Heimatliebe?
An die Deutschen: Seid ihr stolz auf unser Land?
Habt ihr schon schlechte Erfahrungen gemacht, es frei auszusprechen (also dass ihr stolz seid)?
Oder seid ihr vielleicht gar nicht stolz?
Erzählt gerne darüber!
5 Antworten
Nein bin ich nicht. Mir kommt das Konzept Patriotismus ziemlich irrational und unbegründet vor, soll aber nicht heißen das ich gegen Patriotismus bin. Der ist aus meiner Sicht sogar notwendig um einen Staat zu stabilisieren, da dieser nur durch eine gemeinsame indentität legitimiert werden kann. Ähnlich ist es ja bei der EU. Fast niemand würde sich im Sinne von Patriotismus mit der EU identifizieren und deswegen werden ihre Gesetze häufig nicht als legitim angesehen werden.
Mit Patriotismus kann ich mich trotzdem nicht identifizieren, da es einfach im Gegensatz zu meine ethischen Grundeinstellungen steht.
Früher gab es gute Gründe, stolz daraif zu sein, dass man Deutscher ist. Das waren die Zeiten des Wirtschaftswunders, also die 1950er und 1960er Jahre. In den 1970ern war die deutsche Industrie und Technologie ziemlich hoch im Kurs »Made in Germany« war ein hoch angesehenes Qualitätsmerkmal. Das ging auch in den 1980er Jahren noch. Seit in China die Industrie vom bloßen Kopieren zum Entwickeln überging, verliert »Made in Germany« immer mehr an Bedeutung. Was aus Deutschland kommt, ist fast immer zu teuer und kann den billigen Produkten aus Fernost kaum noch das Wasser reichen.
Auch politisch geht Deutschland den Bach runter.
Ich bin Deutscher seit mindestens 4 Generationen, aber ich bin gar nicht mehr so stolz darauf, weil Deutsche oft als Nazis beschimpft werden, was die Schuld der unzähligen rechtsradikalen Idioten ist, die den Ruf des Landes kaputt machen.
Ich mag mein Land, vor allem meine Heimat und bin froh, dass ich hier lebe.
Stolz kann ich nur auf etwas sein, das ich persönlich erreicht habe.
Halte mal zwei Dinge auseinander.
Die eine Sache ist Heimatliebe. Ja, ich mag meine Heimat, die norddeutsche Tiefebene, die Marsch, die Hügel der Altmoränenlandschaft, die Felder mit ihren Knicks, die Lüneburger Heide, das Wattenmeer, die Steilküsten an der Ostsee. Ich mag die Backsteingotik, kleine Feldsteinkirchen, reetgedeckte Bauernhäuser...
Aber Nationalstolz ist eine andere Sache.
Wozu braucht man das?
Stolz ist entweder die Freude über etwas, was man selbst vollbracht hat.
Oder es ist Eitelkeit. Eins von beidem.
Ich habe das Land, in dem ich lebe, ja nicht gemacht. Gut, ich trage meinen Beitrag dazu bei, aber der ist ja nicht besonders groß.
Auch freue ich mich über einen funktionierenden Staat, eine Verfassung, die besser ist als viele andere, über sauberes Trinkwasser, über tüchtige Feuerwehrleute und hilfsbereite Polizisten (alle, die ich bislang kennengelernt hatte, waren ausgesprochen freundlich und korrekt, selbst wenn ich mich dämlich angestellt hatte), ich bin froh über meine Schule und über die Leihbücherei, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die Müllabfuhr und was sonst noch unseren Staat ausmacht.
Aber ich bin auch kritisch. Bei vielem, was in der Politik läuft. Gegenüber der zunehmenden Rohheit im Umgang miteinander. Der Rücksichtslosigkeit vieler Menschen.
Und gerade bei den Ansichten jener Leute, die ganz besonders viel Nationalstolz um sich verbreiten, wird mir regelrecht schlecht. Jammern auf hohem Niveau, Unfähigkeit zum Diskurs, offene Verachtung von Wissenschaft, hemmungslose Pöbelei in sozialen Medien, - nein, da bin ich nicht stolz auf dieses Volk, da schäme ich mich!
Von daher noch einmal die Frage: Wozu braucht man Nationalstolz?
Man braucht ihn nicht, man hat ihn einfach. Ich finde das Konzept auch ziemlich irrational, aber es gibt ja anscheinend genügend Leute, die ihn haben. Aus meiner Sicht darf jeder für sich selbst entscheiden, ob er stolz auf sein Land ist oder nicht. Ist für einen funktionierenden Staat sogar ziemlich wichtig, wenn der natinalstolz nicht zu extrem ist.(siehe meine Antwort) auf die ursprüngliche Frage)
Heute kann man nicht stolz auf sein Land sein dann ist man Rechtsextrem, und Grund dazu gibt's auch nicht, Ich bin Trotzdem Stolz auf mein Land.🙂
Hahaha stark. Ich finde es völlig inordnung. Jeder andere ,,darf,, ja auch auf sein Land stolz sein