Gutes Bild nach außen bei ZJs?


31.08.2024, 18:12

P.S.: Ich meine mit der Frage nicht, dass sie damit als Vorbild fungieren wollen, sondern den Wettkampf in der Gemeinschaft

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Bibel lehrt uns, dass unser äußeres Verhalten und unser Zeugnis gegenüber anderen wichtig sind, aber sie warnt auch davor, gute Taten nur zur Schau zu stellen, um Anerkennung von Menschen zu bekommen.

In Matthäus 6,1 sagt JESUS: „Habt acht, dass ihr eure Almosen nicht vor den Leuten gebt, um von ihnen gesehen zu werden; sonst habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.“ Hier betont JESUS, dass unsere guten Taten aus einem reinen Herzen kommen sollen und nicht, um von anderen bewundert zu werden.

Auch in Kolosser 4,5-6 heißt es: „Wandelt in Weisheit denen gegenüber, die außerhalb [der Gemeinde] sind, und kauft die Zeit aus! Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.“ Das bedeutet, dass wir in Weisheit und Gnade handeln sollen, besonders gegenüber denen, die nicht zur Gemeinde gehören.

Es ist also wichtig, dass unser Verhalten authentisch ist und nicht nur darauf abzielt, ein gutes Bild nach außen zu vermitteln. Unser Ziel sollte es sein, GOTT zu ehren und nicht, uns selbst zu erhöhen. Das ist aber in der Sekte der Zeugen Jehovas NICHT(!) möglich zu leben, weil man, um das umzusetzen, dann sofort als schlechter Umgang angesehen würde, da man, um das umzusetzen, natürlich nicht mehr den antichristlichen völlig unbiblischen Sonderlehren der Wachttrum-Gesellschaft folgen kann (Biblische Belege für diese Aussage siehe hier), und so also der Ausschluss und die Ächtung droht, weil man z. B., wenn man sein Christsein ernst nimmt, auch weiterhin mit den Menschen Kontakt hat, die von den Zeugen Jehovas als schlechter Umgang deklariert wurden, aber natürlich in GOTTES WAHRHEIT kein schlechter Umgang sind, und wo es wichtig ist, uns in LIebe und Verständnis uns gegenseitig zu helfen. Siehe hierzu auch die von User "Barnabas78" gegebene sehr gute Antwort: https://www.gutefrage.net/frage/gutes-bild-nach-aussen-bei-zjs#answer-560556514 , wo deutlich wird, dass das dort beschriebene unbiblische antichristliche System der Rangerkämpfung gar nicht zulässt, dass man sich wie in den oben zitierten Bibel-Textstellen verhalten kann, da dieses System, nach dem man sich bei den Zeugen Jehovas verhalten soll, absolut nicht vereinbar ist mit JESU Lehre in der Bibel.

Bei den Zeugen Jehovas gibt es tatsächlich einen starken Fokus auf das äußere Verhalten und das Bild, das man nach außen hin vermittelt. Dies kann zu einem gewissen sozialen Druck führen, immer „perfekt“ zu erscheinen. Die Bibel jedoch lehrt uns, dass unsere Motivation für gute Taten und unser Verhalten aus einem reinen Herzen kommen soll und nicht aus dem Wunsch, von anderen bewundert zu werden.

Ein System, das Menschen nach ihrer Leistung und äußeren Erscheinung bewertet, kann es schwierig machen, sich nach diesen biblischen Prinzipien zu verhalten. Es kann dazu führen, dass Menschen, die eine Glaubenskrise durchmachen oder weniger aktiv sind, ausgegrenzt oder weniger wertgeschätzt werden. Das widerspricht der biblischen Aufforderung, einander in Liebe zu unterstützen und zu ermutigen.


DerEineHalt08 
Beitragsersteller
 01.09.2024, 16:41

Vielen Dank für diesen Kommentar

Dafür daß zeugen Jehovas so unwichtig sind, bemüht ihr euch sehr die Fehler zu finden und vergesst dabei das wir auch nur Menschen sind, mit Fehlern Krankheiten, wie Depressionen oder angstzustände. Und jeder kann nur jehova sein bestes geben.

Frag doch mal lieber was es gutes an den Zeugen Jehovas gibt.

Wer geht denn hin und bietet kostenlos ein Bibelstudium an?

