Die Flache-Erde-Theorie. Wie kommt das?
Manche behaupten, dass Amerikaner waren nie auf dem Mond und mache sogar, dass die Erde muss, flach sein. Wie kommt das?
8 Antworten
Das ist eine interessante Frage, warum es überhaupt Verschwörungstheorien gibt, die fernab jeglicher Realität sind.
Offensichtlich ist jedenfalls, dass sie viele Gemeinsamkeiten mit religiösen Vorstellungen haben, also auf reiner Spekulation und Fantasie beruhen und mit logischen Argumenten den Anhängern nicht beizukommen ist.
Dass sie sich heutzutage allerdings so weit verbreiten, hängt mit dem Internet zusammen.
Es liegt vor allem daran, das sich der falsche Teil der Bevölkerung so stark vermehrt.
Ein selbständig denkendes und handelndes Individuum zu sein und als solches angesehen zu werden ist ein ganz natürliches Bedürfnis des Menschen. Nur sind manche Menschen dazu leider zu blöd und "hinterfragen" deshalb grundsätzlich alles, was es an allgemeinem Wissen gibt. Letztendlich geht es dabei um die persönliche Eitelkeit und das Gefühl, 'gegen den Mainstream', 'einzigartig' und 'individuell' zu sein. Die meisten Menschen tun das über einen auffälligen Kleidungsstil oder ihren Musikgeschmack (Man denke an die stolz vorgetragene Aussage, keine 'Mainstream-Charts-Musik' zu mögen). Andere lehnen halt wissenschaftliche Erkenntnisse und Allgemeinwissen ab oder plären was von 'Lügenpresse' und 'vom Staat bezahlter Antifa'. Es hat halt eine gewisse Romantik, zu einer kleinen, unterdrückten Minderheit zu gehören, die sich nicht von großen finsteren Mächten beeindrucken lassen und sich darin bestätigen zu lassen, als einer der wenigen Auserwählten oder 'Aufgewachten' den Durchblick zu haben. Wenn man den aber nunmal nicht wirklich hat, sucht man sich halt sowas aus.
Das mit den Sklavengenen erkennt man ganz einfach:
Ins Zeitungskiosk gehen und schauen wieviele Zeitungen sich mit den Problemen der sogenannten "Adligen" und anderer Unterhaltungsprominenz befassen.
Es sind unfassbar viele.
Menschen sind Dumm. sie glauben alles von dem Sie möchten das es wahr ist oder das was Sie befürchten.
Nur deshalb funktioniert die Lügenpresse so gut.
Aberglaube und Dummheit gab es schon immer auf der Welt. Man glaubte zum Beispiel mal, dass es Hexen gibt und man sie verbrennen müsse. Man glaubt(e), dass es Vampire gibt.
Warum sollten heute die Ignoranten ausgestorben sein? Wir sind (in der Summe gesehen) noch genauso dumm wie unsere Vorfahren. Mit dem Internet lassen sich Dummheiten heute sogar besser verbreiten als früher.
Die Dummen werden aber immer mehr und wenn sie erst in der absoluten Mehrheit sind, werden auch wieder Hexen verbrannt oder Ärzte ermordet, die legal Abtreibungen anbieten.
Wenn ein deutscher Bischhof, seine "Schäfchen" dazu auffordert sich nicht von Ärzten behandeln zu lassen, die auch Abtreibungen anbieten, sind wir nicht mehr weit davon entfernt.
Daß die Erde eine Kugel ist, weiß man seit Jahrtausenden. Jeder, der auch nur Tausend Kilometer mit offenen Augen in Nord–Süd-Richtung gewandert ist, muß zwangsläufig zu diesem Schluß kommen. Dazu reicht es nämlich, die Sonne oder die Sterne anzusehen, oder wenn man auf dem Meer ist, den Horizont.
Wer heute (oder auch damals) die Idee einer flachen Erde hochhält, ist ein belehrungsrestistenter Troll und kann ignoriert werden.
Nicht viel besser sieht es mit den Mondverschwörern aus. Ja, Verschwörungen und politische Lügen gab und gibt es, und eine Fake-Mondlandung verletzt kein Naturgesetz, und Propaganda-Lügen gehören zu den USA genauso wie Thanksgiving.
