Ist Demokratie ohne Wissen und Bildung zum Scheitern verurteilt?
Wie seht ihr das eigentlich? Die Demokratie entstand ja im antiken Athen als ein System, in dem die Bürger direkt mitentscheiden konnten. Aber schon damals gab es heftige Kritik – unter anderem von Sokrates. Er hatte massive Zweifel daran, dass die Mehrheit wirklich in der Lage ist, weise Entscheidungen zu treffen.
Seine Argumentation: Man würde doch keinen Arzt nach Beliebtheit auswählen, sondern nach Kompetenz. Warum also sollte das bei Politik anders sein? Er verglich den Staat mit einem Schiff: Wenn die Passagiere einfach jemanden wählen, der gut reden kann, aber keine Ahnung vom Steuern hat, dann wird das Schiff untergehen.
Für Sokrates lag das Problem nicht in der Demokratie an sich, sondern darin, dass die Bürger oft zu wenig Wissen und Bildung hatten, um wirklich durchdachte Entscheidungen zu treffen. Er glaubte, dass eine Gesellschaft nur dann erfolgreich sein kann, wenn diejenigen regieren, die Weisheit und moralische Integrität besitzen – eine Art Meritokratie also.
Und was passierte am Ende? Die Demokratie, die Sokrates kritisierte, verurteilte ihn zum Tode. Athen fiel später in die Hände der hellenistischen Mächte, und die berühmte Demokratie verschwand für immer.
Das wirft natürlich einige Fragen auf: War Sokrates mit seiner Skepsis gegenüber der Demokratie zu pessimistisch, oder hatte er vielleicht in vielen Punkten recht? Ist es gefährlich, wenn politische Entscheidungen zu stark von Emotionen, Populismus und kurzfristigen Versprechungen beeinflusst werden? Und brauchen wir nicht genau das, was Sokrates forderte – eine Gesellschaft, die klüger, weiser und besser gebildet ist, um eine Demokratie am Leben zu halten?
2 Antworten
Wichtig ist hier zu wissen, dass sich Sokrates mit seiner Kritik keineswegs für Monarchie oder Diktatur ausgesprochen hat, sondern für politische Bildung des Volkes.
Die Demokratie wird heutzutage wieder einmal auf die Probe gestellt - und zwar durch das Konzept: " Flood the zone".
Das stammt aus dem Bereich Q-Anon und dem Trump-Unterstützer-Netzwerk und wird auch von der neuen Rechten in Europa genutzt.
Ohne vernünftige Moderation ist es auf Social Media fast ein aussichtsloses Unterfangen gegen die 5000ste "Frage": "War Hitler ein Linker?" vorzugehen, die von Alice Weidel und Elon Musk in die Welt gesetzt wurde und Menschen ohne großartige politische Bildung und manche Jugendliche anspricht.
Ja, Politik als Nebenfach mit wenigen Wochenstunden in der Schule ist nicht gut. Es gilt als sog. "Laberfach" wo man trotz schlechter Leistungen meist die 2 sicher hat. Es sollte zu einem knallharten Lernfach werden wie Mathe und Englisch. Die Ernsthaftigkeit muss verdeutlicht werden.
Politik ist kein Fußballspiel und die Fragen á la: "Wird die AfD gewinnen?" nerven mich extrem.
Zustimmung außer zur Forderung nach einem "knallharten Lernfach".
Mir fehlt allenthalben die konsequente Haltung gegenüber allen, die inzwischen glauben, dass sie wohlabgewogene Regeln ignorieren können, ohne dass dies ungeahndet bleibt.
Die Frage, wem dies oder jenes nützt, die Frage nach kurz-, mittel- oder langfristigen Folgen des eigenen Tuns und Lassens und die Frage nach den wichtigsten gemeinsamen Interessen der Menschheit müssen besprochen werden, um dann die Wege auszuloten, wie man dorthin gelangt, dass es den meisten gut geht.
Um eine Demokratie am Leben zu halten ist es nötig, dass jeder versteht was Demokratie ist und auch den Wert in ihr erkennt. Wenn Zensur und Gedankenpolizei zur Normalität werden ist die Demokratie gestorben.