Gesundheitsreform - aber wie?

9 Antworten

Ich denke, es gibt nicht den einen Hebel, den wir umlegen können. Steigende Gesundheitskosten gibt es weltweit, das liegt an dem hohen Personalkostenanteil. Bei den Industrie- und Schwellenstaaten kommt noch die demografische Herausforderung dazu.

In Deutschland könnte es schon einige Stellhebel geben. Mehr ambulante Versorgung, beispielsweise in MVZ. Das muss aber organisiert werden. Derzeit haben wir Wildwuchs. Auch das Rettungssystem müsste verbessert werden. Auf dem flachen Land, wo man schnelle Rettungswege natürlich mehr braucht, verdienen Rettungswagen weniger als in der Stadt mit mehreren Krankenhäusern. Die Organisation in der Medizin müsste arbeitsteiliger werden. Ärzte und Fachkräfte vergeuden viel Zeit für Tätigkeiten, für die sie überqualifiziert sind.

Diese Einstellung gibt mir zu denken, wenn man ins Ausland geht, obwohl man weiß, dass hier in Deutschland Ärzte fehlen und die verbliebenen sich kaputt machen. &0 bis 100 Arbeitsstunden in der Woche sind für Klinikärzte die Regel und nicht die Ausnahme.


Mugua  28.05.2025, 09:51

Genau, schön hier die kostenlose Ausbildung abgreifen. Aber dann nichts zurückgeben wollen.

LeonF160 
Beitragsersteller
 28.05.2025, 10:12

Ärzte fehlen überall, manche Systeme sind nur einfach interessanter für Ärzte als andere. Ich kann natürlich auch in Deutschland bleiben und in ein Privatklinikum gehen oder eine Privatpraxis eröffnen, aber ich bezweifle, dass das für dich eine bessere Möglichkeit wäre.

Löse die strukturellen Probleme, die nicht nur heißen wir haben zu wenig Ärzte und die müssen viel arbeiten. 60 Stunden kannst du auch schnell in anderen Ländern arbeiten.

Aegroti  28.05.2025, 10:16
@LeonF160

Privatpraxis oder Privatklinik nutzt ja auch auch vielen Menschen nichts. Es geht um die medizinische Versorgung aller Menschen. Und "interessante Fälle" hat man überall, aber auch die "Routinefälle" müssen behandelt werden.

Strukturell wird ja derzeit mehr zerstört als aufgebaut, weil viele kleinere Krankenhäuser schließen müssen, weil die sich nicht "rechnen". Damit werden die Wege für die Patienten und die Rettungsdienste noch weiter.

LeonF160 
Beitragsersteller
 28.05.2025, 10:24
@Aegroti

Ich hoffe zum Thema Krankenhaussterben, dass bald die verschiedenen Level an Versogrungsebenen eingeführt werden, wie in Lauterbachs Krankenhausreform. Das ist in die Zukunft gedacht, und das wird schon in vielen anderen Ländern so praktiziert.

Es geht nicht um interessante Fälle, die wird man am meisten in Unikliniken finden, sondern dass man für 60 Stunden auch 60 bezahlt wird und nicht nur 35. Bürokratie und Dokumentation sind sowieso völlig entartet in Deuschland.

Und leider rechnen sich reine GKV Praxen so gut wie nicht mehr bis überhaupt nicht mehr. Das tut mir ja auch Leid, aber wenn das für mich irgendwann mal relevant wird, muss ich ja Gewinn machen, Angestellte und Geräte bezahlen sich nicht von selbst.

Aegroti  28.05.2025, 10:31
@LeonF160

Bei der Bürokratie stimme ich Dir voll zu, aber da spielen auch juristische Fragen eine Rolle.

Und mit GKV-Praxen kann man überleben, wenn man nicht zu anspruchsvoll ist. Im Osten gibt es beispielsweise sehr wenige privat versicherte Patienten und die meisten IGEL-Leistungen sehe ich als Betrug am Patienten an.

Es fängt halt an mit der Finanzierung. Finanzierung über die GKV und PKV.

Die Hauptlast wird von der GKV getragen und das ist ein Versicherungssystem das von sehr vielen Einzahlern und weniger aktiven Nutzern lebt.

Denn man hat ja das Gesundheitssystem privatisiert, das heißt es muss Gewinne erwirtschaften. Jede KV und jedes Krankenhaus, jede Praxis.

Aus verschieden Gründen die von einigen bestimmt geleugnet würden sind die Marktbedingungen sehr angespannt. Immer mehr Leistungsempfänger, stehen immer weniger Einzahler gegenüber. Das betrifft ausschließlich die GKV, denn hier werden die Leistungen erbracht für diejenigen die nicht einzahlen, wie Bürgergeldempfänger und deren Familienmitglieder.

