Ist es für dich legitim, in einem zwanglosen Gespräch eine Person mit Migrationshintergrund nach seiner ursprünglichen Herkunft zu fragen?
Oftmals wird darüber debattiert, ob es legitim sei, Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland zu fragen, woher sie denn kommen. Die einen halten das für reine Neugier oder auch für eine wunderbare Möglichkeit tiefer ins Gespräch zu kommen, weil man Interesse an seinem Gegenüber zeigt. Die Gegenseite argumentiert, dass gerade bei nicht weißen Menschen wegen ihrer Hautfarbe das "Deutschsein" abgesprochen wird und dahinter oft ein rassistisches Muster zu erkennen sein. Die Frage nach der Herkunft würde jedes Mal klarmachen, dass es immer noch wichtig sei, sich in einem nationalstaatlichen Rahmen definieren zu müssen. Menschen werden damit gezwungen, sich unabhängig von ihrer Beziehung zu dem Ort, mit einem Ort zu identifizieren, in dem sie oder ihre Eltern und Großeltern geboren sind oder länger gelebt haben.
Wie siehst Du das, ist es für Dich legitim im Laufe eines Gespräches auch diese Frage zu stellen?
26 Stimmen
16 Antworten
Meines Erachtens kommt es in erster Linie darauf an, wie gefragt wird "Woher kommst du?"
Es kann reine Neugier sein und ich frage das auch, wenn mich ein Mensch interessiert und ich an der Aussprache merke, der kommt nicht von hier. Das hat dann weniger mit den Aussehen zu tun. Im Gespräch sollte man schnell merken, ob aus Interesse gefragt wurde oder aus nationalistischen Denken heraus. Übertriebene politische Korrektheit kann auch ein Zeichen von Rassismus sein, weil die Frage dann ironisch extra so kompliziert gestellt wird. Ich halte nicht von einer Frage wie: "Entschuldigung, mir ist aufgefallen, dass ihre Hautfarbe stärker pigmentiert ist, könnte es sein, dass sie einen Migrationshintergrund haben und ist es möglich diesen zu erfahren?"
Klar schriftlich sollte es richtig ausformuliert werden, denn man sieht die Reaktion nicht und kann Missverständnisse nicht aufklären. Da ist es sinnvoll es sachlich korrekt auszudrücken. Im Gespräch ist es meines Erachtens besser durch Mimik und Gestik zu zeigen, wie eine Frage gemeint ist und i.d.R. ist dieses auch spürbar.
Schriftlich versuche ich auch *in anzuhängen, wenn ich nicht sicher bin, welches Geschlecht ich verwenden soll oder wenn ich alle Geschlechter meine, mündlich verkompliziert dieses unnötig den Gesprächsfluss.
Vielen lieben Dank, es ehrt mich, dass dir meine Antworten gefallen.
Man kann das Ganze gut lösen, indem man nicht "Woher kommst du fragt?", sondern explizit nach dem Migrationshintergrund "Was ist dein Migrationshintergrund?". Noch besser, wenn der andere es nicht schon selbst verraten hat, kann man fragen "Hast du einen Migrationshintergrund?".
Natürlich stören sich nicht alle an der Frage nach dem "Woher" aber so kann man auch auf die Menschen eingehen, die es eben problematisch finden. Außerdem verändert die Sprache auch unser Bewusstsein für Dinge. Wenn ich "woher" sage, kann es sein, dass ich die andere Person als etwas "fremdes" und "hinzugezogenes" sehe, auch wenn dies nicht der Fall ist. ( Das soll natürlich nicht unterstellen, dass alle Menschen so denken - die Macht der Sprache ist einfach nur sehr groß.) Wenn ich über Migrationshintergrund spreche, mache ich mir bewusster, dass die Person hierhergehört und einfach Aspekte ihrer Herkunft und eventuell ihres Großwerdens, aus einem anderen Ort quellen, die auch zu ihr gehören, sie allerdings nicht "fremd" machen.
Man sollte sich nicht wegen falsch verstandenen Benimmregeln vor der Welt verschließen. Und in einem ungezwungenem Rahmen wird das wohl auch nicht falsch verstanden.
Das kommt auf die Mentalität meines Gegenübers an. Eigentlich merkt man recht schnell, ob der Betreffende für so eine Frage aufgeschlossen ist.
Das ist das normalste der Welt