Frage an Einzelkinder?

4 Antworten

Wart ihr rückblickend froh, Einzelkind gewesen zu sein?

Ja, auf alle Fälle. Meine Mutter hatte mit mir schon genug zu tun gehabt. Ich bin froh darüber. (Ich könnte noch länger darauf eingehen, doch ich fühle mich nicht danach.)

Wart/seid ihr introvertiert oder extrovertiert, bzw. hattet ihr Schwierigkeiten, soziale Kontakte zu knüpfen (waren eure Eltern selbst introvertiert/extrovertiert)?

Das ist schwer zu beantworten, da ich aufgrund meiner Neurodivergenz/Behinderung (Autismus) schon immer Probleme hatte, soziale Kontakte zu knüpfen. Jedoch hatte das natürlich gar nichts mit dem Fakt zu tun, dass ich Einzelkind war. Dazu kam (bzw. kommt) noch meine jahrelange Sozialphobie ... Aber selbst ohne diese Phobie wäre ich heute und damals trotzdem introvertiert gewesen. (Meine Mutter ist ebenfalls introvertiert.)

Was fandet ihr toll an eurem Einzelkindstatus?
  • Ich musste nichts teilen
  • Meine Mutter war ganz für mich alleine da (Ich war ein Mamakind, Mama musste immer mitkommen, nur Mama!)
  • Ein eigenes Zimmer
  • Kein Kind wird (unterbewusst) über das andere gestellt
  • Ich vergleiche mich nicht (unterbewusst) mit meiner Schwester oder meinem Bruder und bin neidisch auf deren Leistungen
  • Kein Konkurrenzkampf
  • Unsere sowieso schon sehr prikäre, finanzielle Situation wurde nicht noch schlimmer
  • Kein Risiko, dass es mir zu laut werden würde (entweder durch Babygeschrei oder weil Bruder/Schwester rumtobt oder halt generell laut und aufgedreht ist)
  • Privatsphäre, kein lästiges, unangekündigtes Reinplatzen
Was haben eure Eltern gut gemacht?

Meine Mutter: War die einzige, die sich um mich kümmerte und auch kümmern konnte (auch wenn viele das nicht sehen wollten), die einzige, die mich unterbewusst verstand. Sie war nie zu streng, sie hielt meine Grenzen ein, während sie ihre klar verteidigte, sie diskutierte auch mal mit mir, sie behandelte meine Meinung als genauso wichtig wie ihre eigene, sie stellte keine unnötigen Regeln auf etc. pp.

Mein Erzeuger: ... ähm ... äh ... hm ... hmmmmmm ... Ich überlege ... Na ja ... Nein. Hm ... Vielleicht ... Auch nicht. ... Ähmmm ... Er ... Er hatte damals die Idee für meinen Namen gehabt und ich bin mit meinem Namen ganz zufrieden. Meine Mutter gab ihr okay. Das ist etwas Positives, aber da hört's dann auch schon auf.

Was gebt ihr eventuell selber an eure Einzelkinder weiter (falls ihr einen Kinderwunsch habt und nur ein Kind wollt)?

Da ich keinen Kinderwunsch habe, überspringe ich die Frage mal.

Habt ihr euch Geschwister gewünscht oder nicht?

Soweit ich mich zurückerinnern kann: Nein. Das war nie ein Wunsch, den ich hatte. Weder früher, noch heute (mit 25). Das einzige, was mich oft ein bisschen "alleine" fühlen ließ, war, dass fast jede Person, die ich kenne/kannte mindestens einen Bruder oder eine Schwester hatte. Aber das hat für mich nicht viel zu sagen. Ich war nie eifersüchtig darauf. Hätte man mich zu irgendeinem Zeitpunkt in meinem Leben gefragt, ob ich ein Geschwisterchen haben wollen würde, hätte ich stets mit "oh nein, bitte nicht, eine von meiner Sorte genügt" geantwortet.

Was haben eure Eltern "vermasselt" oder nicht bedacht in eurer Erziehung?

