Gutes Konzept für das Lernen von Vokabeln?

7 Antworten

Die Menschen sind verschieden. Ich habe mir Vokabeln in der von dir dargestellten Form auch nicht merken können. Sehr viel leichter war es für mich, wenn ich nicht einzelne Vokabeln sondern Sätze oder Teilsätze gelernt habe. Dies wird auch lerntheoretisch empfohlen.

P.S.: Lernen funktioniert besonders gut, wenn es von positiven Gefühlen begleitet ist. Deshalb ist der Lehrer so wichtig. Wer den Lehrer nicht mag, kann bei diesem auch nichts (oder nur sehr schwer) lernen. Bei Schulaufgaben habe ich immer Gummibärchen verteilt um eine positive Grundstimmung zu erzeugen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.
FlashCriminal 
Fragesteller
 21.02.2022, 07:46

Danke für den Kommentar! :)

Ich werde natürlich abgesehen von meinem genannten Konzept weitere vorbereiten, bis er ein für sich passendes gefunden hat. Das integrieren der Vokabeln in kurze Sätze wird ein Bestandteil davon sein. Ich behalte deine Denkanstöße im Hinterkopf ;)

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Nur eine Bemerkung zu der Lerntechnik mit den Bildern: ich finde das zumindest für mich nicht gut. Manchmal mag sich eine Assoziation anbieten. Aber oft wird man krampfhaft nach einem Bild suchen, dann dieses Bild wieder vergessen, und am Ende mehr Zeit für das Finden dieser Brücken aufwenden, als für die eigentlichen Vokabeln. Außerdem scheint mir diese Methode nicht geeignet zu sein um ein Sprachgefühl zu entwickeln. Viele Wörter haben keine 1:1-Übersetzung, und es ist wichtig, ein Gefühl für ihre Bedeutung zu entwickeln. Mir hilft es, die Vokabeln nicht isoliert, sondern in typischen Wortgruppen und Phrasen zu lernen.

FlashCriminal 
Fragesteller
 21.02.2022, 07:51

Danke für die konstruktive Kritik!

Das mit den Bildern ist erstmal ein Nebengedanke, welchen ich nun wahrscheinlich verwerfen werde. Wir werden die Vokabeln dann in kurzen Sätzen einbauen, um die Anwendung zu verstehen :)

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Hallo,

grundsätzlich gilt, je mehr Sinne zum Vokabellernen genutzt werden, desto besser wird die Vernetzung der Datenautobahnen im Hirnkastl und desto besser die Merkfähigkeit und Reproduktion.

Laut Oliver Geisselhart soll man 100 Vokabeln pro Stunde lernen können, siehe

https://www.focus.de/wissen/experten/geisselhart/der-geisselhart-trick-englisch-vokabeln-behalten-leicht-gemacht_id_4040368.html

Ich gebe aber zu bedenken, dass Lernen nicht gleich lernen ist.

Vokabeln müssen nicht auswendig sondern so gelernt werden, dass man sie auch abrufen und anwenden kann.

Außerdem ist eine Sprache nicht nur eine Aneinanderreihung von Vokabeln. Es braucht daneben die Grammatik, um die Vokabeln sinnvoll zu Sätzen zu verbinden.

Wichtig ist es auch, das Gelernte in der Praxis anzuwenden und es in den Alltag einzubinden.

Meine Tipps dazu:

•Handy und andere elektronische Geräte und Software und Programme (z. B. MS Office) auf Englisch einstellen.

•Einkaufszettel und sonstige Notizen auf Englisch schreiben

•englischsprachige Kino- und Theatervorführungen und Lesungen besuchen

•Museums- und Stadtführungen auf Englisch verfolgen

Phrasal Verbs lernen: - Verben, die je nachdem mit welcher Präposition sie verwendet werden, unterschiedliche Bedeutungen haben - lernen,

z. B. look = schauen, sehen - aber

  • look at = anschauen
  • look for = suchen
  • look after = sich kümmern um, aufpassen auf
  • look forward to = sich freuen auf
  • ...

Vokabeln mit ihren (grammatikal.) Besonderheiten aufschreiben + lernen, z.B. folgt Gerund o. to-Infinitiv, welche Präposition, unregelm. Plural, Verb, Adj, Adv, usw. 