Aber abgesehen von dieser allgemeinen Beobachtung spricht nichts dafür — das beginnt damit daß die USA zwar eine Mondlandung im Studio hätten drehen können, aber keine Möglichkeit hatten, eine Live-Übertragung so zu faken daß die Russen es nicht herausfinden hätten können. Und es endet damit, daß die Chinesen mittlerweile Bilder vom Apollo-Müll auf dem Mond geschossen haben. Warum hätten all diese Konkurrenten die US-Lüge mitspielen sollen? Und da rede ich gar nicht erst vom mitgebrachtem Mondgestein, dem Laser-Reflektor oder den unzähligen Bildaufnahmen.
Trotzdem gibt es Leute, die solchen Unsinn glauben. Der Grund ist meiner Meinung nach komplex und mehrfach: Unsere Gesellschaft ist sehr individualistisch, und wenig traditionsbewußt. Wir bewundern Leute, die lang für wahr gehaltene Annahmen untersuchen und gegebenenfalls verwerfen; Galileo Galilei gilt uns fast als Heiliger. Wir halten Kritikfähigkeit und generelles Mißtrauen bezüglich traditioneller oder offizieller Meinungen für positive Eigenschaften. Wir wissen, daß Gemeinschaften sich oft auf Mythen stützen, und genießen deren rationale Dekonstruktion als intellektuellen Fortschritt. „Legende“ nennen wir etwas, was ohne Beweis geglaubt wird, und wir halten nicht viel davon. Dafür bewundern wir das Individuum, das alleine gegen den Strom schwimmt.
Das ist keineswegs selbstverständlich, und in der menschlichen Geschichte ein Ausnahmefall. Ich lebe gegenwärtig in Indien, und hier funktioniert die Welt durchaus anders. Die Legenden des Mahābhārata und Rāmāyaṇa, die vor gut 2000 Jahren aus älteren Bruchstücken und dem damaligen Zeitgeist und politischen Interessen zusammengeschweißt wurden, gelten hier als historische Beschreibung von Ereignissen, die sich vor 5000 Jahren abgespielt haben (auch wenn alles daran anachronistisch ist, weil es damals z.B. noch gar keine Hauspferde gegeben hat, und die Superwaffen in diesem Epos so realitätsnah sind wie die Lichtschwerterkämpfe in Revenge of the Sith). Wer daran zweifelt, läuft Gefahr, als „respektlos“ angesehen zu werden, weil er das Erbe der Vorväter nicht würdigt.
In Deutschland dagegen würde jemand, der die Nibelungensage mit Drachen und Zwergen als historische Realität ansieht, als naïv verspottet werden. Und das wäre in unserer Gesellschaft so wenig angesehen wie „Respektlosigkeit“ in Indien.
Kurz zusammengfaßt: In der westlichen Gesellschaft ist der angesehen, der nicht glaubt sondern hinterfragt. Das hat Technik und Fortschritt begünstigt und ist Quelle unseres Erfolges und Wohlstandes, aber man kann auch zu viel davon erwischen. Es gibt nämlich auch Dinge, die wirklich wahr sind, obwohl sie von vielen oder sogar fast allen geglaubt werden.
Eine zweite Quelle von unwissenschaftlichem Gedankengut sind postmoderne Strömungen, die das Wissen selbst angreifen und für ein soziales Konstrukt und eine persönliche Entscheidung halten. Auch hier gilt, daß die Dosis das Gift macht. Viele in der Vergangenheit allgemein geglaubten Unsinnigkeiten, vom Hexenwahn bis zur göttlichen Auswahl der Herrscher, waren gesellschaftliche Konstrukte die die Macht der Herrschenden sichern sollten. Solchen Glauben zu zerschmettern ist eine Gute Sache™. Für viele Fragen gibt es wirklich nur persönliche Antworten, etwa ob man Familie oder Karriere oder etwas Drittes anstrebt, oder ob man lieber Star Wars oder Star Trek sieht, oder an welchen Gott man (wenn überhaupt) glaubt. Hier ist immer die Antwort die richtige, die der Betroffene wählt. Daß wir das erkannt haben, ist ein riesiger zivilisatorischer Fortschritt.