Ich würde sagen, meine Mutter hat ... relativ wenig wirklich vermasselt und das, was an mir nicht gut geworden ist, das wäre so oder so nicht gut geworden, weil das außerhalb ihrer Kontrolle war. Keine Ahnung. Manch einer würde eventuell denken, sie wäre herzlos, weil sie mir noch nie gesagt hat, dass sie mich lieb hat. Andererseits ist das einfach nicht unsere Art und Weise, uns Zuneigung zu zeigen. War es nie, wird es nie sein.

Wenn es um meinen Erzeuger geht, uff. Sagen wir ... Also:

  • Falscher Erziehungsstil (autorität, funktionierte bei mir nicht, lernte meine Mutter zum Glück schnell)
  • keinerlei Interesse an mir, sobald ich mal bockig war, nicht so wollte, wie er, einfach nicht angenehm zu manövrieren und nicht brav war
  • Zahlte nach der Scheidung (als ich circa 9 war) nur sehr sporadisch und widerwillig Unterhalt
  • *zieht nach der Scheidung mehrere hundert Kilometer weit weg, sämtliche E-Mails, Briefe und Anrufen seitens der Mutter und mir, der Tochter, bleiben unbeantwortet*
  • Verbreitete Lügen über meine Mutter bei seinen Eltern, der Schule, dem Jugendamt
  • uvm.

Zugegeben: Die letzten Punkte hatten wenig direkt mit meiner Erziehung zu tun, schätze ich. Nun ja, da gibt es nicht viel zu berichten. Er war selbst vor der Scheidung meistens nicht da. Ich hatte so wenig mit dem zu tun gehabt. 99% erledigte meine Mutter - Musste sie erledigen, er half ja nie und Hilfe von Außerhalb war nur selten möglich (Ich vertraute nur Mami und den anderen war ich zu anstrengend). Ich bin nicht traurig deswegen, ich finde das fast schon wieder lustig. Weil ... und ich weiß, das hat nichts mit deiner Frage zu tun, aber wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, würde ich es nicht glauben:

Also damals, als ich vielleicht 12 Jahre war, ungefähr, wollte das Jugendamt Treffen (2x im Monat, wenn ich mich recht entsinne) mit meinem Erzeuger organisieren. Meine Mutter sagte direkt: Sobald die organisierten Treffen aufhören, gibt der Herr keinen Mucks mehr von sich. Sie würde Recht behalten, doch es wird noch besser: Das Jugendamt versucht eine ganze Weile lang, ihn zu kontaktieren etc. Totenstille! Erst, als sie ihm mit irgendetwas gedroht haben - keine Ahnung, mit was, aber es muss etwas Finanzielles gewesen sein, denn damit hatte man ihn am Haken -, da kam er dann widerwillig angeschürft. Hat nur noch gefehlt, dass er "neeeiiiin, tut mir das nicht an!" geschrien hätte oder man ihn, zappelnd und an den Armen zweier Polizisten hängend, in den Raum befördert hätte.

Das Jugendamt muss dir DROHEN, damit du DEINE EIGENE Tochter siehst, ZWEIMAL IM MONAT!

Keine Bange: Ich wollte ihn selber nicht einmal wirklich sehen. Aber im Nachhinein ist das schon echt krass. Und dann das geteilte Sorgerecht haben wollen, mhm, ich glaub' auch. (Leider wirklich so passiert. Doch das ist eine ganz andere Geschichte.)

Ach ja, und er war ein Muttersöhnchen. Zwar war er bereits 35 (ein Jahr jünger als meine Mutter), dennoch: Das einzige, was gefehlt hatte, war, dass er bei Mami im Keller hockt und diese ihm die Lieferpizzen runterbringt. Sobald ich mal nicht mitmachte oder meine Mutter mal ein kleines bisschen mit ihm zu meckern hatte, war er direkt tagelang weg, bei Kumpels, auf der Arbeit und heulte sich immer brav bei seiner Mami aus.

So, jetzt bin ich aber wirklich fertig.

