Inwiefern sind „Zeugen Jehovas“ eine Sekte?
Oft wird ja gesagt, dass die Religion der „Zeugen Jehovas“ eine Sekte ist, und ich frag mich, was genau eine Religion zu einer Sekte macht.
Ich hab oft schon Leute gefragt, und diese meinten, „naja ist halt ne Sekte“ - aber was genau daran es zur Sekte macht, konnte mir niemand sagen
9 Antworten
Umgangssprachlich wird mit Sekte eine kleinere Religionsgemeinschaft bezeichnet, die als problematisch angesehen wird:
Im landläufigen Sprachgebrauch werden als Sekten oft religiöse Gruppen bezeichnet, die in irgendeiner Weise als gefährlich oder problematisch angesehen werden ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Sekte
Zeugen Jehovas werden als problematisch gesehen:
- sie sind Kreationisten und damit fundamental wissenschaftsfeindlich (Adam, also der erste Mensch, wurde 4025 v.Chr. erschaffen).
- Shunning (Kontaktabbruch mit Apostaten auch in der Kernfamilie, also zB Eltern stellen Kontakt mit Kindern ein)
- Verbot von Bluttransfusionen (wie im Detail, hängt davon ab, welches Licht gerade an ist).
- sie diffamieren Andersgläubige (Weltmenschen) und distanzieren sich von ihnen.
Gerade der letzte Punkt ist interessant:
jw org bzw Paulus vergleicht Weltmenschen, also Andersgläubige bzw Ungläubige, mit der Finsternis und Beliar (Satan):
Wir finden diesen Rat in 2. Korinther 6:14-16. Dort heißt es: „Laßt euch nicht in ein ungleiches Joch mit Ungläubigen spannen.
Denn welche Gemeinschaft besteht zwischen Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit?
Oder welche Teilhaberschaft hat Licht mit Finsternis? Welche Harmonie besteht ferner zwischen Christus und Belial? Oder welchen Anteil hat ein Gläubiger mit einem Ungläubigen?
https://wol. jw .org/de/wol/d/r10/lp-x/1993727
Sie teilen also kräftig aus, machen aber selber Mimimi, wenn sie kritisiert werden.
Der Begriff „Sekte“ bezeichnete ursprünglich wertfrei eine Abspaltung von einer größeren Religion. Heute wird der Begriff eher negativ behaftet für kleine Religionsgemeinschaften verwendet.
Jehovas Zeugen sind eigentlich keine Sekte (siehe http s://bit. ly/sind_JZ_eine_Sekte ) aber wie die Leute so sind, werden Begriffe oft durcheinander geworfen. Natürlich sind JZ oft „anders“ und auch überzeugt von ihrem Glauben - allein das lässt einen in unserem säkularisierten Land mitunter schon als komisch oder „fanatisch“ erscheinen.
Für mich ist Fanatismus und Sektierertum aber was ganz anderes als die harmlosen JZ machen….
deres als die harmlosen JZ machen….
welche Christen oder Juden kennst du sonst noch so, die Bluttransfusionen verbieten?
Und Kontaktabbruch durch die Kernfamilie? Und die sich so von den Weltmenschen distanzieren?
Aus deinem Link:
Jehovas Zeugen sehen keinen Menschen als ihren Führer an.
die Leitende Körperschaft sagt über sich selbst: wer sich der WTG unterwirft, unterwirft sich auch Jesus. Sie ist der einzige Kanal Gottes auf Erden.
Wer offiziell eine andere Theologie vertritt, wird ausgeschlossen und als Apostat mit Kontaktabbruch betraft.
Dazu kann ich Dir einiges erzählen.
Denn ich selbst bin durch Zeugen Jehovas familiär vorbelastet.
Das Bundesverwaltungsamt (BVA) ist die offizielle Stelle der Bundesregierung zur Erfassung, Dokumentation und Bewertung von "Sekten und Psychogruppen".
Gemäß dem BVA gibt es in Deutschland mehrere hundert Sekten. Die genaue Anzahl lässt sich nicht feststellen weil Gruppierungen manchmal aus 10 - 15 Mitgliedern bestehen und sich schnell wieder auflösen.
Die bekanntesten vom BVA dokumentierten Sekten sind Scyentology, Zeugen Jehovas, Shincheonji, Mormonen, Christengemeinschaft, Bruno Gröning, Christliche Wissenschaft, Apostolische Gemeinschaft, Universelles Leben.
Gemäß dem BVA erfüllen die Zeugen Jehovas folgende Kriterien:
- Eine charismatische Führungspersönlichkeit (hier: Charles T. Russel aus Pennsylvaniya, kein Theologe, nur cleverer Geschäftsmann und Bücherverleger), die verehrt wird und deren Aussagen nicht hinterfragt werden dürfen.
- Ein absoluter Wahrheits- und Erlösungsanspruch, verbunden mit Schwarz-Weiß-Denken und Feindbildern.