Ich hab einer ältern schwester mal mein leid geklagt, das mein Auto kaputt ist und sie sagte nimm doch meins für die zwei wochen, ich brauche das eh nicht, ich red mit meiner Versicherung.

Ich war mal weit weg in Reha und dort in der Versammlung, am Ende kommt eine fremde Familie stellt sich vor und fragt anschließend hast du und deine Frau schon was vor? Kommt doch zu uns zum Essen.

Wenn jemand umzieht, stehen auf einmal 15 brüder und Schwestern mit Fahrzeugen bereit und packen mit an. Selbst aus anderen Versammlungen, die du noch nie gesehen hast

Ukrainische flüchtlinge wurden bei uns in der russischen Versammlung aufgenommen und wohnen bei brüder und Schwestern verteilt. Die Wohnungen werden gesucht und liebevoll hergerichtet.

Und das alles aus nächstenliebe, ohne Geld dafür zu wollen. Auch unsere ältesten, gehen arbeiten, kümmern sich um Frau und Kind und noch um die Versammlung, alles ohne Geld aus nächstenliebe

Zum Thema wetteifern. Auf dem grossen Kongress muss ich immer schmunzeln. Wenn zig tausende gleichzeitig nach Hause fahren. Keine hupe, kein rum geschreie, man kann die Freude und Geduld ,spürten und sehen. Jeder ist zuvorkomment

Ein Tag später im Berufsverkehr, 3 mal die Vorfahrt genommen, 5 Beschimpfungen und 2 mal Blaulicht.


DerEineHalt08 
Beitragsersteller
 04.10.2024, 22:00

Danke für die Antwort.

Frag doch mal lieber was es gutes an den Zeugen Jehovas gibt.

Das kann ich, mach ich aber gerade eben nicht. Die Guten Dinge wie Nächstenliebe (in den meisten Fällen) und Zuvorkommenheit,..., davon habe ich schon gehört und das ist mir bewusst. Und ich glaube es den ZJs, dass es die meiste Zeit in Nächstenliebe zugeht.

Siehs doch positiv, dass ich nach dem Interview nachfrage, ob es Machtkämpfe gibt und es nicht einfach still hinnehmen. Klar es werden immer Antizjs antworten, das lässt sich nuneinmal nicht verhindern, aber auch einige ZJs haben sich gemeldet.

Man muss nun einmal alle Seiten betrachten um sich eine annähernd objektive Meinung bilden zu können.

Zum Thema wetteifern. Auf dem grossen Kongress muss ich immer schmunzeln.

Das glaube ich alles. Ich meinte eher der Wettkampf in der eigenen Versammlung und Machtkämpfe mit Ältesten. In dem Interview ging es darum, dass ein Ältester mit seiner Familie hohes Ansehen hatte und dieses genoß und ausnutzte. Da habe ich mich gefragt, ob das Alltag oder Seltenheit ist.

Für männliche Zeugen Jehovas ist es erstrebenswert den Rang eines sogenannten Dienstamtgehilfen und später den rang eines Ältesten zu erreiche, das erreicht man nur wenn man in der Versammlung (so nennen sie ihre Gemeinde) einen tadellosen Ruf hat. 

Mit diesen Rängen ist natürlich Ansehen, Respekt und zumindest, wenn man den Rang eines Ältesten erreicht hat, auch eine gewissen Macht innerhalb der Gemeinschaft und vor alle innerhalb der eigenen Gemeinde verbunden.

Ich kenne Frauen bei den Zeugen Jehovas für die musste der zukünftige Ehemann ein Dienstamtgehilfen sein oder zumindest auf den besten weg dort hin.

Allgemein ist der Ruf, den man in der Gemeinde hat, essenziell wichtig, wer einen schlechten Ruf hat wird oft als sogenannter „schlechter Umgang“ angsehen, zu meiner Zeit waren das oft jugendliche bzw. junge Erwachsene die z.B. bekannt dafür wahren auch mal in Diskotheken zu gehen oder vermehrt umgangen mit Weltmenschen hatten.

(als Weltmenschen bezeichnen Zeugen Jehovas alle Menschen, die nicht zu ihrer Religion gehören)

Aber auch wenn jemand z.B. „in die Wahrheit hineingeboren“ wurde, (als „Wahrheit“ betitelt Zeugen Jehovas ihre eigene Religion) und diese Person z.B. langsam volljährig wurde, sich aber nicht Taufen ließ, wurde schon darüber spekuliert, ob er vielleicht schlechter Umgang sein könnte, weil so ein Verhalten nicht den dortigen normen entspricht.