Vokabeln mit allen Sinnen (sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen/anfassen) lernen

und am besten auch noch sprechen, singen, rappen, rhythmisch, in Versen und turnen (typische Handbewegung)

Haftnotizen mit dem jeweiligen englischen Wort auf alle Gegenstände, Haushaltsgeräte, etc. oder anderen Vokabeln in die ganze Wohnung kleben und Vokabeln sozusagen im Vorbeigehen lernen

- Vokabeln und Englisch spielen(d lernen) mit:

 - Stadt, Land, Fluß auf Englisch

 - Wer kennt die meisten englischen Namen der Tiere / Sportarten / Lebensmittel / Möbel / Kleidung usw.?

 - Teekesselchen

 - Taboo

 - Memory

 - Bingo

 - Scrabble

 - Games of dice: odd numbers = form a negative sentence - even numbers = form a question

 - Crosswords

 - Quizzes

 - Hangman

 - Scrambled Words

 - The odd one out 

uvm. 

• Quick-Buzz - Das Vokabelduell (hueber de / seite / pg_info_grb)

• A weekend in ...

• Are you joking?

• Sprachspiel: Wortverdreher Englisch

(alle Hueber) 

• Reisespiel – Have a good trip!

(the-british-shop de)

- Auch mal Songtexte übersetzen, den Wortschatz oder Grammatik anhand von Songs üben und erweitern

- Auch privat, mit Freunden, Familie usw. Englisch sprechen und Alltagssituationen nachstellen: Tagesablauf, Kochen, Einkaufen, Arzt, Kino, Theater, Krankenhaus, Bäcker, Museum, Bahnhof, Flughafen, Hotel, Restaurant usw.

- Beim Spazierengehen, auf dem Weg zur Schule, beim Einkaufen usw. überlegen, wie die Dinge, die man sieht auf Englisch heißen. Wörter, die man nicht kannte, daheim im Wörterbuch nachschauen.

engl. Fernsehen schauen

Beim Serien/Filme schauen jedes Mal zu stoppen, aufzuschreiben und nachzuschlagen wird schnell lästig und verdirbt den Spaß an der Sache. Deshalb höchstens dann anhalten und Vokabeln bzw. Phrasen nachschlagen, wenn man ganz lange Sequenzen nicht versteht.

Wenn überhaupt nur ein paar catch phrases (feststehende Redewendungen) aufschreiben.

Serien/Filme für das Hörverständnis und die Sprachmelodie, nicht zum Vokabeln lernen nutzen. Da gibt es bessere Methoden (siehe oben).

Übung macht den Meister, wie beim Lesen übrigens auch. Anfangs wird es schwierig sein, aber mit der Zeit hört man sich ein und es wird leichter.

Ob es leichter fällt - so die Möglichkeit besteht - Filme mit Untertiteln zu schauen, muss man für sich ausprobieren. Oft lenken diese eher ab, als dass sie helfen.

englisches Radio und Podcasts hören

englische Bücher, Zeitungen, Zeitschriften und Comics lesen. 

Tipp z. Lesen englischer Bücher: 

Nicht jedes neue oder unbekannte Wort nachschlagen und rausschreiben. Das wird schnell zu viel und man blättert mehr im Wörterbuch, als dass man liest. So verliert man schnell den Spaß am Lesen. 

Nur Wörter nachschlagen, aufschreiben und lernen, die man für wirklich notwendig erachtet und wenn sich ansonsten der Sinn einer Passage nicht erschließt. Viele Wörter erklären sich ja auch bereits durch den Kontext. 

•Englische Sprach- oder Konversationskurse (z. B. VHS), Theatergruppe, Lesezirkel oder Stammtisch suchen. 

•sich Skype einrichten und englische Muttersprachler als Gesprächspartner suchen

•englische Brief/Email/Chat/Tandempartner suchen

•englisches Tagebuch schreiben 

https://www.youtube.com/watch?v=FUW_FN8uzy0

:-) AstridDerPu

PS: Nicht alle Tipps lassen sich sofort umsetzen, von Lernjahr zu Lernjahr aber immer mehr.

FlashCriminal 
Fragesteller
 21.02.2022, 07:43

Puhhh, danke für diese sehr ausführliche Antwort!

Natürlich ist die Grammatik prinzipiell der wichtigste Bestandteil einer Sprache, um sich dauerhaft gut ausdrücken zu können. Daher ist allgemein geplant, dass ich ihm in den ersten wenigen Stunden diverse Konzepte zu den Vokabeln unterbreiten werde, anschließend soll er diese für sich anwenden und es außerhalb der Nachhilfestunden lernen.