- Eine starke Abgrenzung oder Isolation von der Gesellschaft und anderen Glaubensrichtungen.
- Eine strenge Hierarchie und Kontrolle innerhalb der Gruppe, die das Verhalten, die Gefühle und die Gedanken der Mitglieder reglementiert.
- Eine hohe Anforderung an Zeit, Geld und Engagement der Mitglieder, oft verbunden mit einem Verzicht auf persönliche Freiheiten und Rechte.
- Eine Anwendung von Druck, Angst, Schuld, Strafe oder anderen manipulativen Methoden, um die Mitglieder zu beeinflussen oder zu halten.
- Eine Ablehnung oder Verteufelung von Kritik, Zweifel oder Ausstiegswünschen.
Vor einigen Jahren erwirkten die Zeugen Jehovas (Z.J.) die Anerkennung als Körperschaft des Öffentlichen Rechtes. Dies wird von den Z.J. als Beleg für die Anerkennung einer christlichen Kirche gewertet und so verbreitet.
Dem ist nicht so:
Eine Körperschaft des Öffentlichen Rechtes ist vielmehr lediglich eine juristische Person mit eigener Verwaltung und Organisation, mit der Berechtigung Gebühren zu erheben, so wie der TÜV oder Krankenkassen dies sind und dürfen. Jedoch kein Prädikat für sich, eine seriöse Religionsgemeinschaft zu sein.
Wenn man den Begriff "Sekte" nennt, denken die Leute zumeist an Scientology. Diese religiöse Bewegung ist weltweit verbreitet und hat wirtschaftlichen Einfluss in Unternehmen und in der Filmindustrie. Scientologie schmückt sich gerne mit weltbekannten, berühmten Mitgliedern, zum Beispiel John Travolta, Will Smith und Tom Cruise, Nicolle Kidman. Die anderen, zig-tausend unbekannten Mitglieder sollten zumindest vermögend genug sein, um die sündhaft teuren spirituellen Kurse/ Seminare bezahlen zu können. Otto Normalverbraucher kann sich das nicht leisten und fällt deshalb nicht in das Beuteschema von Scientology.
Deshalb halte ich Scientology für eher wenig gefährlich für die Allgemeinheit. Das gilt auch für Mormonen und ähnliche religiöse Sekten, denn zu denen hat man keine Kontakte, keine Berührung, also auch keine (kaum) Gefahr.
Ganz anders die Zeugen Jehovas:
Es gibt ja nicht viele Zeugen Jehovas, nur etwa 8 Millionen weltweit, das ist weniger als die Einwohnerzahl Londons. Dennoch halte ich die Z.J. für sehr gefährlich.
Die sprechen dich direkt an, am Hauptbahnhof, auf der Straße und läuten an deiner Haustüre. Stellen dir eine Suggestivfrage die du nur mit "Ja" beantworten kannst, wie "wünschen nicht auch sie sich eine Welt ohne Kriege?" und schon bist du in ein Gespräch verwickelt, das nur ein einziges Ziel hat: Dich mit Raffinesse, Heuchelei, Lügen und aufgetragener Freundlichkeit von Jesus Christus wegzuzerren.
Niemand weiß das besser als ich. Denn ich (Christ) nahm auf Betreiben meiner Tante (Zeugin Jehova) vor etwa 3 Jahren an einem mehrmonatigen "online-Bibelkurs" der Z.J. via ZOOM teil. Mein Motiv war, herauszufinden wie die Z.J. und meine Tante ticken. Deshalb schlich ich mich als Voyeur bei denen ein und stellte mich anfangs naiv.
Mir wurde erklärt, dass Jesus Christus in Wirklichkeit ein erschaffenes Wesen sei, er sei der inkarnierte Erzengel Michael. Mit Jesus dürfe man nicht sprechen und man dürfe ihn nicht anbeten. Jesus sei auch nicht gekreuzigt worden.
Von mal zu mal machte ich mir einen Spaß daraus, gut vorbereitete Fragen zu stellen deren Beantwortung die Grundfeste dieses unchristlichen religiösen Konstruktes ins Wanken bringen würde.
Schließlich nahm ich via ZOOM an deren größter Feier, die alljährlich im April stattfindet teil, dem "Fest zum Tode Jesus Christus".
Eine Feierlichkeit um mit geheuchelter, gelogener Hochachtung Jesus Christus zu verachten.
Dort wurde dann zu angenehmer Musik zum Abendmahl mit Jesus Christus geladen, einem gedeckten Tisch mit Wein, Brot und Gläsern.
Alle standen um den Tisch herum und gafften. Keiner, NIEMAND (!) nahm Platz und nahm vom Wein oder vom Brot. Was für eine Beleidigung! Was für eine Verachtung !
Eine gespenstische Szene. Schockierend.
Es war dies für mich ausschlaggebend, den Kontakt abzubrechen. Ich wusste nun eh genug.
Ich hoffe deine Frage bestmöglich und informativ beantwortet zu haben.
