Habe ich ein Kindheitstrauma wegen der Trennung meiner Eltern?

4 Antworten

Ich denke ja - und kann das auch auf mich beziehen: Ich persönlich stamme zwar aus einem instabilen Elternhaus, das schlussendlich auch zerbrochen ist, aber ich bin bei meinem Opa aufgewachsen, was sicherlich besser so war und wo es an nichts fehlte, auch nicht an Zuwendung und Empathie. Dadurch, dass ich als Kind mehr oder weggegeben wurde bzw. dass es meinen Eltern zum Zeitpunkt dessen egal gewesen ist, hatte ich aber mit Sicherheit einen "Knacks" erlitten.

kann es also daran liegen dass mir als Kind das Herz gebrochen wurde und ich jetzt Angst habe wieder verletzt zu werden?

Möglich. Ich war zum Beispiel bis in die Oberstufe sehr skeptisch gegenüber Frauen, die vom Alter her meine Mutter hätten sein können: Ich bin gegenüber jungen Lehrerinnen, obwohl ich eigentlich ein Lustiger bin, der gern lacht und mit fast jedem irgendwie einen Nenner findet, bis so zur Jugend oft sehr barsch und einsilbig gewesen, während fast alle anderen (älteren) Lehrerinnen und Lehrer mich zeitgleich für meine "freundliche Art" gelobt hatten - weil ich wohl dachte, die lassen mich genauso fallen wie meine Mutter mich als Kleinkind im Stich ließ, selbst wenn sie nett und freundlich zu mir und den anderen sind. Ich konnte da unausstehlich sein, obwohl ich mich dafür schämte und nicht so bin, sondern eigentlich immer den Wunsch hatte, der Nette und Gemütliche sein zu können, der ich vom Charakter her bin.

Meine Mutter hat gesagt dass ich damals nicht wirklich darauf reagiert habe und einfach normal weitergelebt habe

Ich muss mich beim Opa und bei der Oma auch schnell eingelebt haben - ich war ja nicht mal ein Jahr alt, als ich dort "eingezogen" bin. Aber das ist normal für ein kleines Kind - da nimmt man die Welt anders wahr. VOn einer Freundin von mir ließen sich die Eltern scheiden, als sie zwei Jahre alt war - die sagt bis heute auch, sie hat es kaum wahrgenommen, dass nur noch die Mama und die Oma da waren und die Mama manchmal einen neuen Mann hatte.

ich habe auch miese Angewohnheiten wie z.b immer von jedem gemocht zu werden und ich mich deshalb zurückhalte wenn ich jemanden nerven oder aufregen könnte.

Hatte ich indirekt auch - ich hatte oft das Gefühl, anderen zur Last zu fallen, weil meine Eltern mich wohl als Belastung angesehen hatten (sie konnten ja nicht mehr Party machen und so, waren vllt. für ein Kind nicht reif) und mich daher zurückhalten zu müssen, bis ich durch Erfolge in Schule und Beruf sowie weil ich bei den Mädchen gut angekommen bin offener und lockerer wurde und zu mir selbst fand. Und mit Sicherheit war das auf diese Geschichte zurückzuführen.

Ich habe als Erwachsener mit knapp 30 erstmals einiges aufgearbeitet und es hat mir geholfen - allerdings muss man auch dazu bereit sein, zum Psychologen zu gehen. Im Unterbewusstsein hatte ich auch traumatische Ereignisse aus der frühen Kindheit abgespeichert, von denen ich jahrelang in einer Art Fortsetzungsroman geträumt hatte - bis ich durch Gespräche mit meinem Onkel und meiner Mutter, zu der ich wieder Kontakt habe, erfahren habe, dass das alles sehr nah der Wirklichkeit war und diese Sachen in den Jahren 1991ff. tatsächlich ziemlich genau so passiert sind, wie ich es "geträumt" hatte.

Ich wünsche dir alles Gute und konnte dir helfen!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Mirjambrunner 
Fragesteller
 06.02.2023, 22:19

Danke, deine Antwort war sehr hilfreich. Wäre es besser wenn ich zu einem Psychologen gehen würde oder ist dass nicht nötig ? Ich habe nämlich dabei immer ein schlechtes Gefühl, weil ich mir denke dass es viele Menschen so viel schlimmer im Leben getroffen hat als mich, und ich somit keinen Grund hätte mir Hilfe zu besorgen.