Auch wer unregelmäßig, die Zusammenkünfte (= Gottesdienste) besuchte oder wenig oder unregelmäßig in den sogenannten Predigtdienst also das an den Haustüren missionieren geht, wird schnell als nicht vorbildlich und als schlechter Umgang angesehen. Es gibt also sehr viele Möglichkeiten einen schlechte Ruf zu bekommen.

Wie in vielen anderen, sehr abgeschotteten und engen Gemeinschaft auch, wird viel geredet und das am liebsten über andere. Und nur die wenigsten möchten das schlecht über sie geredet wird und so als schlechter Umgang gesehen zu werden , so versuchte man zumindest gegenüber den Mitschwester und Brüdern immer als äußerst vorbildlich dazustehen.

(Aus rechtlichen Gründen, möchte ich hier noch schreiben, dass das alles meine eigenen subjektiven Erfahrungen sind) 

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Peritus Sectarum

DerEineHalt08 
Beitragsersteller
 31.08.2024, 18:56

Vielen Dank für deinen Kommentar

Justus795  01.09.2024, 09:02

Du stellst positives zum Teil als negativ hin.

Barnabas78  01.09.2024, 10:50
@Justus795

Darum sind Erfahrung ja auch subjektiv, ich habe diese Sondergemeinschaft ja nicht verlassen, weil mir irgendwelche Regeln zu schwer waren, ich ungläubig geworden wäre oder weil man mich hinausgeworfen hätte, auch wenn solche Szenarien von euch zum Thema Ex-Mitglieder ausschließlich so dargestellt werden.

Ich habe diese Sondergemeinschaft verlassen, weil ich es weder mit meinem menschlich ethischen noch mit meinem christlichen Gewissen vereinbaren konnte dort zu bleiben, also wäre es ja schon ziemlich abwegige, würde ich viel positives an ZJ sehen.

Das du als aktiver ZJ, gar nicht in der Lage bist dich kritisch über deine Gemeinschaft zu äußern, selbst wenn du Kritikpunkte hättest, liegt auch auf der Hand.

Ihr wollt ja Missionieren und das wäre sehr schwer, wenn man auch die negativen Seiten präsentiert, ein Verkäufer würde auch nur positiv von seiner Ware reden. Dazu kommt, dass ihr mit eurer interne Rechtsprechung Probleme bekommen, könntet, was bis zum Ausschluss aus der Gemeinschaft führen könnte. Als letzte könntet ihr nach euerer Sichtweise eine sogenannte "Blutschuld" auf euch laden, falls eine Person wegen einer negativen Kritik nicht zu euch konvertiert.

Aber du kannst diese und andrer Aspekte für dich gerne als positiv sehen, du solltest dieses Urteil nur jedem selbst überlassen. 

Justus795  01.09.2024, 14:15
@Barnabas78

Irrtum. Denn ich kenne die Welt, habe sie ausgiebig gelebt und kennengelernt. Deshalb weiß ich genau, wovon ich rede. Du aber weißt gar nichts.

Barnabas78  01.09.2024, 14:35
@Justus795

Wenn du meinst, du darfst natürlich deine Meinung haben. Ich habe kein Interesse daran dich von irgendetwas zu überzeugen. Ich respektiere die Meinung anderer und schreibe dir nicht vor was du glauben oder denken sollst. Aber solche Beleidigungen

 Du aber weißt gar nichts.

zeigen schon in was für einer Welt du dich bewegst.

Justus795  07.09.2024, 12:11
@Barnabas78

Wenn du über mich garnichts weißt? Dich kenne ich ja auch nicht und weiß nichts über dich, nicht einmal deinen richtigen Namen. Verstanden?

Barnabas78  07.09.2024, 15:27
@Justus795

Ich weiß nicht über dich, das ist richtig, aber ich lese ja was und wie du hier schreibst.

Meinungsdiktatorisch, beleidigend mit der völligen Unfähigkeit zu Selbstreflektion . Das alles zeigt mir schon, dass du sicher kein Mensch bist, mit dem ich irgendwie etwas zutun haben möchte.  

Justus795  08.09.2024, 16:44
@Barnabas78

Aha, du beschreibst Deine Persönlichkeit. Mit solchen will ich bestimmt nichts zu tun haben. Deshalb antworte mir nicht mehr.

