bitte versuchen Sie, das Wort „Ungläubige“ zu vermeiden! Weil das Wort im Koran nicht eins zu eins existiert. Es gibt etwas, das ähnlich ist, aber das Wort kufr heißt nicht unbedingt „Unglaube“. Das Wort „Glaube“ in Bezug auf kufr gibt es nicht. Sondern kufr heißt „verdecken“, „verleugnen“ oder aber „undankbar sein“. Das sind die Bedeutungen von kufr im Koran.
Reinbold: Dieser Exkurs berührt einen sehr wichtigen Punkt, weil das Wort „Ungläubige“ in der allgemeinen Diskussion um den Islam eine gewaltige Rolle spielt. Wir müssten nach Ihrer Auffassung also viele der gängigen deutschen Koranübersetzungen ändern, weil dieses Wort dort sehr häufig gebraucht wird.
Nekroumi: Richtig.
Reinbold: Man müsste also übersetzen: die „Verdecker“ oder die „Undankbaren“ oder etwas in der Art.