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Loewe351  27.02.2023, 18:31

Einem Psychologen fällst du nie zur Last. Es gibt, aber auch andere Beratungsstellen an die du dich wenden kannst. Oft hilft auch der Austauch mit anderen in der gleichen Lage z.B bei Selbsthilfegrupppen. Da musst du das finden was zu dir passt.

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Loewe351  27.02.2023, 18:31

Und wo du dich wohlfühlst.

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Auf jeden Fall!

Deine Persönlichkeit besteht daraus ein sehr tiefgelegenes Schuld/Schamgefühl zu kompensieren. Du schätzt unterbewusst Bestätigung anderer Menschen mehr als deine eigene Authentifizität. Also gibts du deine meiste Energie aus um von anderen gemocht zu werden, statt dein Leben und diese Erfahrung auf diesem Planeten authentisch auszuleben.

Ich hoffe du kannst einigermaßen Englisch. Deine Situation wird in diesem Video perfekt erklärt. Und ich möchte deutlich betonen dass es heilbar ist und sogar viel einfacher ist als man denkt :)

https://www.youtube.com/watch?v=1xHEFn87oOA

Mirjambrunner 
Fragesteller
 06.02.2023, 09:02

Vielen Dank, ich werde mir das Video aufjedenfall anschauen

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Hallo Liebes,

aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen das durch die Trennung deiner Eltern natürlich etwas in dir Kaputt gegangen ist. Das hast du als Kind natürlich nicht so durchlebt wie jetzt, da du damals noch zu klein warst.
Jetzt merkst du das jeder sein Leben irgendwie vorsich hinlebt.
Deine Eltern neue Partner haben und du damit leben musst und nicht weißt wo du dazugehörst.
Mir hat es geholfen mich an eine vertraute Person zu wenden und dieses Thema zu besprechen. Echt viel geweint weil ich oft darüber nachgedacht habe. Ich habe in der Kindheit nie irgendwas missen müssen, aber trotzdem hat Etwas in mir gefehlt.

Letztendlich habe ich mit 18 mein eigenes Kind bekommen, weil ich vor all dem geflüchtet bin. Es ist das beste was mir je passiert ist weil mein Fokus dann darauf lag und ich wusste was ich anders mache.

Das soll nicht heißen bekomm ein Kind und gründe deine eigene Familie. Aber fang an DEIN Leben zu Leben. Das Vertrauen wirst du mir der Zeit finden und die richtige Person natürlich auch. Diese wird dich auffangen und deine Wunden heilen.

fühl dich gedrückt ♥️

ps: geheiratet habe ich bis heute nicht und akzeptieren tut dies mein Partner auch.
Da nun mal die Angst da ist und ein bisschen Trauma natürlich

Mirjambrunner 
Fragesteller
 06.02.2023, 09:08

Danke dass du deine Erfahrung mit mir teilst 😊. Ich denke auch dass jeder seinen eigenen Weg der Heilung findet.

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Ich denke nicht, dass man von einem Trauma im herkömmlichen Sinne sprechen kann, da du ja erst 3 Jahre alt warst. Was aber durchaus verständlich ist, sind deine Gedanken.

Ich bin ebenfalls ein Scheidungskind und stelle mir die Frage, wie ein Paar sein Leben lang zusammen sein kann ebenfalls sehr oft. Das liegt ganz einfach daran, dass wir sehen bzw erleben, dass Liebe nicht ewig hält / halten muss. Im Gegenteil, sie kann zerbrechen und vergehen. Das kann daran liegen, dass Menschen sich verändern. Man verliebt sich in etwas, was später nicht mehr da ist. Wir wissen das, wir verstehen das.

Sieh dieses Wissen nicht als Fluch. Seh es von der Seite, dass du weißt, was kommen kann. Wenn eine Beziehung in die Brüche geht, dann sollte es vielleicht nicht sein. Deine Eltern sind allerdings der optimale Beweis dafür, dass man auch nacheinander unterschiedliche Menschen lieben kann. Es gibt so viele geschiedene und neu verheiratete Menschen.