Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung Ausbildung oder direkt rein ins Berufsleben?

4 Antworten

Wir haben einen Kollegen, der genauso gedacht hat, wie Du - hat falsch gedacht.

In dem Job geht's nicht nur um's Programmieren, da spielt noch weit mehr rein, was weit schwieriger ist. Außerdem brauchst in den meisten Fällen mehr Sprachen, als nur JavaScript.

Also klar, Du kannst die Ausbildung überspringen, vermutlich findest Du auch jemanden, der dich einstellt. Es kann aber auch grandios nach hinten losgehen und als "normaler" Angestellter schützt dich niemand, wenn Du dein Geld nicht wert bist, fliegst Du, Punkt aus. Als "normaler" Angestellter kannst Du auch nicht ständig die Kollegen um Rat fragen. Mal geht das, aber irgendwann fällt negativ auf, dass Du eigentlich nicht alleine klar kommst.

Und dann ist es auch etwas anderes, nur zu hören, wie es in einem IT Unternehmen abläuft, als selber die Erfahrungen zu machen.

Musst Du dir überlegen, ob Du (fast) drei Jahre in der Ausbildung "verschwenden" willst, oder lieber erst ein paar Monate bis Jahre mit sehr niedrigem Gehalt (weil dir niemand traut) normal zu arbeiten und anschließend doch noch deine Zeit in dir Ausbildung zu "verschwenden", um den Beruf zu lernen.

Es kann natürlich auch sein, dass Du dich richtig einschätzt und alles glatt läuft, aber das kann hier niemand wirklich einschätzen, weil dich niemand kennt.

Ich habe schon komplexe Business Applikationen usw. programmiert.

Ich vermute mal, Du hast keine Vorstellung, was "komplex" bedeutet, solche Anwendungen entwickelt in der Regel niemand alleine, das wäre zeitlich überhaupt nicht tragbar. Sowas ist Team-Arbeit (häufig sogar mehrere Teams), Du musst also im Team arbeiten können, die Arbeit im Team muss gut organisiert sein, der Code und die Architektur muss gut organisiert sein, die Kommunikation mit dem Kunden muss organisiert werden, etc. Das gehört alles mit zum Job.

Vielleicht hast Du in deinen Praktika mal an solchen Projekten gearbeitet, allerdings bezweifle ich, dass eine Firma einen Praktikanten, den kaum jemand einschätzen kann, an einen riskanten Projekt-Abschnitt heran lässt.

erstens wegen dem Gehalt, zweitens bin ich jetzt 20. Und ich würde auch gerne endlich von Zuhause ausziehen und selbständig mein Leben führen.

Ich war auch 20, als ich von Zuhause ausgezogen bin. Ich hab die Ausbildung gemacht und ein typisches Azubi-Gehalt bekommen und ich bin gut ausgekommen.

Dein Alter und ein niedriges Gehalt sind also kein Argument, Du musst es nur wollen. Z.B. hast Du Anspruch auf Kindergeld und auf Unterhalt von deinen Eltern, das stockt das Gehalt ganz gut auf, genug um ein WG-Zimmer zu finanzieren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – C#.NET Senior Softwareentwickler

Wir befinden uns in Deutschland - Zertifikate und Zeugnisse stehen über deinem Können und ja, das ist echt traurig.

Ungeachtet deiner Situation oder Motivation solltest du die Ausbildung beginnen und selbstverständlich abschließen. Du kannst dich ja vorzeitig zur Prüfung anmelden, sofern dein Notendurchschnitt reicht.

Heutzutage geht es nicht mehr um die Programmierung allein - Prozesse, Teamwork, Code-Conventions, Tools. Als Hobbyprogrammierer setzt man sich mit sowas kaum auseinander, ist jedoch im Berufsleben notwendig.

JS alleine reicht in einem Unternehmen, das auf Webentwicklung spezialisiert ist.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – > 20 Jahre in der Softwareentwicklung

Auch wenn ich die fehlende Motivation bzgl Ausbildung in deiner Situation nachvollziehen kann, würde ich trotzdem empfehlen, diese zu absolvieren. Dort lernt man auch andere Sachen neben dem Programmieren, die unter Umständen für später hilfreich sein könnte. Und falls doch nicht, macht sich das halt doch besser im Lebenslauf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Überlebensexperte

Wenn du extrem gut bist, also ein absoluter Überflieger, brauchst du keine formale Ausbildung. Vor allem, wenn du bereit bist, ins Ausland zu gehen, wo man nicht diesen Zeugnis-Fetisch hat, wie in Deutschland.

Aber dann musst du schon in gewisserweise etwas bahnbrechendes erreicht haben und Aufmerksamkeit auf dich gelenkt haben.

Ansonsten hast du schlechte Karten. Selbst wenn du ein passabler Entwickler mit gutem Potenzial bist, werden vergleichbar kompetente Kollegen mit Ausbildung oder Studium in den meisten Fällen vorgezogen. Bei der Karriere, bei den Aufgaben und beim Gehalt. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber so ist es flächendeckend in Deutschland.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium (M.Sc., Dr.) und mehrjährige Berufserfahrung