Rückblickend bin ich weder froh noch traurig, eins zu sein. Es ist einfach so, eines der Verhältnisse, in die ich hineingeboren bin und deren Grund noch nicht einmal in den Händen meiner Eltern lag (es war kein Einzelkindwunsch, sondern ein anderer Grund, der vielleicht nicht unbedingt aufgeschrieben werden muss) Was mich in meiner Situation am ehesten belastete, waren die Vorurteile anderer Leute, denn ich merkte insbesondere, dass meine Mutter darunter litt. Charakterlich fehlt mir wahrscheinlich die Anpassungsfähigkeit, das kann ich gar nicht. Das größte Glück dadurch ist, dass ich eine recht friedfertige Person geworden bin, die gerne teilt (immerhin habe ich nie den Kampf unter Geschwistern kennengelernt) und dass ich, weil ich oft das einzige Kind unter Erwachsenen war und dann wenig Beachtung geschenkt bekommen habe, gerne die Erwachsenen beobachtet oder alleine gespielt habe. Ich war nie "stolz" darauf, ein Einzelkind zu sein; Geschwisterkinder haben einen weitaus besseren Status. Wenn ich mir Geschwister hätte aussuchen können, dann hätte ich eine Zwillingsschwester haben wollen. Aber das lässt sich so oder so nicht auf Wunsch machen. Ansonsten wäre es vielleicht spannend gewesen, zu erfahren, was andere Kinder, die in meiner Familie großgeworden sind (= Geschwister) aus sich gemacht hätten und sich mit ihnen auszutauschen. Aber die gibt es halt nicht, glücklicherweise sind meine Eltern (meine Mutter) meistens offen für Gespräche und wir halten zusammen.

Ich persönlich bin noch zu jung, um ernste Kinderwünsche zu haben, werde mir aber niemals sagen "ich will ein Einzelkind.". Das möchte ich so nicht festlegen.

Dreamdrummer  25.04.2024, 10:15
Charakterlich fehlt mir wahrscheinlich die Anpassungsfähigkeit, das kann ich gar nicht. 

Meinst du damit Schlagfertigkeit, wenn von anderen blöde Sprüche kommen und so? Geht mir auch oft so, dass man dann abends denkt „Mann, da hätte ich eigentlich dies und das darauf antworten sollen...". Ich glaube, das ist etwas, das Einzelkinder wirklich nicht (gut) können, weil sie eben nicht lernen, wie man richtig streitet und Paroli bietet.

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GinaLaura086  29.04.2024, 22:15
@Dreamdrummer

Ja, das unter anderem auch, so ist es wirklich. Abends kommen dann die Ideen, wie man geschickt hätte kontern können. Was ich aber auch meinte, war, dass meine Art sich nur selten dem Umfeld angleicht. Vor allen Dingen sprachlich. Egal, von wem ich umgeben bin, spreche ich in etwa so, wie ich auch hier auf Gutefrage schreibe; weder kommt mir unter Jugendlichen ein "Digga" über die Lippen, noch werfe ich bei Lehrern oder Einserschülern mit Fachwörtern um mich

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  1. kann ich nicht sagen da ich ja keine Kontrollgruppe habe. Ich weiß nicht wie es sich anfühlt, Geschwister zu haben.
  2. Als Kind introvertiert, jetzt als erwachsene Frau extrovertiert. Überhaupt keine Probleme in Kommunikation, stellt mich auf ne Bühne und ich unterhalte euch 20 Minuten über ein beliebiges Thema
  3. Ich hatte viel Zeit mit mir selbst und habe sehr viel Wissen gesammelt, daher habe ich eine hohe Allgemeinbildung und alleine sein ist keine Qual für mich, sondern etwas was ich kenne und schätze
  4. wenig
  5. -- fällt weg
  6. Ich bin zufrieden mit dem wie es ist, da es sowieso nicht änderbar ist, egal was ich gewünscht hätte
  7. Mir wenig erklärt, mich nicht ernst genommen, mich im Stich gelassen, meine Emotionen in Absprache gestellt, waren nie mit meiner Leistung zufrieden, haben sich über mich lustig gemacht, haben mich lächerlich gemacht, und haben einen Handgelenksbruch nicht ärztlich versorgen lassen, so dass der Knochen schief zusammengewachsen ist
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo meine Liebe

also ich war auf einer Seite froh da ich alles für mich alleine hatte und keiner mir was genommen hat. Aber manchmal war mir auch sehr langweilig und ich hätte mir ein Geschwisterchen gewünscht! Heute frage ich mich warum ich Einzelkind bin da ich leider nie Tante werden kann

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung