Ich hasse meinen Bruder?

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Überdenk' bitte mal deine Abneigung gegen deinen Bruder.

Während ich in der Pubertät war, wollte ich auch nichts von meinem Bruder (6 Jahre älter als ich) wissen, weil er (meiner damaligen Meinung nach) in manchen Dingen von meinen Eltern bevorzugt wurde. Er hat immer zu mir gehalten wenn irgendwas war, obwohl ich mich zu der Zeit oft fies ihm gegenüber verhalten habe, aber von mir leider nichts positives zurückbekommen.

Letztes Jahr kam mein Bruder total überraschend in einem sehr bedrohlichen Zustand ins Krankenhaus und es war lange nicht klar, ob er überleben wird 😔. In dieser Zeit wurde mir erstmal richtig bewusst, wie schlecht ich vor ein paar Jahren mit ihm umgegangen bin und das das total unfair von mir war, weil er für die vermeintliche Bevorzugung (bei genauerem Hinsehen war es eigentlich keine) durch meine Eltern überhaupt nichts konnte.

Was du schreibst, klingt auch so, als sei die Ursache deines Problems nicht das Verhalten deines Bruders, sondern das deiner Eltern, mit denen du darüber reden solltest - vielleicht merken sie gar nicht, dass da was schiefläuft. Überleg mal, ob der Hass auf deinen Bruder angebracht ist und ob es nicht besser wäre, mit ihm zusammenzuhalten, anstatt gegeneinander zu arbeiten. Auch wenn mit pubertärer Phase einiges zu erklären iind vielleicht sogar zu entschuldigen ist, kannst du mit deinem negativen Verhalten jetzt mit 15 vieles kaputtmachen, was später eventuell nicht mehr rückgängig zu machen ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
whatatragedy  05.11.2023, 11:11

Danke für den ⭐️, freut mich sehr 🙂

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Rede mit deinen Eltern darüber. Und beschwer dich wenn es sein muss. Es ist denke ich nicht wirklich hass, sondern eher Neid oder das Gefühl benachteiligt zu werden. Geschwister streiten sich ja allgemein oft. Ich weiß jetzt nicht wie groß euer altersunterschied ist, darum kein Kommentar dazu, aber er will und du willst auch. Ihr solltet euch am besten auf irgendwas einigen. Und wenn ihr das regelt, Legt alles beiseite und führt ein langes Gespräch bis ihr zu einer richtigen einigung, sonst passiert nie was. Schreib es am besten sogar auf, wenn ihr zu einer Einigung kommt, mit der du zufrieden bist, um sie immer wieder dran zu erinnern

Hey du :)

Das, was du beschreibst, klingt nach einem Bedürfniskonflikt. Du möchtest, dass deine Bedürfnisse und Anliegen von deinen Eltern gesehen und ernst genommen werden - was sich zum Beispiel darin ausdrückt, dass du mit deinen langen Beinen vorne im Auto sitzen möchtest, weil du hinten wenig Platz hast. Das mag für Außenstehende nun erst einmal wie eine Banalität erscheinen. Ich kann mir aber vorstellen, dass du dich auch in anderen Situationen gegenüber deinem Bruder zurückgesetzt fühlst.

Ich nehme mal an, dein Bruder ist jünger als du? Mal jetzt aufgrund seiner Größe geraten.

Warum deine Eltern deinen Bruder in solchen Situationen bevorzugen und ihm den Vorrang lassen, ist natürlich nun über das Internet schwer zu beantworten. Manche Eltern tun das, wenn sie das betreffende Kind fast verloren hätten (z. B. in der Schwangerschaft, aufgrund einer Krankheit o.ä.), manche Eltern tun das, weil das jüngere Kind nicht die Leistungen des älteren Kindes erbringen kann und droht, sich minderwertig zu fühlen (z. B. in der Schule, beim Sport, wenn es gemobbt wird o.ä.). Manche Eltern tun es auch allein deshalb, weil es das jüngere Kind ist. Wie gesagt, das kann man nun hier erstmal nur raten.

Damit es dir besser geht mit der Situation möchte ich dir folgende Dinge mit an die Hand geben:

  • Mach dir bewusst, dass deine Gefühle einen nachvollziehbaren Ursprung haben, nämlich dass du dich in deinen Bedürfnissen nicht gesehen fühlst. Wenn du sagst, dass du "Hass" empfindest, war dein Ursprungsgefühl irgendwann sicher einmal so etwas wie Verärgerung, Unmut oder ein Ungerechtigkeitsempfinden, das sich über die Zeit aufgebaut hat und so gewachsen ist. Das ist dein Ursprungsgefühl. Erinnere dich an dieses und daran, was es dir ursprünglich mal sagen wollte. Dann klingt "Hass" auch nicht mehr so erschreckend.
  • Mach dir bewusst, dass nicht dein Bruder daran Schuld ist, wie du behandelt wirst. Ja, gewiss freut er sich, wenn er vorn sitzen darf, vielleicht fordert er das auch ein oder empfindet Schadenfreude, wenn du zurückstecken musst. Aber das sind alles nur Impulse, die er von deinen Eltern bekommt, die er aufnimmt und auf die er reagiert.
  • Es hilft also nicht, deinen Bruder zu attackieren. Vielmehr wäre es sinnvoll, zu schauen, wie du mit deinen Bedürfnissen wieder in Einklang kommen kannst. Überlege dir, wo du dich vor deinem Bruder zurückgesetzt fühlst. Nur beim Autofahren? Oder in welchen anderen Situationen noch? Überlege dann, welche Bedürfnisse dir am wichtigsten sind - welche möchtest du unbedingt durchsetzen, auf welche könntest du vielleicht verzichten, welche sind dir vielleicht sogar eigentlich egal und es geht ehrlicherweise nur noch ums Prinzip?
  • Sprich dann mit deinen Eltern. Teile ihnen mit, was du empfindest. Mache ihnen deutlich, dass dir manche Dinge wirklich wichtig sind. Und mache ihnen auch deutlich, dass du an anderen Stellen auf deine Privilegien als älterer Bruder auch verzichtest. Wenn du Kompromisse anbietest, hast du schon mal gute Karten :) . Vielleicht hast du auch eine Idee, warum dein Bruder in manchen Sachen bevorzugt wird. Frage deine Eltern danach, wenn du es nicht weißt. Wenn du verstehen kannst, weshalb dein Bruder manchmal bevorzugt wird, dann kannst du auch besser verhandeln, weil du dann die Beweggründe deiner Eltern kennst.
  • Und zu guter Letzt: Übe dich in Langmut :) . Das klingt vielleicht etwas doof. Aber eines Tages wirst du auf eigenen Beinen stehen und bist von niemandem mehr abhängig. Die Jahre, die du noch mit deinem Bruder teilen und um den Platz im Auto kämpfen musst, sind nur noch einige wenige, danach kannst du frei entscheiden, wie du Kontakt zu ihm oder deiner Familie generell haben möchtest. Du kannst entscheiden, wo du im Auto sitzt (nämlich irgendwann wohl hinterm Steuer :) und du kannst auch sonst über dich selbst verfügen. Wenn du dir das bewusst machst, dass es nur noch ein paar Jahre sind und du danach frei bist, kann das vielleicht etwas diese starken Gefühle abmildern, sodass du wieder etwas mehr in die Balance kommst und dich nicht ständig ärgern musst.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas helfen :)

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – M. Sc. Psychologie