Hättet ihr in der Ns-Zeit geschwiegen?

12 Antworten

Ich beginne meine Antwort mit einem Zitat:

"Je länger der Holocaust zurückliegt, desto größer wird die Zahl der Menschen, die im Widerstand waren"

Diesen Satz sollte man erst einmal wirken lassen.

Man wünscht sich verständlicherweise häufig, dass die eigenen Angehörigen in der NS-Diktatur "gute Menschen" geblieben sind und keine Mitschuld an den Verbrechen des Regimes hatten - aber ohne opportunistische Profiteure, bereitwillige Mitläufer und schweigende Duldung wäre das vermutlich niemals möglich gewesen.

Somit dürften sich in den Biographien der meisten Familien aus Deutschland irgendwo der "Schandfleck" der Nazi-Vergangenheit finden - der (Ur-) Opa als SS-Obersturmbannführer, KZ-Wächter, oder jugendlicher Denunziant von politischen Gegnern und Juden.

Das bedeutet nicht, dass diese Menschen keine liebevollen Eltern waren, oder wir sie nicht als gütige Großeltern in Erinnerung behalten können - aber sie waren eben auch Mitschuld an den Verbrechen der Nazi-Diktatur.

Kann man ausschließen, dass man genau so gehandelt hätte wie sie?

Wollen wir unsere Familie vor staatlicher Verfolgung schützen? Wollen wir einen sicheren Arbeitsplatz haben, um uns und die Angehörigen zu versorgen? Wollen wir Zugang zu Ausbildung und Schulbildung für uns oder unsere Kinder haben?

Vermutlich sagt man ehrlicherweise "ja" - und ginge dafür einen Pakt mit dem Teufel ein. Selbst wenn die eigenen Verwandten sich damals womöglich tatsächlich dem System widersetzt haben - können wir sicher sein, dass wir genau so gehandelt hätten?

Heutzutage, in der Retrospektive und mit den umfangreichen Informationen über "Hitlers Helfer", "Hitlers Wahnsinn" "Die Waffen-SS", "Geheimprojekte des Dritten Reiches", "Familie unter dem Hakenkreuz", "Alltag im Dritten Reich", "Hitlers Drogenkonsum" und so weiter, sind wir in einer ganz anderen Situation.

Meine jüdische Großmutter sagte sinngemäß, sie habe in dieser Zeit das beste und das schrecklichste in den Menschen sehen können.

Leider war es zumeist das Schrecklichste, das ganz normale Menschen - Nachbarn, Kollegen, Freunde - ihren Mitbürgern antaten - nur weil sie oder Juden oder Kommunisten waren, als bekennende Christen den Führerkult ablehnten, oder aufgrund von Behinderungen oder Herkunft nicht der "Rassenhygiene" entsprachen.

Nicht zuletzt aufgrund der stillschweigenden Duldung und der Kooperation - sei es nur "um des lieben Friedens willen", um bei den Nachbarn nicht unangenehm aufzufallen, waren die Massenmorde möglich.

Auch meine Familie - ich - haben Angehörige verloren.

Nicht allein durch grausame Wehrmachtssoldaten, SS-Todeschwadronen oder sadistische KZ-Aufseher - sondern auch alle die schwiegen sind mitschuldig.

Trage ich den Deutschen, die heute, im Jahr 2023 christlicher Zeitrechnung leben, persönlich etwas nach? Nein, denn sie haben keine Teilhabe daran geleistet.

Aber meine Großmutter bat mich - und ich möchte diese Bitte weitergeben - dafür zu sorgen, dass kein Mensch auf dieser Welt, egal ob er Deutscher oder anderer Nationalität ist - wegschaut und schweigt, wenn Rassismus, Fremdenhass und Menschenfeindlichkeit sich in der Gesellschaft breit machen und totalitäre Strukturen zu entstehen drohen.

-----

Entschuldigt, wenn ich über die Frage hinausgeschossen bin.

Noahcan2  19.04.2023, 19:57

Es hätten mehr als 6 Millionen sein müssen

1
Enzylexikon  29.04.2023, 20:44
@Noahcan2

Willst du sagen, die Nazis hätten besser alle Juden umbringen sollen?

1
tanztrainer1  29.04.2023, 15:39

Besser hätte man es nicht schreiben können!

0
Huflattich  01.05.2023, 15:28
sondern auch alle die schwiegen sind mitschuldig.

Wer will ihnen das verdenken?

Aber meine Großmutter bat mich - und ich möchte diese Bitte weitergeben - dafür zu sorgen, dass kein Mensch auf dieser Welt, egal ob er Deutscher oder anderer Nationalität ist - wegschaut und schweigt, wenn Rassismus, Fremdenhass und Menschenfeindlichkeit sich in der Gesellschaft breit machen und totalitäre Strukturen zu entstehen drohen.

Ich hoffe Du hast das beherzigt als es aktuell darum ging, unbescholtene Menschen zum impfen zu bringen und Unschuldige beschuldigt wurden "an der Pandemie zumindest Mitschuld zu sein".....

Diese Anti Corona Maßnahmen, die aktuell von der Mehrheit der Bevölkerung getragen wurden, zeigen wie schnell Menschen "mitmachen" und sich zum mobben anstiften lassen, wenn sie nur genug Angst haben - ihnen genügend Angst gemacht wird....

....und nein, das soll kein "Vergleich" mit den abscheulichen Gräueltaten eines menschenverachtenden Regimes werden oder gar sein...

0
tanztrainer1  02.05.2023, 17:07
@Huflattich

Warum bringst Du das dann überhaupt als Beispiel.

Das ist total daneben.

Genauso der Vergleich wegen ein paar Tagen Quarantäne mit Anne Frank.

0
Huflattich  02.05.2023, 19:44
@tanztrainer1
Warum bringst Du das dann überhaupt als Beispiel

weil Ich jede Form von offensichtlicher Diskriminierung einfach ein "nogo" finde. Es sind die Vorboten die wieder Tür und Tor öffnen mit unschuldigen Menschen so umzugehen wie man es in der nationalsozialistischen Zeit getan hat.

Menschliche Schweinerei war und ist das für mich die nie wieder stattfinden sollte.

0
tanztrainer1  02.05.2023, 19:57
@Huflattich

Die Gleichsetzung der Corona-Maßnahmen sind eine Verharmlosung des Holocaust, jedenfalls für mich.

Ist denn während Corona jemand in ein KZ gesteckt worden und kam zur "Sonderbehandlung"?

NEIN

0
Huflattich  02.05.2023, 21:39
@tanztrainer1

Es hat mit "Gleichsetzung" nichts aber absolut nichts zu tun - das verbitte ich mir !

Ach, wurden Menschen nicht ausgegrenzt? Ist nicht erst Ausgrenzung genau das, was zu all den schlimmen Dingen im Nationalsozialismus geführt hat?

Was hatten Juden anderes getan als bestenfalls wirtschaftlich erfolgreich und reich - zu sein ?

Das war mit den Hexen im Mittelalter genauso, wie es im dritten Reich die Verfolgung der Lesben und Schwulen war, die damals dann in einem Atemzug mit Verbrechern benannt wurden.

Das was während Corona mit "Impfunwilligen" gemacht wurde war menschenunwürdig.

Unschuldige zu beschuldigen für die Verlängerung der Pandemie verantwortlich - "Geiselnehmer" - zu sein - man lies sie nicht zu Veranstaltungen zu, weil man Angst hatte sich anzustecken. Dabei war sehr sehr schnell bekannt, dass Sie absolut unverantwortlich an der Misere waren.

Die "braven Geimpften" jedoch wurden hingegen auf die Gesellschaft ungetestet "losgelassen", durften reisen, obwohl sehr schnell klar war, dass sie wesentlich ansteckender waren, als gesunde ungeimpfte Menschen. Allein schon über einen Test wäre das sehr schnell klar geworden, nur war das ja nicht gewollt...

Das perfide dabei war das man behauptete die Ungeimpften "schützen zu wollen"

Nein, man wollte nur alle zwingen sich doch gefälligst gemeinsam in Gefahr zu bringen. Warum das ? Weil man "Kontrollgruppen" vermeiden wollte...

Wer das gut heißt, und nichts dagegen getan hat, es sogar für "richtig hielt" und hält, ist in Wirklichkeit genauso ein Täter. Er hat sich schuldig gemacht bestenfalls noch schulterzuckend (denkend " selber Schuld") umgedreht beiseite geschaut.

Mitgemacht zu haben, sich nicht für ungeimpfte Unschuldige eingesetzt, sie nicht verteidigt zu haben, ist nichts anderes als die Billigung für härtere Maßnahmen.

Es wurde sehr wohl auch über die Internierung der Ungeimpften laut nachgedacht, ob in Österreich (wo es ja schon die allgemeine Impfpflicht gab) genauso wie in Deutschland..

Schämen sollen sich alle, die da mitgemacht haben, sie sind mMn um nichts besser als ihre Vorfahren die damals zu den Gräueltaten geschwiegen haben!

0

Das kommt immer auf das jeweilige Geburtsjahr von dem fiktiven Charakter an. Angenommen ich wäre 1925 geboren worden, dann hätte ich die NS - Propaganda in meinen jungen Jahren vollständig mitbekommen und wäre danach erzogen worden. Dann wäre ich wahrscheinlich ein fanatischer Hitlerjunge geworden, der noch im April '45 an den Endsieg glaubt.

Ansonsten gebe ich offen zu, dass ich nicht den Mut von Sophie Scholl gehabt hätte. Das kommt immer auf das Umfeld an. Vielleicht hätte ich im Geheimen ein paar Flugblätter verteilt, wenn die Umstände es zugelassen hätten. Mehr aber nicht.

Wer nicht geschwiegen hat, wurde mundtot gemacht, oder fand sich im Konzentrationslager wieder.

Motto der Nazis war immer "Wer nicht für uns ist ist gegen uns" und so wurde dann eben mit Menschen verfahren die "den Mund aufmachten".

Schau Dir die Ex - DDR an da war es dann unter anderer Farbe genauso.

Ja, hätte höchstens im Untergrund agiert und vielleicht Flyer oder so erstellt.

Ja.

Ich mag nicht, wenn man mir die Menschen ermordet die mir was bedeuten.

Woher ich das weiß:Hobby – Habe seit Jahren Interesse an Politik auf diesem Globus.