Ist das in der Arbeitswelt wirklich möglich?
Alle Namen wurden selbstverständlich geändert, die Situation ist aber echt.
Herr Müller arbeitet sehr hart im Unternehmen. Er arbeitet in einem Büro, genau wie seine Kollegen. Von früh bis spät sitzt er an seinem Arbeitsplatz und ist stets fleißig. Er wird von seinen Vorgesetzten mit Aufgaben überschüttet.
Zwei Büros weiter sitzen Frau Schneider und Herr Meier. Sie arbeiten in derselben Abteilung. Doch ihr Tag sieht irgendwie komplett anders aus. Sie arbeiten vielleicht ein Drittel ihrer Arbeitszeit, quatschen und bilden sich sogar noch weiter während der regulären Arbeitszeit weiter.
Die beiden werden nicht von ihrem Vorgesetzten mit Aufgaben überschüttet. Der Vorgesetzte hofft, dass die beiden Herrn Müller von sich aus unterstützen, sagt aber nichts.
Herr Müller selbst wünscht sich auch Unterstützung, sagt jedoch ebenfalls nichts. Die Situation ist für den Vorgesetzten und Herr Müller unangenehm, sodass sie sie nicht ansprechen wollen. Daher ziehen Frau Schneider und Herr Meier ihr Ding einfach durch.
3 Antworten
Hallöchen gesagt.
Man „könnte“ jetzt einfach antworten: Ja, das ist sehr oft der Fall.
Ich finde es aber schwieriger, als man im ersten Moment glaubt.
Zum Chef:
- Der Chef will hauptsächlich, dass die Arbeit erledigt wird. Wie ist hm meist egal.
- Natürlich bemerkt er, wer da die Arbeit macht und wer nicht, belässt es aber dabei, solange die Arbeit erledigt wird.
- Auch ist es ja fraglich, was sich ändern würde, wenn er die „Frau Schneider und Herr Meier“ daraufhin absprechen würde.
- Nicht zuletzt hindert ihn die Angst Mitarbeiter zu verlieren auch an einer Intervention.
Zu Herrn Müller:
- Er mag ein fleißiger Mitarbeiter sein, sich vielleicht auch wünschen, dass sein Tun bemerkt und dadurch belohnt wird. Fakt ist, er erledigt die Arbeiten, die man ihm aufbürdet.
- Lobenswert? JA.
- Klug? Nein, denn er lässt sich somit von allen ausnutzen.
Zu Frau Schneider und Herr Meier:
- Ein anscheinend schwacher Chef und ein williger Kollege sind es, die dafür sorgen, dass sie überhaupt so handeln können.
- Ihrerseits wird sich da also nichts ändern, ehe der „Chef“ nicht eingreift.
Es gab und wird es immer geben:
Leute, die andere ausnutzen und welche, die es geschehen lassen.
Traurig, aber leider ein Umstand, der besteht.
Meine Meinung zu dem Thema.
Gruß aus Berlin
Durchaus nicht untypisch. Wenn du sicher sein willst, dass eine Aufgabe erledigt wird, gib sie jemandem, der schon viele Aufgaben hat.
In der Regel ist dem Vorgesetzten die Situation durchaus bekannt und sie wird bei Beförderungen und Lohnerhöhungen entsprechend berücksichtigt. Die Möglichkeiten sind allerdings faktisch und rechtlich sehr begrenzt. Insofern muss man ein Stück weit damit leben, dass die Starken für die Schwachen mitarbeiten. Das bedeutet aber natürlich nicht, dass ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten nicht durchaus helfen kann.
Wie gesagt: In der Regel. Dass in deinem Sachverhalt die Dinge anders liegen, ist möglich. Fakt ist, dass die stillen und fleißigen Mitarbeiter oft das Nachsehen haben. Wir als Mittelständler versuchen, das nach Möglichkeit auszugleichen - aber das geht leider nur begrenzt. Und solange der betroffene AN die Sache nicht von sich aus anspricht, scheint der Vorgesetzte hier keinen Handlungsbedarf zu sehen. Solche Situationen sind auch oft schwer zu lösen, weil diese Konstellationen historisch entstanden sind. Ehemals gute Mitarbeiter rutschen mit der Zeit ab, manche hat man vielleicht falsch eingeschätzt. Und Schwachleister wieder los zu werden, ist schwierig, sowohl rechtlich als auch faktisch - besonders wenn diese schon lange im Unternehmen sind.
Und ansonsten werfe ich mal ganz provokant in den Raum, dass die hier geschilderte Sichtweise möglicherweise einseitig verzerrt ist. Möglicherweise hat der Vorgesetzte einen anderen Eindruck von der Sache. Eigen- und Fremdwahrnehmung gehen manchmal sehr weit auseinander. Wir haben auch Mitarbeiter, die sehr fleißig sind - aber leider ist die Arbeit extrem unproduktiv. Auf der anderen Seite gibt es Mitarbeiter, die einen relativ entspannen Job machen, aber dem Unternehmen trotzdem einen deutlichen Mehrwert bringen. Das zu bewerten ist hochkomplex - und dabei am Ende nie wirklich objektiv. Man trifft eine Einschätzung, stellt gewisse Weichen - aber mit manchen Dingen und Situationen lebt man einfach, auch weil es in der Summe irgendwie funktioniert.
Ich möchte mich ganz herzlich für deine Antwort bedanken. Sie bringt verschiedene Perspektiven ein und versucht, dieses tatsächlich komplexe Thema etwas herunterzubrechen.
Klar. Ist doch schon bei den Bauarbeitern auf der Strasse oder bei den Pflegekräften im Pflegeheim zu sehen. Einer arbeitet und drei stehen rum und tratschen.
Ich würde an Herrn Müllers Stelle ausrasten und vom Chef eine Entscheidung verlangen, die Arbeit aufzuteilen oder einen der beide "Low Performer" entlassen wird, da beide das Betriebsklima stören. Wenn einer weg ist, muss der andere "ran". Die Stelle muss nicht unbedingt neu besetzt wird, aus AG-Sicht ist sie überflüssig.
"Ich würde an Herrn Müllers Stelle ausrasten und vom Chef eine Entscheidung verlangen, die Arbeit aufzuteilen oder einen der beide "Low Performer" entlassen wird, da beide das Betriebsklima stören. Wenn einer weg ist, muss der andere "ran""
Würde ich auch. Warum macht der Chef das nicht?
Weil er feige ist und gut ankommen will und keine Führungsstärke hat. Er traut nur Herrn Müller die Arbeit zu. Den anderen nicht. Herr Müller wird kündigen; er will nicht deren Idiot sein. Er hat schon innerlich gekündigt.
"In der Regel ist dem Vorgesetzten die Situation durchaus bekannt und sie wird bei Beförderungen und Lohnerhöhungen entsprechend berücksichtigt."
Da bin ich mir tatsächlich nicht so sicher. Vielleicht hätte ich dazu schreiben sollen, dass Frau Schneider und Herr Meyer über 30 % mehr verdienen als Herr Müller, aber für dieselben Aufgaben eingeteilt sind.