Die GKV versucht das mit Einsparungen zu kompensieren, mit günstigen Modulleistungen zu simulieren und auszuzahlen. Krankenhäuser sparen an Personal wo es geht, das bestehende Personal wird für möglichst wenig Geld an ihre Grenzen gebracht und der patient vom Casemanagement in einer einigermaßen effektiven und vor allem lukrativen Leistung abgearbeitet.

Die Frage ist ob wir ein Gesundheitssystem wie die USA wollen oder ob es einfach nötig ist in bestimmten Bereichen staatliche Eingriffe und Co Finanzierung brauchen.

Das Gesundheitssystem, der Verkehr gehört für mich dazu! Vor allem wenn politisch bestimmte Zustände gefördert werden die eine rein marktwirtschaftliche Finanzierung unmöglich macht.

An der Attraktivität der deutschen Jobsituation muss vieles wieder gutgemacht werden aus der Vergangenheit und sehr vieles besser gemacht werden in der Gegenwart un Zukunft um wettbewerbsfähig zu werden mit Ländern wie Schweiz und Schweden.

Staatlicherseits (Steuern, Abgaben) aber auch die Unternehmer brauchen ein anderes Verständnis für ihre Mitarbeiter. Wertschätzung statt "friss oder stirb!"

Hey 😊👋

Das deutsche Gesundheitssystem braucht echt eine Reform, um Ärzte zu halten und die Versorgung zu sichern. 🏥👨‍⚕️

Wichtig wären weniger Bürokratie, bessere Work-Life-Balance und mehr Kohle für die Ärzte. ⚖️⏰💰

Und nebenbei müssen wir die Digitalisierung pushen, die Hausarztpraxen stärken und die Finanzierung auf Qualität statt Masse ausrichten, damit das ganze System besser läuft. 💻📈✅

Liebe 🌞 Grüße

Du wirst doch sicher Kontakt zu anderen Ärzten haben. Was wünschen die sich? Ich könnte mir vorstellen, dass Bürokratieabbau ein sehr wichtiges Thema ist. Außerdem fehlen Anreize, junge Ärzte auf die Dörfer zu bekommen. Die örtlichen Ärzte finden hier kaum noch Nachwuchs, obwohl sie oft einen festen Patientenstamm nachweisen können, so dass ein junger Arzt kein Problem hat, dauerhaft beschäftigt zu sein. Viele Internas wissen die Patienten zudem nicht. Woran es also liegt, dass der Beruf des Arztes so schwierig geworden ist. Davon wirst du unter deinesgleichen vermutlich eher informiert werden. Und schade, falls du ins Ausland gehst. Du könntest natürlich auch daran mitwirken, in D Gutes zu tun und den Widrigkeiten trotzen. Patienten brauchen Ärzte mit Visionen. Trotzdem würde ich mich an deiner Stelle mit Ärzten unterhalten, darüber, was sie sich wünschen würden. Vielleicht gibt es dann ja Lösungsansätze.


LeonF160 
Beitragsersteller
 28.05.2025, 09:56

Ich habe natürlich Kontakt zu Ärzten, meine Mutter ist Dorfapothekerin. Bei uns schließen zum Juli beide Hausärzte, nur einer hat einen Nachfolger gefunden, der aber auch nur 25 Stunden/Woche arbeitet, also geht es de facto von zwei auf einen halben Arzt.

Bürokratieabbau, bessere Vergütung, fixere Arbeitszeiten, weniger Zeitdruck bei Patienten, Überstunden, die tatsächlich vergolten werden und insbesondere während der Facharztasubildung eine eigentlich schon fast Ausbeutung und unterirdische Betreung der Assistenzärzte. Und damit gehen wir ja nichtmal in echte Strukturprobleme der Krankenkassen und der tieferen Verwaltungsstrukturen, Notaufnahmen Missbrauch, etc.

Ja, ich kenne einige Probleme, mich würden nur möglichst viele Perspektiven und Lösungsansätze interessieren.

Ja, es wäre schade wenn ich gehen würde, aber am Ende ist es eine Abwägung von vielen Variablen, aber es ist alleine schon schade, dass sich so viele angehende Mediziner überhaupt darüber Gedanken machen, ob sie bleiben oder nicht.

Kabeltante1266  28.05.2025, 10:00
@LeonF160

Deine Einsichten sprechen für sich, dass du dich also schon sehr genau schlau gemacht hast und die Probleme siehst, die auf junge Mediziner zukommen können/werden. Ich habe nur das Gefühl, dass das hier das falsche Forum dafür ist, ernsthafte Anregungen zu finden. Die findest du vermutlich eher in Foren, in denen sich angehende Mediziner tummeln, statt Schulkinder oder Menschen wie ich, die in einer ganz anderen Sparte unterwegs sind und von den Internas keine Ahnung haben, sondern nur vermuten oder ihr Wissen über die Mängel aus der Presse ziehen.