Insgesamt liegt der Fokus während meiner Nachhilfe definitiv auf der Grammatik, aktuell vor allem zahlreiche Zeiten. Ich werde mit ihm gemeinsam die Bildung und Anwendung der Zeiten besprechen als auch Beispiele ansehen, Vokabeln sollen eine Nebensache sein.

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AstridDerPu  21.02.2022, 08:33
@FlashCriminal

Gerne.

Du solltest auch, sofern das noch nicht geschehen ist, mit dem Englischlehrer die Schwächen und Defizite deines Nachhilfeschülers abklären und diese in der Nachhilfe Stück für Stück abarbeiten. 

Parallel dazu solltest du den aktuellen Unterrichtsstoff begleiten und auf kommende Klassenarbeiten / Schulaufgaben vorbereiten.

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FlashCriminal 
Fragesteller
 21.02.2022, 08:53
@AstridDerPu

Das sind wertvolle Tipps, vielen Dank!

Mit dem Englischlehrer habe ich mich bisher nicht in Verbindung gesetzt, Informationen zu seinem derzeitigen Leistungsstand und den Schwächen habe ich von den Eltern bekommen. Diese haben mir darüber berichtet, dass er insgesamt den Fokus mehr auf die Vokabeln als auf die Grammatik legen will. Für ihn ist das Fach Englisch quasi nur das Lernen von Vokabeln, damit er in den Vokabeltests gut ist. Mit dem Vokabel lernen hat er aber noch keine strukturierte Methode gefunden. Aufgrund schlechter Erfahrungen traut er sich häufig nicht, sich zu melden und seine Aufgaben vorzulesen. Dort werde ich Möglichkeiten finden, ihm gut zu zureden und ihn zu motivieren.

Die Eltern haben mich darum gebeten, ihm klar zu machen uns erstmal auf die Grammatik zu konzentrieren (aktuell simple past und present perfect, unterrichtsbegleitend und wiederholend, Vorbereitung auf Arbeiten). Mit der Grammatik hat er wohl keine gravierenden Probleme, sondern die Regeln sollen nur präsent in seinem Kopf bleiben. Aktuell erkennt er offenbar noch nicht, dass man ohne Grammatik auf Dauer keine Unterhaltungen führen oder Texte schreiben kann, dort soll ich zwischen den Eltern und ihm vermitteln.

Meine allgemeine Struktur sieht erstmal so aus (wird natürlich stündlich angepasst, je nach Problemen und Aufgaben):

  • 5-10 Minuten Smalltalk, wie die Schule lief und was gemacht wurde, auch was er außerhalb der Schule gemacht hat (Situation auflockern und eine positive Atmosphäre schaffen)
  • Betrachtung der Aufgaben (fast ausschließlich anwenden von der Grammatik)
  • bei Bearbeitungsproblemen nachhelfen und gegebenenfalls die Grammatik noch einmal geduldig und möglichst leicht erklären und durchgehen (Ruhe bewahren)
  • bei möglichen Fehlern ihm Denkanstöße geben und ihn motivieren
  • Korrektur/Überprüfung der Lösungen (Mut machen, sie im Unterricht vorzulesen
  • gegen Ende die Vokabeln wiederholen und ihm verschiedene Methoden darlegen, welche er jeweils für die nächste Woche ausprobieren kann
  • Während der Stunde frage ich permanent nach Feedback, ob er Fragen hat, ob ich zu schnell oder zu langsam bin etc.

Seine Schwächen werde ich zusätzlich während der Nachhilfestunde aufspüren können, dort muss ich dann nochmal gezielt ansetzen.

Das ist erstmal der grobe Zeitplan, mal schauen wie man ihn umsetzen kann :)

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Karteikartenapp herunterladen, z.B. „Kartenheld“ bei IOS. Die Vokabeln reinschreiben mit allen 3 Spalten.

1.Spalte auf der Vorderseite und die 2. und 3. Spalte auf der Rückseite.

Einfach immer wiederholen und dann kann man normalerweise JEDE Vokabel davon.

(Hab selber knapp 2000 Vokabeln schon in meine App geschrieben)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
FlashCriminal 
Fragesteller
 21.02.2022, 07:29

Danke für den Tipp!

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Du stehst da vor einem diffizilen Problem. Eine klare Antwort kann ich eigentlich gar nicht geben, hier jedoch ein paar Gedankenanstöße:

dass er Probleme damit hat, sich die Vokabeln längerfristig zu merken.