Da war kein "Gesalbter" dabei.
Mein "Mentor" antwortete auf meine Frage, wie viele "Gesalbte" er denn kenne, dass er persönlich keinen Gesalbten kenne.
Wer denn "Gesalbter" sein darf und wie man diese erkennt, fragte ich auch. Antwort: "Die Gesalbten merken selbst dass sie zu den Gesalbten gehören und sind darüber hinaus ganz normale Menschen, etwa Berufstätige".
edit:
Ich fragte ob denn ein "Gesalbter" anders spricht oder lebt als ein Durchschnitts-Zeuge Jehova und ob die Salbe wieder weg ist, wenn ein "Gesalbter" versehentlich beim Einparken in seiner Garage das Weinregal touchiert, dieses umfällt, der teure Wein zerbricht und der "Gesalbte" aus impulsiver Verärgerung schreit: "Sch..ssdreck !!!". Antwort: "ein Gesalbter darf auch mal Sch..ssdreck sagen". :-)
Das ist ja wirklich schrecklich! Danke für deinen ausführlichen Bericht!🫶🏼
Hallo annadie123,
bevor ich näher darauf eingehe, ob der Begriff "Sekte" auf Zeugen Jehovas angewendet werden kann, möchte ich erwähnen, dass auch die ersten Christen als eine "Sekte" bezeichnet wurden. So behaupteten die Juden damals über die Christen: "Tatsächlich ist uns von dieser Sekte bekannt, dass ihr überall widersprochen wird“ (Apostelgeschichte 28:22).
Doch von wem stammte die Behauptung, die damaligen Christen seien eine Sekte? Von religiösen Gegnern! Kann man denn von den ersten Christen allen Ernstes behaupten, sie seinen eine Sekte gewesen? Viele würden das verneinen. Also macht allein die Behauptung, eine religiöse Gemeinschaft sei eine Sekte, aus ihnen noch lange keine!
Zeugen Jehovas orientieren sich in ihrem Handeln eng an dem, was die ersten Christen taten. Sie sind so wie diese organisiert und führen noch immer das gleiche Werk aus, das so kennzeichnend für die damaligen Christen war: das Predigen des Evangeliums vom Reich Gottes! Das finden allerdings viele befremdend, da es ihnen nicht gefällt, zu Hause auf ein religiöses Thema angesprochen zu werden. Aber sollte denn nicht gerade das Verkündigen das typische für einen Christen sein?
Auch steht für die Zeugen die Bibel im Mittelpunkt und bestimmt ihren Lebensalltag. Das führt allerdings oft dazu, dass sie hier und da anecken, da viele nicht verstehen, warum sie sich so ausnahmslos und konsequent an die Vorgaben der Bibel halten. Deswegen werden sie sehr schnell in die Ecke der Fanatiker gestellt.
Doch was ist denn überhaupt unter einer Sekte zu verstehen? Dazu möchte ich einen kurzen Auszug aus einer unserer Publikationen zitieren:
"Für viele bezeichnet das Wort Sekte eine Gruppe, die sich von einer etablierten Religionsgemeinschaft abgespalten hat. Andere wenden das Wort auf eine Gruppe an, die einem bestimmten menschlichen Führer oder Lehrer folgt. Der Ausdruck wird gewöhnlich in abfälliger Weise gebraucht.
Jehovas Zeugen sind keine Abspaltung einer Kirche. Sie kommen aus allen sozialen Schichten und haben früher den verschiedensten Religionen oder Kirchen angehört. Sie folgen keinem menschlichen Führer, sondern Jesus Christus... Sie ziehen sich nicht von der Gesellschaft zurück, sondern leben und arbeiten mitten unter anderen Menschen" ("Unterredungen anhand der Schriften", Seite 231).
Wie aus diesem Zitat zu erkennen ist, trifft das, was normalerweise unter dem Begriff „Sekte“ verstanden wird, auf die Zeugen Jehovas nicht zu. Das ist sicher z.T. damit zu erklären, dass die Allgemeinheit keine präzise Vorstellung über die Glaubensinhalte der Zeugen hat. Unkritisch folgt man dem Mainstream und wendet diesen Begriff einfach falsch an.
LG Philipp
was genau daran es zur Sekte macht, konnte mir niemand sagen
Da liest man sich erst zu "Sekte" schlau
Mit „Sekte“ wird meist eine Glaubensgemeinschaft bezeichnet, die sich von einer größeren Gemeinschaft (man sagt auch „Mutterreligion“) abgespalten hat. Oft glauben die Mitglieder einer Sekte, den besseren oder einzig richtigen Weg zum Heil oder zur Erlösung gefunden zu haben.
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/321116/sekte/
und anschließend zu den Zeugen Jehovas. Zu ihnen findet sich mehr als genug im Internet, beginnend bspw. hiermit:
Für gewöhnlich sollte mindestens ein Geistgesalbter da sein (144 000). Die aktuell immer mehr werden :)