Aber das heißt nicht, daß alle Aussagen nur innerhalb einer bestimmten Gesellschaft gültig wären, oder nur für ein bestimmtes Individuum, oder daß deshalb alles verhandelbar sei. Wer das behauptet, der beschmutzt das Konzept der Wahrheit. Denn viele Dinge liegen außerhalb der menschlichen und kulturellen Sphäre, und sind daher für alle verbindlich. Keine Gesellschaft kann durch Übereinkunft festlegen, daß Äpfel nach oben fallen. Und wer glaubt, Cyankali sei gesund und die Berichte über Giftigkeit seien Propagandalügen und „für mich ist das nicht giftig, weil meine Meinung so gut wie jede andere ist“, der wird beim Versuch, das Zeug zu essen, ziemlich sicher kläglich sterben.
Kurz zusammengefaßt: Manche glauben, daß alle Meinungen gleichberechtigt seien und jede Meinung denselben Respekt und denselben Grad an Wahrheit beanspruchen kann. Während das in der persönlichen und sozialen Sphäre zum guten Teil wahr ist, versagt diese Ideologie völlig, wenn es um Naturphänomene geht. Denn die Natur schert sich nicht um Deine Meinung sondern macht ihr Ding. Andernfalls dürfte ja ein von westlichen Atheisten gebautes Handy in den Händen eines göttergläubigen Hindu nicht funktionieren (tut es aber).
Du siehst also: Die westliche Welt hat ein Faible für Kritik und Hinterfragen und Bruch mit dem, was früher mal die Mehrheitsmeinung war. Wenn das aus dem Ruder läuft und Kritik zum Selbstzweck wird und einer glaubt, er wäre der Beste weil er etwas hinterfragt was noch keiner zuvor hinterfragt hat, und weil er dabei bleibt egal was die anderen sagen (weil Galilei ja auch nicht nachgegeben hat), dann kann diese Einstellung zu unsinnigen Verschwörungstheorien führen. Z.B. bei der Mondlandung.
Auf der anderen Seite gibt es einen Trend, Wahrheiten generell für subjektiv zu halten und nur in einem Kontext für gültig zu halten; die individuelle Freiheit, zu glauben was man will, ist uns wichtig. Wenn man dieses Konzept aber auf die Natur ausweitet (ironischerweise bedeutet das ja genau, die Doktrin von der Kontextabhängigkeit von Wahrheit im falschen Kontext anzuwenden) und glaubt, man kann sich die Welt so machen wie sie einem gefällt, dann kommt Pseudowissenschaft heraus, z.B. die Flache Erde.
Zwar stimme ich dir nicht in jedem Detail zu, aber insgesamt ein sehr guter Aufsatz
Weiß nicht was Du damit sagen willst. Die beiden Fehlverhalten, die ich hier beschreibe, kommen sowohl links als auch rechts vor, und die linke Seite ist sogar besonders gefährdet, in diese Falle zu fallen. Denn die Linken schätzen persönliche Wahlfreiheit und stehen Autorität und gesellschaftlichen Machtverhältnissen sehr kritisch gegenüber. Mit ein einem Übermaß von diesen Eigenschaften werden sie dann z.B. Impfgegner weil „Ich kenne meinen Körper mindestens so gut wie mein Arzt und muß seine Meinung nicht teilen“ und „Man braucht sich ja nur anzuschauen, wer aus diesem ganzen Impftamtam den großen Profit zieht“.
Konservative können in diese Fallen auch hineinrutschen, aber aus anderen Gründen.
"Daß wir das erkannt haben, ist ein riesiger zivilisatorischer Fortschritt."
Tja und was ist mit den anderen 79 Millionen Leuten in D?
Super Beitrag von Dir, selbst nach 2 Jahren noch kommentierungswürdig.
Leider werden die Dummen auf der Welt immer mehr, da ihre Vermehrungsrate deutlich größer ist. Das führt über kurz oder lang wohl zur immer schneller werdenden Degeneration von Gesellschaften und vielleicht sogar der ganzen Menschheit.
Gruß Jake
Liegt glaub ich meist an Religionen, zumindest hab ich noch nie nen Flacherdler gefunden, welcher nicht religiös war.-.
Ja und damit haben sie Unrecht, denn es ist nicht die Minderheit, sondern die MEHRHEIT, die unterdrückt wird, und die meisten wollen und brauchen das sogar so. Die meisten von uns haben zu viele Sklavengene im Blut... :p