Gibt es noch User auf GF, die den 2. Weltkrieg miterlebt haben?

7 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Sicher ja, es gibt hier einige Nutzer, die während oder gegen das Ende des zweiten Weltkriegs geboren wurden. :) Doch kann ich Dir die genaue Anzahl davon nicht verraten, wie viele User es hier gibt, deren Geburt während des 2. Weltkriegs passierten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 1 1/2 Jahr Mitglied + Community Experte
schwarzwaldkarl  10.08.2023, 15:33
wie viele User es hier gibt, deren Geburt während des 2. Weltkriegs passierten.

Vermutlich sind das sogar mehr User/innen, wie man jetzt vermuten würde...

Allerdings werden hier auch nicht alle hiervon antworten, entweder weil sie die Frage nicht entdeckt haben oder aber, weil ihr wahres Alter ein Geheimnis bleiben muss ;-)

Wenn man aber unbedingt die HA möchte, schreibt man gerne über die Kindheitserlebnisse... ;-)

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Die wird es schon noch geben, aber naturgemäß werden es jedes Jahr weniger.

Meine Eltern sind leider früh gestorben, andere in dem Alter leben noch. Und meine Mutter war vom Internet begeistert und hätte damit wohl noch angefangen. Sie fand es einfach toll, wie schnell man damit Informationen abrufen konnte. Würde sie noch leben, wäre sie vielleicht auch hier.

Aber sicher, ich bin einer davon. Allerdings kaum die im Militär gedient haben, aber als Kind ganz bewusst in der Endphase, die ja nun einmal in DE stattgefunden hatte.

https://www.mdr.de/geschichte/ns-zeit/zweiter-weltkrieg/1945/zwoelfte-armee-wenck-wehrmacht-genscher-elbe-tangermuende-100.html

Dazu noch die Bombengeschwader welche Magdeburg und Berlin bombardierten.

aus 40 Km. Entfernung leuchtete der Feuerball von Magdeburg in der Nacht, ich erinnere mich noch genau daran.

Jetzt als totaler Kriegsgegner, ist diese Einstellung wieder verpönt.

Angeregt durch den Beitrag in dieser Zeitung von Horst Wedau aus Ferchland über seine ergreifenden Schilderungen über das schlimme Ende des 2. Weltkrieges für die flüchtende Zivil-Bevölkerung bei ihm auf der Ost-Seite der Elbe, möchte ich meine Erinnerungen als Kind aus dieser Zeit von der Westseite, also Ferchland gegenüber, von Grieben aus schildern, wo ich es miterlebt habe.

Wir wurden ja von US-Amerikanern befreit, aber auch das geschah chaotisch, denn die Waffen-SS hatte eine Handvoll bewaffneten Hitlerjungen zusammengezogen, die die von Tangerhütte vorrückenden amerikanischen Panzer aufhalten und Grieben verteidigen sollten.

Ich habe miterlebt, wie diese 17 bis 20-Jährigen, bewaffnet mit Panzerfäusten und befehligt von einem SS-Mann, ohne Sinn und Verstand in Griebener Gärten neben der Straße nach Tangerhütte verteilt wurden, um Grieben und Umgebung gegen anrückende amerikanische Panzerfahrzeuge mit einer Panzerfaust zu verteidigen.

Als dann die Panzer kamen, haben die jungen Menschen wohl mehr aus Angst mit der Panzerfaust geschossen, ohne zu wissen, wie man damit richtig zielt und haben die Giebelwand eines Griebener Hauses an der Tangerhütter Chaussee (es gehörte damals dem alten Herrn Stelle von Grieben) getroffen. Die anrückenden amerikanischen Panzerbesatzungen haben dann aus dem sicheren Panzer heraus einen nach dem anderen von den jungen Menschen mit MG-Salven erschossen. Sie lagen dann einige Tage überall in den Gärten herum, die Gesichter völlig zerfetzt.

Und ich habe damals als 7jähriger erste tote Menschen gesehen: Eben waren sie noch quicklebendig an der Gaststätte meines Großvaters vorbeigelaufen, nun waren sie alle tot, erschossen, die Körper bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt. Wie hat mich dieses Erlebte später als Heranwachsender beeinflusst und kritisch werden lassen und während der folgenden DDR-Schulzeit in meinem Denken und Verhalten zum Staat beeinflusst.

Es sind solche schrecklichen Bilder in meiner Erinnerung, die ich bis heute nicht vergessen kann. Ich sehe in meiner Erinnerung noch immer, wie diese Jugendlichen, bekleidet mit überlangen Wehrmachtsmänteln, die sie mit Sicherheitsnadeln hochgesteckt hatten, damit sie nicht drauftreten, eine Panzerfaust auf der Schulter, an der Gaststätte meines Großvaters im Gleichschritt vorbeigingen. Neben ihnen, so noch in meiner Erinnerung, der SS-Mann mit kreischender Stimme, der aus seinem „Armee-Kübel-Wagen“ heraus, immer wieder wild mit der Pistole umherfuchtelte, um den jungen Menschen Angst, Respekt und Kadaver-Gehorsam einzuflößen, damit sie gegen die anrückenden Amerikaner auch wirklich „kämpfen“.

