Haben heutige Ägypter überhaupt noch was den antiken Ägyptern gemein?

5 Antworten

Das Interessante ist ja, dass diese zwei Behauptungen gar nicht zusammen passen:

1 "Fast jeder zweite Deutsche stammt von Tutanchamun ab"

2 "Die Gruppe von Männern, die einen gemeinsamen Urvater mit Tutanchamun habe, sei sehr groß, sagt Geschäftsführer Roman Scholz."

Der zweite Satz sagt nur, dass es einen Vorfahren gab, von dem sowohl Tutanchamun abstammte als auch diese (große) Gruppe von Europäern.

"Der gemeinsame Urvater dieser Sippe stammte laut der Gentest-Firma aus dem Kaukasus oder vom Schwarzen Meer. Von dort aus gelangte das jahrtausendealte Erbgut nicht nur nach Westen. Zumindest eine Linie scheint auch nach Süden und damit bis nach Ägypten gewandert zu sein."

Ja, das kann ich mir gut vorstellen.
Das ist aber nicht dieselbe Aussage wie in Satz 1.

https://www.focus.de/wissen/mensch/archaeologie/fast-jeder-zweite-deutsche-stammt-von-tutanchamun-ab-koenigliche-gene_id_2215236.html

Und dass der Kaukasus (oder das Gebiet am Schwarzen Meer) wichtig war für die spätere Besiedlung großer Teile Europas, ist schon recht lange bekannt.

Auch schon recht lange wird darüber diskutiert, dass Nofretete keine ursprüngliche Ägypterin war, sondern aus dem Volk der Mitanni (deutlich nördlicher als Ägypten) stammte und erst später nach Ägypten kam. Auch das legt eine Verbindung mit dem Kaukasus (oder daran angrenzender Gebiete im Süden davon) nahe.

Zwar gilt heute nicht Nofretete als Mutter von Tutenchamun (vielmehr nannte man diese unbekannte Frau "younger lady" - eine Mumie wurde gefunden), aber auch bei seiner Mutter ist so eine Herkunft nicht ganz ausgeschlossen. Früher dachte man, Nofretete sei die Mutter gewesen. (Und bei Nofretete wurden schon früh "europäische Züge" bemerkt anhand des Abbilds.)

Vermutlich hatte Echnaton gute Beziehungen zur Führungsschicht der Mitanni, und schon damals schienen Ehen über weite Entfernungen hinweg arrangiert worden zu sein (wie später in Europa auch).

Solche Ehen (zwischen den Führungsschichten etwa ebenbürtiger Völker) waren üblich und eine friedensstifende Maßnahme (wie auch zwischen den Ostslawen der Kiewer Rus und Ostrom/Byzanz). Vielleicht mochte Echnaton auch das "exotische" (also in diesem Falle europäische) Aussehen der Mitanni-Frauen, das ist aber etwas spekulativ.

Schemset  20.06.2023, 12:04

Danke für die Klarstellung. Diese Schlagzeile ist wirklich irreführend! Bei genauerem Lesen der Studienlage wird in der Tat klar, dass es sich lediglich um Zugehörigkeit zu gleichen und ähnlichen genetischen Gruppen, wie zB Haplogruppen handelt.

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So gut wie gar nicht. Die meisten heutigen Ägypter stammen von den Arabern ab oder haben sich mit den arabischen Erobern vermischt. In Ägypten selber wurde mir von mehreren Menschen erzählt, dass nur die Kopten genetisch noch was mit den alten Ägyptern zu tun hätten. Die Europäer selbst haben aber keine genetische Verwandtschaft mit den alten Ägyptern und dies ist auch nicht belegt. Es gibt ja auch keinen historischen Beweis, dass die alten Ägypter aus Ägypten ausgezogen wären..auch nicht nach Europa.

Und auch keinen allgemeinen Niedergang der Bevölkerung:

https://en.wikipedia.org/wiki/Population_history_of_Egypt#/media/File:Historical_population_of_Egypt.svg

Woher ich das weiß:Hobby

Die christlichen Kopten sind direkte Nachfahren der Ägypter. Ihre Sprache und Schrift hat sich aus dem Ägyptischen entwickelt.

Die Muslime in Ägypten spricht zwar heute arabisch ( genauer ägyptisch-arabisch), stammen aber ebenfalls von den alten Ägyptern ab. Das ist genetisch nachweisbar.

Quelle:

Tarek Taha, Sagy Elzalabany, Sahar Fawzi, Ahmed Hisham, Khaled Amer, Olfat Shaker: Allele frequency comparative study between the two main Egyptian ethnic groups. In: Forensic Science International. Band 313, 1. August 2020, ISSN 0379-0738

Die Urägypter gibt es in Ägypten immernoch. Allerdings ist das ägyptische Volk noch bunter geworden, als es da vor 4000 Jahren schon war. "Eine" DNA gibt es da überhaupt nicht.