Aufgabe eines Pädagogen bzw. Lehrers (und solche Aufgaben hast du als "Nachhelfender") ist es ja, herauszufinden, warum das Problem da ist bzw. welches exakt eigentlich besteht. Via Ferndiagnose kann man das kaum beurteilen.

Spontan würde ich sagen

Spontan würde ich das auch sagen, davon ab siehe aber oben.

um sich Vokabeln in Form eines Bilds zu merken.

Dazu ist das gleiche zu sagen. Es mag Schüler geben, bei denen diese Lernmethode funktioniert. Je nach Schüler und konkretem Problem kann es genauso gut sein, dass das nicht funktioniert.

Das wäre meine spontan Aufteilung, weil man die Vokabeln oft genug wiederholen muss, damit man sie sich langfristig einbrennt.

Auch da bleibt dein Gedankengang in allen Ehren. Einen Versuch wäre das wert.

Nach dem ersten Tag hoffe ich dann, dass er motiviert bleibt

Ja, das hoffen die Eltern auch schon lange. Bisher offenbar wurde die Hoffnung enttäuscht. Wichtig wäre ein Plan B, denn was wenn nicht? Willst du dann das Handtuch werfen? Als Pädagoge und Lehrer muss man ja verschiedene Konzepte für verschiedene Schüler und verschiedene Probleme in der Hinterhand haben.

Du merkst an meinen Kommentaren bereits, dass ich grundsätzlich nie ein Freund von unprofessionellem Unterricht war/bin. In meinem Bekanntenkreis gab es jüngst auch wieder ein junges Elternpaar, die ihr Kind zu einem "Klavierlehrer" geschickt haben, der selbst noch Schüler war. Die Idee dahinter, nämlich Geld zu sparen, da Profis nun mal kosten, in allen Ehren. Und auch den Antrieb des "Lehrers" zum Hinzuverdienen von etwas "Taschengeld" ebenso, das gönne ich den Leuten ja auch. Aus der Erfahrung heraus kommt dabei eben oftmals nur wenig rum. Zumeist scheitert es an einem grundsätzlichen Problem: Wissen ist nicht gleich Wissensvermittlung, ein guter "Lerner" ist nicht automatisch auch ein guter "Lehrer". Die Tatsache, dass du hier fragst, zeugt von einer gewissen Unsicherheit deinerseits. Du hast zwar (was sehr lobenswert ist) einen Plan zum Vorgehen, aber dieser ist etwas vage, hat keine Alternativen und er scheint dir selbst nicht ganz geheuer zu sein. Nun geht es aber hier um ein ernstes Thema, nämlich der Unterstützung eines Schülers auf dem Weg zu einem besseren Lernverständnis, du wirst also Teil der Wissensvermittlung für diesen Schüler. Über diese Lage musst du dir im Klaren sein. Und demzufolge hast du da einen Job angenommen, der Arbeit erfordert und nicht zwischen Tür und Angel zu erledigen ist, der Verantwortung mit sich bringt. Dabei wünsche ich dir viel Erfolg und rate dir, dich in gedanklich in eine pädagogische Position zu bringen, damit dir das gelingt.

lg up

FlashCriminal 
Fragesteller
 21.02.2022, 07:38

Danke für die ausführliche Antwort.

Von den Eltern wurde ich gebeten, ihm verschiedene Konzepte zu unterbreiten und er soll sich dann das für sich passende raussuchen. Da mehrere Konzepte innerhalb von einer Stunde überfordernd wirken werden, versuche ich es zunächst mit diesem.

Zum Punkt mit der Motivation habe ich mir eine zusätzliche Komponente überlegt, welche aufgrund der begrenzten Zeichenanzahl leider nicht mehr hingepasst hat. Ich würde auf das pädagogische Konzept der positiven Bestärkung setzen, vereinfacht gesagt arbeitet man mit Belohnungen und mit einem guten Arbeitsklima. Zusätzlich wird viel Lob ausgesprochen. Abgesehen davon werden essentielle Bestandteile gamifiziert, wäre ein zusätzlicher Ansatz meinerseits.

Wenn ich ehrlich bin, dann sind mir die paar Euros aus der Nachhilfe egal. Mir geht es eher darum, dass ich ihm helfen kann und er in die richtige Spur kommt. Zu deiner Vermutung mit der Unsicherheit, natürlich bin ich unsicher - schließlich ist es meine erste Aufgabe in diesem Bereich.

Ich werde deine Kritik auf dem Weg beachten, danke :)

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