Barnabas78  08.09.2024, 17:30
@Justus795

Hier mal ein vergleich, wie ich geschrieben haben:

Darum sind Erfahrung ja auch subjektiv,
Aber du kannst diese und andrer Aspekte für dich gerne als positiv sehen, du solltest dieses Urteil nur jedem selbst überlassen. 
Wenn du meinst, du darfst natürlich deine Meinung haben. Ich habe kein Interesse daran dich von irgendetwas zu überzeugen.

Und jetzt dein Satz:

Deshalb weiß ich genau, wovon ich rede. Du aber weißt gar nichts

Ich denke jeder sieht hier deutlich den unterschied zwischen uns beiden.

Deshalb antworte mir nicht mehr.

Also endscheidest du ob ich Antwort oder nicht? Dein Weltbild ist wirklich interessant.

Aber ich wünsche dir trotzdem eine schönen Sonntag und alles Gute.

Justus795  14.09.2024, 13:23
@Barnabas78

Subjektiv sind deine Kommentare, von Objektivität ist bei dir nichts zu finden.

Barnabas78  14.09.2024, 15:42
@Justus795

Erfahrungen sind immer subjektiv, Meinung ebenfalls sowohl deine als auch meine.

Sie basieren auf den individuellen Perspektiven, Gefühlen, Überzeugungen und die Erfahrungen einer Person.

Objektiv über z.B. das Thema Zeugen Jehovas kann also logischerweise niemand etwas schreiben/sagen/ berichten der schon in dieser Sondergemeinschaft war oder es noch ist. Objektiv könnte also höchsten ein völliger Außenstehender sein.

Du hast wahrscheinlich deine Gründe diese Sondergemeinschaft in ein positives Licht zu sehen und genau wie ich meine Gründe habe sie in einem negativen Licht zu sehen.

Wenn man natürlich wie du im Kopf einen, völligen Absolutheitsanspruch auf die „Wahrheit“ hat, und jeder Andersdenkenden für dich ein Lügner ist, hat das wenig mit objektiv oder subjektiv zu tun, sondern ist reiner Fanatismus. 

Barnabas78  15.09.2024, 15:02
@Justus795

Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die meinen sie gefunden haben! (André P. Guillaume Gide)

Allgemein würde ich aber von jedem großen Abstand halten, der so größenwahnsinnig ist und glaubt er hätte die eine „Wahrheit“ gefunden. Vor allem wenn er dazu noch behaupte in Gottes Auftrag zusprechen und das einzigen Sprachrohr Gottes und sein einziger Kanal zu sein.. Davor warnt einen die Bibel ja schon sehr eindringlich und häufig. z.B. Matthäus 7:15, und vor allem das Kapitel Matthäus 23, passt da sehr gut zu eurer Führung und deren „Wahrheit“. 

Darum ich habe sicher nicht die ganze und einzige Wahrheit gepachtet, dafür bin ich weder gebildet genug noch besonders genug.

Aber ich denke das gerade der der Behaupte sie zu haben, sie mit ziemlicher Sicherheit nicht gefunden hat und eure Gemeinschaft kenne ich persönlich recht gut und ich sehe da nichts von eine „Wahrheit“. Aber auch das ist natürlich auch nur meine ganz persönliche Meinung. 

Du darfst gerne deine "Wahrheit" behalten, wenn es dich glücklich macht, ist es ja toll für dich.

Justus795  21.09.2024, 12:43
@Barnabas78

Menschliche Weisheit zählt nicht. Und du vertraust leider menschlicher Weisheit und nicht Gottes Weisheit.

Ich würde dir gerne mal ein Beispiel aus meiner ehemaligen Versammlung berichten. Ein Beispiel von einer Familie, die den Wettkampf verloren hat. Die Namen die ich mir ausdenke sind frei gewählt und entsprechen nicht den Realnamen, aber ich will nicht immer Familie A und Familie B schreiben.

Da ist Familie Bauer. Familie Bauer besteht aus Mutter, Vater und 3 Kindern. Die beiden ältesten Kinder haben sich nie taufen lassen und gehen ihren Weg normal ohne das sie befürchten müssen von Vater und Mutter geächtet zu werden. Das jüngste Kind, ein Junge, lebt noch bei den Eltern und ist auf dem besten Weg zur Taufe.

Familie Bauer hat sich einen alten Bauernhof gekauft. Eine halbe Ruine, kurz vor Lost Place, den sie liebevoll in eigener Arbeit wieder aufpeppeln wollen. Die Mutter arbeitet nicht. Sie versorgt die Hasen und Hühner, kümmert sich um die Gärten, pflanzt an, macht und tut und ist für das Kind da. Der Vater ist außer Haus. Er ist Vertreter und der einzige der die Kohle rein bringt. Leider ist es zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. An allen Ecken und Enden fehlt das Geld und eigentlich kommen sie auf keinen grünen Zweig. Sie haben kein Warmwasser, nur 3 der Räume sind Renoviert und die Küche, naja, letztes Jahrhundert. Alles Handgemacht und die Mutter muss anfeuern zum Kochen und Backen.

Die Familie legt neben den Spenden, alles ins Haus, damit sie es schön haben. Die Kleidung aller drei ist abgetragen. Die Anzughose des Jungen verlängert die Mutter je Wachstumsschub. Jede Woche trugen sie das selbe Kleid und die selben Anzüge. Das kam nicht gut an. Auch die Lebensweise kam bei anderen nicht gut an. Es war ihnen ein Dorn im Auge, das sie genügsam waren. Das sie von der Hand in den Mund lebten. Der Job des Vaters war ihnen ein Dorn im Auge. Er war der einzige der Fahren konnte und er hatte das Auto. Die Frau kam nicht in ihr Predigtdienstgebiet, nur wenn sie eine Schwester mit Auto darum bat. Auch kamen sie wegen dem Vater öfters zu spät in die Versammlung am Abend. Er verdiente als Vertreter halt nur, wenn Verträge abgeschlossen wurde. Er verbrachte viel Zeit auf Arbeit und war dementsprechend nicht im Dienst. Auch strebte er keine Aufgaben innerhalb der Versammlung an. Er wollte kein Ältester sein, er wollte kein Dienstamtgehilfe oder Pionier sein. Er wollte seinen Glauben haben, seine Familie ernähren und ein guter Vater sein.

Ich war in dieser Zeit eine Interessierte. Das liegt nun schon über 20 Jahre zurück. Ich liebte diese Familie. Gedanklich gesehen stellte ich mir ihre Lebensweise wie im Paradies vor. Man hat seinen eigenen Hof, pflanzt alles selber an, hatte Tiere und Felder. Ich liebte es dort zu sein. Ich half der Frau oft mit ihrem Sohn. Gab Nachhilfe oder passte auf ihn auf, wenn die Mutter anderweitige Termine hatte. Wir kochten oft zusammen. Sie war eine meiner engsten Freundinnen.

Dann kam der Tag der Katastrophe. Es regnete in strömen. Der Vater konnte nicht pünktlich daheim sein und es muss vorher schon ärger gegeben haben, jedenfalls wollte die Mutter weiteren Ärger vermeiden und sie machte sich mit ihrem Sohn zu Fuß auf den Weg in den Saal. Immerhin 5 Kilometer bis zum Nachbarort mussten gelaufen werden. Und das beim Wolkenbruch. Vater und Frau mit Kind kamen zur selben Zeit an. Mutter und Kind klatschnass und Vater wie immer zu spät. Und das brachte bei einer Frau Motz, der Frau eines Ältesten das Fass zum Überlaufen. Sie sprach Frau Bauer vor allen Anwesenden auf sehr üble weise an. Fäkalsprache aufs übelste. Ich habe mich in der Zeit um das Kind gekümmert, denn der stand heulend im Vorraum des Saales. Da hat sie auch mich angefahren das ich das Kind lassen soll. Ich habe ihr dann Paroli geboten und gesagt, das ich es nicht nett finde wie sie die Leute behandelt. Sie meinte dann O-Ton: Das geht mir rechts und links am Ar*ch vorbei wie ich das finde und es hätte mich auch nicht zu interessieren wie sie mit den Leuten umgeht.

Ich habe mich dann beim vorsitzführenden Ältesten beschwert wie die Schwester mich angegangen ist. Ich selber hatte sie respektvoll und ohne Fäkalsprache angesprochen und bekam solch eine Breitseite ab. Der Älteste hat meine Beschwerde entgegengenommen und gesagt das er meine Gefühlslage versteht und er würde für Ruhe sorgen in der Versammlung.

Das war der letzte Abend an dem ich Familie Bauer sah. Sie gingen von da an in eine andere Versammlung in einem anderen Landkreis. Frau Motz hatte trotz verbaler Entgleisungen in Fäkalsprache übrigens nichts zu befürchten. Sie war über jeden Zweifel erhaben. Sie saß am folgenden Buchstudium über jeden Zweifel erhaben in der Masse von Leuten und mit dämlichen Grinsen hob sie bei jeder Frage die Hand und antwortete lächelnd jede Frage und es wurde an dem Tag auch kein anderer dran genommen. Da wussten wir, wir durften uns nicht mit den Frauen von Ältesten anlegen. Egal auf welcher Weise.

Ich war zu dieser Zeit kurz vor der Taufe. Eigentlich hätte mir das zu denken geben müssen. Aber ich war zu dieser Zeit schon so indoktriniert, das ich mich an Jehova wand und ihm darum bat, das er diese Frau richten möge, da es den Ältesten in der Versammlung nicht gelang.

Viel später habe ich über die Medien noch etwas von der Frau gehört. Allerdings nicht im Rahmen der Zeugen sondern es ging um ihr Kind, welches Spitzenergebisse in der Ausbildung hatte und sie im Interview gelesen hatte wie stolz sie auf ihren Sohn sei und das sie Jehova dankt das er so ein schlaues Kerlchen ist. Er geht demnächst studieren stand in dem Artikel. Jetzt dürfte er ein erwachsener Mann sein, vielleicht schon Vater. Ich hoffe, er hat seinen Weg gemacht und vielleicht, wie seine Geschwister, mit einem hohen Bogen um die Wachtturmgesellschaft.

Ich bin schon 16 Jahre nicht dabei, aber es gibt keine Woche in der ich nicht einmal an diese Familie denke und hoffe das es ihnen gut geht.

Wettkampf ist immer da. Jeder muss besser sein als der andere und nach dem Höchsten streben. Wenn in deiner Familie irgendwer Ältester ist, oder jemand im Bethel ist, oder du selber im Bethel warst, dann bist du dort ein Halbgott. Weil dann glaubst du nicht nur an Jehova, du lebst das alles auch. Es ist das höchste was man erreichen kann. Man will sich abheben von der Masse. Aber wenn du nur zum Fußvolk gehörst kann dir dein Erfolg von oben auf weggenommen werden. Das ist auch mir passiert. Ich war nicht mal ein Jahr getauft, da hatte ich 8 Heimbibelstudien. Ein Heimbibelstudium mit einer Interessierten Person zu haben, das weckt Neider. Vor allen Dingen wenn Frauen von Ältesten sowas nicht zustande bringen. Wenn eine normale Zeugin mehr erreicht als die Frau eines Ältesten, dann ist die Ka*ke am Dampfen. Ich wurde gesund geschrumpft von 8 auf ein Heimbibelstudium. Die anderen bekamen die Frauen von Ältesten. Sie bekamen das einfach und ich hatte die gesamte Vorarbeit und Vertrauensbasis gelegt. So schnell wie sie das hatten waren sie es auch wieder los, weil das Interesse der Interessierten war von jetzt auf gleich weg.

Irgendwann habe ich mir dann auch keine Mühe mehr gegeben. Neider, Stress, Druck. Es wird nicht gewürdigt und wenn man mal krank ist kommt kein "Alles gute" oder "Gesundheit", sondern nur der Befehl: "Bessere dich".... was dann impliziert, du bist selber schuld wenns dir schlecht geht. Du bist schuld wenn du nicht in der Lage bist in den Predigtdienst zu gehen.

Machtkämpfe und Stutenbissigkeit, das war an der Tagesordnung. Diese liebevolle Gemeinschaft hat bei genauer Betrachtung keinen Bestand auf Dauer. Und die schwindenden Mitgliederzahlen weltweit bestätigen das auch.


DerEineHalt08 
Beitragsersteller
 31.08.2024, 20:47

Das klingt wirklich hart und bestätigt auch meine Vermutung dessen, dass hinter der Fassade ganz andere Dinge ablaufen. Jetzt würden ZJ kommen und sagen, dass du nur die Organisation ins schlechte Licht rücken willst, aber nein. Das Verhalten, dass du beschrieben hast ist nachvollziehbar und mehr als menschlich.

Und da sind wir wieder beim Thema Scheinchristentum. Due Familie ,,Bauer,, war die christliche Familie. Sie tat alles, was mit ihren Mitteln möglich war und scheiterte an denen, die sich aus der Masse erhoben haben. Und genau diese Familie wurde von Gott gesegnet, so wie Jesus es prophezeite.

DerEineHalt08 
Beitragsersteller
 31.08.2024, 20:48

Eine Frage habe ich noch an dich. Bist du weiterhin Christ geblieben?

Belliwell  31.08.2024, 23:26
@DerEineHalt08

Naja. Ich war 13 Jahre, nachdem ich anfangs meine Zeugenzeit aufgearbeitet habe, ohne Glauben unterwegs. Ich weiß nicht ob ich richtig atheistisch war in dieser Zeit. Ich habe religiöse Dinge völlig außer acht gelassen.

Es reichte aus das ich alles was ich bei den Zeugen auswendig gelernt habe ad acta legen konnte. Ich habe einfach nicht mehr drüber nachgedacht.

Die Wende kam 2021. Da sind mir so ein paar Sachen passiert, die ließen sich auf normalem Weg weder erklären noch bestätigen. Und da habe ich angefangen mich wieder mit Religion zu beschäftigen. Seitdem ist der Glauben auch ein anderer. Ich bin christlich. Ich habe viele der Rieten übernommen die ich aus der evangelischen Kirche, von vor meiner Zeugenzeit, kennen lernte. Aber ich habe auch Änderungen in meinem Leben vorgenommen was den Glauben betrifft. Ich habe früher nie gebetet. Weder bei den Zeugen noch bei den Evangelen. Das ist jetzt anders. Die Dinge die sich aus den Gebeten ergeben zeigen mir ein eindeutiges Bild von Jesus und Gott. Und natürlich ist da dann auch Bestätigung. Die scheinbare Nichtexistenz Gottes während meiner Zeit bei den Evangelen und der Druck und die Gottlosigkeit während der Zeugenzeit, die sind weg. Wenn ich damals Gott und Jesus in meinem Leben nicht vernahm oder gespürt habe, so ist mir das jetzt komplett anders. Ich kann das schlecht beschreiben. Es sind viele Emotionen da eine Rolle mit spielen.

Manchmal wünschte ich mir, ich hätte eine Gemeinde, oder eine Kirche. Aber ich glaube das was ich habe, das lässt sich schwer in anderen Gemeinden wiederfinden. Dieser drohende erhobene Zeigefinger, den gibts in vielen Gemeinden die ich bisher versucht habe kennen zu lernen. Aber das ist nicht das was ich von Gott kenne und daher ist es eine Warnung für mich solche Gemeinden nicht zu frequentieren. Aber es gibt auch andere. Die sind nicht Fisch und nicht Fleisch und biegen sich wie das Fähnchen im Wind. Die schwimmen mit der Strömung mit und biegen sich, weil sie Angst haben die letzten Schäfchen zu verlieren. Aber die Bibel ändert sich nicht, warum sollte sich dann jene Kirche oder Glaubensgemeinschaft ändern.

Naja.... die Zeit wird zeigen was passieren wird.

DerEineHalt08 
Beitragsersteller
 01.09.2024, 09:36
@Belliwell

Das sind wirklich weiße Worte. So wie du es beschreibst klingt es für mich zu 100% so, als ob Gott dich auf eine Probe stellte und nun nach vielen Jahren aus dir einen reifen Christen gemacht hat. Du musstest viel hinnehmen, doch Gott hat dich geformt und dir den richtigen Weg gezeigt. Halleluja

Das kann ich bestätigen insofern, das die soziale Anerkennung bei JZ von den Aktivitäten als solcher abhängig gemacht werden.

Wer viel macht ist auch wer. Wer Sontags die schönsten Antworten beim "Wachtturm-Studium" gibt, wird hinterher schon mal mehr als Gesprächspartner ersucht als andere.

Wer wenig oder gar mal nicht tätig ist, besteht die Gefahr das er intern als "schlechter Umgang" bezeichnet wird, den man dann halt mal nicht so freundlich begrüßt, wenn überhaupt, wie andere (egal ob er gerade eine Glaubenskrise hat oder nicht).

Natürlich gehört ebenso dazu einen TOP-JZ darzustellen, auch dann wenn man sich innerlich gar nicht so fühlt - ein Ältester JZ, der inzwischen nicht mehr dabei ist wegen Burnout und Panikattacken, nannte es das "kingdom-smile".

LG-B.