So erinnere ich mich außerdem noch, wie mein Großvater, übrigens ein sehr gläubiger Mann, breitbeinig in der Eingangstür seiner Gaststätte stand und ich versteckt mich hinter ihm, und wir schauten den vorbeimarschierenden, „bewaffneten“, jungen Menschen nach.

Mein Großvater hat noch leise zu den jungen Menschen in seinem markanten altmärkischen Plattdeutsch gesagt, als sie vorbeigingen: „Schmed bloß de Dinger wech, ji sind doch eher dod, als ji denken künnt“.

Das hatte der SS-Mann gehört und meinem Großvater angedroht: „Wenn er nicht gleich den Mund hält, ist er schneller Tod, als er denkt“. Diesen wütenden Satz von dem SS-Mann habe ich bis heute in meinem Gedächtnis / „Ohr“.

Meine Großmutter hat dann mich und Großvater schnell von der Tür weg und ins Innere des Hauses hineingezogen und zugeschlossen, denn wir wussten, dass solche Texte, in Gegenwart von Nazis geäußert, tödliche Folgen haben konnten. Wir machten zur Straße hin alle Fensterläden zu und versteckten uns im Hausinnern zur Gartenseite hin. 

Ein Auszug von den Erinnerungen meines Freundes, der damals 2 Km. im nächsten Ort wohnte. Er lebt jetzt noch in Tangermünde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
zetra  11.08.2023, 12:30

An der Poststraße erinnert ein Gedenkstein an die Opfer des Faschismus, zu denen im weitesten Sinne auch jene Soldaten der Armee Wenck gerechnet werden können, die sich 1945 das Leben nahmen aus Angst davor, in sowjetische Kriegsgefangenschaft zu geraten.

So steht es bei Wiki in meinem Dorf, wo 19 dieser jungen Soldaten begraben liegen. Mein Großvater sagte schon das stimmt nicht mit dem Selbstmord, der noch den Russen angelastet wurde, die noch jenseits der Oder sich erst aufstellten, um Berlin einzunehmen. Somit kommen wir der Sache in Grieben schon näher. Zwei dieser Jungen Soldaten der Wenck- Armee, versteckte meine Mutter , sie wurden im Taubenschlag einquartiert und setzten sich, in Privatbekleidung meines am 19. Februar gefallendem Vaters, während der Potsdamer Konferenz, in Richtung Baden Württemberg ab. Wir hörten nie wieder von ihnen.

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Wir hatten hier bis vor Kurzem den 1924 geborenen Wolfgang Niemen, dessen Account inwischen entfernt wurde. Aus Gründen, nehme ich an.

Einige wenige wird es wohl hier noch geben.

Ich selbst kann mich noch daran erinnern, dass wir oft in den Ruinen gespielt und da auch noch Kriegsgeräte gefunden haben, das war aber auch schon in den 60ern.

Silo123  11.08.2023, 07:53

Punkto Kriegsgerät finden, findet man ja leider immer noch.

Wobei ich erinnere noch den Aufsatz einer Klassenkameradin unter "Ferienerlebnisse" , die ja früher oft nach den Ferien geschrieben werden mußten: Die hatten eine Bombe gefunden und wollten die allen ernstes zünden und das beschrieb sie in ihrem Aufsatz (gleich vorweg es gelang ihnen zum Glück nicht- sonst hätte sie den Aufsatz wohl nicht mehr schreiben können) und o.k. selten blöd war die Aktion auch. Sie bekam eine 5, deswegen, weil die Lehrerin es für total unglaubhaft hielt, daß die Großmutter den Kindern einfach Streichhölzer gegeben hätte (die haben natürlich NICHT gesagt , was sie damit vorhatten), ich selbst hätte aber genauso Streichholzer bekommen. Und diejenige war wegen der 5 zu Recht sauer, und wegen diesem Leichtsinn waren die schon genug zu Recht! zusammengeschissen worden, aber weil unglaubhaft! eine 5.

Diesselbe Lehrerin hatte mir aber auch mal eine schlechte Note gegeben: wir sollten ein Telefongespräch in einer Telefonzelle beschreiben, welches ich eigentlich perfekt beschrieb, sie wollte mir aber nicht glauben, daß ich kein Geld nachgeworfen hätte und das mit 20 Pfennig erledigt war, war es aber. Telefonieren war teuer, Kurzfassen angesagt. Diese Lehrerin sah sonstwas als unglaubhaft an.

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